Nationalrat billigt ÖVP-FPÖ-Steuerreform und Pensionserhöhung
Pensionsanpassungsgesetz 2020
bringt gestaffelte Pensionserhöhung
Wien (PK) - Die Steuerreform 2020 wurde im heutigen
Nationalrat mit den Stimmen der ÖVP und FPÖ und NEOS beschlossen. Sie sieht unter anderem eine Senkung
der KV-Beiträge für Selbstständige und LandwirtInnen, Entlastungen für GeringverdienerInnen und
PensionistInnen sowie eine Steuerpauschalierung für Kleinunternehmen vor. Die SPÖ stimmte nicht zu,
brachten mit dem Verlangen einer getrennten Abstimmung aber zum Ausdruck, dass sie einzelne Elemente der
von den ehemaligen Koalitionspartnern vorgelegten Reform sehr wohl befürwortet. Kritisch steht dem
Gesetzespaket die Liste JETZT gegenüber, die das ursprüngliche Reformziel - Steuerentlastungen für
GeringverdienerInnen - verfehlt sieht.
Gemeinsam mit der Steuerreform verhandelt Plenarsitzung
auch die Pensionsanpassung für das kommende Jahr. Nur die NEOS stimmten gegen die gestaffelte Erhöhung
von Pensionen, die sie als teures "Wahlzuckerl" verstehen.
Mit Abänderungsanträgen brachte die
SPÖ ihre Forderungen durch, dass für Personen mit 45 Arbeitsjahren künftig keine Pensionsabschläge
anfallen und bis zu 60 Versicherungsmonate der Kindererziehung als Beitragsmonate der Erwerbstätigkeit
berücksichtigt werden. Angenommene SPÖ-FPÖ-Anträge sorgen dafür, dass die Wartezeit für die erste
Pensionsanpassung entfällt und dass die Abschläge bei Nacht- und Schwerarbeitern abgeschafft werden.
NEOS unterstützen ÖVP-FPÖ-Steuerreform 2020 trotz Kritik, SPÖ geht bei Teilen mit
Für
GeringverdienerInnen bringt das Steuerreformgesetz 2020 Entlastungen durch eine höhere Rückerstattung der
Sozialversicherungsbeiträge (Negativsteuer) und eine Erhöhung des Verkehrsabsetzbetrages im Zuge der
Arbeitnehmerveranlagung. Damit auch PensionistInnen profitieren, erhalten sie einen um 200 € höheren
Pensionistenabsetzbetrag.
Selbstständige und LandwirtInnen erwartet - unabhängig vom Einkommen
- eine allgemeine Senkung des Krankenversicherungsbeitrags. Er wird auf Kosten des Bundes um 0,85%
gesenkt. Laut aktuellen Berechnungen des parlamentarischen Budgetdiensts profitieren diese demnach in
allen Einkommensgruppen von der Entlastung. Für ArbeitnehmerInnen mit einem Einkommen unter der
Geringfügigkeitsgrenze kommt es laut Budgetdienst zu keiner Entlastung, ab der Geringfügigkeitsgrenze
steigt die Entlastung auf maximal 300 € pro Jahr an. Ab rund 22.600 € kommt es durch die geplanten
Maßnahmen zu keiner Einkommensveränderung mehr.
Für KleinunternehmerInnen ist eine einfache
Steuerpauschalierung sowie eine Erhöhung der Kleinunternehmergrenze im Sinne des Umsatzsteuergesetzes von
30.000 € auf 35.000 € vorgesehen. Die Grenze für die Sofortabschreibung von geringwertigen
Wirtschaftsgütern wird von 400 € auf 800 € verdoppelt.
Weitere Elemente des
Steuerreformgesetzes 2020 sind die Senkung der Umsatzsteuer auf E-Books auf 10% sowie
Steuerbegünstigungen für erneuerbare Energie wie Wasserstoff, Biogas und durch Photovoltaik erzeugten
Eigenstrom. Ebenso kommt es zu Änderungen bei der Normverbrauchsabgabe und bei der Tabaksteuer.
Begleitend zur Steuerreform wurde eine Änderung des Stiftungseingangssteuergesetzes angenommen. Die im
Zuge der Sozialversicherungs-Organisationsreform geschaffenen Stiftungen sollen nicht nur von der
Einkommenssteuer und der Körperschaftssteuer, sondern auch von der Stiftungseingangssteuer befreit
werden. Ferner wird der Verkehrsminister zu budgetären Vorbelastungen im Ausmaß von 11,024 Mrd. €
ermächtigt, um damit in den kommenden 15 Jahren Verkehrsdienstleistungen auf der Schiene zu
finanzieren.
Entlastungen für Pensionen bis 2.500 € und Zweckzuschuss für die Länder
Das Pensionsanpassungsgesetz 2020 bringt eine gestaffelte Pensionserhöhung. Pensionen bis 1.111 €
brutto - auch Ausgleichszulage und Opferrenten - werden um 3,6% steigen. Darüber bis 2.500 € erfolgt eine
schrittweise Absenkung bis auf den gesetzlichen Inflationswert von 1,8%. Für die übrigen Pensionen kommt
der gesetzliche Anpassungsfaktor von 1,8% zum Tragen, wobei ein Deckel von 94 € für Gesamtpensionen über
5.220 € eingezogen wurde. Außertourlich angehoben wird außerdem die Ausgleichszulage für Ehepaare. Sie
wird 2020 von 1.398,97 € auf 1.472 € steigen.
Mehrheitlich beschlossen wurde zudem, dass die
Länder einen vollen Kostenersatz für die Abschaffung des Pflegeregresses für die Jahre 2019 und 2020
erhalten. Durch den Zweckzuschuss wird der Bund zusätzlich zu den im ASVG verankerten 100 Mio. €
entsprechende Mittel aus dem Pflegefonds bereitstellen.
Finanzminister Müller: Noch nicht alle
Mittel im Stabilitätsprogramm eingepreist
Über die finanziellen Auswirkungen der zahlreichen
Vorhaben informierte Finanzminister Eduard Müller, der das Gesamtvolumen des Steuerreformpakets mit 2,8
Mrd. € bezifferte. Im Gegenzug rechne man mit Einnahmen von etwa 0,8 Mrd. €. Da der sich daraus ergebende
Nettofinanzierungsbedarf in der Höhe von 2 Mrd. € jedoch schon eingepreist wurde, sei das Ziel eines
ausgeglichenen Haushalts nicht gefährdet. Darüber hinaus seien aber weitere Anträge auf der Tagesordnung
(z.B. Pensionsanpassung, Mittel für die Abschaffung des Pflegeregresses), für die zusätzliche Mittel in
der Höhe von 1,8 Mrd. € notwendig sein werden. Wenn man noch die Nationalratsbeschlüsse vom Juli
hinzurechnet, ergibt das eine Summe von insgesamt 5 Mrd. €.
Müller erläuterte die Eckpunkte
der Steuerreform und gab den Abgeordneten generell mit auf den Weg, dass die Beschlüsse in der aktuellen
Parlamentsphase sowohl von der EU als auch von den Ratingagenturen aufmerksam verfolgt werden. Außerdem
mahnte er generell Wachsamkeit ein, zumal ExpertInnen des IHS und der OECD von einer Abflachung der
Wirtschaftsentwicklung ausgehen.
SPÖ will Maßnahmenpaket für mehr Gerechtigkeit und
steuerfreien Mindestlohn in der Höhe von 1.700 €
Österreich war immer dann am stärksten, wenn
alle Menschen, unabhängig von ihrem Alter, ihrer Herkunft oder ihrer Geldbörse, mitgenommen wurden,
unterstrich Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) zu Beginn ihrer Rede. Dafür sei auch Rudolf Hundstorfer
gestanden, der immer den Dialog, den Ausgleich und das Miteinander gesucht habe. Die heutige Debatte um
eine Steuerreform zeige jedoch, dass es eine gesellschaftliche Schieflage gibt, zumal die
ArbeitnehmerInnen 80% der Steuerlast schultern. Es sei daher nicht fair, wenn nur die Selbstständigen und
Bauern ein Jahr früher als die ArbeitnehmerInnen durch eine Senkung der Krankenversicherungsbeiträge
entlastet werden sollen, wie dies der Vorschlag von ÖVP und FPÖ vorsieht.
Die SPÖ habe daher
ein alternatives Konzept ausgearbeitet, von dem alle Menschen rasch profitieren würden. Kernpunkt sei
dabei die Entlastung der ArbeitnehmerInnen in der Höhe von 5 Mrd. €. Angesichts eines abflauenden
Wirtschaftswachstums, vor dem die SPÖ schon im Frühjahr gewarnt habe, sollte unter anderem ein
steuerfreier Mindestlohn in der Höhe von 1.700 € umgesetzt werden. Außerdem sehe das Maßnahmenpaket eine
Entlastung der Wirtschaft um eine Mrd. € vor, damit neue Jobs geschaffen werden können.
SPÖ-Budgetredner Kai Jan Krainer resümierte über die Steuerpolitik der letzten Jahre. Insgesamt seien
die Steuern 2017 und 2019 gesunken, unter der ÖVP-FPÖ-Regierung 2018 dagegen gestiegen. Das seien Fakten,
genauso wie die weltweit bekannte Tatsache der zu hohen Steuern auf Arbeit in Österreich. Kapital werde
dagegen zu gering besteuert. Dementsprechend unterstütze die SPÖ die Entlastung der ArbeitnehmerInnen,
wie sie der aktuelle Gesetzesvorschlag vorsehe, wobei Krainer dafür eintrat, bereits 2020 die Maßnahmen
wirken zu lassen. Stark zu hinterfragen ist aus seiner Sicht, dass eine Erbschaftssteuer keine Erwähnung
im Reformpaket findet.
Jörg Leichtfried (SPÖ) zeigte sich erfreut über die Anpassung der
Pensionen und die Anhebung der Ausgleichszulage für Ehepaare, weil dies Menschen zugute kommen werde, die
das bitter nötig haben. Bedauerlich sei jedoch, dass die ehemalige "Ibiza-Koalition" dafür gesorgt habe,
dass ArbeiterInnen und Angestellte ein Jahr länger auf ihre Entlastung warten müssen. Ebenso kritisierte
Rainer Wimmer (SPÖ) die Sozialpolitik der Vorgängerregierung. Auch Fraktionskollege Josef Muchitsch (SPÖ)
betonte seinen Standpunkt, dass Österreich seit Ibiza im gesamten Sozialbereich kälter geworden sei. Mit
einer Vielzahl an heute begleitend zum Steuerreformgesetz eingebrachten Abänderungsanträgen sei man
bemüht, soziale Gerechtigkeit umzusetzen, so Muchitsch.
Muchitsch und Fraktionskollege Rainer
Wimmer machten sich dafür stark, dass für Personen mit 45 Arbeitsjahren keine Pensionsabschläge anfallen.
Durch mehrstimmige Annahme des entsprechenden Abänderungsantrags werden künftig nun auch bis zu 60
Versicherungsmonate der Kindererziehung als Beitragsmonate der Erwerbstätigkeit berücksichtigt.
Dass bei der Steuerreform viel zu wenig über Frauen geredet wurde, befand Gabriele Heinisch-Hosek
(SPÖ). Unter anderem, weil sie vermehrt von Altersarmut betroffen seien, setzte sie sich in einem
Entschließungsantrag erfolgreich für faire Pensionen für Frauen ein. Durch die mehrheitliche Zustimmung
des Nationalrats wird die Sozialministerin aufgefordert, eine verbesserte Anrechnung der
Kindererziehungszeiten für zukünftige Pensionen vorzusehen.
In den schließlich nicht
angenommenen Abänderungsanträgen hätte die SPÖ durch Christoph Matznetter (SPÖ) unter anderem die
Neuregelung der Pendlerpauschale und einen ermäßigten Steuersatz auf Damenhygieneprodukte eingefordert.
"Essensgutscheine" für ArbeitnehmerInnen beziehungsweise deren Besteuerung thematisierte Nurten
Yılmaz (SPÖ). Die derzeitige Abgaben in der Höhe von 4,40 € seien zu gering, meinte Yılmaz, da
man seit 2005 die Summe nicht erhöht habe. Sinnvoll für die regionale Wirtschaft wären zumindest 8 €,
plädierte sie. Sonja Hammerschmid (SPÖ) bezweckte mit einer Änderung der Elektrizitätsabgabe im Sinne des
Klimaschutzes, das Hauptaugenmerk auf öffentlichen Verkehr zu lenken, fand aber keine Plenumsmehrheit.
Die Steuerreform bezeichnete sie auch als vertane Chance für die Möglichkeit der Spendenabsetzbarkeit im
Bildungsbereich.
Die Pflege brachte Markus Vogl (SPÖ) in seiner Wortmeldung zur Sprache.
Konkret machte er sich für ausreichend Unterstützung für pflegende Angehörige stark, um nicht zuletzt
deren Wahlfreiheit sicherzustellen, inwieweit sie die Pflegeleistungen selbst übernehmen. Mit einem
eigenen Antrag forderte Vogl überdies, die solidarische Pensionsversicherung in den Verfassungsrang zu
heben.
Alois Stöger (SPÖ) hielt der ehemaligen ÖVP-FPÖ-Regierung vor, sie habe dem Sozialstaat
geschadet. Erfreulich seien daher aktuelle Ansätze zur Steuerreform, die die Situation von
PensionistInnen verbessern. Gegen die geplante Abschaffung der Betriebskrankenkasse trat Stöger dagegen
mit einem Abänderungsantrag auf. Seitens der FPÖ wurden diese Vorhaltungen von Wolfgang Zanger wiederum
aufs Schärfste zurückgewiesen.
Gemeinsam von SPÖ und FPÖ eingebracht und dadurch mit
Stimmenmehrheit beschlossen wurden sowohl Abänderungsanträge, die sicherstellen, dass die Wartezeit für
die erste Pensionsanpassung entfällt, als auch zur Abschaffung der Abschläge bei Nacht- und
Schwerarbeitern. Dietmar Keck (SPÖ) hob die Bedeutung beider Maßnahmen hervor.
ÖVP: Erster
Teil der Steuerreform wird wie versprochen konsequent umgesetzt
Mit dem heutigen Beschluss des
ersten Teils der Steuerreform komme es zu einer Entlastung der niedrigen EinkommensbezieherInnen, war
ÖVP-Klubobmann August Wöginger überzeugt. Man halte damit ein, was zuvor versprochen wurde. Wöginger wies
darauf hin, dass etwa eine Verkäuferin, die 1.200 brutto verdient, mit einem Plus von 300 € pro Jahr
rechnen kann; bei Pensionen um die 1.100 € brutto betrage die Entlastung ca. 200 €. Es sei daher nur mehr
als gerecht, dass auch Landwirte und Selbstständige von den Maßnahmen profitieren. Erfreut zeigte sich
der Sozialsprecher der ÖVP auch über Einigung in Bezug auf die Pensionsanpassungen, von der vor allem
kleine und mittlere EinkommensbezieherInnen profitieren werden. Wer ein Leben lang gearbeitet habe, dürfe
auch in der Pension nicht der Dumme sein, meinte er. Positiv bewertete Wöginger auch die Erhöhung der
Kleinunternehmergrenze auf 35.000 €, die Anhebung der Abschreibungsgrenze für geringwertige
Wirtschaftsgüter, die Umgestaltung der NoVA, die Begünstigungen für erneuerbare Energie sowie die
Einführung eines ermäßigten Steuersatzes für E-Books. Der ÖVP war es immer ein wichtiges Anliegen, dass
alle Berufsgruppen von den Maßnahmen profitieren, unterstrich Abgeordneter Peter Haubner. Ein Plus von
700 Mio. € im Jahr 2020 für die kleinen EinkommensbezieherInnen könne sich wahrlich sehen lassen,
schlossen sich auch Georg Strasser und Michael Hammer (beide ÖVP) den Ausführungen ihres Vorredners
an.
Karlheinz Kopf (ÖVP) betonte, dass durch die Reform nicht nur Steuern, sondern etwa durch
die Steuerpauschalierung für Kleinunternehmen auch an Bürokratie gespart werde. Grundsätzlich sei man
bemüht, den eingeschlagenen Weg nach dem Motto "mehr Netto vom Brutto" fortzusetzen. Andreas
Ottenschläger (ÖVP) hofft auf künftig weitere Etappen der Umsetzung der geplanten Steuermaßnahmen in
Richtung 40% Abgabenquote. Mit der Genehmigung von Vorbelastungen sei der öffentliche Verkehr und der
Ausbau dessen gesichert, zeigte er sich ferner erfreut über die Vorreiterrolle Österreichs in diesem
Bereich.
Als Familiensprecher der ÖVP rief Norbert Sieber einmal mehr den von der letzten
Regierung umgesetzten Familienbonus als Beleg für die steuerliche Entlastungspolitik der Volkspartei in
Erinnerung. Die aktuell zur Beschlussfassung stehenden Teile der Steuerreform würden weitere
Entlastungsmaßnahmen, speziell für LandwirtInnen und PensionistInnen, bringen. Die Umsatzsteuerbefreiung
bei Übergaben land- und forstwirtschaftlicher Betriebe lobte auch Klaus Lindinger (ÖVP).
Namens der Wirtschaft begrüßte Tanja Graf (ÖVP) die Steuerreform als entscheidende Veränderung nach dem
Motto "entlasten statt belasten". Gerade KleinunternehmerInnen profitierten von der Reform, skizzierte
Grad die dafür vorgesehenen Maßnahmen, nicht zuletzt durch weniger Bürokratie.
Der
Pflegethematik widmete sich Ernst Gödl (ÖVP). Konkret 300 Mio. € würden dieses und nächstes Jahr als
Ersatz für die Auswirkungen des Verbots des Pflegeregresses aus dem Pflegefonds an die Bundesländer
gehen, verwies er auf einen von ÖVP, FPÖ und SPÖ dazu eingebrachten und schließlich mehrheitlich
beschlossenen Antrag. Eine Pflegeversicherung im Rahmen der Sozialversicherungen stellt allerdings in den
Augen Gödls die beste Form der langfristigen Absicherung der Pflege dar. Von ihm angeschnitten wurde
weiters die Sicherstellung des Vermögens von Personen in stationären Pflegeeinrichtungen.
NEOS: "Weg der Unvernunft" verursacht Kosten von 10 Mrd. € bis 2027
Scharfe Kritik kam von
Seiten der NEOS, die von Unvernunft, Zukunftsvergessenheit und einem Schlag ins Gesicht der jungen
Menschen sprachen. Obwohl VertreterInnen aller Parteien in Sonntagsreden immer wieder einen
verantwortungsvollen Umgang mit dem Budget beschwören, seien dann alle bereit, kurz vor dem Wahltag
"Zuckerl" an ihre Klientel zu verteilen, beklagte Beate Meinl-Reisinger (NEOS). Während sie - ebenso wie
Josef Schellhorn - die geplanten Entlastungen im Bereich der Wirtschaft für gut hieß, kritisierte sie mit
Nachdruck die teuren Wahlgeschenke, die bis zum Jahr 2027 Kosten in der Höhe von 10 Mrd. € verursachen
würden. Gleichzeitig sei von der notwendigen Ökologisierung des Steuersystems, der Abschaffung der kalten
Progression und einem Sparen im System überhaupt keine Rede mehr. Außerdem sei wieder einmal auf die
Interessen des Mittelstands vergessen worden, bedauerte Schellhorn.
Obwohl einige gute Dinge
zu finden seien, sei die Steuerreform 2020 nicht gerade "der große Wurf", befand auch Karin Doppelbauer
(NEOS), denn eine Ökologisierung des Steuersystems würde nicht geschehen. Zudem würden von dem Gesetz
massive Mehrausgaben in der Höhe von 10 Mrd. € für die nächste Jahre ausgehen. Sie appellierte, mit dem
Schuldenmachen aufzuhören und die Schuldenbremse in den Verfassungsrang zu heben.
Die
Pensionserhöhung tragen die NEOS laut Mandatar Gerald Loacker nicht mit, weil sie weder treffsicher noch
generationengerecht sei. Es bestünde keine Balance zwischen LeistungszahlerInnen und
LeistungsbezieherInnen. Die Erhöhung der Ausgleichszulage befürwortete er hingegen sehr wohl. Außerdem
brachte Loacker einen Antrag zur Abschaffung der kalten Progression ein, der allerdings keine Mehrheit
fand.
FPÖ will erfolgreichen Weg nach den Wahlen fortsetzen
Norbert Hofer (FPÖ)
erinnerte daran, dass es der letzten Regierung erstmals seit 44 Jahren gelungen sei, keine neuen Schulden
zu machen. Gleichzeitig habe man massiv in Zukunftsbereiche investiert, vom Ausbau der Schiene bis zur
Förderung der Wasserstoffforschung. Der freiheitliche Klubobmann verteidigte die nun vorgesehenen
Entlastungen für die BezieherInnen niedriger Einkommen, diese seien mehr als gerechtfertigt. Gerade die
ältere Generation, die Österreich aufgebaut und ihr ganzes Leben Beiträge bezahlt hat, habe sich eine
Erhöhung verdient. Dennoch könne auch heuer mit einem Budgetüberschuss gerechnet werden. Die
"Steuerfantasien" der SPÖ stufte Hofer als standortfeindlich ein, die gerade angesichts einer drohenden
Rezession negative Auswirkungen haben würden.
Sein Fraktionskollege Hubert Fuchs ging
detailliert auf die weiteren Maßnahmen im Steuerreformgesetz ein, die vom Sozialversicherungsbonus bis
hin zu bürokratischen Erleichterungen für KleinunternehmerInnen reichen. Fuchs wies ausdrücklich darauf
hin, dass sich ÖVP und FPÖ auch bei den ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen eine direkte Entlastung im
Rahmen einer Senkung der Krankenversicherungsbeiträge gewünscht hätten. Ablehnend stand Fuchs den
Steuerkonzepten der SPÖ gegenüber, da Österreich seiner Meinung nach kein Einnahmenproblem, sondern ein
Ausgabenproblem habe. Es brauche daher weder eine Erbschafts- noch eine Vermögenssteuer, bekräftigte
er.
Die freiheitliche Partei sei der Garant dafür, dass der erfolgreiche Weg auch nach den
Wahlen fortgesetzt werden könne, konstatierten die beiden FPÖ-Abgeordneten Erwin Angerer und Hermann
Brückl. Auch Robert Lugar (FPÖ) brachte zum Ausdruck, dass er die Regierungsarbeit mit der ÖVP gerne nach
den Wahlen weiterführen würde.
Dass die Reform Entlastungen und Erleichterungen für alle
Personengruppen ohne Umverteilung sowie keine neuen Schulden bringe, hob Maximilian Linder (FPÖ) hervor.
Für die LandwirtInnen sollten die gesetzten Maßnahmen nur einen ersten Schritt der Entlastung
darstellen.
FPÖ-Mandatar Hermann Brückl machte im Zuge der Debatte das österreichische
Tabakmonopol und das Rauchverbot zum Thema. Seiner Ansicht nach sollte das Rauchverbot zwischen 20 und 6
Uhr aufgehoben, Shisha-Bars weiterhin betrieben und Jungunternehmerförderungen für TrafikantInnen
angestrebt werden. Ein entsprechender Entschließungsantrag wurde allerdings nicht angenommen.
"Heute ist ein wirklich guter Tag für die älteren Menschen in Österreich", unterstrich Werner Neubauer
(FPÖ), seines Zeichens Seniorenring-Bundesobmann. Keineswegs stelle die beabsichtigte Pensionserhöhung
ein "Wahlzuckerl" dar, richtete er KritikerInnen aus, vielmehr sichere sie in einer sozial gerechten
Weise ein würdevolles Leben für alle PensionistInnen. Gegen Kritik an der geplanten Pensionserhöhung
verwehrte sich auch Dagmar Belakowitsch (FPÖ), zumal MindestpensionistInnen einen großen Teil ihres
Einkommens im Konsum ausgeben würden. Eine Adaptierung des Normverbrauchsabgabengesetzes regte
Belakowitsch zur Besserstellung von Kfz-LenkerInnen mit Behinderung an; sie brachte dazu einen
Abänderungsantrag ein, der mehrheitlich angenommen wurde.
Liste JETZT kritisiert Fortsetzung
der Klientelpolitik und fordert Ökologisierung des Steuersystems
Das Steuerreformgesetz 2020,
mit dem der untere Einkommenssektor entlastet werden sollte, habe sein Ziel verfehlt, urteilte Bruno
Rossmann von der Liste JETZT. Dies habe auch der Budgetdienst des Parlaments bestätigt, der etwa darauf
hinwies, dass innerhalb der Gruppe der Selbstständigen und LandwirtInnen auch die höheren Einkommen
deutlich entlastet werden. Während es nämlich bei den unselbstständig Beschäftigten und den
PensionistInnen eine Einschleifregelung gibt, würden jene Selbstständigen am meisten profitieren, die
6.500 € verdienen. Auch die Ansätze in Richtung Ökologisierung seien nicht ausreichend, urteilte
Rossmann, der abermals eine sozial verträgliche und aufkommensneutrale CO2-Steuer einforderte. Dazu habe
er ein entsprechendes Konzept vorgelegt. Den Antrag der NEOS auf Abschaffung der kalten Progression
wertete er als Ausdruck von "strukturierter Verantwortungslosigkeit", da sich darin kein
Gegenfinanzierungsvorschlag finde.
Angenommen wurden zwei Abänderungsanträge von Daniela
Holzinger-Vogtenhuber (JETZT), in denen es um die Valorisierung der Freibeträge bei außergewöhnlichen
Belastungen sowie um die Refundierung der NoVA für Menschen mit Behinderungen geht.