Sberbank-Europe-Kunden bekamen bisher 771 Mio. Euro ausbezahlt Bereits 60 Prozent der Einleger
entschädigt - Insgesamt wird fast 1 Mrd. Euro für hauptsächlich deutsche Kunden fließen - Experte der Uni
Linz: Behörden hätten schneller reagieren können
Die Einlagensicherung Austria (ESA) kommt mit
den Entschädigungszahlungen an die deutschen und österreichischen Kunden der Sberbank Europe, der
EU-Tochter der russischen Sberbank, voran. Bisher wurden 771 Mio. Euro ausgezahlt, das entspricht 81
Prozent der zu entschädigenden Einlagen, teilte die ESA auf ihrer Homepage mit. 21.100 bzw. 60 Prozent
aller Kunden haben damit ihre gesicherten Einlagen bereits ausgezahlt bekommen. Insgesamt rechnet
die ESA damit, für gedeckte Einlagen im Wert von insgesamt 947 Mio. Euro aufkommen zu müssen. Da die
Sberbank Europe zum "gesonderten Rechnungskreis" gehört, muss die ESA aber nicht allein für diese Summe
aufkommen, auch die Einlagensysteme des Raiffeisen- sowie des Sparkassen-Sektors müssen mitzahlen. Die
Verteilung der Last liegt in etwa zu 40 Prozent bei der ESA, zu 36 Prozent bei Raiffeisen und 24 Prozent
bei den Sparkassen. Der Sicherungsfall betrifft vor allem deutsche Kunden, 34.800 Privatkunden in
Deutschland hatten ihr Geld bei der Online-Tochter "Sberbank Direct" liegen. In Österreich sind nur rund
120 Kunden betroffen.
Starke Geldabflüsse nach Beginn des Ukraine-Kriegs und den
darauffolgenden Sanktionen gegen Russland der Europäischen Union hatten die Sberbank Europe in Schieflage
gebracht. Am 1. März untersagten die Aufsichtsbehörden der Bank dann den Geschäftsbetrieb. Laut Teodoro
Cocca vom Institut für Finanzwirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz hätten die europäischen
Behörden schneller reagieren können.
"Es hat mich ehrlich überrascht, dass es dennoch
tatsächlich möglich ist, dass es zu einem Bank-Run kommt", sagte Cocca am Donnerstagabend im
ORF-Wirtschaftsmagazin Eco. "Offensichtlich ist etwas schiefgegangen bei den Aufsichtsbehörden, die in
diesem Fall involviert sind." Der Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA), Helmut Ettl, sieht das anders:
"Ich schätze das so ein, dass hier Aufsicht und Abwicklungsbehörde wirklich am Puls der Zeit waren",
sagte Ettl. Die Schritte seien genau zum richtigen Zeitpunkt gesetzt worden.