SPÖ legt hohe Latte für Ja zu Erneuerbaren Ausbau Gesetz im Parlament
Für Ökostrom-Kostendeckelung
für Haushalte - ÖVP: Jeder sollte zu 5 Cent mehr pro Tag für den Klimaschutz bereit sein" - Gewessler:
Nutzungskonflikte offensiv angehen, etwa zur Wasserkraft
Die SPÖ macht es den
Regierungsparteien ÖVP und Grüne nicht leicht, zum Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) im Parlament zu der
erforderlichen Zweidrittel-Mehrheit zu kommen. Man werde das Gesetz "nicht einfach durchwinken, es muss
auch eine soziale Handschrift haben", deponierte SPÖ-Energiesprecher Abg. Alois Schroll am Dienstag. Er
verlangte erneut eine Deckelung der Ökostrom-Kosten bei jährlich 100 Euro pro Haushalt.
Zwar
gebe es für die 300.000 GIS-Gebührenbefreiten in Österreich bereits die Möglichkeit, sich von den
Ökostromkosten befreien zu lassen, doch würden davon nur 130.000 Gebrauch machen - viele wüssten das
offenbar gar nicht, plädierte Schroll bei einer Diskussion für eine generelle Regelung. In den letzten
acht Jahren hätten die rund 4 Mio. Haushalts-Zählpunkte im Schnitt 90,22 Euro im Jahr zu bezahlen gehabt.
Jetzt höre er von einem Netzbetreiber, dass womöglich künftig 50 Euro jährlich dazukommen könnten.
Über allfällige künftige Änderungen bei der Gesamtsumme der jährlichen Ökostromförderung im
Ausmaß von einer Milliarde Euro sollte nur das Nationalratsplenum befinden können und nicht der
Hauptausschuss, verlangte der SPÖ-Energiesprecher. Und er bezweifelte, ob es sinnvoll sei, große
Energieversorger bei den künftigen Bürgerenergiegemeinschaften auszuklammern. Es gebe zum EAG "noch viele
Punkte, die man verhandeln muss." Jetzt müsse es "ans Eingemachte" gehen.
Die Meinung, dass es
zu einer Erhöhung der jährlichen Ökostromkosten um 50 Euro für Haushalte kommen könnte, teilte
ÖVP-Energiesprecherin Abg. Tanja Graf beim Verbund-Energie-Frühstück nicht: "Da werden wir nicht
hinkommen." Außerdem werde auf Länderebene schon sehr viel gegen die Energiearmut getan. Jeder Bürger,
dem die Energiewende etwas wert sei, werde auch zu Mehrkosten bereit sein. Bei 20 Euro Mehrkosten, von
denen sie ausgeht, seien das "5 Cent Erhöhung pro Tag für den Klimaschutz". Hier hakte ihr SPÖ-Kollege
Schroll ein und meinte: "5 Cent am Tag - das kann man auch festschreiben." Schroll erwartet für 16.
November den Ministerrat-Vortrag zum EAG. Am 2. Dezember könnte es im Wirtschaftsausschuss und am 10.
Dezember im Plenum sein, sagte er.
Die für Energie zuständige Klimaschutzministerin Leonore
Gewessler (Grüne) sieht kurz vor Ende der Begutachtungsfrist am Mittwoch dieser Woche noch etliche
Knackpunkte im EAG, bei dem es noch um einen Konsens mit den Stakeholdern zum Entwurf geht. Sie verwies
etwa auf den Wasserkraftausbau: Hier seien Nutzungskonflikte offensiv anzugehen und Lösungen zwischen
Umweltschützern und der Strombranche zu finden, "da werden wir einen Schritt aufeinander zugehen". Bei
Photovoltaik (PV) gehe es sowohl um die Hausdächer als auch um Freiflächen, beides bedürfe der Akzeptanz.
ÖVP-Expertin Graf sieht "PV als erstes auf den Dächern", an zweiter Stelle auf versiegelten Flächen (etwa
Deponien) und erst an dritter Stelle auf Freiflächen.
Bei der Windkraft, die bis 2030 das
größte Potenzial habe, müsse man stärker in die Bundesländer gehen, sagte Gewessler weiter. Sowohl bei
Wind als auch PV komme es darauf an, die Möglichkeiten des EAG regional auch gut zu nutzen. Generell
sollte die Diskussion aber "weg von Kosten und Belastungen" hin zu "Chancen und der Zukunft" gedreht
werden. Netzinfrastrukturprojekte sollten künftig leichter realisierbar sein. Bei der Netzreserve, gehe
es um eine kostengünstige Vorgangsweise und um Kostenwahrheit, zu der die EU mahne. Parallel werde neben
dem Strompaket das Gaspaket für "Grünes Gas" erarbeitet. Die Wasserstoffstrategie solle noch heuer
vorgelegt werden. Bei der Fernwärme werde ebenfalls die Aufgabe sein, die Dekarbonisierung
voranzutreiben.
Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber wünscht sich vom EAG einen Rahmen, der der
E-Wirtschaft neue, wirtschaftliche Projekte ermögliche. Es gehe um eine energieindustrielle Revolution,
auf die Österreich zusteuere. Es sei gut, dass es dabei keinen Wettbewerb der Technologien untereinander
gebe, "denn wir werden alle Technologien brauchen". Wirtschaft und Umwelt seien dabei keine Gegensätze.
Künftig sollte verpflichtend auf jedem Neubau eine PV-Anlage stehen, das sei einfacher als eine
Nachrüstung und sollte daher in die Bauordnungen Eingang finden. Letztlich werde das EAG als ein
Strompaket aber nur ein Baustein sein, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad einzudämmen. Neben der
Sektorkopplung werde man auch um eine CO2-Bepreisung nicht herumkommen.