Warum die RBI den Milliarden-Deal mit Strabag und dem russischen Oligarchen Deripaska stoppen musste
Es hatte sich schon angekündigt. Bei der Vorstellung der Geschäftszahlen zum ersten Quartal der
Raiffeisen Bank Internationalen (RBI) in der vergangenen Woche regnete es Fragen zum
Deripaska-Strabag-Deal. RBI-Chef Johann Strobl hatte den Analysten gesagt, den Deal abzublasen, wenn sich
die RBI damit nicht wohlfühlt. Wie die „Presse“ mehrmals berichtete, standen Regularien im Weg.
Am Mittwoch macht die Bank es nun öffentlich, im Austausch mit den Behörden „nicht den erforderlichen
Komfort“ erhalten zu haben, um die „geplante Transaktion durchzuführen“. „Die Bank hat beschlossen, aus
Gründen der Vorsicht von der Transaktion Abstand zu nehmen“, heißt es in einer knappen Meldung am frühen
Nachmittag.
Wie berichtet, verdichteten sich in den vergangenen Wochen die Anzeichen, dass der
im vergangenen Dezember publik gemachte Plan doch nicht wie ursprünglich erhofft umgesetzt werden könnte.
Dabei hatte er aus Sicht der RBI viel Sinn gehabt: So hätte die Bank endlich Zugriff auf einen Großteil
ihrer Gewinne in Russland gehabt. Und beim größten heimischen Baukonzern, Strabag, wäre man den
ungeliebten Mitaktionär, den russischen Oligarchen Oleg Deripaska, losgeworden. Denn dessen Anteile
sollten über eine komplexe Transaktion von der russischen RBI-Tochter erworben und dann als Sachdividende
an die Mutter nach Wien ausgeschüttet werden. Deripaska hätte so wiederum sein eingefrorenes Vermögen in
Europa zu flüssigen Rubel machen können.
Doch gerade letzteres war von Anfang an ein
Stolperstein. Zwar erklärte die RBI, dass sie eine de jure sanktionskonforme Lösung gefunden habe, wie
die Übertragung der Strabag-Aktien von Deripaska zur Bank durchgeführt hätte werden sollen. Doch daran
mehrten sich zuletzt Zweifel. Konkret hätte Deripaska laut dem Plan der RBI seine Anteile an eine
russische Gesellschaft namens Iliadis übertragen sollen (dies war Ende März auch bereits geschehen). Wer
letztlich als Nutznießer hinter dieser steht, ist allerdings nicht bekannt, und RBI-Chef Johann Strobl
hatte auch erklärt, darüber keine Auskunft geben zu wollen. Von dieser Gesellschaft sollte nachher die
russische RBI-Tochter um 1,51 Milliarden Euro die Aktien abkaufen. Deripaska hätte dabei im Endeffekt
sowohl seine Strabag-Anteile als auch seine bisher nicht ausgeschütteten Strabag-Dividenden bezahlt
bekommen.
Heftige Kritik aus Washington, aber auch in der EU Probleme
An dieser
Vorgangsweise gab es von Anfang an heftige Kritik aus Washington. So kam bereits Anfang März Anna Morris,
die stellvertretende Leiterin der zum US-Finanzministerium gehörenden Abteilung für
Terrorismusfinanzierung und Finanzkriminalität, auch deswegen nach Wien – „Die Presse“ berichtete
exklusiv. Und wenige Tage später wurde eine Delegation der RBI bei der US-Sanktionsbehörde Ofac in
Washington vorstellig. Dabei soll der Bank klargemacht worden sein, dass die USA den Deal aus politischen
Gründen in jedem Fall ablehnen würden.
Aber es war nicht nur der Druck aus den USA, der das
Geschäft letztlich zu Fall gebracht haben dürfte. So standen ganz einfach die Sanktionen der Europäischen
Union dem Deal entgegen, wie Experten jüngst gegenüber der „Presse“ erklärten. Dabei geht es vor allem um
das sogenannte Bereitstellungsverbot. Dieses besagt, dass sanktionierten (natürlichen oder juristischen)
Personen weder unmittelbar noch mittelbar Gelder oder wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung gestellt
werden oder zugutekommen dürfen.
Und gerade letzteres stand aus Sicht von Experten in diesem
Fall weiterhin im Raum, da die Eigentümerstruktur von Iliadis nicht klar ist. Zudem gibt es auch eine
enge Verbindung zwischen Deripaska und dem Kreml.
Kein Blankoscheck von Behörden
Auch der
Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Robert Holzmann, erklärte Anfang April, dass es ein
Restrisiko gebe. Keine Behörde könne einen Blankoscheck ausstellen. Die RBI wiederum stellte von Anfang
an klar, dass sie den Deal nur durchziehen werde, wenn damit keine sanktionsrechtlichen Probleme
aufgeworfen würden. Die nun erfolgte Absage ist schlussendlich die logische Konsequenz daraus.
https://www.diepresse.com/18445959/warum-die-rbi-den-milliarden-deal-mit-strabag-und-dem-
russischen-oligarchen-deripaska-stoppen-musste