Die OMV hielt gestern ihren
Kapitalmarkttag 2024 in London ab, auf dem über die Fortschritte in der Umsetzung der Strategie 2030
informiert wurde und auch die Finanzziele gegenüber dem letzten Kapitalmarkttag im März 2022 angepasst
wurden. So erwartet das Management 2030 nun ein CCS Operatives Ergebnis vor Sondereffekten von EUR 6,5
Mrd. (zuvor: EUR 6,0 Mrd.). Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit soll EUR 7,5 Mrd. erreichen (zuvor:
EUR 7,0 Mrd.). Die OMV strebt bis 2030 ein CCS Ergebnis je Aktie vor Sondereffekten von rund EUR 10 an
(2023: EUR 7,93). Rund 50% sollen aus dem Segment Chemicals kommen, 20% aus Fuels & Feedstock und 30% aus
dem Geschäftsbereich Energy.
Die Dividendenpolitik sieht eine zumindest stabile bzw. zum
Vorjahr steigende Ausschüttung vor (2023: EUR 5,05/Aktie, davon EUR 2,10 Sonderdividende). Zusätzlich
sollen Sonderdividenden ausgeschüttet werden, wenn der Verschuldungsgrad unter 30% liegt. Die
Gesamtdividende soll etwa 20-30% des Cashflows aus der Betriebstätigkeit ausmachen.
Im größten
Segment Chemicals verfügt die OMV mit Borealis über eine führende Stellung am europäischen Markt für
Basischemikalien (Olefine) und dem globalen Markt für Polyoleofine. Die OMV konzentriert sich bei
Polyoleofinen auf wachstumsstarke Spezialprodukte. Die Verkaufsmengen der Spezialprodukte werden bis 2030
voraussichtlich um mehr als 30 Prozent auf über 2 Millionen Tonnen steigen. Der Umsatz mit nachhaltigen
Basischemikalien und Polyolefinen wird bis 2030 voraussichtlich auf bis zu 1,4 Millionen Tonnen pro Jahr
steigen.
Im Segment Fuel&Feedstock verfolgt die OMV mit ihren drei europäischen Raffinerien
das Ziel, ein führender Hersteller von erneuerbaren Kraftstoffen und chemischen Rohstoffen zu sein. Im
Tankstellennetzwerk sieht die OMV Wachstumschancen über ultraschnelle Ladestationen und den Ausbau von
Convenience-Stores.
Im Segment Energy strebt die OMV eine Gesamtproduktion von
rund 350.000 boe/Tag im Jahr 2030 an mit höherem Gasanteil. Kernstück ist die Umsetzung des Projekts
Neptun in Rumänien. Das derzeit größte Offshore-Erdgasprojekt der EU (OMV Petrom hält 50%) soll 2027 mit
der Gasproduktion starten.
Die OMV erwartet generell ein besseres Marktumfeld mit einem
durchschnittlichen Brent-Preis für den Zeitraum 2025-2030 von etwa USD 80/Fass, einem THE-Gaspreis von
EUR 25–30/MWh sowie steigenden Monomer- und Polymermargen.
Ausblick
Insgesamt haben
wir vom Kapitalmarkttag ein positives Bild erhalten: Das Management legte eine klare Strategie vor und
zeigte sich überzeugt von den Wachstums- und Cashflow-Aussichten des Unternehmens. Die Ausschüttung einer
Dividende hat nach wie vor oberste Priorität. Im Chemiegeschäft sieht die OMV bessere Aussichten im
Verkauf von Recyclingmaterialien und Spezialchemikalien als früher. Im Bereich Fuel&Feedstock gibt es ein
größeres Potenzial bei nachhaltigen Flugtreibstoffen (SAF) und erneuerbarem Diesel (HVO). Im Bereich
Energie ist Neptun Deep der wichtigste Katalysator. Die Gespräche mit ADNOC über eine Fusion von Borouge
und Borealis laufen noch, nähere Details wurden nicht genannt.