Die OMV warnt im Zusammenhang mit einem
ausländischen Gerichtsurteil vor einer möglichen Einstellung der Gaslieferungen aus Russland. Man habe
von einem ausländischen Gerichtsurteil erfahren, das ein großes europäisches Energieunternehmen erwirkt
habe, teilte das Unternehmen in der Nacht auf heute mit.
Sollte es in Österreich gegen die OMV
vollstreckt werden, wäre man dazu verpflichtet, Zahlungen aus dem Gasliefervertrag mit Gasprom an dieses
europäische Energieunternehmen (anstelle von Gasprom) zu leisten. Ob und wann eine solche
Zwangsvollstreckung zu erwarten sei, sei der OMV nicht bekannt.
Um wen es sich bei diesem
Energieunternehmen handelt und auf welches Gerichtsurteil man sich hier bezieht, wollte die OMV auf
Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters nicht sagen. Vom österreichischen Regulator E-Control war keine
Stellungnahme zu erhalten.
OMV warnt: Gas-Zahlungen an Gazprom könnten gepfändet
werden Europäischer Energiekonzern hat ein Gerichtsurteil gegen Gazprom erwirkt - Im Falle einer
Zwangsvollstreckung könnte Gazprom Lieferungen einstellen - E-Control: Gasversorgung gesichert
Die OMV hat am Mittwoch davor gewarnt, dass der russische Gazprom-Konzern seine Gaslieferungen an die
OMV einstellen könnte, weil die für Gazprom bestimmten OMV-Zahlungen für Gas nach einem ausländischen
Gerichtsurteil möglicherweise gepfändet werden könnten. Die OMV könnte aber auch im Fall einer solchen
Zwangsvollstreckung seine Vertragskunden mit Gas aus anderen Quellen versorgen, erklärte die OMV in einer
Pflichtmitteilung. Die OMV Gas Marketing & Trading GmbH (OGMT) habe von einem Gerichtsurteil
erfahren, das ein großes europäisches Energieunternehmen gegen Gazprom erwirkt habe, heißt es in der
Stellungnahme. Den Namen des Unternehmens oder des Gerichts wollte die OMV nicht nennen, dem
österreichischen Energieregulator E-Control und dem Energieministerium in Wien ist der Name des
Unternehmens nicht bekannt, wie sie auf Anfrage der APA erklärten. In dem Urteil geht es um Forderungen
des nicht genannten Energieunternehmens gegen Gazprom, die nun zwangsvollstreckt werden könnten.
Im Falle einer Zwangsvollstreckung hält es die OMV für wahrscheinlich, "dass Gazprom Export die
Gaslieferungen im Rahmen des Gasliefervertrages mit der OMV Gas Marketing & Trading GmbH einstellen und
damit den österreichischen Gasmarkt beeinträchtigen wird", heißt es in der sogenannten "Urgent Market
Message" der OMV. Diese Einschätzung stütze sich auf das Verhalten von Gazprom Export in ähnlichen
Situationen.
Die E-Control erklärte dazu, dass die Gasversorgung des österreichischen Marktes
im kommenden Winter jedenfalls gesichert sei. Das Szenario eines Ausfalls russischer Gaslieferungen sei
in entsprechenden Berechnungen zur Versorgungslage der E-Control bereits enthalten. Die Speicher in
Österreich seien bereits zu rund 77 Prozent gefüllt und es gebe alternative Importmöglichkeiten über
Deutschland und Italien. Dies sollte auch für den Winter 2025/26 gelten, da bis dahin weitere
Infrastrukturausbauten fertig gestellt werden, heißt es in einer Stellungnahme der E-Control. Weiters
geht die E-Control davon aus, dass die Gasversorger die notwendigen Maßnahmen für mögliche Lieferausfälle
getroffen haben.
Eine mögliche Einschränkung der Gaslieferungen an die OMV bedeute nicht
zwingend, dass weniger oder kein Gas mehr über die Ukraine in die EU oder nach Österreich geliefert
werden kann. Sollte aber tatsächlich weniger Gas über die Ukraine kommen, könnte das kurzfristig zu
höheren Gaspreisen führen. Die Erhöhung der deutschen Speicherumlage wäre in einem derartigen Szenario
besonders kontraproduktiv, da dadurch notwendige Gasimporte für Österreich über Deutschland deutlich
teurer würden, aktuell um 1,86 Euro/MWh, ab 1. Juli sogar um 2,5 Euro/MWh. Deshalb wird die
Speicherumlage von der E-Control scharf kritisiert.
Die OMV hat mit Gazprom einen
Gasliefervertrag bis 2040. Sie bezieht auch Gas auch aus eigener Produktion in Österreich und Norwegen
und von anderen Produzenten. Die OMV hat nach eigenen Angaben auch langfristige LNG-Lieferverträge
abgeschlossen, die am Terminal in Rotterdam nach Europa importiert werden. Zudem nehme man als
potenzieller Käufer an den Versteigerungen der gemeinsamen Gas-Einkaufsplattform der EU teil und verfüge
auch über die notwendigen Transportkapazitäten.
Greenpeace reicht bei OECD Beschwerde gegen OMV ein Umweltorganisation kritisiert weiteren Ausbau
des Gasgeschäfts
Noch vor der Hauptversammlung der OMV am 28. Mai droht dem teilstaatlichen
und börsennotierten Öl- und Gaskonzern Ungemach seitens der Umweltorganisationen Greenpeace und "Fridays
for Future". Beide reichen bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)
eine Beschwerde gegen den Konzern ein, zeigt eine Aussendung von Greenpeace am Donnerstag. Der Vorwurf:
Mit dem weiteren Ausbau des fossilen Gasgeschäftes fördere die OMV die Klimakrise.
Nach
Einlangen der Beschwerde hat die Nationale Kontaktstelle der OECD, die in Österreich beim
Wirtschaftsministerium angesiedelt ist, drei Monate Zeit, die Zulässigkeit der Beschwerde zu prüfen.
Allerdings muss wohl damit gerechnet werden, dass sie auch bei der Hauptversammlung thematisiert wird.
Die OMV teilte dazu mit, "dass Demonstrationen und Protestaktionen Ausdruck einer engagierten
Zivilgesellschaft sind. Die OMV respektiert das Recht auf freie Meinungsäußerung und die sachliche,
respektvolle Auseinandersetzung".
Als Beispiel führt Greenpeace das Projekt Neptun Deep im
Schwarzen Meer an. Dabei verfolgen die OMV Petrom, an der die OMV 51 Prozent der Anteile hält, und die
rumänische Romgaz ein Offshore-Gasförderprojekt. Ab 2027 soll dort 20 Jahre lang Gas gefördert werden.
Laut Berechnungen in der Umweltverträglichkeitsprüfung werde dies 276 Millionen Tonnen Treibhausgase
verursachen. Allerdings sei die umweltrechtliche Genehmigung für das Gasprojekt noch ausständig.
"Jüngste UN-Berichte, als auch das Net-Zero Szenario der internationalen Energieagentur sprechen
eine klare Sprache: Es gibt keinen Platz für die Erschließung neuer fossiler Brennstoffe", teilte
Greenpeace mit. Der österreichische Öl- und Gaskonzern habe sich verpflichtet, das Geschäft an den
OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen auszurichten. Mit dem Ausbau des Gasgeschäftes
widerspreche die OMV dem OECD-Leitsatz "so früh wie möglich und proaktiv zu handeln, um negative
Umweltauswirkungen zu vermeiden".
Die OMV sieht die Angelegenheit naturgemäß anders: "Auf dem
Weg zu einem klimaneutralen Unternehmen werden wir unsere Öl- und Gasproduktion zur energetischen Nutzung
bis 2030 schrittweise von rund 490.000 boe/d (Barrel Öl-Äquivalent/Tag) im Jahr 2021 auf 350.000 boe/d im
Jahr 2030 senken und bis 2050 vollständig einstellen", teilte der Öl- und Gaskonzern in einer
Stellungnahme mit. "Gas dient als Brückentechnologie und ist für die Energiewende unverzichtbar. Daher
streben wir einen Anteil von Gas in unserem fossilen Portfolio von 60 Prozent bis 2030 an, bei einem
zeitgleichen Rückgang von Öl - dabei ist das im Jahr 2023 genehmigte Gasprojekt Neptun-Deep bereits
berücksichtigt."
Darüber hinaus ist die OMV kürzlich dem Oil & Gas Methane Partnership (OGMP
2.0) des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) beigetreten.
Die OMV merkte
weiters in einer Information an, dass wesentliche Umweltmaßnahmen vorgenommen werden: Dabei gehe es um
die Optimierung und Dekarbonisierung der Betriebsprozesse sowie zur Steigerung der Energieeffizienz. So
sollen das Begleitgas sowie die Methanemission reduziert werden.