Seit 1. Jänner sind in Österreich Namensaktien vorgeschrieben, statt der bislang üblichen Inhaberaktien.
Vorgeschrieben, mit einer Ausnahme: Wer börsenotiert ist, darf weiter Inhaberaktien in seiner Satzung
stehen haben ...
Wie das, und welch' Probleme mit diesem Wirrwarr auftauchen können, darüber
sprachen wir mit Harald Seisenbacher, Leiter HV Services bei der OeKB.
Börse Express: Warum
überhaupt eine Gesetzesänderung, die das bisher übliche zur Ausnahme macht.
HARALD
SEISENBACHER: Es gibt nicht unerheblichen Druck von internationalen Organisationen, auch aus den USA, der
anonyme Geldflüsse, die Terrorismus, Drogen etc. als Quelle haben könnte, unterbinden möchte. Alles was
anonym ist und nicht tracebar, wird als problematisch betrachtet. Deshalb sind auch Inhaberaktien böse,
so wie das anonyme Sparbuch.
Börse Express: Aber meine Inhaberaktien liegen ja auf einem
offiziellen Depot …
HARALD SEISENBACHER: Der Umgang in Österreich mit Aktien ist im Endeffekt
ohnehin ähnlich jenem mit Registered Shares des angelsächsischen Raumes. Man hat ein Girokonto und ein
Wertpapierdepot bei seiner Hausbank. Transaktionen sind daher nachvollziehbar, obwohl es sich um
Inhaberpapiere handelt.
Börse Express: Gibt es im Zuge dessen auch irgendwelche Auswirkungen
auf Optionen, Derivate und ähnliche Instrumente – verstärkte Offenlegungspflichten etc.?
HARALD SEISENBACHER: Das wäre natürlich naheliegend, mir ist aber nichts Konkretes bekannt.
Börse Express: Als Anleger – gibt es für mich irgendwelche Unterschiede zwischen den Systemen?
HARALD SEISENBACHER: Wenn das dahinterliegende System funktioniert, gibt es eigentlich keinen großen
Unterschied im Handling für den Anleger.
Auf Französisch heißt die Aktiengesellschaft
beispielsweise "Société anonyme", abgekürzt S.A., was mich nicht unbedingt an Namensaktien denken läßt,
eher im Gegenteil.
Ich hätt mir das auch net wirklich so vorgestellt ...
Vielleicht sollten wir uns
kapitalmarktmäßig doch eher an China oder Russland anlehnen und nicht immer an die überkomplizierten
Angelsachsen?
Find ich schon irgendwie komisch ... Geldwaschen mit Aktien ...
Gestern auch eine Schauerstory in der Zeitung gelesen: Mafia kauft Lose auf, wo Zahlen drauf sind, die
viel gewonnen haben. So würden sie Gelder weiß waschen. Erinnert mich an Don Camillo und Peppone. Sorgen
haben die Leut ...
Regierung will Inhaberaktien die Dividende streichen
Aktieninhaber nicht börsenotierter
Unternehmen, die die Umwandlung ihrer Inhaberaktien in Namensaktien nicht in das Aktienbuch eintragen
lassen, verlieren künftig nicht nur wie bisher ihr Stimmrecht bei Hauptversammlungen, sondern auch ihren
Dividendenanspruch. Damit will die Regierung die Geldwäsche erschweren.
Der Hintergrund:
Inhaberaktien sind derzeit nur bei börsennotierten Aktiengesellschaften und dort nur noch in Form einer
Sammelurkunde zulässig. Aktieninhaber, deren in Namensaktien umgewandelte Inhaberaktien nicht im
Aktienbuch eingetragen sind, sind bei Hauptversammlungen nicht stimmberechtigt.
Künftig soll
es noch schärfere Sanktionen geben, wie die Parlamentskorrespondenz am Montag mitteilte. Laut
Gesetzentwurf sollen demnach Dividendenansprüche mit Ablauf des Geschäftsjahrs verfallen, in dem die
Hauptversammlung den Beschluss über die Verwendung des Bilanzgewinns gefasst hat. Außerdem werden
ausgegebene Urkunden über nunmehr unzulässige Inhaberaktien gesetzlich ausdrücklich für kraftlos erklärt
und können damit bis zur Eintragung ins Aktienbuch nicht mehr gehandelt werden.
Für den
Vorstand einer Aktiengesellschaft, der zur Führung des Aktienbuchs verpflichtet ist, sind im Falle eines
Verstoßes gegen Verhaltenspflichten Zwangsstrafen vorgesehen.
Die OECD geht da nicht von österreichischen Verhältnissen
aus, sondern von Inhaberaktien, wie es sie auf echten Inseln (der Seligen) gibt: Man gründet eine
Aktiengesellschaft mit z.B. 100.000$ Grundkapital, aufgeteilt auf 100 Inhaberaktien, und plötzlich ist
das Vermögen nicht mehr zuordenbar, weil ja keiner weiß, unter wessen Matratze die Aktien gerade
liegen. Das ganze noch in Kombination mit einer Treuhandgesellschaft, die formal die Geschäfte
führt, sodaß man auch nicht als der eigentliche Geschäftsführer zu identifizieren ist, und schon schauen
die Millionärsbesteuerer (und bei schlechter Konstruktion auch die Erben) durch die Finger.
>>Mit Inhaberaktien Geld waschen? > >Die OECD geht da nicht von österreichischen
Verhältnissen aus, >sondern von Inhaberaktien, wie es sie auf echten Inseln (der >Seligen) gibt: Man gründet eine Aktiengesellschaft mit z.B. >100.000$ Grundkapital,
aufgeteilt auf 100 Inhaberaktien, und >plötzlich ist das Vermögen nicht mehr zuordenbar, weil
ja >keiner weiß, unter wessen Matratze die Aktien gerade liegen. >Das ganze noch in
Kombination mit einer Treuhandgesellschaft, >die formal die Geschäfte führt, sodaß man auch nicht
als der >eigentliche Geschäftsführer zu identifizieren ist, und schon >schauen die
Millionärsbesteuerer (und bei schlechter >Konstruktion auch die Erben) durch die Finger.
Wo nimmst Du nur diese Kenntnisse immer her? Ich bin beeindruckt...
>>Wo nimmst Du nur diese Kenntnisse immer her? .... > >wirtschaftsanwalt oder
einschlägiger klient, sonst schwierig.
Nein, weder noch (wobei ich zweiteres, auch wenn es so
wäre, nicht zugeben würde ...)
Ich finde das Thema - die juristische Person, die einem
Untertan ist, aber nicht zugerechnet wird - sehr interessant, und sauge seit vielen Jahren Informationen
dazu auf.
>>Wo nimmst Du nur diese Kenntnisse immer her? .... > >wirtschaftsanwalt oder
einschlägiger klient, sonst schwierig.
Die Provenienz hätte ich auch so gesehen, aber Hagen
verorte ich eher im technischen Bereich (vgl. das fundierte Wissen z.B. in der Elektrotechnik, die
interessanten Einsatzregionen im Osten). Aber das ist meine bescheidene Einschätzung