KTM - Sanierung nur möglich, wenn Pierer finanziellen Beitrag leistet
KSV-Experte Götze: "Wird nicht
gehen, wenn Eigentümer keinen Beitrag leistet - "Banken müssen mitgehen" - 20 Prozent der Belegschaft vor
Abbau
Der oberösterreichische Motorradbauer KTM von Stefan Pierer verzeichnet eine
milliardenschwere Pleite und will sich sanieren. Damit das gelingt, müssen die Gläubiger einen
Sanierungsplan der Firma mit noch 3.600 Mitarbeitern, die kürzlich noch Rekordumsätze meldete, allerdings
akzeptieren. "Es wird nicht gehen, ohne dass der Eigentümer seinen Beitrag leistet", sagt KSV-Experte
Karl-Heinz Götze zur Frage, was nötig ist, damit der Plan angenommen wird, im APA-Interview.
Noch sehe man erst einen kleinen Ausschnitt aus den Details zur Pleite, sagte der Insolvenzrechtler am
Freitagabend. Da Eigentümer Pierer schon von seinem "Lebenswerk" gesprochen habe, das er "retten" wolle,
zeigt sich Götze auch positiv, dass die Sanierung gelingen könne und Pierer Geld einschießt. Das würden
schlussendlich auch die Banken verlangen, denen die KTM AG 1,3 Mrd. Euro schuldet.
"Die Banken
müssen mitgehen. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt", sagte Götze.
Mit 750 Jobs dürften 20
Prozent der Belegschaft abgebaut werden
Am auffälligsten an der Pleite seien die kürzlich noch
gemeldeten Rekordumsätze. "Auch die Bilanz 2023 schaut eigentlich schön aus." Aber: "Da muss es eine
massive Fehleinschätzung des Marktes gegeben haben - dieser wurde wohl viel zu positiv gesehen und die
Warnzeichen zu spät. Ich verstehe das noch nicht ganz", so der Experte des KSV1870 im Gespräch mit der
APA. "Da hätte man früher die Produktion drosseln müssen."
750 Mitarbeiter - das sind 20
Prozent der Belegschaft - müssen nun damit rechnen, ihren Job zu verlieren. Trotzdem, so Götze, wolle er
nicht nur pessimistisch sein. "Dem Unternehmen und der Marke traue ich es zu, dass sie die Sanierung
schaffen können - wenn Mittel vom Eigentümer kommen und er bereit ist, genau zu schauen, wo man handeln
muss", so Götze. Er hofft, dass man "das Ruder wieder herumreißen" kann.
IV-NÖ-Präsident:
Pierer wird "sich selbst etwas abverlangen"
Der Präsident der Industriellenvereinigung
Niederösterreich und FPÖ-nahe Vize-Aufsichtsratchef der Staatsholding ÖBAG, Karl Ochsner von der
gleichnamigen Wärmepumpen-Firma, sagte in einer Sonder-"ZiB" am Freitagabend zur Rezession in Österreich,
dass die nächste Regierung den Industriestandort wieder an erste Stelle setzen müsse. Es brauche einen
"Industrial Deal", der einen "Business Case" darstellen müsse. "Da liegt ein harter Weg vor uns.
Zu KTM und den Pleitegründen gab sich Ochsner wortkarg. Er wollte Pierer - der Ochsners
IV-Präsidentenpendant in Oberösterreich ist - im ORF-TV "nichts ausrichten". Zur Frage, ob Pierer privat
einschießen müsse, was laut KSV-Insolvenzexperten Götze laut notwendig sit, sagte Ochsner: "Ich gehe
davon aus, dass er (Pierer, Anm.) sich das gut überlegt, wenn er sagt, er kämpft für seine Marke, für
sein Lebenswerk. Da wir der sich selbst etwas abverlangen. Er wird alles tun, auch persönlich, um das
Unternehmen wieder nach vorne zu bringen."