>Zähl mal auf: > >Welche Publikumsgesellschaften ohne dominierenden und >kontrollierenden Aktionär kennst Du in Österreich?
Mit kontrollierend meine ich nicht
eine kontrollierende Mehrheit, sondern einen, der quasi neben dem Aufsichtsrat die Abläufe
kontrolliert.
Der Staat ist für mich beispielsweise kein kontrollierender Aktionär, selbst
wenn er 100% hält, weil der hat nichts unter Kontrolle außer der paritätischen Besetzung der Vorstände.
Auch die Erste Stiftung würde ich nicht als kontrollierend bezeichnen, weil die steht dem Vorstand zu
nahe.
Ein Schlaff, oder ein Fries, so jemanden meine ich mit kontrollierenden Großaktionären.
Du meinst also, bei der ERSTE prüft keiner wirklich, ob die Aufsichtsräte was hackeln, und ob sie das
Geld wert sind, das sie verdienen, weil ohnehin auch ohne Aufsichtsräte alles seinen Gang nimmt?
>Du meinst also, bei der ERSTE prüft keiner wirklich, ob die >Aufsichtsräte was hackeln, und
ob sie das Geld wert sind, das >sie verdienen
Das kontrolliert keiner, das ist
richtig. Und genau deshalb ist es wichtig, daß der Aufsichtsrat aus Leuten besteht, die trotzdem ihren
Pflichten nachkommen. Das darf auch gerne etwas kosten.
>weil ohnehin auch ohne
Aufsichtsräte alles >seinen Gang nimmt?
Nein, so habe ich das nicht gemeint, im
Gegenteil. Gerade weil von Seiten der Eigentümer mit nicht allzuviel Kontrolle zu rechen ist, halte ich
bei der Ersten den Aufsichtsrat für wichtiger als in anderen Unternehmen.
>Man kann also sagen, Aufsichtsrat ist ein Job, den eine >Persönlichkeit, die was auf sich
hält, nur gegen wirklich sehr >gute Bezahlung ausübt?
Eine Aktiengesellschaft ist
keine Liebhaberei, sondern ein gewinnorientiertes Wirtschaftsunternehmen. Daher kann man auch von
niemandem erwarten, daß er seine Zeit und seine Fähigkeiten dafür einsetzt, ohne im Gegenzug etwas
herauszubekommen. Eine angemessene Bezahlung ist sicher keine Garantie, daß die
Aufsichtsratsmitglieder ihre Aufgabe ernst nehmen, aber zumindest ein klarer Wink, daß man es von ihnen
erwartet.
Hagen, die Realität in Österreich ist, dass Aufsichtsräte alle möglichen Leistungen ohnehin gesondert
verrechnen. Wenn sie Anwalt oder Universitätsprofessor sind, ziehen sie besonders viele Aufträge an Land.
Aufträge, die vielleicht gar nie (an niemanden) vergeben würden, wenn sich nicht der Aufsichtsrat dafür
stark machen würde, dass es zu diesen Sonderzahlungen kommt.
Ich würd sagen, viele
Aufsichtsräte sind echt korrupte Haufen, die die Firma ausnehmen, wie es nur geht.
Die
positiven Beispiele sollten uns als Vorbild dienen.
Und es sollte vor allem ein Ehrenamt sein.
Jedenfalls sollte es geringer entlohnt sein als der Vollzeitjob eines Arbeiters oder Angestellten. Bitte:
700 Euro pro Monat (nicht pro Sitzung) sind jedenfalls mehr als genug! Der AR soll die Position bitte als
Ehre ansehen und gefälligst was hackeln für sein Geld, Unsummen sind dafür nicht nötig, gute Leute
sollten für diese Ehre auch so zu bekommen sein, und in Zeiten der Haftpflichtversicherung erst recht!
>Hagen, die Realität in Österreich ist, dass Aufsichtsräte >alle möglichen Leistungen ohnehin
gesondert verrechnen. Wenn >sie Anwalt oder Universitätsprofessor sind, ziehen sie >besonders viele Aufträge an Land. Aufträge, die vielleicht gar >nie (an niemanden) vergeben
würden, wenn sich nicht der >Aufsichtsrat dafür stark machen würde, dass es zu diesen >Sonderzahlungen kommt.
Ja, das gehört abgestellt.
>Ich würd sagen,
viele Aufsichtsräte sind echt korrupte Haufen, >die die Firma ausnehmen, wie es nur geht.
Da hast Du wohl recht.
>Die positiven Beispiele sollten uns als Vorbild
dienen. > >Und es sollte vor allem ein Ehrenamt sein. Jedenfalls sollte >es
geringer entlohnt sein als der Vollzeitjob eines Arbeiters >oder Angestellten.
Da
kann ich nicht zustimmen. Was für eine Ehre soll es einem, sagen wir Universitätsprofessor, sein, wenn er
in seiner Freizeit den Vorstand einer Großbank kontrollieren darf? Daß er sich Bankster h.c. nennen
lassen darf? Sicher eine interessante Tätigkeit, aber auch sehr zeitaufwändig, wenn man sie ernst nimmt.
Und trotz Haftpflichtversicherung auch verantwortungsvoll.
>Bitte: 700 Euro pro Monat
(nicht pro >Sitzung) sind jedenfalls mehr als genug! Der AR soll die >Position bitte als
Ehre ansehen und gefälligst was hackeln für >sein Geld, Unsummen sind dafür nicht nötig, gute
Leute sollten >für diese Ehre auch so zu bekommen sein, und in Zeiten der >Haftpflichtversicherung erst recht!
Wenn ein Rechtsanwalt oder ein Automechaniker im
Aufsichtsrat das zu seinem üblichen Stundensatz in Arbeitszeit umrechnet, wird er bereit sein, irgendwas
zwischen 5 und 10 Stunden pro Monat für die AG einzusetzen. Das ist, meinen Ansprüchen an einen
Aufsichtsrat gemäß, entschieden zu wenig. Mit so niedrigen Entlohnungen zwingt man die Aufsichtsräte
förmlich, sich ihre Entschädigung mit ein bißchen Korruption aufzufetten.
Ich verstehe nicht
ganz die große Sorgfalt, mit der man die Entlohnung der Aufsichtsräte runterzuhandeln versucht. Hat sich
schon einmal jemand dafür interessiert, was die Wirtschaftsprüfer verlangen? Fordert jemand, daß die ihre
Arbeit als Ehre ansehen mögen und bitte gratis oder zu Selbstkosten arbeiten mögen? Und warum dann nicht
auch die Putzfrau? Ist es nicht eine Ehre, täglich um 16 Uhr mit dem Staubfetzen durch eine Bankfiliale
wedeln zu dürfen?
Ehrlich gesagt ist der einzige, der echt Verantwortung und Hackn übernimmt, der Aufsichtsratsvorsitzende,
und eventuell sein Stellvertreter. Die müssen alles vorbereiten, die unterschreiben alle heiklen Aufträge
samt Vorstandsverträge und deren Auflösungen.
Für die anderen ist es echt ein Nebenjob, sie
können grad noch am Aufsichtsratsvorsitzenden herumnörgeln, was er denn alles verabsäumt hat, aber die
ganze Verantwortung hängt - trotzdem es ein Kollegialorgan ist, offiziell - am Vorsitzenden.
Soll der Vorsitzende meinetwegen soviel kriegen wie eine Vollzeit-Bürokraft, er ist es, der viele
Stunden Verträge, Tagesordnungen usw vorbereiten muss.
Aber der Rest des Aufsichtsrats kann
sich bequem zurücklehnen, bei seiner zweimonatlichen Sitzung: vorbereitet wird alles eh von einem
anderen.
Aber wie es heute üblich ist, werden Verträge von Anwaltskanzleien vorbereitet, auch
Aufsichtsratsvorsitzende lassen sich gut beraten. Grad bei kleinen Quetschen wird der
Aufsichtsratsvorsitzende wohl noch alles alleine machen, auf eigene Verantwortung.
Die
Erfahrung zeigt übrigens: Aufsichtsräte mit genügend Distanz zur Firma (also nicht selbst beteiligt)
knien sich am wenigsten rein, für sie zählt meist nur das Abcashen. Wenn sich wer reinsteigert in seine
Mission, dann ein AR, der selbst am Unternehmen beteiligt ist.