MULTI-CAPPED-BONUSZERTIFIKATE Faire Preise sehen anders aus <12:25, 04.01.08>
Von Daniel Saurenz
Das Multi-Capped-Bonuszertifikat setzt sich zusammen aus den Werten
General Motors, Ford, Fiat und Volkswagen. Fällt nur einer der Werte unter die Sicherheitsbarriere von 60
Prozent, verfällt der Bonusanspruch. Dem Anleger wird am Ende der Laufzeit (29. Dezember 2008) der
Gegenwert des schwächsten Wertes ausbezahlt, und zwar prozentual umgerechnet auf den Anfangswert des
Zertifikates.
Die Barriere, die nicht unterschritten werden sollte, um den
Bonusanspruch zu wahren, lag bei GM bei 23,51 Dollar. Im New Yorker Handel unterschritt GM Donnerstag
Abend diese Marke, um kurz danach wieder darüber zu notieren. Laut Zertifikatekonditionen ein klarer
Fall: Einmal unterschritten, bedeutet: Bonusanspruch verloren. Gesetz den Fall, es bliebe bei diesen
Kursen, dann müsste der Auszahlungswert des Zertifikats bezogen auf die schwächste Aktie - also in diesem
Fall General Motors - 60,00 Euro betragen, was eben den 60 Prozent des Ausgangswerts des Zertifikats
entspricht.Zieht man die Dividende von in Euro gerechnet 2,40 Euro in Betrachtung, so wäre der
Auszahlungskurs, falls General Motors als aktuell schwächste Aktie am Laufzeitende auf dem aktuellen
Niveau notierte, 57,80 Euro.
Völlig unverständlich ist aber, wie Merrill Lynch zu einem Kurs
von nur noch 48,23 Euro kommt. Dieser liegt sagenhafte 18,5 Prozent unter dem entsprechenden
Auszahlungswert des Zertifikats, bezogen auf den momentan schwächsten Wert General Motors. Selbst wenn
man in Betracht zieht, dass der Korb nach wie vor aus vier Aktien besteht und es sich bis zum
Laufzeitende auch noch ein anderer Wert als schlechtester herauskristallisieren könnte und sich der
Händler beziehungsweise der Emittent dagegen absichern muss, erscheint dieser Abschlag weit überzogen.
Auf Nachfrage begründet dies Merrill Lynch mit der Volatilität der GM-Aktie, den geringen Umsätze im
Zertifikat und man höre und staune mit den Schwierigkeiten, die sich generell beim Handel und Hedging mit
Basket-Zertifikaten ergeben könnten. Hier könne es schon einmal sein, dass der Händler aus Gründen der
eigenen Absicherung einen nicht näher definierten Abschlag auf den eigentlich gerechfertigten oder zu
erwartenden Preis vornehme.
Ein Einzelfall? Hoffentlich! Denn sonst sollten die
Anleger generell die Finger von solchen Multi-Capped-Bonuszertfikaten lassen, bei denen sich selbst bei
gründlichem Studium des Prospekts die Preisgestaltung nicht nachvollziehen lässt. Der Verdacht wird
genährt, dass der Emittent in der Preisgestaltung immer den eigenen Vorteil im Auge hat. Von der
Transparenz, die gern von der Branche verkündet wird, ist dabei jedenfalls nichts zu finden. Anleger
sollten sollten sich bei aktuell sehr modernen Entwicklungen wie den Multi-Capped-Bonuszertifikaten sich
nicht von tollen Bonusrenditen blenden lassen. Besser ist es abzuwarten, wie sich die Produkte und vor
allen Dingen der Emittent im Handel bewähren. Sonst stellen sich binnen kurzer Zeit statt der erhofften
Rendite riesige Verluste ein. Im Falle des Autobaskets von Merrill Lynch sitzen Anleger nämlich jetzt auf
einem Verlust von über 50 Prozent. Und dies binnen nur zwei Monaten seit Auflegung. Eine wahrlich
miserable Performance.
Ich habe nie verstanden was an Zertifikaten toll sein soll, deren Wert sich anhand der schwächsten von 5
Aktien errechnet.
Man könnte ergänzend noch eine GE-Putoption suchen und schauen, was
Zerti+Putoption kosten, und was man zum Laufzeitende damit mindestens ausbezahlt bekommt. Liegt das
deutlich über dem eingesetzten Kapital, dann liegt wahrscheinlich wirklich eine Fehlbewertung vor, sonst
wurde nur die Vola von Artikelautor und Emittent verschieden eingeschätzt.
29.01.2008 15:15 "Aktien schlagen Bonuszertifikate!" Ihren Ruf als "Eier legende Wollmilchsau" haben
Bonus-Zertifikate wohl endgültig eingebüßt. In der Crash-Woche zeigte sich das Risiko dieser vermeintlich
sicheren Produktgattung, warnt Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau.
Andreas Beck,
Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau boerse.ARD.de: Banken empfehlen sicherheitsorientierten
Anlegern gerne Bonuszertifikate. Doch wie sieht das in der Realität aus: Wie sicher waren
Bonuszertifikate unter den Crash-Bedingungen der vergangenen Woche?
Andreas Beck:
Zertifikate, bei denen die Barriere gerissen wurde, haben zum Teil wesentlich mehr verloren als der
Basiswert. Dies hat mehr als ein Fünftel der im Markt befindlichen Bonuszertifikate betroffen. Die
vergangene Woche hat das Risiko dieser Produktgattung, vor dem wir mehrfach auch an dieser Stelle gewarnt
haben, offenbart: Die Barriere der Zertifikate wird zwar in den Marketingunterlagen gerne
"Sicherheitsschwelle" genannt, tatsächlich ist sie aber eine Knock-out-Schwelle. Wird sie auch nur einmal
gerissen, so verhält sich das Bonuszertifikat für den Rest der Laufzeit wie eine Aktie ohne
Dividendenanrecht. Und wer hat schon gerne eine solche Aktie im Depot?
boerse.ARD.de: Gaukeln
Bonuszertifikate den Anlegern also nur eine Pseudo-Sicherheit vor?
Beck: Wie viele
Innovationen am Zertifikatemarkt bieten auch Bonuszertifikate dem Anleger attraktive Möglichkeiten.
Insbesondere bei seitwärts tendierenden oder leicht negativen Märkten können Bonuszertifikate ihren
Basiswert sehr deutlich schlagen. Aus unserer Sicht stellen sie damit ein exzellentes taktisches
Investment dar, welches als Beimischung für viele Anleger geeignet ist. Sicher nicht geeignet sind
Bonuszertifikate für den risikoscheuen Anleger, der größere Verluste ausschließen möchte. In diesem Sinne
finden wir Werbeslogans wie "Safety First" im Vertrieb von Bonuszertifikaten nicht besonders gelungen.
boerse.ARD.de: Warum empfehlen Bankberater dann überhaupt noch Bonuszertifikate?
Beck: Die Produkte sind schon sehr verlockend, weil man damit die Wahrscheinlichkeit einer gewissen
Zielrendite kurzfristig erhöhen kann. Doch mittel- bis langfristig unterliegen Aktienmärkte nun einmal
starken Schwankungen. Viele Bankberater und Vermögensberater spielen da mit der Kurzsichtigkeit der
Anleger. Das positive Grundgefühl, dass viele Berater und Anleger bei Bonus-Zertifikaten hatten, kam
einfach daher, dass wir bis vor kurzem noch extrem positive und ruhige Marktphasen hatten.
boerse.ARD.de: Falls sich Anleger doch für ein Investment in Bonuszertifikate entscheiden sollten: Was
sollten sie dabei beachten? Wie groß sollte der "Risikopuffer", die Entfernung zur Barriere, sein?
Beck: Für den Risikopuffer haben wir keine allgemeine Empfehlung. Selbst vermeintlich tief
angesetzte Schwellen können gerissen werden, das hat die vergangene Woche gezeigt. Diese Entscheidung
hängt also von der Risikobereitschaft der Anleger ab. Generell empfehlen wir eher Index-Bonuszertifikate
statt Zertifikate auf Einzelwerte; und das auch nur als Beimischung. Bonuszertifikate sollten höchstens
zehn bis 15 Prozent des Portfolios ausmachen. Doch es gibt mittlerweile wahrscheinlich mehr deutsche
Kleinanleger, die Zertifikate in ihrem Depot haben, als solche, die in Aktien investiert sind. Es gibt
auch zahlreiche Vermögensverwaltungen, da finden sie keine Aktie mehr im Depot.
boerse.ARD.de: Was spricht denn gerade im Vergleich zu Bonus-Zertifikaten für die Aktie?
Beck: Die Aktie ist langfristig das effizienteste Instrument, um an der wirtschaftlichen Entwicklung
der Unternehmen teilzunehmen. Dafür brauche ich keine derivativen Konstruktionen oder komplizierte
Verpackungen. Mittel- und langfristig betrachtet, gibt es nichts, was Aktien oder Index-Fonds überbieten
könnte.
HANDELSBLATT, Dienstag, 12. Februar 2008, 11:39 Uhr Praktiken der Bankberater
„Ich
habe Sie betrogen“
Von Melanie Bergermann, Wirtschaftwoche
In vielen Filialen
deutscher Banken herrschen Zustände wie in einer Drückerkolonne. Jetzt packen Bankberater aus: Wie sie
Kunden belügen, weil sie dem Vertriebsdruck, den Drohungen und Demütigungen ihrer Vorgesetzten nicht mehr
gewachsen sind. Sie sind Opfer und Täter zugleich. Der Report über ein Tabuthema.
Zustände wie in einer Drückerkolonne. Bankberater packen aus.
Besser
könnte der Eindruck nicht sein. Eine Dame in dunklem Anzug kommt dem Bankkunden schwungvoll entgegen.
Karina B.* ist um die 30 und Privatkundenbetreuerin einer Filiale der SEB Bank im Ruhrgebiet. Sie lächelt
verbindlich, nimmt den Kunden in der Eingangshalle mit festem Händedruck in Empfang und führt ihn zu
ihrem tadellos aufgeräumten Schreibtisch. Bei einer Tasse Kaffee erkundigt sich Karina B. nach dem
persönlichen Befinden - "und was machen die Kinder?" Sie kennt den Kunden gut, sie weiß, was er auf der
hohen Kante hat. Deswegen hat sie ihn ja heute eingeladen. Nach wenigen Minuten lenkt sie das Gespräch
auf eine "ganz besondere Anlagechance", ein Zertifikat für 10 000 Euro. Das, sagt sie, sei genauso sicher
wie Festgeld, die Rendite garantiert, genau das Richtige für ihn. Der Kunde ist schnell überzeugt: "Wenn
Sie das sagen, wird es schon stimmen."
Ein Fehler. Das Produkt, das ihm Karina B. gerade
verkauft hat, ist in Wahrheit hoch spekulativ. Das Geld ist genauso wenig sicher wie die versprochene
Rendite. Die schicke Dame hat ihren Kunden eiskalt angelogen. Am Morgen hatte ihr Chef die Devise
ausgegeben, jeder Berater der Filiale müsse ein 10 000-Euro-Zertifikat verkaufen. Und Karina B. weiß:
Wenn sie ihren Arbeitsplatz behalten will, muss sie die Vorgaben erfüllen. Egal wie. Die SEB wollte zu
dieser Verkaufspraxis keine Stellungnahme abgeben.
So
beschreibt Karina B. ihren Arbeitsalltag. Die WirtschaftsWoche hat in den vergangenen Monaten Dutzende
von Filialangestellten verschiedener Banken in Deutschland interviewt - von Commerzbank und
HypoVereinsbank bis zur schwedischen SEB, von der kleinen Weberbank in Berlin bis zur Deutschen Bank und
den großen Sparkassen. Karina B. ist eine von ihnen, die in langen Gesprächen ausgepackt haben: über die
Angst vor Kollegen und Vorgesetzten und darüber wie sie Kunden Produkte aufschwatzen, die diese gar nicht
brauchen. Der WirtschaftsWoche liegen interne Mails und Papiere vor, die belegen, dass in der
vermeintlich seriösen Branche nicht selten Zustände herrschen wie in einer Drückerkolonne.
Ausgeklügeltes System individueller Vertriebsziele
Der Fall des Derivatehändlers Jérôme
Kerviel, dessen betrügerische Spekulationen seine Bank, die französische Société Générale, knapp fünf
Milliarden Euro kosteten, sorgte in den vergangenen Wochen weltweit für Schlagzeilen. Ein solch
gigantisches Betrugsvolumen ist ein Ausnahmefall. Allerdings, das belegen Recherchen der
WirtschaftsWoche, gehören Tricksereien zum Alltag des Bankgeschäfts. Sicher: Nicht jeder Bankmitarbeiter
bedient sich unlaute- rer Methoden, um die von ihm geforderten Ziele zu erreichen. Doch die wachsende
Vertriebsnot in den Filialen treibt viele Mitarbeiter gerade dazu an. Zum Schaden der Banken - vor allem
aber der Kunden.
Es ist ein ausgeklügeltes System individueller Vertriebsziele - unterfüttert
mit Drohungen und Demütigungen -, das den Traumjob Banker für viele Privatkundenberater zum Albtraum
macht. Und für die Kunden den Besuch einer Filiale zum unkalkulierbaren Risiko. Denn aus dem Berater von
früher ist ein Verkäufer geworden, der oft leichtes Spiel hat: "Wenn sich jemand ein Auto kauft,
vergleicht er vorher die Preise, wenn jemand ein Bankprodukt kauft, tut er das nicht", sagt ein Berater
der Berliner Weberbank. "Deshalb funktioniert der Vertriebsdruck der Banken so gut", sagt Friedrich
Schade, der 15 Jahre lang angestellter Banker bei verschiedenen Instituten war und heute für einen
Finanzdienstleister arbeitet. "Die Menschen vertrauen den Bankern oft blind." Sie verzichten darauf, sich
Verträge durchzulesen, Renditen zu vergleichen oder sich bei verschiedenen Banken beraten zu lassen.
Die individuellen Vertriebsziele unterscheiden sich von Bank zu Bank: Einige Institute fordern
von ihren Mitarbeitern, ein bestimmtes Ertragsziel zu erfüllen, andere schreiben den einzelnen Beratern
genau vor, wie viele Lebensversicherungen, Kredite oder Fonds sie pro Woche verkaufen müssen und für wie
viele Neukunden sie zu sorgen haben. Und diese Vorgaben haben sie zu erfüllen. Irgendwie. Sie stehen
unter ständiger Beobachtung ihrer Vorgesetzten, müssen sich rechtfertigen, wenn ein Kunde die Filiale
verlässt, ohne einen Vertrag abzuschließen. In den Aufenthaltsräumen einiger Filialen hängen
Mitarbeiter-Rankings aus, die schlechte Verkäufer bloßstellen. Oft wird auch mit Kündigung gedroht.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Der Eskimo im Kühlschrank.
"Wenn es darauf ankommt,
verkaufen wir einem Eskimo einen Kühlschrank", sagt Claudia S.*, langjährige Mitarbeiterin der Dresdner
Bank. "Signalisiert der Vorgesetzte, dass er Sie schon irgendwie aus dem Job kriegt, falls Sie die Ziele
nicht erreichen", sagt ein Betriebsrat einer Frankfurter Großbank, "dann kommt es eben so weit." Die
Dresdner Bank möchte die Äußerung ihrer Mitarbeiterin nicht kommentieren.
Karina B. und viele
ihrer Kollegen bei anderen Banken empfehlen den Kunden, neue gegen alte Aktien zu tauschen, auch wenn es
gar nichts bringt; sie drehen den Kunden Zertifikate an, selbst wenn Fest- oder Termingelder sinnvoller
wären; sie drängen zum Abschluss überflüssiger Versicherungen. Und all das nur, weil sie die Produkte
aktuell noch verkaufen müssen oder der Bank hohe Provisionen winken.
"Die Zahl von
Falschberatungen hat in den vergangenen Jahren zugenommen", sagt Eva Raabe, Bankenexpertin bei der
Verbraucherzentrale Hessen. Viele Banker, mit denen sie spricht, würden ganz offen sagen: "Wir müssen
doch unsere Ziele erreichen." Genau darin liegt für Kritiker das Problem: "Die Mitarbeiter würden
anfangen, den Kunden Produkte anzudrehen, die sie nicht brauchen", sagt ein Sprecher der ING Diba, die
auf individuelle Vertriebsziele verzichtet. "Eine solche Kultur wollen wir nicht bei uns." Das Institut
ist so immerhin Direktbank-Marktführer in Deutschland geworden.
"Sie wollen mit 65 doch nicht
jeden Cent dreimal umdrehen müssen?"
Auch bei der GLS Bank in Bochum, die sich auf
ethisch-ökologische Investitionen spezialisiert hat, gibt es die umstrittenen Vorgaben nicht. "Die
individuellen Ziele können Mitarbeiter so unter Druck setzen, dass der Kunde die für ihn falschen
Produkte angedreht bekommt", sagt GLS-Chef Thomas Jorberg. "Mit vorgegebenen aggressiven
Vertriebsmethoden schafft ein Vertriebsverantwortlicher die Voraussetzung für unzufriedene Kunden und
Schäden durch Falschberatung."
So wie im Fall Karina B. Das 10 000-Euro-Zertifikat hat sie
heute schon verkauft. Nun sitzt ein Neukunde vor ihr. Der Mann plaudert offen über seine
Vermögenssituation, wo er investiert hat und wo nicht. Vor allem aber erfährt Karina B., wie gut er
informiert ist - wie weit sie also bei ihm gehen kann.
Sie empfiehlt ihm, sein Gespartes in
einen Fonds einzuzahlen. Und da er, wie er sagt, jeden Monat einige Hundert Euro übrig hat, soll er
gleich noch einen Fonds-Sparplan abschließen. Um seine Altersvorsorge müsse er sich ebenfalls kümmern:
"Sie wollen mit 65 doch nicht jeden Cent dreimal umdrehen müssen?" Natürlich nicht. Genauso wenig will er
sich die Toprendite der Fonds entgehen lassen, die Karina B. ihm prophezeit.
Lesen Sie weiter
auf Seite 3: Die dubiosen Geschäftspraktiken.
Trotzdem. Heute unterschreiben will er nicht. Er
möchte sich die Unterlagen zu Hause noch einmal in Ruhe durchsehen. Für Karina B. ist das eine
Katastrophe.
Sie muss den Kunden irgendwie überzeugen, auch wenn sie nur allzu gut versteht,
dass er nichts überstürzen will. Denn wenn er jetzt nicht unterschreibt, wird sie gleich ihrem Chef
erklären müssen, warum sie in dieser Stunde keinen Ertrag für die Bank erwirtschaftet hat.
Erfahrungsgemäß kommt der Kunde zwar wieder, das Geschäft verzögert sich nur um ein paar Tage. Doch sie
darf ihm nicht dazu raten, die Unterlagen daheim noch einmal in Ruhe zu lesen. Ihr Chef hat früher schon
einmal deutlich gemacht, dass er solch "geschäftsschädigendes Verhalten" nicht duldet: "Wenn Sie das noch
einmal machen, gibt es eine Abmahnung", drohte er damals. Die SEB möchte über diesen Aspekt der
Vertriebspraxis keine Stellungnahme abgeben.
Karina B.
muss, so berichtet sie, wöchentlich einen Rohertrag, abzüglich aller Kosten, in Höhe von rund 1 500 Euro
erwirtschaften. Mit den individuellen Vertriebszielen konfrontiert, beharrt die SEB auf ihrer
Vertriebsphilosophie: "Natürlich messen wir auch Produktabschlüsse. Vertriebs- und Ergebnisorientierung
bedeutet für die SEB Bank auch, Mitarbeiter an den Vertriebserfolgen zu messen", heißt es in einer
schriftlichen Stellungnahme.
Die Vorgaben von Karina B. sind in Einzelziele für die
verschiedenen Produktkategorien unterteilt. Pro Woche musste sie im vergangenen Jahr, wie aus internen
Dokumenten hervorgeht, im Durchschnitt 1,3 Konsumentenkredite über 12 000 Euro verkaufen, dazu 0,4
Restschuldversicherungen, 1,4 neue Kunden musste sie werben. Solche Vorgaben gibt es für jedes
Produkt.
Neben den Einzel- sind auch die Filialziele zu erfüllen
Zu ihren eigenen
Verkaufsvorgaben muss Karina B. auch die der Filiale erfüllen, also die Schwäche anderer Kollegen
ausgleichen. Von der SEB heißt es dazu, dass es zu einer ertragsorientierten Organisation gehöre,
"Vertriebsziele für Standorte zu definieren, nachzuhalten und zu überprüfen. Im Vordergrund stehen die
Teamleistung und das Teamergebnis".
Was Karina B. gerade ihren Kunden empfiehlt, orientiert
sich auch daran, in welchen Kategorien sie oder die Filiale aufholen müssen. Am 3. Mai vergangenen Jahres
schreibt ein Vorgesetzter an die Mitarbeiter eine E-Mail, die der WirtschaftsWoche vorliegt: "Im
Vorsorgebereich ist die Produktion für diese Woche bei 0", heißt es da. "Auch die Vorwoche hat nicht zum
100%igen Ergebnis geführt. Die Aktivitäten sind umgehend in Form von Cross-Selling aus den vorhandenen
Terminen sowie Termingenerierung sofort zu erhöhen." Am 7. Mai heißt es in einer weiteren Alarm-E-Mail,
die Wochenplanung bedinge "eine Erhöhung der Produktion im Sofortkreditgeschäft". Und im Vorsorgegeschäft
"ist die wöchentliche Produktion zu 100% zu erbringen, d.h. tägliche Produktion". Zwei Tage später dann
die Ermahnung, sich weiter auf Sofortkredite und Vorsorge zu konzentrieren, "hier reicht es noch nicht
aus. Wir brauchen hier noch ein paar Tickets für die Woche".
Lesen Sie weiter auf Seite 4: Das
wiederentdeckte Geschäft mit den Privatkunden.
Noch vor zehn Jahren sah die Bankenwelt anders
aus. "Damals wurden auch Ertragsziele formuliert, allerdings für das ganze Jahr", sagt Ex-Banker Schade.
"Wir hatten genügend Zeit, um die Leute anzusprechen und interessengerecht zu beraten. Trotzdem haben wir
jedes Jahr unsere Ergebnisse gesteigert." Ziele für einzelne Produkte habe es nicht gegeben. Es war kein
Problem, wenn der Wertpapierexperte mehr Wertpapiere und der Versicherungsfachmann mehr Versicherungen
verkaufte.
Die großen Gewinne machten die Banken damals ohnehin im Investmentbanking. Als
diese Einnahmequelle nach dem Börsencrash 2001 zunächst nicht mehr so viel abwarf und die Provisionen
nicht mehr von alleine flossen, sollten die Privatkunden mehr Produkte kaufen und die Gewinneinbrüche
mildern.
Vor dem Problem standen alle Banken weltweit, doch in Deutschland ist der
Privatkundenmarkt aufgrund der starken Position der Sparkassen und Genossenschaftsbanken besonders
umkämpft. Gerade Geschäftsbanken, die über Jahre ihre Privatkunden vernachlässigt hatten, versuchten in
den vergangenen Jahren mit niedrigen Kreditzinsen und hohen Guthabenzinsen Privatkunden zu ködern.
"Der Verkaufsdruck auf die Mitarbeiter ist spürbar stärker geworden."
Das hat zu einem
Preisverfall geführt, der Zinsüberschuss - der Gewinn aus dem klassischen Bankgeschäft, dem Leihen und
Verleihen von Geld - sank in den vergangenen Jahren kontinuierlich. Daher sind die Institute stärker auf
Provisionen aus der Vermittlung etwa von Fonds oder Versicherungen angewiesen. Dieses Geschäft
anzukurbeln ist die Hauptaufgabe der Berater in den Filialen, wo "gerade bei den großen Banken oft
gnadenloser Druck herrscht", sagt Schade. "In den vergangenen Jahren sind die Renditeerwartungen im
Privatkundengeschäft sehr deutlich gestiegen", sagt Uwe Foullong, Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi
und zuständig für Finanzdienstleistungen, "der Verkaufsdruck auf die Mitarbeiter ist spürbar stärker
geworden."
Morgens acht Uhr, eine Filiale der Commerzbank im Ruhrgebiet. Privatkundenberater
Gisbert W.* hat am Wochenende kaum geschlafen, immer wieder ist er aufgewacht und musste an diesen Montag
denken. Wie soll er seinen Kollegen erklären, dass er zwar Girokonten eröffnet und Kredite verkauft hat,
es mit Wertpapieren aber nicht so geklappt hat? Alle Vertriebsmitarbeiter treffen sich nun zum
Gruppengespräch. Sie sitzen auf ihren Bürostühlen, die sie im Kreis aufgestellt haben.
Der
Filialleiter berichtet, welche Produkte das Team in der vergangenen Woche verkauft und wie viel Ertrag
das gebracht hat. Dann schaut er jeden einzelnen Mitarbeiter im Kreis an und spricht es aus: "Das waren
98 Prozent dessen, was Sie zu erreichen hatten. Das ist zu wenig. Wenn andere Filialen 120 Prozent
schaffen, warum dann Sie nicht?" Dass im strukturschwachen Ruhrgebiet Geldanlage nicht gerade der Renner
ist, will er nicht hören. Auch dass in der vergangenen Woche zwei Kollegen krank waren, lässt er nicht
gelten. Jeder Einzelne muss ran und vor den anderen berichten, was er verkauft hat.
Lesen Sie
weiter auf Seite 5: Was die Bank will: Die Beratungsstrategien der Banken.
Ähnlich wie bei der
SEB muss ein Commerzbank -Mitarbeiter bestimmte Ertragsvorgaben erreichen, unterteilt in Ziele für bis zu
fünf einzelne Produkte. Hierzu heißt es von der Commerzbank: "Vorgesetzter und Mitarbeiter vereinbaren
gemeinsam individuelle Ziele, deren Umsetzung überprüft wird."
"Die Liste mit dem, was man
schon verkauft hat und welche Produkte in dieser Woche noch raus müssen, haben wir ständig präsent", sagt
Gisbert W. "Die Beratung der Kunden orientiert sich daran, was die Bank will, und nicht daran, was der
Kunde braucht." Für diese Aussage eines ihrer Filialmitarbeiter "haben wir keine Erklärung. Die Aussage
ist aber insofern nicht nachvollziehbar, als sie nicht der Beratungsrealität der Commerzbank entspricht",
heißt es in einer Stellungnahme der Bank.
Nun ist an jenem Montagmorgen Gisbert W. an der
Reihe. "Halten Sie sich selbst für einen Gewinn für die Filiale", fragt ihn sein Chef. "Ich hoffe schon",
antwortet der Berater. Daraufhin fragt der Chef die Kollegen: "Halten Sie den Kollegen für eine
Bereicherung?" Die Antworten fallen kurz aus. "Du musst mal zu Potte kommen", sagt einer. "Du musst mal
ein paar Leute mehr anrufen, wenn du Fonds verkaufen willst", sagt ein anderer. Jeder darf - und soll -
in dieser Runde offen sagen, was er von den Leistungen der anderen hält.
Es rollen auch schon
mal Tränen
Von der Commerzbank heißt es hierzu, dass Leistungen eines einzelnen Mitarbeiters
nur im direkten Gespräch mit dem Vorgesetzten und nicht in der Gruppe besprochen würden. "Darüber hinaus
gehören auch Teamrunden in unserer Bank ganz selbstverständlich zur Führungskultur unseres Hauses." Dazu,
ob Krankenstände bei der Festsetzung der Teamziele berücksichtigt werden, wollte sie sich nicht
äußern.
Montag, 15 Uhr, in einer Filiale der Deutschen Bank im Rhein-Main-Gebiet. Jetzt ist
Christiane B.* dran. Sie muss zum Leistungsgespräch. Den ganzen Tag über hat die
Deutsche-Bank-Mitarbeiterin ständig auf die Uhr geschaut, es hat ihr gegraut vor diesem Moment. Wie jedes
Mal. Sie betritt das Büro ihres Chefs, setzt sich ihm gegenüber an den Schreibtisch. "Was können wir für
Sie tun", fragt er. "Fühlen Sie sich nicht wohl bei uns?" Sie blickt ihn nur an und schweigt. " Sie sind
nicht richtig bei der Sache. Sie schließen viel weniger Verträge ab als ihre Kollegen. Das muss besser
werden. Sie müssen mehr verkaufen, dafür sind Sie hier." Christiane B. nickt nur.
Sie weiß
nicht, was sie noch sagen soll. In den ersten Gesprächen hat sie noch versucht zu erklären, wie viele
Termine sie ausmacht, wie sie versucht, die Kunden zu überzeugen. Aber jetzt will sie das Gespräch nur
irgendwie durchstehen. Eigentlich glaubt sie nicht, dass sie wirklich so schlecht abschneidet, die
anderen haben schließlich auch nicht mehr Kundentermine als sie. Und erst in der vergangenen Woche lief
eine Kollegin nach dem Vertriebsleistungsgespräch weinend aus dem Büro des Filialleiters. Aber Christiane
B. weiß nicht, wo sie steht. Darüber, wie viel sie verkaufen, reden die Kollegen nicht. "Das behält jeder
für sich", sagt sie. "Ich glaube, jeder hat Angst davor, dass er am Ende doch der Schlechteste ist." Die
Deutsche Bank wollte sich nicht dazu äußern, ob es zutrifft, dass jeder Mitarbeiter individuelle
Vertriebsziele zu erfüllen hat und ob es regelmäßige Vertriebsleistungsgespräche gibt.
Lesen
Sie weiter auf Seite 6: Der ständige Druck.
Eine Ruhrgebietsstadt am späten Nachmittag.
Marlene I. ist Mitarbeiterin einer SEB -Filiale. Sie hat Feierabend. Endlich. Heute, so denkt sie, wird
sie entspannt nach Hause gehen können. An einem Tag hat sie so viel Geschäft gemacht, wie sonst in einer
Woche. Eigentlich Grund genug, um eine Flasche Champagner zu köpfen. Aber als sie sich auf den Heimweg
macht, kassiert sie Schelte vom Vorgesetzten; er beklagt sich, dass sie heute nicht einen einzigen
Konsumentenkredit verkauft hat. Morgen müsse sich das ändern.
Bei den Kollegen wird der Erfolg
ebenfalls für wenig Freude sorgen, das weiß sie jetzt schon. Zwar verbessert er die Stellung der Filiale
im Vergleich zu den anderen Niederlassungen, doch "wenn einer outperformt, setzt das die anderen unter
Druck. Dann wird von ihnen auch mehr erwartet", sagt Marlene I. Wenn andere Kollegen mehr Ertrag
abliefern, kann auch ein Mitarbeiter, der seine Ziele erfüllt, im internen Ranking nach unten rutschen.
Gehört er zu den fünf bis zehn Prozent derer, die am wenigsten verkauft haben, gilt er als
"Low-Performer" - und steht auf der Abschussliste, wenn die Zahlen nicht binnen drei Monaten besser
werden. Die SEB kommentierte das nicht.
Dabei ist es gar nicht so einfach, einen
"Schlechtleister" loszuwerden. "Wenn Mitarbeiter einen Bonus dafür erhalten, dass sie ihre Ziele
erreichen, kann man ihnen nicht kündigen, nur weil sie die Ziele nicht geschafft haben", sagt Regina
Glaser, Anwältin für Arbeitsrecht bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek in Düsseldorf. "Unterschreitet
jedoch ein Mitarbeiter dauerhaft mehr als ein Drittel der durchschnittlichen Arbeitsleistung der
vergleichbaren Kollegen und kann der Arbeitgeber dies anhand objektiv messbarer Ergebnisse darlegen, dann
kommt gegebenenfalls nach vorheriger Abmahnung eine Kündigung in Betracht." Das sei aber schwer
nachzuweisen, "da es auch an den Kunden liegen kann, dass ein Berater weniger Abschlüsse gemacht hat",
sagt Glaser.
Der Kampf jeder gegen jeden hat in vielen Filialen die Teamarbeit abgelöst
Die von der Wirtschaftswoche interviewten Mitarbeiter wissen von subtileren Methoden als der
blanken Kündigung. "Bei uns ist es vorgekommen, dass alle Filialmitarbeiter Überstunden machen mussten,
weil ein Einziger seine Ziele nicht erfüllt hat", berichtet ein Betriebsrat einer Frankfurter Großbank.
"Das wurde so lange gemacht, bis alle genügend Druck auf den Kollegen ausgeübt haben, dass er gegangen
ist. So etwas hält niemand aus."
Gerhard W.*, Kundenbetreuer der Hypo-Vereinsbank (HVB),
berichtet, dass in seiner Abteilung Listen aushängen, die Auskunft darüber geben, welcher Mitarbeiter mit
welchem Volumen zum Teamziel beigetragen hat. Die HVB bestreitet das. "Wer dauerhaft schlecht
abschneidet, hat einen schlechten Stand bei den Kollegen", sagt Gerhard W. "Es wird über die Schlechten
gelästert, wenn sie dabei sind. Sie sollen ein schlechtes Gefühl bekommen, damit sie sich mehr
anstrengen. In meinem Team gab es jemanden, der wurde irgendwann einfach ignoriert. Man hat so getan, als
gebe es ihn gar nicht. Er wurde weder gegrüßt noch hat jemand mit ihm geredet."
Der Kampf
jeder gegen jeden hat in vielen Filialen die Teamarbeit abgelöst. Individuelle Vertriebsziele haben sich
auf breiter Basis in der Bankenlandschaft durchgesetzt. "In Sachen Vertriebsdruck sind die privaten
Banken Trendsetter. Volksbanken und Sparkassen folgen. Sie hinken nur etwas hinterher", sagt
Verdi-Vorstand Foullong. Offiziell formulieren einige Institute zwar bis heute nur Verkaufsziele auf
Ebene der Filialen. "Doch die Filialleiter brechen die Ziele auf jeden einzelnen Mitarbeiter herunter",
bestätigen mehrere Mitarbeiter der Dresdner Bank gegenüber der WirtschaftsWoche. Die Dresdner Bank
bestreitet das.
Lesen Sie weiter auf Seite 7: Ziele werden mit zeitlichen Vorgaben
verknüpft.
In manchen Banken werden die Ziele sogar mit konkreten zeitlichen Vorgaben
verknüpft. HVB -Mitarbeiter Gerhard W. berichtet, er dürfe für eine Baufinanzierungsberatung höchstens
eine Stunde auf- wenden. Sonst gebe es Ärger mit dem Vorgesetzten. Die HVB bestreitet auch das.
Bei der DB Direkt, der Direktbank-Gesellschaft der Deutschen Bank, soll ein Mitarbeiter für das
Gespräch mit einem Kunden, der eine Überweisung tätigen will, inklusive Nachbearbeitung durchschnittlich
höchstens 2.50 Minuten aufwenden. So lautet, wie Betriebsräte der WirtschaftsWoche bestätigen, die
Vorgabe des Arbeitgebers. Für Expertengespräche, zu denen etwa der Abschluss eines Kreditkartenvertrags
gehört, liegt die Vorgabe bei 3.35 Minuten, für Wertpapiergeschäfte inklusive Nachbearbeitung bei vier
Minuten.
Ein Teil der Gehälter wird bei derDB Direkt nur dann ausgezahlt, wenn die Mitarbeiter
ihre Ziele erreichen. Dochdas scheint kaum möglich. Die Wertpapierexperten haben ihr Zeitziel seit der
Einführung 2003 nicht einmal erreicht. Die Mitarbeiter, die für Expertengespräche zuständig sind, haben
ihr Ziel bis 2005 erreicht. Dasselbe gilt für Mitarbeiter, die sich um Tätigkeiten wie Überweisungen
kümmern - dann wurde die Zeitvorgabe verschärft. Seitdem verfehlen auch sie ihr Ziel. Das berichten
Betriebsräte und Mitarbeiter. Die Deutsche Bank will sich dazu nicht äußern. In einer Stellungnahme heißt
es, dass "der Kunde und seine Erwartungen an die Bank im Mittelpunkt" stünden. "Entsprechende
Servicekomponenten, die wir monatlich durch ein unabhängiges Institut im Dialog mit unseren Kunden
überprüfen lassen, werden unmittelbar als Messpunkte für die Zielerreichung herangezogen." Das Kriterium
"Gesprächszeit ist in diesem Modell nachgelagert".
Das System der Angst hat Folgen
Die Mitarbeiter empfinden die Zeiterfassung nicht als nachrangig - sondern als deprimierend. Ihnen
werde ständig das Gefühl vermittelt, sie seien nicht gut genug, sagt ein Angestellter.
Dieses
System der Angst hat Folgen. Nach einer Mitarbeiterbefragung des Commerzbank -Betriebsrats aus dem Jahr
2006 hagelte es deprimierende Erfahrungsberichte, die im Intranet veröffentlicht wurden. "Seit Monaten
kann ich in der Nacht zu Montag kaum schlafen. Pro Woche schlage ich mir meist noch ein bis zwei weitere
Nächte um die Ohren." Ein Filialleiter schreibt, dass er "montagmorgens überwiegend in desillusionierte
Gesichter" schaut. "Auch Angst vor der Zukunft und Tränen gehören zur Tagesordnung." "Wache nachts auf
und komme gar nicht mehr zur Ruhe." "Am Wochenende kann ich nicht abschalten, weil ich weiß, was mich in
der nächsten Woche erwarten wird." "Es tut weh, MA (MA: Mitarbeiter, Anm. d. Red.) weinen zu sehen, weil
sie sich angesichts der hohen Ziele in einer strukturschwachen Filialgegend als "Verlierer" oder
"Versager" fühlen", ist dort zu lesen.
Dass es
sich hierbei nicht nur um eine kleine Zahl enttäuschter Commerzbanker handelt, wird gestützt durch eine
Untersuchung der Krankenkasse DAK. Demnach halten 45 Prozent der befragten Vertriebsmitarbeiter im
Kreditgewerbe, die an sie gestellten Zielvorgaben für unrealistisch. Auffällig ist auch, dass psychische
Erkrankungen hier häufiger vorkommen als in anderen Branchen. In 12,4 Prozent aller Fälle melden sich
Arbeitnehmer im Kreditgewerbe aus psychischen Gründen krank. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt der
Fehlzeitenreport der Krankenkasse AOK. Demnach nahm die Anzahl der Tage, die Bankmitarbeiter in
Deutschland wegen psychischer Erkrankungen fehlten, zwischen 1995 und 2006 um 43 Prozent zu, die Zahl der
einzelnen Fälle gar um 70 Prozent.
Für die Kunden ist die Verwandlung der Berater in einfache
Verkäufer eine Katastrophe. "Sie können sich nicht sicher sein, ob sie ein Produkt empfohlen bekommen,
weil es wirklich gut ist oder weil es in dieser Woche noch verkauft werden muss", sagt
Dresdner-Bank-Beraterin Claudia S. "Ich habe Kunden über den Tisch gezogen und habe ihnen Produkte mit
schlechten Konditionen verkauft", sagt HVB-Mitarbeiter Gerhard W. Die Dresdner Bank wollte zu der Aussage
keine Stellungnahme abgeben. Von der HVB heißt es: "Durch die Transparenz des Baufinanzierungsmarktes hat
jeder Kunde die Möglichkeit eine Finanzierung abzuschließen, die seinen Vorstellungen hinsichtlich
Produkt und Kondition entspricht."
Lesen Sie weiter auf Seite 8: Verkaufe bergen Nachteile für
Kunden.
Ein Mitarbeiter einer großen Sparkasse berichtet, dass er regelmäßig Darlehen zum
Hausbau nur unter der Bedingung gegeben hat, dass die künftigen Immobilienbesitzer auch eine
Gebäudeversicherung abschließen. Die Versicherung brachte zusätzlichen Ertrag. Mitarbeiter der
Commerzbank und der SEB Bank bekennen gegenüber der WirtschaftsWoche, dass sie Kunden dazu motivieren,
ihre Wertpapiere gegen andere einzutauschen, sobald sie Gewinn gemacht haben, "auch wenn davon auszugehen
ist, dass die Papiere noch gut laufen und der Verkauf nachteilig für den Kunden sein wird", sagt SEB
-Beraterin Marlene I.
Der Bank bescheren sie damit Einnahmen durch Ordergebühren und bringen
sich selbst aus der Schusslinie. Von der Commerzbank heißt es hierzu, diese Behauptung "ist für uns nicht
nachvollziehbar. Verkaufsempfehlungen werden nur aufgrund einer aktuellen Markteinschätzung und der
Anlageziele des Kunden getroffen". In einer schriftlichen Stellungnahme der SEB heißt es, "wir betrachten
es als ein Zeichen von Kundenorientierung und aktiver Kundenansprache, Wertpapierkunden auch darauf
hinzuweisen, Gewinne zu realisieren, insbesondere in diesen turbulenten Börsenphasen. Ob die Wertpapiere
weiter gestiegen wären, ist reine Spekulation".
"Viele Berater haben mit inneren Konflikten zu
kämpfen", sagt Gewerkschafter Foullong "sie stehen vor der Wahl, einem Kunden ein Produkt zu verkaufen,
das er vielleicht gar nicht braucht, oder ihr Ziel nicht zu erreichen." Der Mitarbeiter einer
ausländischen Großbank gibt zu, dass er Anlegern riskante geschlossene Fonds so schmackhaft gemacht hat,
bis sie endlich unterschrieben. "Ich konnte wochenlang nicht schlafen. Der Kunde tat mir leid, aber ich
hatte auch Angst, dass alles rauskommt", sagt er. Als er seinem Chef davon erzählte, soll der ihm auf die
Schulter geklopft und gesagt haben: "Mach dir keine Sorgen, es passiert schon nichts." Dergleichen kommt
nicht nur bei den großen Banken vor, wie der Fall Dieter P.* zeigt.
Wider besseres Wissen
Bei der Weberbank in Berlin, einem Institut, das vor allem reiche Privatkunden bedienen will,
liegt der Kundenbesprechungsraum im Erdgeschoss am Hohenzollerndamm. Milchglasscheiben sorgen für
Diskretion. Lichtspots an der Decke leuchten den Raum aus. An einem ovalen Tisch aus hellem Holz treffen
sich die Wohlhabenden mit den Bankern. Die Kunden kennen ihre Berater meist lange Jahre, sie verbindet
ein Vertrauensverhältnis. Doch das Vertrauen ist nicht immer gerechtfertigt. Vor allem bei älteren Kunden
habe er das Vertrauen ausgenutzt, bekennt Weberbank-Berater Dieter P. "Ich habe einem fast 80 Jahre alten
Mann eine individuelle Vermögensverwaltung verkauft", sagt er, "obwohl das zweifelsohne nicht mehr das
Richtige für ihn war."
Bei einer individuellen Vermögensverwaltung muss der Kunde mindestens
500 000 Euro in ein Depot einzahlen, mit dem die Bank dann arbeitet. Sie investiert das Geld dann etwa in
Aktien. Weil hierallerdings naturgemäß Schwankungen an den Märkten einkalkuliert werden müssen, sollte
laut Dieter P. seriöserweise immermit einer Laufzeit von mindestens fünfJahren gerechnet werden. "Das
kann man keinem alten Kunden ohne erkennbaren Erbhintergrund empfehlen", sagt der Be-rater. "Trotzdem
habe ich das gemacht.Die Erträge für eine separate Vertriebsaktion haben gewunken." Es könne "absolut
angezeigt sein, einem fast 80 Jahre altenMann eine Vermögensverwaltung zu empfehlen", sagt Wolfgang
Harth, Leiter desPrivatkundengeschäfts der Weberbank in Berlin dazu.
Einer anderen Kundin, die
sich in Finanzangelegenheiten nicht auskannte, hat Dieter P. empfohlen, einen beträchtlichen Teil ihres
Vermögens in einen Lebensversicherungsfonds zu investieren. Das Geschäft war mit neun Prozent der
Anlagesumme für die Bank hoch provisioniert - und das war für Dieter P. die einzige Motivation der Kundin
das Produkt zu empfehlen. Harth sagt, dass einzig die Kundenbedürfnisse Grundlage der Beratung seien.
Lesen Sie weiter auf Seite 9: Das interne Vertriebsranking.
Dieter P. sieht das
anders. Er erklärt, dazu aufgefordert worden zu sein, gerade hoch provisionierte Produkte zu verkaufen.
Zudem werde dafür gesorgt, dass jeder Berater sehen kann, wo er im internen Vertriebsranking steht. "Es
werden Listen mit allen Einzelabschlüssen bei der Teamassistenz geführt. Die sind für alle Teammitglieder
jederzeit einsehbar", sagt er. Weberbank-Vorstand Klaus Siegers dagegen erklärt, die Listen könnten nicht
von allen Teammitgliedern eingesehen werden, sie dienten vielmehr der Teamleitung zur Ertragskontrolle.
"Innerhalb eines Teams sind Teilaspekte (ca. 30% der Geschäfte) von den anderen Teammitgliedern
einsehbar", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme.
Im ersten Gespräch mit einem Kunden
horcht Dieter P., so berichtet er, ganzgenau nach, wie gut der sich auskennt. Die informierten und
selbstbewussten Kunden seien unbeliebt und würden im Kollegenkreis als "Patienten" bezeichnet. Harth
bestreitet das.
Dass sich am Umgang mit den Kunden durch die seit Anfang des Jahres geltende
Finanzmarktrichtlinie MiFID etwas ändert, glaubt Dieter P. nicht. Eigentlich sollte sie die Rechte der
Verbraucher stärken, sie schreibt vor, dass Berater ihre Provisionen offenlegen. Doch zum einen würden
die Gebühren nur im Kleingedruckten aufgeführt. Zum anderen schütze auch die Richtlinie den Kunden nicht
davor, dass ihm ein günstigeres oder für ihn geeigneteres Produkt vorenthalten wird.
Grund
genug für ein schlechtes Gewissen? "Ein schlechtes Gewissen kann ich mir nicht leisten", sagt Dieter P.
Der Ertrag der Bank soll jährlich gesteigert werden. "Dafür bezahlt mich die Bank."
Wie aus
einer Beratertruppe eine Drückerkolonne wird
Genau das ist das Grundproblem. Die Berater
werden von den Banken bezahlt, sollen aber eigentlich im Sinne der Kunden handeln. Damit sich die Kunden
der Loyalität des Beraters sicher sein könnten, müssten sie ihn bezahlen. Die Quirin Bank in Berlin
verlangt von Kunden daher eine Pauschale und zahlt ihnen als Gegenleistung die Provisionen aus, die sie
von den Produktanbietern bekommt. Das Modell konnte sich aber bisher nicht durchsetzen. "Durch den
Preiskampf der Banken hat sich in der Bevölkerung die Vorstellung durchgesetzt, dass bei den Banken
vieles umsonst ist", sagt Ex-Banker Schade.
So wird aus einer Beratertruppe eine
Drückerkolonne: "Wenn ein Kunde unzufrieden mit mir ist, halte ich das eher aus, als wenn mein Chef
unzufrieden ist", sagt Weberbanker Dieter P. "Denn der Kunde sitzt nur ein- bis zweimal im Jahr vor mir.
Außerdem kann ich ihm meistens etwas vormachen. Vor meinem Chef muss ich mich einmal die Woche
rechtfertigen. Abwechselnd alleine beim Vertriebsleistungsgespräch und mit meinen Kollegen bei der
Teambesprechung. Vor ihm kann ich mich nicht herausreden." Die Weberbank bestreitet, dass es diese
Vertriebsleistungsgespräche gibt. Stattdessen würde in den Mitarbeitergesprächen über aktuelle
Marktentwicklungen gesprochen. Dabei ginge es darum, gemeinsam zu erörtern, welche Anlageprodukte "für
welche Kunden angesichts der jeweils aktuellen Lage opportun sind", heißt es.
Was für die
Kunden opportun ist - die Muße, sich darüber Gedanken zu machen, hat SEB -Beraterin Karina B. nicht. Ihr
graut am Mittwoch schon wieder vor dem Ende der Woche. Denn ob sie ihr Verkaufsziel in der Sparte
Vorsorge noch schafft, ist ungewiss. Wenn der Kunde, der jetzt vor ihr sitzt, nicht unterschreibt - dann
erst recht. Dann, so fürchtet sie, wird sie sich anhören müssen, dass sie ein "Low-Performer" ist. Und
dass sich ihr Arbeitgeber so eine Angestellte nicht leisten kann.
Aufgrund der der aktuellen Lage versenden wir heute eine
besondere Empfehlung.
Da nach der Zumwinkel-Affäre das Schwarzgeld/Steuergerechtigkeits und
Abwanderungsthema die nächsten Jahre akut bleiben wird, haben wir uns im Newsletterbereich umgesehen und
können all denjenigen, die den Weg zurück in die Legalität suchen, folgendes Dossier empfehlen:
Wir können uns zwar nicht vorstellen, dass gerade SIE ein Konto in Liechtenstein, der Schweiz oder
sonst wo im Ausland haben, von dem der deutsche Fiskus nichts weiß, aber eventuell kennen Sie ja zufällig
jemanden, der so etwas besitzt. All diejenigen sollten diesen Newsletter sehr aufmerksam lesen! Aber auch alle Steuerzahler sollten diesen Newsletter aufmerksam lesen!
Zunächst müssen wir
Ihnen einen Leserbrief eines unserer Schweizer Leser hier abdrucken:
Ich bin Abonnent
ihres Newsletters und wohne in der Schweiz. Heute habe ich vernommen, dass bei euch in Deutschland ab
2009 Gewinne auf Aktienpositionen gnadenlos mit 25% besteuert werden. Ich kann das nicht glauben! Was
wollt ihr denn sonst noch besteuern? Für einen in Deutschland wohnhaften, privaten Investor ist dies doch
völlig inakzeptabel. Dadurch verschlechtert sich doch jede Performance um 25%. Für private Investoren
gibts dann nur noch eines: Die Kapitalmarktinvestments durch Körperschaften laufen lassen. Für mich
unglaublich, wie der Bürger von diesem Monstrum Staat/EU abgefüttert wird. Zum Glück sind wir nicht in
der EU! Hoffe (für Euch) auf bessere Zeiten! MfG J. Sch.
Tja, da möchte
man darauf antworten: Wir sind ja auch nicht gefragt worden, ob wir diese weitere Steuer haben
wollen!
Unsere Meinung zum Steuerskandal:
Ziel sind (in erster Linie)
nicht die bösen Manager, sondern die Verhinderung einer Massenabwanderung!
Der
eigentliche Grund, warum der BND einem Hehler, der dem Geheimdienst gestohlene Daten aus einer Bank
angeboten hatte, circa 5 Millionen Euro (mit unseren Steuergeldern) gezahlt hat, dürfte nicht zuletzt die
massenhafte Flucht des kleinen Mannes mit seinem Geld ins Ausland sein.
Es ist
kein Geheimnis, dass nicht nur die bösen Manager und die bösen Reichen, sondern
gerade viele Kleinsparer zuletzt massenweise Geld in Richtung Schweiz und Liechtenstein
schaufelten. Dies bestätigte gestern sogar in der ARD Deutschlands berühmtester Steuerfahnder!
Es ist übrigens sehr fraglich, wie das Vorgehen der Fahnder rechtspolitisch zu bewerten ist. Wenn
Steuergelder für illegal beschaffte Informationen auf den Tisch gelegt werden, dann befindet man sich
zumindest juristisch auf einer Rasierklinge. Man legt sich mit quasi der
Unterwelt ins Bett. (FTD-Meinung von heute)
Das beabsichtigte Signal des
Finanzministeriums ist aber klar: Wenn wir sogar den großen DAX-Vorstand Zumwinkel bekommen,
bekommen wir jeden!
In den Massenmedien werden (bis jetzt) nur die bösen Reichen
an den Pranger gestellt. Doch diese öffentliche Kampagne ist sehr gefährlich!
Denn: Wenn
die so genannten bösen Reichen, die aufgrund ihrer finanziellen Unabhängigkeit sehr leicht
die Konsequenzen aus dem neuen Polizeistaat ziehen könnten und Deutschland auch noch den
Rücken kehren, dann gute Nacht!
Denn: 0,1% der Steuerzahler zahlen 11,2% der
Einkommensteuer. 1,7% der Steuerzahler zahlen 28,4% und 18,4% der Steuerzahler tragen zu 64,6% der
Einkommensteuereinnahmen Deutschlands bei.
Diejenigen circa 5%, die also für circa 50% der
Einkommensteuereinnahmen verantwortlich sind, sind aber auch flexibel und können das Land im Ernstfall
verlassen (siehe Prominente Beispiele wie Michael und Ralf Schuhmacher, Franz Beckenbauer & Co.). Anders als diejenigen 15% die wiederum 50% der Steuern empfangen und diesen Sozialstaat (und den
jetzigen Linksruck) daher sehr schätzen und keinesfalls das Land verlassen würden (denn woanders werden
diese nicht so wohlwollend behandelt wie bei uns).
Die Welle, die man jetzt ausgelöst hat,
könnte sehr schnell in einen Tsunami enden. Allerdings dürfte der Tsunami noch mehr Geld aus
Deutschland schwemmen, als jetzt in dieser Welle an mutmaßlich entzogenen Steuern zurückkommt.
Man sollte sich doch im Finanzministerium und in aller Öffentlichkeit einmal folgende Frage stellen:
Warum wandern eigentlich selbst Kleinsparer (nicht nur die bösen Reichen mit Ihrem
Geld ins Ausland?
Warum verlassen so viele Leistungswillige das Land (alleine in den letzten
Jahren jeweils über 100.000 zum Teil hochqualifizierte Steuerzahler, die nach Kanada, USA, Australien,
Schweiz, Österreich etc. auswandern)?
Wir glauben, dass dies nicht als Volkssport
Steuerhinterziehung abgetan werden kann, welchen man mit noch stärkeren Strafen bekämpfen muss (wie
jetzt gefordert).
Denn: Was kommt dann als nächstes?
Werden Bankangestellte
weltweit bestochen, damit Sie Daten hergeben? Wird die Post durchsucht, damit man verdächtige Briefe
aus dem Ausland öffnen kann? Wird bald jedem Menschen ein Chip eingepflanzt (natürlich nur, um ihn
bei Entführungen zu finden)? Wird Steuerhinterziehung bald mit Mord gleichgesetzt? Derzeit ist
man ja schon einem Räuber gleichgestellt!
Ein Leser schreibt uns: "Ein Land, dessen
Rechtssprechung Steuerhinterziehung schwerer bestraft als einen Raubüberfall, bei dem die Versehrtheit
der Opfer bis hin zum Tod in Kauf genommen wird, hat sich vom Begriff der Lebensqualität
verabschiedet."
Der gemeine Briefträger und Bankangestellte wird übrigens schnell merken, dass
er aus der aktuellen Situation schnell Profit schlagen kann. Sind das die neuen Stasi - äähhm -
BND-Informanten? Willkommen im Überwachungsstaat!
Man sollte in Berlin zur Kenntnis
nehmen, dass das Deutsche Gemüt eben so ist, dass man wenn man unzufrieden mit dem Staat ist
nicht auf die Straße geht und den Bundestag stürmt, sondern, dass man andere Maßnahmen
ergreift.
Wer in Deutschland 1.800 Euro Gehalt bekommt, mogelt etwas bei der Spesenabrechnung,
oder bei seinen Kilometern. Wer 3 Mio. im Jahr kassiert, meint, er brauche eine Stiftung in
Liechtenstein. Logisch, dass da auch die Beute höher ausfällt. Dies ist aber alles nur eine Frage
der Größenordnung. Die meisten haben aber schon einen anderen Protestweg gefunden: Man geht nicht
mehr wählen!
Dabei wäre es ganz einfach, in Deutschland Steuergerechtigkeit herzustellen! Warum lässt man nicht einfach den Steuerzahler die Gesetze beschließen? So ist es in anderen
Staaten, in denen kaum Steuer hinterzogen wird, übrigens durchaus üblich!
Wer keine Steuern in
Deutschland zahlt, der sollte eigentlich auch nichts zu sagen haben, wenn es um die sinnvolle Verwendung
von Steuergeldern geht.
- Denn jeder, der Steuern zahlt (und damit den Staat am Laufen
hält), wird ein hohes Interesse daran haben, dass er bei Arbeitslosigkeit schnell wieder einen Job
bekommt. - Jeder, der Steuern zahlt, wird ein hohes Interesse daran haben, dass möglichst immer
weniger Leistungsempfänger ins Land gelassen werden, sondern der Standort Deutschland für
Leistungswillige aus aller Welt zum Top-Standort aufgebaut wird. - Jeder, der Steuern zahlt, wird
ein hohes Interesse daran haben, dass die derzeitigen Leistungsempfänger ebenfalls schnell zu
Steuerzahlern werden. - Jeder, der Steuern zahlt, wird ein hohes Interesse daran haben, dass das
angesparte Vermögen nicht noch x-Mal besteuert wird (wie zum Beispiel mit Kapitalertragssteuer,
Abgeltungssteuer, Erbschaftssteuer).
Leider haben die meisten Menschen eher ein anderes
Gefühl: Es ist heute so, dass die Gesetze nicht mehr von Steuerzahlern gemacht werden, sondern eher
von Steuereintreibern!
Sonst würde man wohl nicht laufend Steuern erfinden, die bereits
versteuertes Vermögen noch einmal besteuert, oder? Der Hinweis, dass dies nur für der
sozialen Gerechtigkeit dient, zieht bei einem Arbeiter und Angestellten, der 8 Stunden
arbeitet, genau so wenig, wie beim Multi-Millionär.
Deshalb kommt es wohl auch derzeit zu
einem massiven Boom bei legalen deutschen Stiftungen, die dem Wohl der Allgemeinheit dienen!
Denn die Stiftungsgründer von legalen, deutschen, allgemeinnützigen Stiftungen geben das Geld lieber in
eine Stiftung, die das Geld sinnvoll investiert, als dem Staat. Denn dieser ist anscheinend nicht
mehr in der Lage dem Volkswillen nach gerechter Steuerverteilung zu folgen. Dieser (legale)
Stiftungsboom in Deutschland (und nicht nur der illegale in Liechtenstein) sollte dem Finanzminister
ebenso zu denken geben!
Einen bemerkenswerten Artikel fanden wir gestern in der
FAZ: In einer Demokratie können (möglicherweise durch Demagogen verführte)
politische Mehrheiten die Beschränkung von Freiheitsrechten beschließen, gegen die sich die Betroffenen
(in unserem Fall z.B. der Steuerzahler) nicht wehren können.Diese Beschränkung individueller
Freiheitsrechte geht mit einem wachsenden Staat, einer Zunahme der Umverteilung und einer Aushöhlung der
Marktwirtschaft einher und führt am Ende zu Unfreiheit und wirtschaftlichen Niedergang?
In der gleichen Zeitung fragt Nils Minkmar im Feuilleton: Die Massenhafte
Steuerhinterziehung kann die Republik erschüttern: Ist das ein Verrat der Eliten? Wissen sie etwas, das
alle anderen nicht mal ahnen? Und weiter: Warum? Was ist an, was ist mit
Deutschland, dass ein besorgter Familienvater aus Köln-Mariendorf sein Vermögen nicht hier lässt? ...Sind es Leute, die sich mit so etwas auskennen, die also ahnen, dass der Finanztsunami
droht, den der für die rechtliche Überwachung der größten Kreditversicherung zuständige New Yorker
Gouverneur Elliot Spitzer kommen sieht?... Abermals fühlt man sich an den sorgenvollen Text der
konservativen Wall Street-Journal Kolumnistin Peggy Noonan vom Oktober 2005 erinnert, in dem
sie mutmaßt, dass die neue Schicht der Superreichen nicht mehr von einem guten Ende ausgeht, dass sie ein
Desaster kommen sieht und ihren Separatfrieden mit dem Schicksal schließen will: private
Festungen, Sicherheitsdienste und schnell noch so viel Spaß wie möglich, legal oder illegal.
Aber es sind eben nicht nur die Superreichen, die nicht mehr an ein faires und gutes Ende glauben
sondern sehr, sehr viele Menschen. Tendenz stark zunehmend!
Was aber macht die
Politik? Anstatt endlich Steuergerechtigkeit auf den Weg zu bringen und diesen stillen
Protest der massenweißen Geld-Abwanderung (und auch der Abwanderung von Fachkräften) ernst zu
nehmen, damit das Geld aus dem Ausland zurückkommt, wird ein noch härterer Weg eingeschlagen! Folge: Damit wird noch mehr Geld abfließen und noch mehr Leute werden auswandern! Eine Spirale,
die nur von einer Politik zugunsten der Steuerzahler durchbrochen werden kann. Nicht aber mit noch mehr
Härte und einem neuen Überwachungsstaat! Das Vertrauen, dass dieser Staat seine Leistungsträger (und
damit meinen wir vom Top-Manager bis zum kleinen Arbeiter alle Steuerzahler) entlastet, ist unter der
Nulllinie.
Da das Schwarzgeld/Steuergerechtigkeits und Abwanderungsthema die nächsten Jahre
akut bleiben wird, haben wir uns im Newsletterbereich umgesehen und können all denjenigen, die den Weg
zurück in die Legalität suchen, folgendes Dossier empfehlen: Wege aus der
Schwarzgeld-Falle Hier der Bestell-Link: http://www.coin-sl.com/produkte/schwarzgeld/index.php?af=schwarzgeld-544
Wer zum Personenkreis gehört, der eventuell ein Konto im Ausland besitzt (was an und für sich
nicht strafbar ist, solange Sie die Erträge in Deutschland angeben) und sich fragt, wie er das Geld
wieder in die Legalität zurückführen kann, dem empfehlen wir dieses Dossier Wege aus der
Schwarzgeld-Falle:
Das seit Jahren vielfach bewährte Konzept von Hans-Peter Holbach für
Sie, wenn Sie Deutschland, Österreich, die Schweiz etc. nicht gleich verlassen können oder wollen. Aus
welchen Gründen auch immer. Egal, ob Sie als Vorstandvorsitzender für 5 Mio. im Jahr ab und zu persönlich
an Ihrem Schreibtisch sitzen müssen, oder ob Sie sich nicht von Ihrem Stammtisch trennen können. Wenn Sie
Ihre finanziellen Dinge regeln wie von Holbach in diesem Report beschrieben, sind Sie auf der sicheren
Seite.
Ja, wir wissen, Sie haben kein Schwarzgeld. Aber sollten Sie einen Bekannten haben mit
diesem Problem, dann tun Sie ihm bitte einen Gefallen und geben Sie ihm den Link weiter... Wir
möchten auch betonen, dass dies keine Aufforderung zum Auswandern aus Deutschland oder gar zur
Steuerhinterziehung ist.
Nein, wir sind ganz ehrlich: Wir nutzen lediglich die
Aktualität des Themas, um Arbeitsplätze in Deutschland zu schaffen und zu erhalten, in dem nun einige
Leser diesen Brief bestellen und wir weiterhin unsere Redakteure am Ende des Monats bezahlen können! Wir
werden eben nicht müde, Deutschlands Steuereinnahmen am sprudeln zu halten!
Florian-Homm-Zertifikate der SEB-Bank: ein böser Reinfall 29. Februar 2008 14:48
Mit
einem echten Klops hat die SEB-Bank zu kämpfen. Sie hatte zwei Hedgefonds-Zertifikate emittiert, die die
Hedgefonds des bekannten Fondsmanagers Florian Homm abbildeten. Seit sich der Hedgefonds-Manager aber aus
seinen eigenen Fonds zurückgezogen hat und nicht mehr greifbar ist, ist auch eine Preisfeststellung für
die Zertifikate nicht mehr möglich.
Konkret bedeutet dies: Die Zertifikate sind nicht mehr
handelbar. Sie wurden vom Handel ausgesetzt. Die SEB-Gank sieht sich gezwungen, in Untätigkeit zu
verharren. Denn der Zielfonds, dessen Preise die Grundlage für die SEB-Zertifikate sind, ermittelt keine
Preise mehr. Eine faire und seriöse Schätzung sei nicht möglich, so eine Verlautbarung der Bank.
Das bedeutet: Die Eigner dieser Zertifikate können die Papiere nicht verkaufen – denn die
SEB-Bank kann keine Preise dafür stellen. Bis mindestens Ende November 2008 könne diese Marktstörung
andauern, meint die SEB. Bis dahin werden Anteilseigner wohl vergeblich auf eine Auszahlung des Papiers
warten.
Falls Sie betroffen sind, sollten Sie die SEB-Bank zur Rückabwicklung des
Kaufgeschäfts auffordern. Gemäß Prospekthaftung ist die Bank dazu verpflichtet. Ob Sie aber darüber
hinaus Ihren Zinsschaden, also etwa entgangene Zinsgewinne, geltend machen können, ist zweifelhaft.
Übrigens droht solches Ungemach nicht nur bei exotischen Konstruktionen wie
Hedgefonds-Zertifikaten. Im letzten Jahr gab es auch den Fall eines Discount-Zertifikats auf die
Puma-Aktie. Der Emittent, die Citigroup, setzte das Papier vom Handel aus, als der französische
Luxusgüterkonzern PPR nennenswerte Anteile an Puma erwarb. Hier allerdings dauerte die Verunsicherung nur
etwa zwei Wochen an. Dann erstattete die Citibank den Inhaber der Zertifikate den aktuellen Wert. Ein
Minusgeschäft war es für einige Käufer trotzdem.
***********
Bear Stearns
mit erstem aktiven ETF am Markt
Der US-Finanzkonzern Bear Stearns bietet den ersten aktiv
gemanagten Exchange Traded Fund (ETF) an, der an einer US-Börse gelistet ist: Der neue Bear Stearns
Current Yield ETF wird seit gestern an der American Stock Exchange in New York gehandelt. Bisher gab es
am US-Markt nur börsengehandelte Fonds, die Indizes abbilden.Der Fonds wird von einem Managerteam der
Bear Stearns Asset Management unter der Leitung von Scott Pavlak verwaltet. Sie setzen auf verschiedene
Kurzläufer-Anleihen guter Bonität. Dadurch versuchen sie, die Verzinsung am Geldmarkt zu schlagen. Der
Fonds ist das erste Produkt der neu geschaffenen Bear Stearns Active ETF Trust. Diese Tochtergesellschaft
soll wegen der Übernahme der Muttergesellschaft durch JP Morgan schon bald umbenannt werden. Die Bankenhochzeit hatte auch für den deutschen Zertifikatemarkt Auswirkungen. Seit dem 14. März wurden
für die Zertifikate der Bear Stearns keine Preise mehr gestellt. „Die Handelsaussetzung der letzten Tage
war aufgrund der Turbulenzen bezüglich des Übernahmeangebots unvermeidbar, da eine ordnungsgemäße
Preisfindung kaum möglich war”, erklärt Bear-Stearns-Direktor Dirk Winkler in einer E-Mail an
Geschäftspartner, die DAS INVESTMENT.com vorliegt.Seit heute Vormittag hat die deutsche
Tochtergesellschaft den Zertifikatehandel an den Börsen Frankfurt und Stuttgart wieder aufgenommen.
Allerdings sind die Geld-/Briefspannen der Produkte vorübergehend vergleichsweise hoch. „Wir sind aber
bemüht, die Spannen in den nächsten Tagen kontinuierlich einzuengen”, so Winkler.
ÖSTERREICH: Libro-Börsegang 1999 soll Betrug gewesen sein
Strafanzeige der Kripo NÖ - Vor
Entscheidung über Anklage - Rettberg weist Vorwürfe zurück
In einer neuen Strafanzeige erhebt
die Kriminalpolizei Niederösterreich (Wirtschaftskriminalität) den Vorwurf, der Börsegang der Buch- und
Papierkette Libro im Jahr 1999 sei betrügerisch erfolgt. Das berichtet die Tageszeitung ÖSTERREICH in
ihrer morgen, Freitag, erscheinenden Ausgabe.
Die mit 17. Jänner 2008 datierte Anzeige
richtet sich gegen die Ex-Libro-Vorstände André Rettberg und Johann Knöbl, zwei Ex-Libro-Aufsichtsräte
sowie zwei Wirtschaftstreuhänder der Kanzleien Auditor und KPMG, schreibt ÖSTERREICH. Ihren Verdacht
begründet die Kriminalpolizei mit dem Hinweis, dass die wirtschaftliche Situation von Libro schon vor dem
Börsegang schlecht gewesen sei, dies aber durch verfälschte Zahlen im Börseprospekt kaschiert wurde. "Die
Libro AG verfügte über negatives Eigenkapital. Anstehende Verbindlichkeiten können mangels Liquidität
nicht fristgerecht bezahlt werden - zumindest Zahlungsstockungen sind evident", zitiert ÖSTERREICH aus
der Anzeige.
Es bestehe demnach der Verdacht, dass "der Börsegang notwendiger zur Sanierung
der Aktiengesellschaft war, als dass sich Anleger eine Gewinnerwartung erhoffen durften". Im
Börseprospekt sei die Situation bewusst und im Zusammenwirken der Akteure beschönigt worden. Als Schaden
für die Anleger werden in dem Papier (Aktenzahl: GZ P-105.371/02-Wi) 77,56 Millionen Euro genannt.
André Rettberg wies die Vorwürfe gegenüber ÖSTERREICH zurück. "Alle Libro-Zahlen wurden von
Experten doppelt geprüft." Sein Strafverteidiger Elmar Kresbach greift im Gespräch mit der Tageszeitung
die ermittelnden Beamten an: "Die Anzeige zeigt, wie sich ein kleiner niederösterreichischer Polizist die
große Wirtschaftswelt vorstellt. Mit der Realität haben diese Milchmädchenrechnungen nichts zu tun."
Die neue Anzeige fuße teilweise auf einer Strafanzeige aus dem September 2006, schreibt
ÖSTERREICH weiter. Damals wurden zwölf Aufsichtsräte, Vorstände und Wirtschaftsprüfer von Libro wegen
Verdacht auf Betrügerische Krida, Untreue und Bilanzfälschung angezeigt.
Der Wiener
Neustädter Staatsanwalt Johann Knöbl werde dem Vernehmen nach noch vor dem Sommer über eine
Anklage-Erhebung entscheiden, so ÖSTERREICH, dabei aber die Oberstaatsanwaltschaft Wien und das
Justizministerium einbinden. Im Mittelpunkt der Libro-Anklage werde jene Sonderdividende von 440
Millionen Schilling stehen, die sich die Alteigentümer vor dem Börsegang genehmigten, und die im
Börseprospekt enthalten ist, so ÖSTERREICH.
Banken verdienen laufend mit am Fondsvermögen, das ihre Kunden halten. Das sollten Sie sich vor Augen
halten, denn solche Bestandsprovisionen werden aus Ihrem Geld bezahlt. Bisher profitierten die Banken
hauptsächlich vom Ausgabeaufschlag, also der prozentualen Gebühr, die bei jedem Kauf von Fondsanteilen
fällig wird. Dieser Ausgabeaufschlag wurde als Vermittlungsprovision gern an die Bankhäuser
weitergereicht.
Inzwischen werden die Fondsanteile oft über die Börse gekauft, und damit frei
von Ausgabeaufschlägen. Heißt das, der Broker geht leer aus? Leider nein. Denn ähnlich wie ein
Versicherungsvermittler regelmäßig Provisionen für jede Police bekommt, die er betreut, kassieren die
Banken und Broker Bestandsprovisionen für die Fondsanteile ihrer Kunden, die sie verwalten.
Zwischen 0,25 und 0,5 Prozent des Fondsvermögens kann das Jahr für Jahr ausmachen. Allerdings sind
diese Prozentsätze in der Verwaltungs- bzw. Managementgebühr enthalten. Um jedoch sicherzugehen, dass Sie
nicht zuviel an Verwaltungsgebühr zahlen, sollten Sie stets einen Blick auf die so genannte TER werfen.
Die Abkürzung bedeutet Total Expense Ratio und ist die Summe aller laufenden Gebühren, die ein Fonds
verschlingt. Liegt die TER über 1,75 Prozent, ist das meiner Ansicht nach nicht mehr zu vertreten. Denn
Sie müssen bedenken: Um diesen Betrag schmälert sich die jährliche Fondrendite.
Anleger lassen sich 12 Milliarden US-Dollar aus Sammelklagen entgehen
Ein neuer Bericht der
GOAL Group, dem führenden europäischen Spezialisten in Sachen Quellensteuer und Sammelklagen, zeigt, dass
die Nichtbeteiligung institutioneller Anleger an Wertpapier-Sammelklagen in den USA zwischen 2000 und
2007 dazu geführt hat, dass fast 12 Milliarden USD nicht zurückgefordert wurden. Davon entfallen ca. 3,6
Milliarden US-Dollar auf Anleger aus Europa. Um die Jahrtausendwende waren Corporate-Governance-Skandale
wie z. B. Enron der Hauptauslöser für Sammelklagen, inzwischen wurden sie jedoch von der
Subprime-Hypothekenkrise abgelöst. Die durchschnittliche Auszahlung liegt bei circa 54 Millionen
US-Dollar und es werden wieder mehr Anträge gestellt - da können es sich Anleger und Fondsmanager nicht
länger leisten, auf die Geltendmachung der Entschädigungen zu verzichten, die ihnen rechtmäßig zustehen.
Da es in anderen Ländern (mit Ausnahme von Australien) keine etablierten
Mechanismen für gemeinsame Klagen gibt, nutzen europäische Aktionäre mit Erfolg Sammelklagen vor
US-amerikanischen Gerichten, um Schadensersatz für ihre Verluste einzufordern. Wenn US-Anleger das
Verfahren führen, steigt das Risiko, dass ausländische Anleger nicht automatisch mit einbezogen werden,
denn je weniger Kläger sich beteiligen, umso größer fallen die Anteile an der Auszahlung aus; und
komplexe rechtliche Situationen können den Prozess verlangsamen. Dies hat dazu geführt, dass europäische
Unternehmen inzwischen vor US-Gerichten aktiv gegen europäische und US-amerikanische Unternehmen klagen.
Im Parmalat-Fall sind alle führenden Kläger aus Europa.
Das typische europäische
Aktienportfolio ist sehr international geworden - die durchschnittliche Aufteilung ist zurzeit 75 Prozent
inländische Aktien, 25 Prozent ausländische Aktien. Dadurch steigt das Bewusstsein europäischer Aktionäre
dafür, dass sie bei Wertpapier-Sammelklagen in den USA übergangen werden könnten, wenn sie sich nicht
aktiv an einem Verfahren beteiligen. Es kann jedoch tatsächlich eine komplizierte und entmutigende
Aufgabe sein, den Überblick über die Chancen zur Stellung eines Antrags und die notwendigen
Verfahrensschritte für eine erfolgreiche Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen zu behalten - und
viele institutionelle Anleger glauben, dass der Kosten- und Zeitaufwand wahrscheinlich größer ist als der
Nutzen. Dies ist oft ein Irrtum, es erklärt jedoch vielleicht, warum 25 Prozent der Anträge, die von
berechtigten Parteien gestellt werden könnten, nicht eingereicht werden.
Stephen
Everard, Managing Director der GOAL Group, erklärt: „Nach Ansicht der Juristen fällt es klar in die
Sorgfaltspflicht der institutionellen Anleger, Forderungen für ihre Kunden geltend zu machen, unsere
Recherchen haben jedoch ergeben, dass den Anlegern aufgrund von Untätigkeit viel Geld entgeht."
Angesichts eines Rückgangs der Antragszahlen im Jahr 2006 wurde spekuliert, dass die Welle
der Aktionärssammelklagen abflauen könnte. Die Zahlen für 2007 sprechen jedoch eine andere Sprache: Wir
haben wieder mehr Gerichtsverfahren und insgesamt mehr Anträge als 2006 gesehen. Obwohl der
Sarbanes-Oxley Act und entsprechende europäische Bestimmungen das Risiko weiterer Enrons und Parmalats
zweifellos eindämmen, sind auf den Finanz- und Anlagemärkten neue Faktoren ans Licht gekommen, wo
Sammelklagen eingesetzt werden, um zu versuchen, Schadensersatz für Aktionäre und Anleger zu bekommen.
Wir erleben zurzeit einen Anstieg von durch die internationale Kreditkrise bedingten Sammelklagen, deren
Klärung zwischen fünf und sieben Jahren dauern wird."
„Es ist richtig, dass für
eine Teilnahme an einer Sammelklage rechtzeitige und korrekte Informationen zu den jeweiligen
Tatbeständen und Verfahrensschritten erforderlich sind sowie Zeit und Ressourcen, um die maßgeblichen
Auszahlungsregelungen zu prüfen und zu evaluieren. Die Anleger müssen diese Daten dann zu umfangreichen
Daten zur individuellen Handelsaktivität in Bezug setzen und die oft komplexen, für einen rechtswirksamen
Antrag notwendigen Unterlagen zusammenstellen und einreichen."
„Auf dem Markt sind jedoch
automatisierte Outsourcing-Lösungen zur Bearbeitung von Sammelklageforderungen ohne hohen Kostenaufwand
verfügbar. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass ein paar umsichtige und verantwortungsbewusste
institutionelle Anleger bereits solche Dienste in Anspruch nehmen."
Die Methoden der Bankomatentrickbetrüger werden immer perfider. In jüngster Zeit spähen Kriminelle
vermehrt geheime Kartendaten aus - ohne die Karten zu entwenden. Wie das? Die Kriminellen manipulieren
Geldautomaten, indem sie einen Plastikaufsatz auf dem Karteneinzugsschlitz anbringen, informiert die
deutsche EthikBank. Steckt der ahnungslose Kunde seine Karte hinein, wird der Magnetstreifen der Karte
kopiert. Die Gauner produzieren nun mit den geklauten Daten Kartenkopien und plündern das Konto an
ausländischen Automaten.
Der neueste Trick der Betrüger, um an den Code zu kommen: Sie
manipulieren die Tastatur. Indem sie ein Imitat auf der echten Tastatur befestigen oder eine hauchdünne
Folie auf das Original kleben. Tippt der Kunde nun seine Geheimzahl ein, wird diese gespeichert und per
Funk an die Täter weitergeleitet.
Damit die Kohle beim Abheben nicht hops geht, warnt die
EhtikBank: Die Alarmglocken sollten schrillen, wenn beim Karteneinzug ein wackliger Vorbau angebracht ist
oder einem die Tastatur (falsche Beschriftung) merkwürdig vorkommt.
Witt Nittel, Rechtsanwälte: Bank- und Kapitalmarktrecht im Web 2.0 16.09.2008
Aktuelle
Informationen rund um den Bereich des Bank- und Kapitalmarktrechts bieten Witt Nittel, Rechtsanwälte in
ihrem neuen Blog im Internet. Unter http://bankundkapitalmarktrecht.twoday.net/
werden seit Anfang September
regelmäßig Anmerkungen zu neuen Gerichtsentscheidungen sowie zu interessanten Themen rund um bank- und
kapitalmarktrechtliche Fragestellungen veröffentlicht. (ir)
-------------------------------------------------------------------------------- Die Anwälte von
Witt Nittel, Rechtsanwälte in Heidelberg sind seit Jahren erfolgreich in den Bereichen Bank- und
Kapitalmarktrecht tätig. Für Anleger von Immobilienanlagen und anderen Anlageformen des grauen
Kapitalmarkts wurden zahlreiche richtungweisende Urteile vor Oberlandesgerichten und dem
Bundesgerichtshof erstritten.
Sie ist nicht sonderlich bekannt, die Prager Boerse, denn mit heißen 14 Aktien im Hauptmarkt (29
insgesamt) reißt man nicht viel. Ganz uninteressant sind die Vorgänge auf dem Mini-Börsenplatz jedoch
auch nicht. Immerhin gibt es für diese 14 Aktien 2 Handelssysteme (eines für große und eines für kleine
Volumina) und jede Grossbank in Prag beschäftigt mindestens 2 Market Maker. Klein aber oho? – Nein, für
dieses Urteil reicht es an der PX nicht. Trotzdem erlebt man auch hier kuriose Geschichten, sowie die
Story von AAAAuto.
Frage1: Würden Sie in der Tschechei einen Gebrauchtwagen kaufen?
Frage 2: Würden Sie die Aktien eines tschechischen Gebrauchtwagenhändlers kaufen?
Sie lachen jetzt vielleicht, aber das gibt’s!
Gebrauchtwagen. Nach der Wende konnte
man sie in der Tschechei verkaufen, wie warme Semmeln. So entstand der scheinbar ungebrochene Erfolg von
AAAAuto des australischen Gründers Tony Denny. Kauft man in Prag einen Gebrauchtwagen, so kauft man ihn
nicht irgendwo, sondern bei AAA. Der gute Name und der scheinbar endlose Erfolg brachte AAA auf die Idee
die bereits begonnene Expansion in ganz CEE noch weiter zu treiben und dafür braucht man Geld. Und wo
holt man sich das? An der Börse! Ca. vor einem Jahr (24.9.2007) ging AAA an die Börse. Man legte gute
Zahlen vor und die Investoren kauften fleißig Aktien um 56 CZK pro Stück. Hier die Zahlen in Kurzform:
Der Börsegang war geglückt und nun konnte die Expansion weiter
voranschreiten. Der Kurs bewegte sich nicht signifikant und alles schien friedlich. Doch dann brach ein
schweres Unglück über das Unternehmen herein. Plötzlich hörten die Kunden auf, Autos zu kaufen. Plötzlich
stellte sich heraus, dass viele der neune Filialen überhaupt nicht profitabel waren, und wieder
geschlossen werden müssen, und plötzlich wurde aus einem Q3 Ergebnis von 4.261 TEUR ein
Ganzjahres-Ergebnis von – 4 782 TEUR.
Die Aktie fiel
um 50%. Autsch! Man hat das alles vor dem Börsegang nicht gewusst und natürlich auch nicht voraussehen
können. Nein, man hatte den Investoren kein fehlerhaftes Auto verkauft! Alle diese Pannen sind erst
nachher aufgetreten! Mit der Dynamik einer Schildkröte im Winterschlaf schreiten nun die Ermittlungen
der Börsenaufsicht voran. Ergebnisse wurden bisher keine bekannt, und der AAA-Aktionär muss sich momentan
mit einem Kurs von ca. 14.5 CZK begnügen.
Also liebe Investoren: Augen auf beim
AAAAktien-Kauf!