Eurozone-Wirtschaft verzeichnet im Januar Mini-Wachstum

Ergebnisse auf einen Blick:

HCOB Composite PMI® Eurozone bei 50,2 (Finalwert Dezember: 49,6), 5-Monatshoch
HCOB Dienstleistungsindex Eurozone bei 51,3 (Finalwert Dezember: 51,6), 2-Monatstief
Trotz Mini-Wachstum bleibt die Erholung wegen des anhaltenden Auftragsrückgangs fragil

Die Eurozone-Wirtschaft ist im Januar erstmals seit August letzten Jahres wieder geringfügig gewachsen. Aufgrund des zwar verlangsamten, jedoch anhaltenden Auftragsrückgangs stand die Erholung allerdings auf wackligen Beinen und dürfte in erster Linie durch die Abarbeitung der Auftragsbestände zustande gekommen sein. Der stärkste Anstieg der Einkaufspreise seit April 2023 stellte die Unternehmen vor zusätzliche Herausforderungen.

Da die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist so optimistisch ausgefallen sind wie zuletzt im Juli 2024, stabilisierte sich auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt weitgehend.

Der finale saisonbereinigte HCOB Composite PMI für die Eurozone - ein gewichteter Mittelwert aus dem HCOB Eurozone Index Industrieproduktion und dem HCOB Eurozone Service-Index Geschäftstätigkeit – stieg im Januar mit 50,2 Punkten nach 49,6 im Dezember wieder über die neutrale Referenzlinie von 50 Punkten und signalisierte damit erstmals seit August 2024 wieder geringfügiges Wachstum. Ausschlaggebend hierfür war vor allem der verlangsamte Produktionsrückgang in der Industrie. Das Geschäftswachstum im Servicesektor schwächte sich gegenüber Dezember hingegen leicht ab.

Wachstumsmotor im Euroraum blieb Spanien, wenngleich der Aufschwung hier leicht an Fahrt verlor. Auch Deutschland lieferte im Januar maßgebliche Impulse, wenngleich der Composite-PMI hier trotz des höchsten Werts seit Mai 2024 (50,5 Punkte) nur geringfügiges Wachstum signalisierte. In Italien herrschte weiter annähernde Stagnation, und Frankreichs Wirtschaft schrumpfte zum fünften Mal hintereinander.

Der achte Auftragsrückgang in Folge fiel im Januar insgesamt nur noch minimal und schwächer aus als in den zurückliegenden sieben Monaten seit Beginn der Auftragsflaute. Das Exportgeschäft blieb nicht nur rückläufig, das Minus fiel hier sogar noch deutlich höher aus als beim Gesamt-Auftragseingang.

Angesichts des anhaltenden Mangels an Neuaufträgen in der Industrie und im Servicesektor resultierte das Mini-Wachstum zu Jahresbeginn in erster Linie aus der Abarbeitung der Auftragsbestände, und zwar in beiden Sektoren. Folglich wies der entsprechende Gesamt-Index den 22. Rückgang in Folge aus.

Dass die Beschäftigung insgesamt nur noch minimal sank und sich die Lage am Arbeitsmarkt damit nahezu stabilisierte, kam der Geschäftstätigkeit ebenfalls zu Gute. Der Stellenabbau beschränkte sich im ersten Monat des Jahres auf das verarbeitende Gewerbe, bei den Serviceanbietern beschleunigte sich der Jobaufbau gegenüber Dezember sogar leicht.

Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist verbesserten sich aktuell zwar weiter und fielen so optimistisch aus wie seit Juli 2024 nicht mehr, im historischen Vergleich blieben sie jedoch gedämpft. Bemerkenswert an den aktuellen Umfrageergebnissen war, dass der Ausblick in der Industrie erstmals seit drei Jahren wieder positiver ausgefallen ist als im Servicesektor.

Der Kostendruck nahm im Januar in beiden Sektoren wieder zu. Sie stiegen die Einkaufspreise insgesamt mit der höchsten Rate seit 21 Monaten, womit auch der entsprechende Langzeit-Durchschnittswert übertroffen wurde. Folglich wurden auch die Verkaufspreise stärker angehoben als in den zurückliegenden vier Monaten.

Rangliste der Composite PMIs im Januar 2025

Spanien 54,0 2-Monatstief
Deutschland 50,5 (Flash: 50,1) 8-Monatshoch
Italien 49,7 unverändert
Frankreich 47,6 (Flash: 48,3) 3-Monatshoch

HCOB Dienstleistungsindex Eurozone

Mit 51,3 Punkten nach 51,6 im Vormonat signalisierte der finale HCOB Dienstleistungsindex Eurozone, dass der Serviceanbieter das neue Jahr fast genauso gut begannen, wie sie das alte beendeten.

Die Nachfrage zog im Berichtsmonat zwar noch etwas stärker an als zuletzt und bescherte den Serviceanbietern das zweite Auftragsplus in Folge, es fiel jedoch noch immer ausgesprochen dürftig aus. Während die Binnennachfrage zulegte, schwächte sich der Rückgang bei den Auslandsbestellungen ab, so die aktuelle Umfrage. Die Auftragsbestände wurden mit leicht beschleunigter Rate abgebaut, und der Stellenaufbau fiel noch etwas stärker aus als im Dezember.

Der Preisdruck hielt sich im Januar hartnäckig. Der Kostenauftrieb beschleunigte sich und fiel so stark aus wie zuletzt vor neun Monaten, die Angebotspreise wurden genauso stark angehoben wie im Dezember (als sie mit der höchsten Rate seit Mai 2024 gestiegen waren).

Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist blieben zwar positiv, der Grad an Optimismus sank jedoch gegenüber Dezember geringfügig und fiel deutlich niedriger aus als im langjährigen Mittel.

Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentiert:

„Das gedrosselte Wachstumstempo im Dienstleistungssektor, welches sich fast durchgehend durch das letzte Jahr zog, setzt sich auch zu Jahresbeginn fort. Etwas positiver ausgedrückt, waren es aber auch die Dienstleister, die maßgebend dazu beigetragen haben, dass die Eurozone im vergangenen Jahr überhaupt noch gewachsen ist. Die zwar geringen, aber dennoch leicht angezogenen Anstiege bei den Neuaufträgen und der Beschäftigung lassen hoffen, dass im Startquartal dieses Jahres etwas mehr Schwung in den Sektor kommt.

Die Kosten im Servicesektor sind im Januar beschleunigt gestiegen. Hier spielen offensichtlich die überdurchschnittlichen Lohnerhöhungen der vergangenen Monate eine Rolle, in Deutschland wurden zudem die CO2-Abgaben zum Jahreswechsel heraufgesetzt. Dies sind keine guten Nachrichten für die EZB, die mit Argusaugen die Inflation im Dienstleistungssektor beobachtet, welche sich als äußerst hartnäckig erweist. Insofern hat die EZB gut daran getan, die Zinsen Ende Januar lediglich um 25 Basispunkte zu senken, statt aggressiver vorzugehen.

Auch die Zukunftsaussichten bleiben verhalten. Der Index ist marginal gefallen und befindet sich seit Mitte letzten Jahres unter seinem langjährigen Durchschnitt. Angesichts der vielen politischen Unsicherheiten, insbesondere den Neuwahlen in Deutschland und der fragilen Regierung in Frankreich, ist das wenig verwunderlich. Größere Wachstumssprünge sind bis auf Weiteres in diesem Sektor nicht zu erwarten.

Im Vergleich der vier großen Euroländer liegt Deutschland aktuell an zweiter Stelle. 2024 hatten sich Deutschland und Frankreich immer wieder die rote Laterne gereicht, und Italien befand sich in der ungewöhnlichen Lage, mehr Dynamik als die beiden großen Wirtschaftspartner an den Tag zu legen. Im Januar fiel Italien nun erneut zurück, während Deutschland das erste Mal seit sieben Monaten wieder die 50-Punkte-Marke überschritt. Ob dies von Dauer ist, ist allerdings fraglich, denn Deutschland benötigt auch ein robustes Wachstum in der gesamten Eurozone. Und darum ist es gerade schwach bestellt, denn laut Eurostat stagnierte die Wirtschaftsleistung in der Währungsunion im Schlussquartal des vergangenen Jahres.“

  

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Konjunktur - Wasserstandsmeldungen VI [Alle anzeigen] , Rang: Warren Buffett(3434), 10.2.25 07:01
 
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