KTM-Finanznot löst Schlammschlacht aus: Pühringer will nicht noch mehr Arbeitslose Oberösterreichische Landesregierung in der Klemme
Der oberösterreichische
Motorradhersteller KTM steckt in der Klemme. Und mit ihm die oberösterreichische Landesregierung: Sie
musste jetzt widerwillig Haftungen übernehmen. In einem Wahljahr will man nicht noch mehr Arbeitslose
riskieren.
Von Josef Redl und Ulla Schmid
Das Jahr 2008 begann mit einer
Hiobsbotschaft: Wegen Terrordrohungen der Al-Kaida wurde die Rallye Paris–Dakar zum ersten Mal seit
ihrer Gründung 1978 abgesagt. Ein herber Schlag für die oberösterreichische Motorradschmiede KTM: Diese
hatte den Event bereits mit zwei Millionen Euro vorfinanziert, und nun fiel sie auch noch um ihren besten
Werbeträger um. Denn das gleichermaßen abenteuerliche wie prestigeträchtige Rennen quer durch den
afrikanischen Kontinent ist die beste Marketingplattform für Offroad-Motorräder, wie sie KTM
produziert.
Das Jahr 2009 startete verheißungsvoll: Die Wüstenrallye führte diesmal durch
Südamerika. Es war ein Triumph für KTM. In der Motorradklasse ging jede einzelne Etappe an Fahrer dieser
Marke. Den Gesamtsieg ergatterte der Spanier Marc Coma – ebenfalls auf KTM.
Doch der Schein
trügt. Die Wirtschaftskrise trifft das erfolgsverwöhnte Unternehmen empfindlich. Im laufenden
Geschäftsjahr sind die Verkaufszahlen von KTM-Motorrädern um fast ein Viertel eingebrochen. Gleichzeitig
wird ein Rückgang des Umsatzes um fast ein Fünftel auf 493,8 Millionen Euro erwartet. Die Banken haben
offenbar das Vertrauen in KTM verloren und verlangten zuletzt zusätzliche Sicherheit für ihr Geld. Eine
Landeshaftung der oberösterreichischen Regierung rettet das Unternehmen vorerst. Bis zu den
oberösterreichischen Landtagswahlen im Herbst wird KTM gestützt. Konkreter noch: KTM muss gestützt
werden, weil es politisch gar nicht anders geht.
Wie es dann weitergehen soll, ist unklar KTM steht finanziell mit dem Rücken zur Wand. Im Mai war die Rückzahlung einer Anleihe über 90
Millionen fällig geworden. Das Problem: KTM hat nicht die Mittel, um die Summe aus eigener Kraft zu
stemmen. „Liquidität ist derzeit das höchste Gut“, sagt KTM-Chef Stefan Pierer. Ein Gut, mit dem sein
Unternehmen nicht im Übermaß ausgestattet ist. Pierer und sein langjähriger Kompagnon Rudolf Knünz haben
dem Motorsportkonzern kürzlich aus den Erlösen anderer Beteiligungen 44,1 Millionen Euro zugeschossen.
Aus dem profil nun vorliegenden Antrag von KTM auf eine Landeshaftung geht hervor, dass das Unternehmen
kaum noch Kreditrahmen bei seinen zahlreichen Hausbanken hat. Größter Geldgeber des Motorradherstellers
ist die oberösterreichische Oberbank. Von einem bei diesem Institut eingeräumten Kreditrahmen in der Höhe
von 66,7 Millionen Euro sind derzeit nur noch rund 3,5 Millionen Euro verfügbar.
Land
übernimmt Haftung Nun übernimmt das Land Oberösterreich eine Ausfallshaftung in der Höhe von 33,6
Millionen Euro. Damit soll sichergestellt werden, dass KTM bei den Banken das Geld für die Tilgung der
Anleihe aufnehmen kann. Das war eine der Vorbedingungen der Gläubiger, die auf zusätzliche Sicherheiten
drängten. Und diese auch bekamen . Ursprünglich hatte die börsennotierte
KTM-Konzernmuttergesellschaft KTM Power Sports AG die 90-Millionen-Anleihe auf dem Kapitalmarkt platziert
und mit eigenen Aktien unterlegt. Zur besseren Besicherung wurde die zur Rückzahlung der Anleihe nötige
Gesamtsumme von 90 Millionen allerdings aufgeteilt: 48 Millionen entfallen auf die Motorradsparte KTM
Sportmotorcycle AG. „In dieser Tochtergesellschaft liegen Werte wie etwa die Anlagen und Lager. Das kann
man im Ernstfall alles verwerten“, so ein involvierter Banker.
Ein Vergleich: wer den Kursanstieg von BWIN 2006 auf 104€ pro Aktie mitgemacht hat, der hat sich gedacht
es steigt eh noch auf 200, ich bleibe also dabei. Letztendlich ist er dann auch beim Sturz auf 10
dabeigeblieben.
So ähnlich stelle ich mir das bei so manchem Manager auch vor. Alles gelingt
ihm wie von selbst. Er trifft traumwandlerisch die richtigen Entscheidungen, der Markt hilft auch noch
kräftig mit weil gerade Hochkonjunktur herrscht. Der Manager glaubt selbstverständlich dass auch die
Nachfrage nur auf seinen Qualitäten beruht. Kredite werden einem in solchen Zeiten fast aufgedrängt.
Eine Zeitlang geht das gut. Man schaut sich in der Früh nach dem Aufstehen jeden Tag länger in
den Spiegel, weil der Anblick eines Genies macht den Tag doch gleich sonniger. Hier eine Beteiligung, da
eine Beteiligung, man will doch auch ein bisschen Samariter sein und den anderen zeigen was möglich
ist.
Aber so ganz treu ist man seinen Ideen plötzlich nicht mehr. Wenn es einmal läuft dann
läuft es eben. Glaubt man. Wer soll einen D-Zug auch stoppen können. Also werden auch Autos produziert,
weil 4 Räder verkaufen sich sicher leichter als 2 und umfallen kann man damit obendrein nicht. 40.000€
für ein GoKart ohne Windschutzscheibe, wird schon nicht auffallen dass es nur ein Spielzeug ist. Alleine
diese Entscheidung wird ein Fiasko der Sonderklasse.
Die Inder produzieren doch günstiger als
wir Österreicher, da könnte man doch ..., gesagt getan und alle raufen sich die Haare dass sie diese
Chance nicht selber nutzten. Dabei wird sich bald herausstellen dass es ein Millionengrab wird.
Der Abstieg ist also vorprogrammiert. Aber Schuld ist man natürlich jetzt nicht mehr selber, wie soll
man auch etwas verkaufen das keiner mehr haben will.
>Eine Zeitlang geht das gut. Man schaut sich in der Früh nach >dem Aufstehen jeden Tag länger
in den Spiegel, weil der >Anblick eines Genies macht den Tag doch gleich sonniger. Hier
Da fällt mir "Ace" Greenberg ein (Bear Stearns CEO während des Aufstiegs des Unternehmens) - "Das
Wichtigste ist aufzupassen, daß man nicht beginnt den eigenen Körpergeruch für Parfüm zu
halten!" (Sprich eben nicht z.b. günstige Umstände für eigenen Verdienst anzusehen usw.)
edit: P.S.: Lustig zu lesen - "Memos from the Chairman" mit den Memos an seine Mitarbeiter, wo er
unter anderem diese Weisheit immer wieder verkündet
aus meiner sicht, ein sehr guter beitrag, dass eines der kernprobleme anspricht!
in diesem
fall, vergebe ich sehr gerne ein "gut analysiert".
ich bin nur so froh, das ich derzeit hals
über kopf mit projekten eingedeckt bin, dass mir keine zeit bleibt genauer über die ktm situation
nachzudenken. alleine die politische tragweite dieser angelegenheit liegt mir schon schwer im magen.
>Ein Vergleich: wer den Kursanstieg
von BWIN 2006 auf 104€ pro >Aktie mitgemacht hat, der hat sich gedacht es steigt eh noch >auf 200, ich bleibe also dabei. Letztendlich ist er dann auch >beim Sturz auf 10
dabeigeblieben. > >So ähnlich stelle ich mir das bei so manchem Manager auch vor. >Alles gelingt ihm wie von selbst. Er trifft traumwandlerisch >die richtigen Entscheidungen,
der Markt hilft auch noch >kräftig mit weil gerade Hochkonjunktur herrscht. Der Manager >glaubt selbstverständlich dass auch die Nachfrage nur auf >seinen Qualitäten beruht.
Kredite werden einem in solchen >Zeiten fast aufgedrängt. > >Eine Zeitlang geht
das gut. Man schaut sich in der Früh nach >dem Aufstehen jeden Tag länger in den Spiegel, weil
der >Anblick eines Genies macht den Tag doch gleich sonniger. Hier >eine Beteiligung, da
eine Beteiligung, man will doch auch ein >bisschen Samariter sein und den anderen zeigen was
möglich >ist. > >Aber so ganz treu ist man seinen Ideen plötzlich nicht mehr. >Wenn es einmal läuft dann läuft es eben. Glaubt man. Wer soll >einen D-Zug auch stoppen
können. Also werden auch Autos >produziert, weil 4 Räder verkaufen sich sicher leichter als 2 >und umfallen kann man damit obendrein nicht. 40.000€ für ein >GoKart ohne
Windschutzscheibe, wird schon nicht auffallen dass >es nur ein Spielzeug ist. Alleine diese
Entscheidung wird ein >Fiasko der Sonderklasse. > >Die Inder produzieren doch
günstiger als wir Österreicher, da >könnte man doch ..., gesagt getan und alle raufen sich die >Haare dass sie diese Chance nicht selber nutzten. Dabei wird >sich bald herausstellen dass
es ein Millionengrab wird. > >Der Abstieg ist also vorprogrammiert. Aber Schuld ist
man >natürlich jetzt nicht mehr selber, wie soll man auch etwas >verkaufen das keiner
mehr haben will. > >Fortsetzung folgt.
Der oberösterreichische Motorradhersteller KTM steckt in der
Klemme. Und mit ihm die oberösterreichische Landesregierung: Sie musste jetzt widerwillig Haftungen
übernehmen. In einem Wahljahr will man nicht noch mehr Arbeitslose riskieren.
Das Jahr 2008
begann mit einer Hiobsbotschaft: Wegen Terrordrohungen der Al-Kaida wurde die Rallye Paris–Dakar
zum ersten Mal seit ihrer Gründung 1978 abgesagt. Ein herber Schlag für die oberösterreichische
Motorradschmiede KTM: Diese hatte den Event bereits mit zwei Millionen Euro vorfinanziert, und nun fiel
sie auch noch um ihren besten Werbeträger um. Denn das gleichermaßen abenteuerliche wie prestigeträchtige
Rennen quer durch den afrikanischen Kontinent ist die beste Marketingplattform für Offroad-Motorräder,
wie sie KTM produziert.
Das Jahr 2009 startete verheißungsvoll: Die Wüstenrallye führte
diesmal durch Südamerika. Es war ein Triumph für KTM. In der Motorradklasse ging jede einzelne Etappe an
Fahrer dieser Marke. Den Gesamtsieg ergatterte der Spanier Marc Coma – ebenfalls auf KTM.
Doch
der Schein trügt Die Wirtschaftskrise trifft das erfolgsverwöhnte Unternehmen empfindlich. Im
laufenden Geschäftsjahr sind die Verkaufszahlen von KTM-Motorrädern um fast ein Viertel eingebrochen.
Gleichzeitig wird ein Rückgang des Umsatzes um fast ein Fünftel auf 493,8 Millionen Euro erwartet. Die
Banken haben offenbar das Vertrauen in KTM verloren und verlangten zuletzt zusätzliche Sicherheit für ihr
Geld. Eine Landeshaftung der oberösterreichischen Regierung rettet das Unternehmen vorerst. Bis zu den
oberösterreichischen Landtagswahlen im Herbst wird KTM gestützt. Konkreter noch: KTM muss gestützt
werden, weil es politisch gar nicht anders geht.
Wie es dann weitergehen soll, ist unklar KTM steht finanziell mit dem Rücken zur Wand. Im Mai war die Rückzahlung einer Anleihe über 90
Millionen fällig geworden. Das Problem: KTM hat nicht die Mittel, um die Summe aus eigener Kraft zu
stemmen. „Liquidität ist derzeit das höchste Gut“, sagt KTM-Chef Stefan Pierer. Ein Gut, mit dem sein
Unternehmen nicht im Übermaß ausgestattet ist. Pierer und sein langjähriger Kompagnon Rudolf Knünz haben
dem Motorsportkonzern kürzlich aus den Erlösen anderer Beteiligungen 44,1 Millionen Euro zugeschossen.
Aus dem profil nun vorliegenden Antrag von KTM auf eine Landeshaftung geht hervor, dass das
Unternehmen kaum noch Kreditrahmen bei seinen zahlreichen Hausbanken hat. Größter Geldgeber des
Motorradherstellers ist die oberösterreichische Oberbank. Von einem bei diesem Institut eingeräumten
Kreditrahmen in der Höhe von 66,7 Millionen Euro sind derzeit nur noch rund 3,5 Millionen Euro verfügbar.
Die Kreditlinien bei Erste Bank (10,7 Millionen Euro), Bank Austria (29,6 Millionen Euro), Raiffeisen
Landesbank Oberösterreich (29,6 Millionen Euro), Investkredit (28,2 Millionen Euro) und anderen
Financiers sind beinahe zur Gänze aufgebraucht. Insgesamt steht KTM bei seinen Banken mit rund 200
Millionen Euro in der Kreide. Kein Wunder also, dass diese misstrauisch geworden waren, ob KTM die
Rückzahlung der 90-Millionen-Anleihe bewerkstelligen kann.
Nun übernimmt das Land
Oberösterreich eine Ausfallshaftung in der Höhe von 33,6 Millionen Euro. Damit soll sichergestellt
werden, dass KTM bei den Banken das Geld für die Tilgung der Anleihe aufnehmen kann. Das war eine der
Vorbedingungen der Gläubiger, die auf zusätzliche Sicherheiten drängten. Und diese auch bekamen.
Ursprünglich hatte die börsennotierte KTM-Konzernmuttergesellschaft KTM Power Sports AG die
90-Millionen-Anleihe auf dem Kapitalmarkt platziert und mit eigenen Aktien unterlegt. Zur besseren
Besicherung wurde die zur Rückzahlung der Anleihe nötige Gesamtsumme von 90 Millionen allerdings
aufgeteilt: 48 Millionen entfallen auf die Motorradsparte KTM Sportmotorcycle AG. „In dieser
Tochtergesellschaft liegen Werte wie etwa die Anlagen und Lager. Das kann man im Ernstfall alles
verwerten“, so ein involvierter Banker.
Zur Unzeit Die übrigen 42 Millionen Euro, für die
das Land Oberösterreich laut Beschluss vom Donnerstag vergangener Woche mit achtzig Prozent oder eben
33,6 Millionen Euro haftet, sind mit Aktien der KTM Power Sports AG besichert. Finanziert wird das
Gesamtpaket von einem Bankenkonsortium aus Erste Bank, UniCredit, Oberbank, Raiffeisen Landesbank
Oberösterreich und Investkredit unter Führung der Raiffeisen Zentralbank.
Die Wirtschaftskrise
traf KTM zur Unzeit Im Jahr 2008, als sich die ökonomische Großwetterlage einzutrüben begann,
steckte KTM mitten in einer heiklen Phase. Der X-Bow (sprich: Crossbow) war eben vom Fließband gelaufen.
Das grelle Vehikel ist der Auto gewordene Anachronismus auf die Wirtschaftskrise – ein reines Spaßmobil
zum stolzen Preis von 60.000 Euro. Allein die Entwicklung des straßentauglichen Gokarts schlug in den
vergangenen Jahren mit kolportierten 40 Millionen Euro zu Buche. Um die Kosten wieder einzuspielen,
müsste KTM im Jahr 1500 Stück davon verkaufen. Heuer wäre man mit einem Drittel davon schon zufrieden.
Es ist nicht das erste Mal, dass KTM in Schwierigkeiten steckt. Die jüngere Vergangenheit des
Unternehmens beruht auf einer Pleite. Anfang der neunziger Jahre übernahmen Pierer und Knünz den
heruntergewirtschafteten Motorradbauer KTM von einer Gruppe um den Industriellen und Ex-ÖVP-Parteiobmann
Josef Taus. Innerhalb weniger Jahre gelang dem Duo durch geschicktes Produktmanagement und ein
unverwechselbares Design die Wende. KTM schwang sich in den neunziger Jahren zum Marktführer bei
Offroad-Motorrädern auf. In den drei Jahren vor Ausbruch der Krise hatte KTM den Höhepunkt erreicht. Das
Unternehmen setzte jährlich rund 90.000 Motorräder ab und schrieb Gewinne in der Höhe von 50 Millionen
Euro.
Im Industrieland Oberösterreich entwickelte sich KTM zu einem Leitbetrieb. Von den rund
2000 KTM-Angestellten arbeiten mehr als 1500 in Oberösterreich, der Großteil davon in der Konzernzentrale
im Innviertler Mattighofen. „Wir sind hier ein systemrelevantes Unternehmen“, sagt Stefan Pierer. An KTM
hängen nicht nur zahlreiche kleine Zulieferfirmen. Auch die Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung
sind beachtlich. Das sind in Zeiten, in denen jeder Arbeitsplatz zählt, ganz gute Argumente für
staatliche Unterstützung. Und im Umfeld von KTM-Chef Pierer gibt es eine Reihe offener Ohren für gute
Argumente.
Der Steirer ist in der österreichischen Wirtschaftspolitik eng vernetzt. Er ist
Mitglied des so genannten „Management-Clubs“, eines Zirkels aus Unternehmern, der Vizekanzler Josef Pröll
als engster Beraterkreis in Wirtschaftsfragen dient. Oberster Einflüsterer des Finanzministers ist der
ehemalige steirische Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl, ebenso wie Stefan Pierer Absolvent der
Montanuniversität Leoben.
Paierl ist nicht nur im Management-Club, er hielt bis zu seinem
Wechsel zu Magna vor wenigen Wochen ein Vorstandsmandat beim Mittelstandsfinanzierer Unternehmens Invest
AG (UIAG) – dessen Mehrheitseigentümer ist die Pierer und Knünz zuzurechnende Cross Industries AG, die
auch bei KTM das Sagen hat.
Wahlkampfthema Auch in der Industrie hat Pierer mächtige
Fürsprecher, allen voran Klaus Pöttinger, IV-Vizepräsident aus Oberösterreich. Naturgemäß steht Pierer
auch mit ÖVP-Landeshauptmann Josef Pühringer in bestem Einvernehmen. Und dieser hat im Herbst dieses
Jahres Landtagswahlen zu schlagen. Als amtierender Landeshauptmann will er sich im Wahlkampf nicht
anhören müssen, er habe nicht alles getan, um Arbeitsplätze in Oberösterreich zu sichern.
Ein
Debakel wie vor fünf Jahren, als mitten im Wahlkampf die Privatisierungspläne für die Voestalpine publik
geworden waren, will Pühringer nicht noch einmal riskieren. „Die Wahl ist natürlich ein Grund dafür,
warum das Land Oberösterreich derzeit so spendabel ist“, sagt ein Insider aus Bankenkreisen.
Seine Zustimmung zur Haftung hat sich Pühringer – abgesehen von der jährlichen Verzinsung, die KTM
bezahlt – politisch abkaufen lassen. In einem profil vorliegenden Memorandum der oberösterreichischen
Landesregierung sind unter der Rubrik „Standortsicherung“ drei Forderungen aufgelistet: „Erhalt der
Betriebsstandorte“, „Verbleib des Headquarters in OÖ“ und „Erhalt von Arbeitsplätzen; keine Freisetzungen
vor 1.1.2010“. Das Bekenntnis des Landes zu KTM reicht also nicht allzu weit über den Wahltermin im
Herbst hinaus. Interessanterweise findet sich das „Kündigungsverbot“ im Beschluss der Landesregierung so
nicht wieder. Dort werden ausnahmslos die Banken in die Pflicht genommen: „Die RZB wird – solange sich
KTM Power Sports AG und die KTM Sportmotorcycle AG vertragskonform verhalten – keine Schritte setzen, die
die KTM-Gruppe dazu zwingen, vor dem 1.1.2010 Mitarbeiter abzubauen.“
In Mattighofen und den
anderen KTM-Standorten mussten heuer insgesamt bereits 300 Mitarbeiter gekündigt und 733 weitere bis
August auf Kurzarbeit geschickt werden. „Wir haben überhaupt kein Interesse, auch nur einen Mitarbeiter
mehr freizusetzen. Wir brauchen jeden Einzelnen“, versichert KTM-Chef Pierer.
Verläuft alles
nach Plan, dann erreicht KTM heuer und im nächsten Jahr Umsätze in der Höhe von rund 500 Millionen Euro.
Dann geht es laut einer von der Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG analysierten Vorschau wieder bergauf: „In
2010/11 bzw. 2011/12 werden Umsatzsteigerungen ausgehend von dem niedrigeren Niveau des Jahres 2009/10
von 14 Prozent bzw. 15 Prozent geplant.“ Und weiter: „In den darauf folgenden Jahren wird der Bewertung
ein konstantes Wachstum von zwei Prozent p. a. zugrunde gelegt.“
Das Resümee der
Wirtschaftsprüfer: „Unter der Voraussetzung, dass die beschriebenen Planungsprämissen und
annahmegemäß eine Normalisierung auf dem Kapital- bzw. Finanzmarkt in den nächsten fünf Jahren eintreten,
kann eine vollständige Rückführung des Lombarddarlehens bzw. eine Refinanzierung über Banken oder den
Kapitalmarkt zum 31.5.2014 angenommen werden. Dies hätte ein Erlöschen der Haftung des Landes
Oberösterreich zur Folge.“
Das Land Oberösterreich geht allerdings auf Nummer sicher Haarklein wird in der Regierungsvorlage aufgelistet, wie Land und Banken für den Fall, dass KTM seinen
Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen kann, die Reste verwerten könnten: In einer ersten Phase darf
das Land Oberösterreich die verpfändeten KTM-Anteile veräußern. In der zweiten Phase können die Banken
schließlich auf Warenlager, Markenrechte und ähnlich werthaltige Güter zugreifen und an den Bestbieter
verkaufen.
Pierer: „In der Krise kann man Marktanteile gewinnen. Die Überlebenden holen
sie sich von den Untergegangenen.“
KTM zählt er zu Ersteren.
KTM-Chef Stefan Pierer
Nachdem die Kreditrahmen bei den Banken ausgeschöpft sind, blieb nur noch die Landeshaftung
Oberösterreichs Landeshauptmann Pühringer „Erhalt von Arbeitsplätzen. Keine Freisetzungen vor 1.1.2010“
(Auszug aus internem Memorandum)
Eine der Auflagen, den Personalstand bei 1500 unverändert zu lassen, hat ja KTM schon mal nicht
eingehalten. Großartig wurde verkündet, die Kurzarbeit ist vorbei. Die haben nur aufgehört, um Leute
entlassen zu können, und jetzt entlassen sie jedes Monat genau soviele Mitarbeiter, dass sie es nicht
offiziell verlautbaren müssen. Hauptsache die Herren Aktionäre haben die Gewinne in den letzten Jahren
abgeschöpft. Schon traurig, dass ein Konzern, dem es so gut gegangen ist keinerlei Rücklagen hat, und so
schnell ins Trudeln kommt.