Flughafen Wien - Grüne wollen Prüfung durch Rechnungshof Antrag steht am Donnerstag im NÖ Landtag
zur Diskussion - Airport: "Beschämende Unkenntnis"
Helga Krismer, Klubobfrau der Grünen im NÖ
Landtag, und ihre Parteikollegin Abgeordnete Nina Tomaselli haben sich am Montag dafür ausgesprochen,
dass die Flughafen Wien AG durch den Rechnungshof (RH) geprüft werden können müsse. Kritische
Infrastruktur wie der Airport "liegt im strategischen Interesse des Staates sowie im öffentlichen
Interesse", argumentierte die Landespolitikerin. Es liege "beschämende Unkenntnis" vor, reagierte der
Airport. Das Bauprojekt Terminal 3 mit Kosten von 420 Mio. Euro stehe kurz bevor, noch immer schwebe
auch der Bau der dritten Piste über dem Flughafen, stellte die Klubchefin in einer Aussendung fest. "Nur
mit einem entsprechenden Prüfauftrag des Rechnungshofes können wir Transparenz und Kontrolle
garantieren."
Der Grüne Klub in Niederösterreich habe daher einen Antrag in den Landtag
eingebracht, in dem die Bundesregierung aufgefordert werde, eine entsprechende Gesetzesvorlage zur
Prüfkompetenz zu übermitteln. "Wir fordern die Ausweitung der eindeutigen Prüfkompetenz des
Rechnungshofes auf Unternehmen mit einer öffentlichen Beteiligung ab 25 Prozent." Somit könne auch die
Flughafen AG auf Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit überprüft werden, sagte Krismer. Der
Antrag steht am Donnerstag im Landtag zur Diskussion und Abstimmung.
Aktuell seien die
Möglichkeiten des RH in Bezug auf den Flughafen eingeschränkt, merkte Tomaselli an. Der Airport könne
"nur mit entsprechender Beherrschbarkeit und Kontrolle transparent arbeiten". Gerade bei hohen
Investitionssummen brauche es die Nachschau.
Krismer und Tomaselli würden "offenbar weder das
eigene Regierungsprogramm noch die Grundzüge des Aktienrechts" kennen, hieß es dazu seitens der Flughafen
Wien AG. So sei im Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen auf Seite 20 "aus guten Gründen vereinbart, dass
börsennotierte Aktiengesellschaften, an denen die öffentliche Hand weniger als 50 Prozent aber mehr als
25 Prozent hält, nicht vom Rechnungshof geprüft werden dürfen". Die Forderung der grünen Mandatarinnen
"widerspricht also eindeutig dem eigenen Regierungsprogramm, die beiden verlangen also den Bruch des
grün-türkisen Regierungsprogramms".
Laut Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes liege bei der
Flughafen Wien AG keine tatsächliche Beherrschung durch die öffentlichen Aktionäre vor und betrage die
öffentliche Beteiligung nur 40 Prozent. Deshalb sei der RH nicht prüfzuständig. "Daraus die Behauptung
abzuleiten, die Gesellschaft wäre nicht ausreichend kontrolliert, offenbart eine geradezu groteske
Unkenntnis des Aktienrechts und der tatsächlichen Verhältnisse", so die Airport-Reaktion.
Als
börsennotierte Aktiengesellschaft unterliege die Flughafen Wien AG umfassenden gesetzlichen Auflagen und
regelmäßigen Informationsverpflichtungen, die zu einem sehr hohen Grad an Transparenz führten. "Die
Aktionäre, also auch die Gebietskörperschaften, haben durch ihre Vertreter im Aufsichtsrat ein
umfassendes Einsichts- und Aufsichtsrecht. Die vom Wirtschaftsprüfer geprüften Jahresabschlüsse sind im
Firmenbuch veröffentlicht und werden regelmäßig durch die Österreichische Prüfstelle für Rechnungslegung
geprüft. Das Bundesministerium für Klimaschutz hat als oberste Zivilflugplatzbehörde die fachliche
Aufsicht über den Flughafenbetrieb und genehmigt die Flughafentarife. Das Unternehmen unterliegt weiteren
unzähligen Berichts- und Kontrollpflichten von österreichischen und EU-Behörden. Angesichts dessen von
mangelnder Kontrolle zu sprechen, ist geradezu ein Hohn", hieß es seitens des Flughafens.