Die
Frage nach der Privatschule ist die Gretchenfrage für SPÖ-Politiker. Viele sozialdemokratische Politiker
schicken Ihre Kinder in Privatschulen. Das war bei Josef Cap so, bei Alfred Gusenbauer. Und auch
Christian Kerns Tochter geht in eine katholische Privatvolksschule. Aber warum? Und fördern solche
Schulen nicht das Auseinanderdriften der Gesellschaft. Von Eliten-Bildung könne allerdings – so Kern im
Interview – gar kein Rede sein. „Die öffentliche Schule nebenbei und der Hort hätte genau das selbe
gekostet.“
Christoph Ulbrich hat nachrecherchiert und herausgefunden: Kerns Antwort ist weit
von der Realität entfernt.
PolitikerInnen haben ein Recht auf Privatsphäre, und welche Schule
ihre Kinder besuchen, geht eigentlich auch niemanden etwas an. Eigentlich. Christian Kern hat in der
letzten Woche hingegen sehr sehr viel Privates öffentlich gemacht. Inklusive Babyfotos seiner Tochter
kurz nach der Geburt. Die SPÖ-Spindoktoren zeichnen von Kern das Bild des Simmeringer Aufsteigers, der es
aus einfachen Verhältnissen mit viel Ehrgeiz und Geschick zu Wohlstand und zum Bundeskanzler gebracht
hat. Einer, der sich hart erarbeitet hat, dass er sich jetzt Ferienhaus, eine Dachgeschosswohnung und
Designeranzüge leisten kann. Es sei ihm vergönnt.
Claudia Stöckl stellt die Grätchenfrage
Letzten Sonntag, 9:00. Christian Kern ist zu Gast bei Claudia Stöckl in der Ö3 Radiosendung
„Frühstück bei mir“. Motto der Sendung wie immer: „Persönlichkeiten ganz persönlich“.
Bei
Minute 12:04 stellt Claudia Stöckl die Gretchenfrage: : „Sie haben jetzt schon von Ihrer Tochter
erzählt. Sie ist jetzt gerade noch 9 Jahre alt und sie geht in eine katholische Privatschule, warum hat
eine öffentliche Schule nicht gereicht?“ Kern weist das zurück:
Eine öffentliche Schule reicht
wunderbar. Und ich bin ein großer Anhänger des öffentlichen Schulsystems. (…) Das war die nächste Schule
mit Nachmittagsbetreuung. Vor dem Hintergrund war das eine einfache Entscheidung.
Stöckl gibt
sich damit nicht sofort zufrieden und hakt nach: „Finden Sie es für einen SPÖ-Kanzler passend, dass die
Tochter in eine Privatschule geht und sozusagen der Elite angehört?“ Und Kern antwortet:
Na ja
offen gesagt, die öffentliche Schule nebenbei und der Hort hätte genau das selbe gekostet. Also von Elite
kann dar gar keine Rede sein. (…) Das ist aus meiner Sicht eine ganz normale Volksschule.“
>>>Claudia Stöckl stellt die Grätchenfrage >> >>Das tut weh. > > >Schreibt man das heutzutage wirklich so?
Nein, das ginge dann doch zu
weit. Die "Gretchenfrage" ist abgeleitet vom Namen Margarete, Gretchen, die dem Dr. Faust eine solche
Frage stellt: "Sag, wie hältst du's mit der Religion?"