Ich habe ehrlich gesagt nicht mit viel Action am diesjährigen Weltspartag gerechnet, die Banken wollen
uns Sparer ja nicht mehr, diese Erfahrung haben wir über die letzten Jahre machen müssen. Ich habe also
gemütlich noch bis Mittag gebruncht, um nicht auf gnadenhalber verteilte Soletti angewiesen zu sein, weil
die letzten Jahre haben ja gezeigt, dass man nicht hungrig auf Weltspartagsbuffets gehen soll, weil die
teuersten Buffets sind nur für „geladene Gäste“, also VIPs, nicht für Laufkundschaften, die mit ein paar
Tausend Euro unbedingt ein Sparkonto eröffnen wollen, grad am Weltspartag auch noch, wo eh die Nerven
blank liegen. Am Umschlag von HEUTE und ÖSTERREICH hat die ERSTE dazu aufgerufen, ihre Filialen zu
besuchen, also ein bisserl eingeladen hab ich mich zumindest gefühlt. Voriges Jahr hat glaub ich die
Raika die Umschläge der Gratiszeitungen gekauft, heuer war die ERSTE schneller. Sonst hab ich keinerlei
Einladungen zum Weltspartag in den von mir gelesenen Fachzeitschriften gesehen.
Mein
Weltspartagspaziergang hat actionreich begonnen, als eine Frau in einer zentralen Bankfiliale zu schreien
begonnen hat, weil niemand sie vorlässt, alles voller Weltsparer, und sie hätte eine wichtige Überweisung
zu tätigen. Nachdem sie gedroht hat, die Filiale und dann gar die Bank zu wechseln, hat das Personal
wegen angeblicher Rufschädigung oder so ähnlich nach eigenen Worten die Polizei gerufen, dann ist die
Frau auf ihrem Roller davongerollt. Ich hab sie später nochmal gesehen, vor einer anderen Filiale, die es
aber seit einigen Jahren nicht mehr gibt, aber egal, auf dem Roller ist sie eh gschwind bei einer
weiteren Filiale. Es war jedenfalls ein netter Einstieg, ich hab 3 Soletti und ein halbgefülltes Glas
Orangensaft bekommen, was vollkommen meinen Erwartungen entsprochen hat, zudem hat man mir sogar einen
Stehkalender fürs nächste Jahr angeboten. Einfach so, ohne einzuzahlen, absolut stressfrei.
Ich war dann in noch jeweils mindestens zwei Filialen der größten drei Banken in Wien, Bank Austria nur
1 Filiale, die war eh bummvoll, reicht schon. Grundsätzlich waren alle Filialen ungewohnt gut besucht
heuer, mit Ausnahme der Bawag am Hohen Markt, da traut sich irgendwie niemand rein, obwohl die ganz liebe
Sachen für Kinder gehabt hätten. Aufgetischt war auch mehr als fürstlich, aber eh klar: nur für geladene
Gäste. Das Buffet war übrigens viel viel schöner als das, was wir Aktionäre anlässlich der HV aufgetischt
bekommen haben. Aber ok, wir sind ja nur Aktionäre und keine VIP-Kunden. Wir sind auch Kunden, ja. Aber
sieht man uns nicht an, wir haben ja nur übers Internet Kontakt zu unserer Bank. Interessante Erfahrung:
Der Anlageberater dort ist für Bawag und Easybank zuständig. Irgendwie dürften die beiden
zusammengehören, obwohl die dort immer abstreiten, irgendwas mit der Easybank zu tun zu haben. Uns kann
man ja alles einreden.
ERSTE-Bank ist kontrollwütig. Die haben in den Computer eingegeben,
dass ich einen Kalender bekommen habe, damit ich nicht in andere Filialen gehe, um mir noch einen
Kalender zu holen. Jetzt fürchte ich, dass sie mir das irgendwie bei den nächsten Spesen verrechnen.
Blöderweise schlüsseln sie die nie auf, ich weiss also nicht wirklich,wofür ich die Spesen zahle, die von
Mal zu Mal höher werden. Ich glaube, nächstes Mal lasse ich die ERSTE aus und nehme den Kalender von der
Konkurrenz. Ich fühle mich total unwohl, dass die meinen Kalender in mein Konto reingeschrieben haben.
Ich werde 2026 jeden Tag daran denken, wenn ich den Kalender benütze.
Bawag hätte auch
Kalender verschenkt, gegen eine Einzahlung aufs Sparbuch. Volksbank hat auch Kalender hergegeben, habe
Leute gesehen, die einen Volksbank-Kalender hatten. Geschenke waren von Filiale zu Filiale verschieden,
ganz krass war das bei der Bawag zu sehen. In einer Filiale gab es Rucksäcke, in einer anderen
hochwertiges Kinderspielzeug und bunte USB-Ladekabel. Das hätte mich sogar gereizt, weil Ladekabel kann
man immer brauchen, leider war die Schlange so lange, und Einzahlungen am Automaten wären zwar auch
möglich gewesen, aber auch dort waren zu viele Leute, und ich kann sowieso nicht mit Geld hantieren, wenn
Leute mir über die Schulter schauen. War zwar eh ein blutverschmierter Security (wegen Halloween das
Outfit, hat er mir verraten) dort, aber der würd auch niemandem nachrennen, wenn wer mit meinem Geld
abpascht. Die Einzahlautomaten waren ja gleich beim Eingang, da ist der schnell weg.
Einen
Weltsparer hat die Post zur Bawag geschickt, die tragen ihm nichts mehr aufs PSK-Sparbuch nach. Ziemlich
verwirrend offenbar für ihn, er ist sich in der Bawag sichtlich irgendwie fremd vorgekommen. War zwar eh
schon ein legitimiertes Sparbuch, aber da die Legitimationsurkunde (Pass) des Kontoinhabers mittlerweile
abgelaufen ist, musste er sich erneut legitimieren, mit dem neuen Pass. Über die etwa eine halbe Stunde
dauernde Prozedur hat sich eine sehr lange Schlange hinter ihm gebildet. Da war auch zu erfahren, dass
die Bawag keine neuen Sparbücher mehr ausgibt, das geht jetzt alles über Sparkonten, das sei
unkomplizierter. Ja, so ein Sparkonto habe ich mal auf der Hypo NÖ gehabt, da war das Geld schnell weg,
die haben eine Quartalsgebühr für das Sparkonto verrechnet.
Kurz noch bei der Volksbank
reingeschaut, da gab´s sogar ein Treschnewski-Brötchen für mich, fand ich sehr nett angesichts so vieler
für Normalos gesperrter Weltspartagsbuffets. Und einen Frizzante bei einer ebenfalls sehr netten Raika.
Am Schluss die Regionalbank hab ich ausgelassen, da ist grad einer rausgekommen: „Da brauchst nicht
reingehn, die wollen keine Kunden!“ Verständlich. Neukunden will kaum mehr wer, egal wie
„veranlagungsbedürftig“ sie sind, also wieviel Geld sie zu veranlagen haben. Wer keine Produkte mit
Spesen nehmen will, den braucht keiner, von Sparguthaben kann keine Bank leben.
Mein Fazit:
ich bleib bei meinen Onlinedepots, auch wenn ich nicht wirklich zufrieden bin. Die Welt der teuren
Hausbanken da draußen gefällt mir noch weniger. Einen VIP-Status um noch höhere Spesen erkaufen will ich
nicht, in angenehmer Umgebung schmecken Soletti jedenfalls viel besser als Punschkrapferl etc. in
unangenehmer Umgebung.