UNIQA-Tochter in der Ukraine: Wachstum trotz Krieg
Starker Anstieg bei
Gesundheitsversicherungen - Krieg wirkt sich stark negativ auf mentale und körperliche Gesundheit aus
Anders als in Russland ist der börsennotierte österreichische Versicherungskonzern UNIQA
weiterhin in der Ukraine tätig. Trotz eines starken Einbruchs durch den russischen Angriff auf das Land
im Februar 2022 wachse die dortige UNIQA-Tochter, hieß am Montag bei einem Pressegespräch in Wien.
Besonders das Geschäft mit Gesundheitsversicherungen habe stark zugenommen. Im Geschäftsjahr 2023
habe die Ukraine-Tochter Bruttoprämien in Höhe von 89,5 Millionen Euro von rund einer Million Kunden
erhalten und einen Vorsteuergewinn (EBT) von 17,5 Mio. Euro erwirtschaftet. Bei den Prämien habe man in
ukrainischer Währung das Vorkriegsniveau von 2021 bereits überschritten, in Euro gerechnet liege man aber
noch rund zehn Prozent unter dem Wert, erklärte die Vorstandschefin der UNIQA Ukraine, Olena Uljee.
Gesundheitsversicherung als Zusatzleistung für Mitarbeiter gefragt
Durch den Krieg
herrsche ein großer Mangel an Arbeitskräften in dem Land. Eine private Gesundheitsversicherung sei
dadurch eine der wichtigsten Zusatzleistungen geworden, den Arbeitgeber anbieten können, um Personal
anzulocken. Der Gesundheitsbereich machte 2023 daher fast 40 Prozent des Prämienvolumens aus mit einem
EBT-Anteil von zehn Prozent.
Kriegsschäden in dem Land seien nur zu einem sehr geringen Teil
von Versicherungen abgedeckt. In den am stärksten von den Kämpfen betroffenen Gebieten würden ohnehin
kaum Versicherungen angeboten. In Gebieten weiter weg von der Front hätten einige Versicherer - darunter
die UNIQA - aber damit begonnen Kriegsschäden zu einem geringen Anteil zu schützen. Uljee sprach von
einer Deckung bis zu zehn Prozent der Schäden.
Krieg wirkt sich stark auf Gesundheit aus
Abseits der direkten Kriegsschäden merke man aber auch die Auswirkungen des Krieges auf die
körperliche und mentale Gesundheit der Menschen. Man verzeichne einen Anstieg bei physischen Problemen
und akut lebensbedrohlichen Krankheiten, wie Schlaganfällen oder Herzinfarkten. Über die genauen
Zusammenhänge könne sie nicht viel sagen, so Uljee. Sie verwies aber auf gestiegenen Stress und
regelmäßige Schlafunterbrechungen durch Raketenalarme.
Betroffen sei das Unternehmen auch die
Truppenmobilisierung. Zwanzig Prozent der männlichen Mitarbeiter im wehrfähigen Alter seien im Lauf der
drei Kriegsjahre einberufen worden. Uljee sagte nicht, wie groß der Anteil an der Belegschaft sei.
Allerdings würden Männer jeden Alters knapp ein Drittel des Gesamtpersonals in der Ukraine ausmachen.
Zwei Mitarbeiter habe das Unternehmen im Krieg verloren: einer sei getötet worden und einer gelte als
vermisst, erklärte Teimour Bagirov, Aufsichtsratspräsident der UNIQA Ukraine.
UNIQA-Rückzug
aus der Ostukraine bereits 2014 eingeleitet
Die Ukraine-Tochter sei im dritten Quartal 2024
dann für sechs Prozent des Vorsteuergewinns der UNIQA International verantwortlich - also dem
UNIQA-Versicherungsgeschäft außerhalb Österreichs - erläuterte der UNIQA-Vorstand Wolfgang Kindl beim
Pressegespräch. Der östliche Teil der Ukraine, der am stärksten vom Krieg und der russischen Besatzung
betroffen ist, habe für die UNIQA aber bereits vor dem Krieg nur noch eine untergeordnete Rolle gespielt.
Man habe hier bereits nach 2014 angefangen, sich aus diesem Gebiet zurückzuziehen, so Kindl.