"Aufsichtsräte verdienen in Österreich zu wenig" 16.04.2010 | 17:27 | (Die
Presse)
Aufsichtsräte Österreichischer Unternehmen verdienten 2008 im Schnitt 18.700 Euro
jährlich. Das bremst den Arbeitseifer, außerdem sei es schwer, geeignete Aufsichtsräte zu finden, ergab
eine Studie
Wien (ju). Österreichs Aufsichtsräte sind im Vergleich zu ihren deutschen Kollegen
und in Relation zu der auf ihren Schultern lastenden Verantwortung stark unterbezahlt. Zu diesem Schluss
kommt eine soeben veröffentlichte, auf Basis der Geschäftsberichte 2008 erhobene Studie des
Beratungsunternehmens Kienbaum. Die „immer anspruchsvoller werdende Tätigkeit“ von Aufsichtsräten komme
den Unternehmen so „kaum teurer als das Tageshonorar eines qualifizierten Unternehmensberaters“, heißt es
in der Studie.
18.700 Euro im Schnitt pro Jahr Konkret verdiente ein
Durchschnittsaufsichtsrat (Gesamtvergütung geteilt durch Zahl der Aufsichtsräte) in einem
österreichischen Unternehmen im Jahr 2008 18.700 Euro. In Deutschland liegt der Schnitt mit 23.400 Euro
zwar nicht gerade deutlich darüber, die „Spreizung“ ist dort aber höher. Von Jahresgagen von 464.000 Euro
(E.On-Aufsichtsratschef Ulrich Hartmann) oder 455.000 Euro (Henkel-Oberaufseherin Simone Bagel-Trah)
können hiesige Aufsichtsräte nur träumen.
Große Branchenunterschiede Die
Branchenunterschiede und Größenklassen sind aber hierzulande enorm: Während der Durchschnittsaufsichtsrat
in der Nahrungsmittelbranche 9000 Euro brutto einsackt, kommen im Schnitt der Industrie immerhin 25.600
Euro zusammen. Betriebe mit weniger als 100 Mitarbeitern zahlen rund 14.300 Euro pro Aufsichtsrat und
Jahr, Unternehmen mit über 5000 Beschäftigten ist ein Aufsichtsrat 29.400 Euro wert.
ATX-Unternehmen zahlen mehr Wer in einen Aufsichtsrat gebeten wird, sollte zudem darauf achten,
dass sein Unternehmen börsenotiert und die Aktie im Leitindex ATX vertreten ist. Dann kann er mit 30.900
Euro rechnen.
Allerdings: Auch innerhalb der Aufsichtsräte gibt es Differenzierungen:
Aufsichtsratsvorsitzende verdienen im Schnitt 28.300 Euro und damit fast doppelt so viel wie einfache
AR-Mitglieder. Stellvertreter des Vorsitzenden können mit 23.300 Euro im Jahr rechnen.
Entschädigung zu gering Nach Ansicht der Studienautoren (Projektleitung: Maria Smid) entspricht
diese Spreizung keineswegs der Verteilung der Arbeitsbelastung und der Verantwortung: Vorsitzende sollten
demnach dreimal so viel verdienen wie einfache Mitglieder, Stellvertreter das Doppelte.
Unter
dem Strich konzediert die Studie österreichischen Aufsichtsräten ein „Vergütungsdefizit“. Das lasse
befürchten, dass das „geringe Entgelt den Mitgliedern zum Maßstab ihres persönlichen Arbeitseinsatzes
wird“. Zudem erschwere die im internationalen Vergleich geringe Vergütung die „Suche nach Personen mit
der erforderlichen Qualifikation und dem notwendigen Sachverstand“.
Zu viel führt zu
Interessenskonflikt Das mit dem Mandat verbundene zunehmende Haftungsrisiko (das in der Praxis
freilich so gut wie nie schlagend wird, Anm.) sollte bei der Abgeltung auch nicht vergessen werden, heißt
es in der Studie. Grundsätzlich plädieren die Autoren dafür, Aufsichtsräte fix, also ohne Bonussysteme,
zu vergüten. Eine Vergütung, die ähnlich der von Vorständen sei, würde zu Interessenskollisionen
führen.
Sehenswert (wird bis Mittwoch online sein), was die Aufsichtsräte dazu sagen. Die Frau Kickinger könnte
von ihren Aufsichtsratsmandaten nicht einmal Miete, Strom und Gas bezahlen. Und der Herr Wieltsch meint,
ein guter Rechtsanwalt würde noch mehr verdienen können als er. Deloitte hat übrigens auch eine Studie
gemacht. Wer braucht diese ganzen Studien, und wer bezahlt sie, und zu welchem Zweck? Um zu zeigen, dass
sie international unterbezahlt sind, wohl?
Ob
Super-Vorstandsgagen in der Kärntner Hypo Alpe Adria, ob im Pleitefall der BAWAG oder beim Libro-Skandal:
Immer wieder spielen Aufsichtsräte eine zweifelhafte Rolle, wenn Unternehmen in schwere Turbulenzen
geraten. Viel zu oft schauen Aufsichtsräte weg oder winken Entscheidungen des Vorstandes durch. Hinzu
kommen in Österreich immer wieder politisch motivierte Aufsichtsrats-Bestellungen. Die Wiener Juristin
Susanne Kalss bringt es auf den Punkt: „Nicht alle Aufsichtsräte verfügen über das nötige Fachwissen“,
kritisiert sie im €CO-Interview, „dazu kommt, dass Aufsichtsräte zwangsläufig Beeinflussungen ausgesetzt
sind“. Dabei sind die 18.000 Aufsichtsräte die heimlichen Machthaber in österreichischen Großunternehmen.
Sie agieren meist im Hintergrund, sind aber laut Gesetz mächtiger als der Vorstand: Schließlich können
sie diesen jederzeit feuern und müssen für jede größere Unternehmens-Entscheidung ihre Zustimmung
erteilen. In der gelebten Wirtschafts-Praxis mutiert die mächtige Funktion aber oft zu der eines
gutbezahlten und zahnlosen Papier-Tigers. €CO beleuchtet Beruf und Verantwortung eines Aufsichtsrats und
zeigt, was die Spitzenverdiener monatlich kassieren. Bericht: Katharina Windbichler, Jens Lang
>Ob Super-Vorstandsgagen in der Kärntner Hypo Alpe Adria, ob im Pleitefall der BAWAG oder beim
Libro-Skandal: >Immer wieder spielen Aufsichtsräte eine zweifelhafte Rolle, wenn Unternehmen in
schwere Turbulenzen geraten. >Viel zu oft schauen Aufsichtsräte weg oder winken Entscheidungen
des Vorstandes durch.
Das stimmt alles. Man übersieht bei all dem Vordergründigen aber
leicht, daß der Aufsichtsrat üblicherweise im Hintergrund agiert. Nur wenn etwas schiefgeht, steht er
plötzlich im Rampenlicht. Wie oft ein Aufsichtsrat Schaden abgewendet hat, das steht nicht in der
Zeitung. Im Idealfall geht das ganz ohne Außenwirkung, manchmal hört man, daß ein Vorstand aus privaten
Gründen vorzeitig abgetreten ist oder ähnliches.
Alleine die Existenz des Aufsichtsrates hat
schon eine mäßigende Wirkung auf die Risikofreude mancher Vorstände. Ich habe schon oft gehört, daß ein
Vorstand einen an ihn herangetragenen Wunsch mit dem Hinweis: "Das ist aufsichtsratpflichtig", quasi
abgelehnt hat. Selten, daß dann jemand insistiert, den Fall tatsächlich dem Aufsichtsrat vorzulegen. Und
wenn, dann wird zumindest eine schlüssige Begründung überlegt. Von: "Das geht schon, die winken das
sicher durch.", habe ich noch nie etwas gehört.
Drum hat Conwert z.B. einen eigenen Ausschuß, der kontrolliert, ob eh alle Geschäfte mit
Aufsichtsratsmitgliedern und nahestehenden Personen einem Drittvergleich standhalten würden
>Wien (ju). Österreichs Aufsichtsräte sind im Vergleich zu >ihren deutschen Kollegen und in
Relation zu der auf ihren >Schultern lastenden Verantwortung stark unterbezahlt. Zu >diesem Schluss kommt eine soeben veröffentlichte, auf Basis >der Geschäftsberichte 2008
erhobene Studie des >Beratungsunternehmens Kienbaum. Die „immer anspruchsvoller >werdende
Tätigkeit“ von Aufsichtsräten komme den Unternehmen >so „kaum teurer als das Tageshonorar eines
qualifizierten >Unternehmensberaters“, heißt es in der Studie.
Unternehmensberater - unglaubliches Ego, Befragung der Mitarbeiter nach Ideen, dann wunderschön
zusammengefaßte Präsentation - letzteres das Einzige was sie wirklich können...
<Unternehmensberater - unglaubliches Ego, Befragung der Mitarbeiter nach Ideen, dann wunderschön
zusammengefaßte Präsentation - letzteres das Einzige was sie wirklich können...>
Sie
haben aber einen wichtigen Vorteil gegenüber dem Management: sie sind immun gegen Betriebsblindheit.