Dritte Piste - Flughafen Wien will 2026 über Bauprojekt entscheiden Flughafen-Vorstand Jäger: Bis
2026 "viel Arbeit vor uns" - Umweltorganisationen machen seit Jahren gegen dritte Piste mobil - Flughafen
wartet auf VwGH-Entscheid zu Bau-Aufschub
Der Flughafen Wien will im Jahr 2026 die
Entscheidung für oder gegen den Bau der dritten Start-und Landebahn treffen. Umweltorganisationen und
Bürgerinitiativen machen seit Jahren mobil gegen die geplante Piste. "Wir haben in den nächsten 12
Monaten viel Arbeit vor uns", sagte Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger am Montag im Klub der
Wirtschaftspublizisten in Wien. Der Airport wartet derzeit noch auf eine Entscheidung des
Verwaltungsgerichtshofs (VwGH) zu dem Projekt. Der VwGH prüft derzeit im Rahmen einer Beschwerde des
Flughafens Wien, ob der vom Bundesverwaltungsgericht (BVwG) verkürzte Aufschub für die Baugenehmigung von
2033 auf das Jahr 2030 rechtlich hält. Der Airport hatte 2023 einen Aufschub für den Bau der dritten
Piste beantragt und eine Fristverlängerung um 9,5 Jahre für die Ausbaustufe 1 erreicht. Eine
Umweltorganisation und vier Bürgerinitiativen hatten Beschwerde gegen den Bescheid der
niederösterreichischen Landesregierung zur Fristverlängerung eingelegt, weshalb sich das BVwG mit der
Sache beschäftigte und den Aufschub auf 6,5 Jahre verkürzte. Umweltschützer befürchten mehr
klimaschädliche Emissionen aus dem Flugverkehr mit einer dritten Piste in Wien-Schwechat.
Flughafen-Aufsichtsrat muss sich noch mit der dritter Piste befassen
Als "grotesk"
bezeichnete Flughafen-Vorstand Günther Ofner, dass die Verfahrensdauer des Rechtsmittelverfahrens vor dem
BVwG bereits in den Aufschub eingerechnet ist. Er erwartet, dass der VwGH der Rechtsansicht des
Flughafens folgt. Die Entscheidung, ob die dritten Start-und Landebahn in Wien-Schwechat gebaut werden
soll, ist für Ofner "eine sorgfältig abzuwägende Entscheidung". Man müsse dies auch noch "mit dem
Aufsichtsrat abstimmen". "Es müssen die Rahmenbedingungen passen", sagte Ofner im Klub der
Wirtschaftspublizisten.
Das Projekt "dritte Piste" beschäftigt den Flughafen Wien schon seit
Anfang der 2000er-Jahre. Zuerst startete man mit einem Mediationsverfahren mit den Anrainern. Im Jahr
2007 reichte der Airport die Umweltverträglichkeitserklärung (UVE) und die Projektunterlagen für die
zusätzliche Piste ein. Im Jahr 2019 gab der VwGH letztinstanzlich grünes Licht für die dritte Piste. Die
Coronapandemie und die Krise der Luftfahrt in den Jahren 2020 bis 2021 verzögerten das Projekt. Vor der
Coronakrise war geplant, 2024 oder 2025 mit den Arbeiten zu beginnen. Seit 2022 ist die Luftfahrtbranche
weltweit wieder im Aufwind. Heuer könnte der Flughafen Wien das Passagierniveau von 2019 erstmals wieder
übertreffen oder nur knapp verfehlen.
Erweiterung des Terminal 3 soll 420 Mio. Euro kosten
Um weiter wachsen zu können, investiert der Flughafen in seine Terminals in Wien. Im Februar
erfolgt der Spatenstich für die Süderweiterung des Terminal 3 um 420 Mio. Euro. Man sei beim baulichen
Zeitplan bis Mitte 2027 und beim Budget "im Plan", sagte Flughafen-Wien-Vorstand Jäger. Die
Süderweiterung des Terminals um 70.000 Quadratmeter, davon 10.000 Quadratmeter für Shopping und
Gastronomie, werde "eine dramatische Erlebnisverbesserung" bieten. Mit "Wiener Marken" wolle man auch
"ein besseres österreichisches Erlebnis" schaffen.
Nach der Erweiterung des Terminal 3 soll
der Pier Nord am Flughafen Wien erweitert werden, um den Airlines mehr Andockpositionen zu bieten. Die
AUA ist mit der derzeitigen Situation nicht zufrieden. Es gebe aber "keinen Zeitplan" und "noch keine
Kostenschätzung", sagte Airport-Vorstand Jäger.
Flughafen Wien hofft auf mehr Unterstützung durch künftige Regierung "Ideologische Positionen" der
Grünen hätten dem Flugverkehr geschadet - Deutliche Änderungen der EU-Verordnung zu nachhaltigen
Treibstoffen gefordert
Ein Forderungspaket haben die Vorstände des Flughafen Wiens, Julian
Jäger und Günther Ofner, am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten an die künftige Bundesregierung
gerichtet. Die "ideologischen Positionen" der Grünen hätten dem Flugverkehr geschadet, so Ofner. Von
einer möglichen ÖVP/SPÖ/NEOS-Regierung erhoffen sich die Vorstände etwa eine Novellierung des
Verfahrensrechts sowie mehr Engagement für Änderungen bei der EU-Verordnung über nachhaltige Treibstoffe
(SAF). Konkret geht es dabei um eine EU-Verordnung, die ab 2025 einen zweiprozentigen Anteil an
nachhaltigem Kerosin in Flugzeugsprit vorschreibt. Derzeit wird SAF in Europa fast ausschließlich aus
pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten erzeugt. Es brauche jedenfalls ein neues Gesetz dafür, dass
auch außerhalb von Europa "die Produktion von alternativem Treibstoff sinnvoll hergestellt werden kann",
sagte Ofner. Als Beispiel führte Ofner Photovoltaik-Farmen in Nordafrika an, um dort E-Fuels für die
Luftfahrt zu produzieren.
Flughafen-Vorstand für Abschaffung der Ticketsteuer
Die
heimische Ticketsteuer in Höhe von 12 Euro soll nach Ansicht von Flughafen-Vorstand Jäger durch die
künftige Regierung abgeschafft werden und verwies auf das Ende der Abgabe in Schweden. Sollte die Abgabe
beibehalten werden, plädiert er für eine Zweckwidmung für die deutlich teureren nachhaltigen Treibstoffe.
Die neue EU-Verordnung für SAF müsse zwar nicht gekippt, aber "modifiziert" werden, meinte Ofner,
ansonsten würde eine "nennenswerte Regulation" verhindert werden. Die europäische Luftfahrtbranche
fürchtet durch die SAF-Beimischpflicht deutliche Wettbewerbsnachteile auf der Langstrecke gegenüber
außereuropäischen Mitbewerbern. Die Flughafen-Vorstände verwiesen als Beispiel auf einen
Wien-Tokio-Direktflug, der sich aufgrund der nachhaltigen Treibstoffe-Beimischung um 120 Euro verteuere
im Gegensatz zu einem Wien-Tokio-Flug mit Zwischenlandung in Istanbul.
Was die Ticketpreise
betrifft, sei es wichtig, die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs am internationalen Markt zu stärken, so
Jäger. Die hohe Inflation sei für den Standort Wien jedenfalls ein Problem, das führe auch zu einer
"Einschränkung der relativen Wettbewerbsfähigkeit".