Ich wende mich vertrauensvoll an Dich, Schertling, der Du bekannt für Deine Rechenkünste bist, und dafür,
schwer lösbare Aufgaben kreativ anzugehen.
Im führenden Wirtschaftsmagazin des ORF, ECO,
wurden wir soeben aufgeklärt, daß das Bausparen viel besser sei als Fondssparpläne, weil es bei
Fondssparplänen hohe Spesen und ein gewisses Risiko gäbe. Seit September 2001 hätten die eine Rendite von
3,5% (wahrscheinlich p.a.) erwirtschaftet. Folglich also beim Bausparen keine hohen Spesen und kein
Risiko, Bankenkrisen am anderen Ende der Welt seien den österreichischen Bausparkassen wurscht, sie
schütten immer hohe Zinsen aus.
Das Bausparen bringe sichere 5,8% Zinsen, wurde uns berichtet.
Wahrscheinlich darf man das jetzt nicht so genau nehmen, wahrscheinlich meinen sie Rendite, also
inclusive der Prämie. Und wahrscheinlich haben sie die Kontoführungsspesen außer Ansatz gelassen, das tun
sie immer bei solchen Vergleichen, das würde ja die zu zeigende Rendite schmälern, und man kann ja die
Kontoführungsspesen prozentuell nicht genau vorhersagen, weil es eben die kleinen Sparer stärker trifft
als die grossen Sparer. Also läßt man sie sinnvollerweise gleich gar nicht erst in die Renditeberechnung
einfliessen, um die Anlegerlaien nicht zu stark zu verwirren mit wirren Kalkulationen. Zuviel Information
schafft zuviel Verwirrung, führt also im Endeffekt nicht zu einem echten Zuwachs an verwertbarer
Information.
Und wahrscheinlich hat man auch die Nettorendite zuerst ausgerechnet, wie es zu
Vergleichszwecken gerne gemacht wird, die Bausparprämie unterliegt ja nicht der KESt, und sagt daher:
Eine Nettorendite von 4,4% würde einer Bruttorendite von 5,8% entsprechen, wenn man davon ausginge, dass
die Gesamtrendite vorher der KESt unterlegen wäre, und den Sparer interessiert ja ohnehin nur, was er
bekommen würde, wenn er auf die volle Rendite KESt bezahlen würde, nicht wahr, so stillt man seinen
Informationshunger am besten.
Aber mir liegen jetzt mehrere Kontoauszüge des Jahres 2007 vor,
gedruckt Jänner 2008, von verschiedenen Verwandten bei verschiedenen Bausparkassen, und alle zeigen die
gleiche Verzinsung, nämlich lediglich 3% brutto vor KESt. Noch ohne Prämie, und ohne
Kontoführungsgebühr.
Beispiel: Einzahlung durch Umbuchung von auslaufendem alten Vertrag,
Valuta 3.1.07: + 6.000,00 Euro (Zinsverlust alleine schon durch die 2 Tage fehlende Valuta für die
Umbuchung = 1,21 Euro vor KESt) Kontoführungsgebühr 2007, Valuta 1.1.07 - 5,66 Euro staatliche
Prämie 2007 (3,5%) + 35 Euro
Lieber Herr Schertling, Chef-Mathematiker dieses Forums, kannst
Du mir kreativ - aber verständlich und nachvollziehbar - ausrechnen, wie ich von 3% Bruttozinsen p.a.
plus das bißerl Prämie minus Kontoführungsgebühr auf eine Rendite von 5,8% (brutto oder netto, aa scho
wurscht) komme? Haben die die Provision eppa aa eingerechnet, die was der Keiler kriegt?
Ich kenne mich mit Bausparern nicht besonders aus. Aber offensichtlich ist, dass die staatliche Prämie
35€ sich nicht auf den ganzen Betrag von 6.000€ beziehen kann. Sie wird sich vermutlich nur auf die im
Laufe des Jahres zusätzlich einbezahlten Anteile beziehen (also etwa gar 1000€, 3,5% = 35€?), da ein
ausgelaufener Bausparer nicht mehr prämiert wird. Oder, falls nichts mehr einbezahlt wurde, auf das
mögliche Maximum von 1000€ an anrechenbarem Anteil des alten Sparers für den neuen BS-Vertrag. Oder habe
ich die geschilderten Bankbelege falsch verstanden?
Rein rechnerisch gelten für frisch am
Jahresanfang eingezahlte 1000€:
was sich aufgerundet wie 5,8% Rendite (Zins) anhört, daher
das Gerücht.
Das irreleitendste dieser Fernseh-Schilderung in Deiner Zitierung ist wohl, dass
die erzielbaren 5,8% (so sie wirklich erzielbar sind) sich auf ein sehr beschränkt definiertes Volumen
pro Person beziehen (1000€?), darüber hinaus gibt's keine staatliche Garantie für nix.
Der
Vorteil ist, dass ein BS-Vertrag für jedes Familienmitglied, also auch Unmündige, sogar Babies und Opa,
abgeschlossen werden kann. Und so eine Familie mit 4 Kindern und einer Ehefrau, die noch geblieben ist,
läßt dann z.B. 6000€ Sparleistung im Jahr zu, das wären 500€ pro Monat. Und damit ist das Sparpotential
der durchschnittlichen österreichischen 6-köpfigen Familie vermutlich ausgeschöpft.
Für Herrn
Sammler, einem Dink (Double-Income-No-Kids), klingt das natürlich wenig verführerisch, er ist ein Spieler
und definiert sich über das leistbare Verschleuderungspotential.
Interessanterweise stellen
35€ 5,8 Promille von 6000€ dar, das wird doch kein Freud'scher Verrechner gewesen sein ?
Danke für Deine Hilfe, Schertling, allerdings muß man präzisieren:
Die 3,5% Prämie gibt´s
nicht per anno von den gesamten eingezahlten 6.000 Euro, die gesamt 6.000 Euro (6 x 1.000 Euro) sind
durchschnittlich 3 Jahre gesperrt (bei Einmalzahlung wie bei mir halt 6 Jahre).
Wenn ich also
den bestmöglichen prämienbegünstigten Fall bei Höchstbesparung hernehme, muß ich die Prämie 6 x 3,5% aus
3 Jahre verteilen, und dann nochmals durch 6, weil ich die Prämie ja jeweils nur auf 1/6 meiner
Gesamtbesparung kriege, ergibt eine Zusatzrendite von 1,16667% durch die Prämie. Im bestmöglichen
Fall.
Abzüglich des Abzugs von 6 x 5,66 Euro vom vollen Betrag, durchschnittlich 3,5 Jahre
gebunden (da zu Jahresbeginn belastet, im Gegensatz der 1 Monat nach Jahresende gutgeschriebenen Prämie),
ergibt -0,0566%. Dividiert durch 3,5, um auf p.a. zu kommen. Irgendwo hat´s da einen Denkfehler, hmm?
Jedenfalls bin ich da immer noch bei erst knapp über 3% netto, im besten Fall, also weit entfernt
von den vom Fernsehen mit Bildungsauftrag verkündeten 5,8%.
Die haben das nicht
durchgerechnet. Die haben das einfach als Faktum hingestellt, das der Seher zu glauben hat. Da er es ja
ohnehin kaum nachrechnen kann.
Wie schon Schertling sagt.
3% - 0,75% KESt + 3,5%
Prämie, da sind mir schon auf 5,75%, aufgerundet daher auf 5,8%. Nur, daß es die Prämie jeweils nur
einmal gibt, das man sie also auf alle Jahre aufteilen muß, das steht nicht dabei. Hmm, werd mich am
Wochende in diese Renditeberechnung vertiefen.
Danke, daß Du bis in die Früh herumgerechnet
hast, Schertling, im unbändigen Wunsch, dieses Problem zu lösen!