--------------------------------------------------------------------- AKTUALISIERUNGS-HINWEIS Neu:
Weitere Details nach der Pressekonferenz
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Die Krise in der europäischen
Automobilindustrie und Umstrukturierungskosten in Deutschland lasten schwer auf den Ergebnissen des
Linzer Stahlkonzerns voestalpine. Im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2024/25 brach der
Gewinn nach Steuern gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 43 Prozent auf 183 Mio. Euro ein, wie das
Unternehmen am Mittwoch bekanntgab. Der Umsatz sank um 500 Mio. auf 8 Mrd. Euro. Ein Ende der Autokrise
in Europa ist vorerst nicht in Sicht.
"Wir haben in Europa generell eine sehr deutliche
Nachfrageschwäche, die auch im Speziellen Deutschland betrifft und gehen davon aus, dass wir im Verlaufe
dieses Geschäftsjahres keine wesentliche Verbesserung sehen werden", umriss Konzernchef Herbert
Eibensteiner in einer Pressekonferenz das derzeit äußerst schwierige Umfeld. Der europäische Markt sei
"der größte und wichtigste" für die voestalpine.
Die Gewinnwarnungen namhafter europäischer
Automobilhersteller signalisieren den Konzernangaben zufolge keine baldige Verbesserung der Absatzzahlen
der europäischen Automobilindustrie. "Das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach den
voestalpine-Produkten aus", räumte das Management ein. Die außereuropäischen
Automotive-Components-Standorte des Unternehmens wiesen jedoch eine "unverändert gute Auslastung" auf.
Bereits im Verlauf des ersten Quartals habe sich der konventionelle Energiebereich spürbar
abgeschwächt und auch die Automobilindustrie habe nach einer Reihe von Gewinnwarnungen namhafter
europäischer OEMs am Ende des zweiten Quartals deutlich an Dynamik verloren.
"Die
wirtschaftliche Stimmung in Europa kippte im Verlauf des ersten Halbjahres 2024/25 nachdem große Konzerne
umfassende Pläne zum Personalabbau ankündigten", so die voestalpine, die auch selbst in ihrem
Kfz-Zulieferbereich in Deutschland eine scharfe Restrukturierung mit Standortschließungen und
Stellenstreichungen durchzieht.
"Natürlich passen wir uns auch an das schwächer werdende
Automotive-Geschäft an", sagte der Konzernchef. Das gilt vor allem für Deutschland: "Die Automotive
Components in Birkenfeld werden wir schließen und den gesamten deutschen Automobilbereich werden wir
reorganisieren und uns dort auf einzelne Produkte spezialisieren, um die Effizienzsteigerung, die wir
brauchen, umsetzen zu können."
In Österreich wird bereits seit längerem bei den
Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern eingespart, beim Stammpersonal droht derzeit kein gröberer Abbau. "Im
Moment haben wir Aufnahmestopps, Abbau von Überstunden, Reduktion von Leasing-Personal und Urlaubsabbau",
zählte Eibensteiner an aktuell laufenden Sparmaßnahmen auf. "In einzelnen Bereichen ist auch nicht
ausgeschlossen, dass Stammpersonal betroffen sein wird", fügte der CEO mit Blick auf mögliche
Stellenstreichungen hinzu.
Was unmittelbar bevorstehen dürfte, sind Lohnkürzungen an
einzelnen heimischen Standorten. Konkret laufen derzeit Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Management
über eine sogenannte Wettbewerbs- und Beschäftigungsklausel, wie Eibensteiner auf Anfrage bestätigte.
Davon betroffen sind die Rohrproduktion in Krieglach, die Gießereien in Linz und Traisen sowie die Böhler
Edelstahl und die Böhler Aerospace in Kapfenberg. Die Klausel besagt, dass vom vereinbarten
Kollektivvertragslohn zwischen 0,75 und 1,5 Prozent zurückbehalten werden dürfen, wenn die Arbeitskosten
die Wertschöpfung mehr oder weniger aufzehren. "Bis Mitte oder gegen Ende Dezember wird es eine
endgültige Entscheidung geben", sagte der Konzernchef.
Die voestalpine beschäftigte heuer per
Ende September weltweit rund 51.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) - knapp die
Hälfte davon in Österreich.
An der zuletzt Mitte Oktober gekappten Prognose für das gesamte
Geschäftsjahr 2024/25 hält das Management quasi fest: Das EBITDA soll "in einem Bereich von in etwa" 1,4
Mrd. Euro zu liegen kommen. "Wir sehen weiterhin eine eingetrübte Marktentwicklung in Europa", sagte der
Konzernchef.
In diesen Ausblick bereits eingepreist seien über 100 Mio. Euro Belastung
aus dem Verkauf der kriselnden deutschen Tochtergesellschaft Buderus Edelstahl an die deutsche
Beteiligungsgesellschaft Mutares sowie die derzeit laufende Reorganisation des
Automotive-Components-Geschäfts in Deutschland. Der schon seit längerem angestrebte Verkauf der
kriselnden deutschen Tochtergesellschaft Buderus ist erst seit kurzem fix und soll bis Jahresende über
die Bühne gehen.
Im Oktober kappte das Management die EBITDA-Prognose für 2024/25 auf 1,4 Mrd.
Euro - im August war noch mit rund 1,7 Mrd. Euro gerechnet worden. Im vorangegangenen Fiskaljahr 2023/24
war der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen bereits von 2,5 auf 1,7 Mrd. Euro eingebrochen, die
EBITDA-Marge von 14 auf 10 Prozent. Heuer im ersten Halbjahr verkleinerte sich diese Marge laut
Finanzvorstand Gerald Mayer von 10,6 weiter auf 8,9 Prozent.
Im ersten Halbjahr 2024/25 "sehr
gut" entwickelt hätten sich die Konzernbereiche Bahninfrastruktur und Luftfahrt. Weiterhin besonders
stark sei die Nachfrage nach den Hochregallagersystemen der voestalpine. Eine rückläufige Nachfrage habe
der Energiebereich verzeichnet. Die Nachfrage in der Bau- und Maschinenbauindustrie hingegen verharrte
auf einem "anhaltend niedrigen Niveau".
"Unser Fokus auf hochqualitative Produkte und auch die
breite Aufstellung nach Branchen und Regionen haben das Konzernergebnis wirklich unterstützt", betonte
Eibensteiner unter Verweis auf das "sehr schwierige Umfeld". Andernfalls wäre der Gewinn der Voest also
noch deutlicher geschmolzen.