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Der steirische Anlagenbauer
Andritz hat 2023 einen Gewinnschub verzeichnet. Unter dem Strich spielte das technologische Know-how in
dem Konzern ein Ergebnis von 504,3 Mio. Euro ein. Das waren um gut 25 Prozent mehr als im Jahr davor, wie
das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab. Der Gewinn je Aktie (EPS) stieg von 4,14 auf 5,15 Euro. Die
Dividende soll von 2,10 auf 2,50 Euro angehoben werden. Andritz profitiert von der grünen Wende und will
in diesem Bereich stark wachsen.
Dass das EU-Lieferkettengesetz Mitte dieser Woche erneut die
benötigte qualifizierte Mehrheit unter den EU-Staaten verfehlt hat, freut Konzernchef Joachim Schönbeck.
"Betreffend Lieferkettengesetz sind wir sehr froh, dass es nicht durchgegangen ist - ausgehend von einer
guten Intention haben wir uns in einem bürokratischen Gehege verlaufen. Ich glaube, das verkompliziert
Abläufe, das verteuert Produkte und das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit von Europa, ohne dass ein
Nutzen entsteht", bezweifelte der CEO den wirksamen Schutz von Menschenrechten durch das Gesetz in der
vorliegenden Version. "Die Intention des Lieferkettengesetzes war, dass wir versuchen, Kinderarbeit und
Arbeit unter fragwürdigen Bedingungen zu vermeiden", betonte der Manager. "Man muss sich fragen, wie weit
hilft das, was wir vorhaben - ist das ein gangbarer Weg?", sagte er in der heutigen Bilanzpressekonferenz
in Wien.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte Andritz in allen vier Geschäftsbereichen den
Umsatz deutlich. Insgesamt legten die Verkaufserlöse gegenüber dem Jahr davor um fast 15 Prozent auf rund
8,7 Mrd. Euro zu - die größte Sparte "Pulp & Paper" steuerte 4,1 Mrd. Euro (plus 17 Prozent), also fast
die Hälfte, dazu bei. Der Umsatzzuwachs sei durch die Abarbeitung des hohen Auftragsbestands aus dem
Vorjahr unterstützt worden. "Im laufenden Geschäftsjahr erwarten wir eine leichte Steigerung von Umsatz
und vom Ergebnis", so die Prognose Schönbecks. Operativ lief das Geschäft gut - das Ergebnis vor Zinsen,
Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um rund 10 Prozent auf 910,2 Mio. Euro, vor Zinsen und Steuern
erhöhte sich der Gewinn (EBIT) um rund 20 Prozent auf 685,2 Mio. Euro.
Der Personalstand
vergrößerte sich per Jahresende um 2,1 Prozent auf weltweit 29.717 Beschäftigte an rund 240 Standorten in
über 80 Ländern. Auf Österreich entfallen davon knapp 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf
Deutschland 5.000. "Ansonsten sind wir regional sehr balanciert aufgestellt", erklärte der Konzernchef.
"Die Arbeitsplätze sind sicher und unser Weg zur Sicherung von Arbeitsplätzen ist Innovationskraft", so
Schönbeck. Der Bedarf an grünen Technologien gebe genug Platz für Innovationen. Anders sei der erhöhte
Personalaufwand schwer zu stemmen. "Niemand braucht zu glauben, dass wir 10 Prozent Produktivitätszuwachs
in einem Jahr hinbekommen", vermerkte er unter Verweis auf das jüngste 10-Prozent-Plus bei den
Kollektivverträgen.
"Wir sind sehr glücklich ein weiteres Rekordergebnis vermelden zu können",
resümierte der Vorstandschef mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr. Die Dividendenrendite erhöhte
sich im abgelaufenen Jahr gegenüber 2022 von 3,9 auf 4,43 Prozent. Nahezu alle Bilanzkennzahlen
entwickelten sich deutlich positiv. Rückläufig war allerdings der Auftragseingang, der im Gesamtjahr um
fast 8 Prozent auf 8,6 Mrd. Euro nachgab. Grund dafür seien geringere Investitionen in Neuanlagen seitens
der Pulp&Paper-Kunden gewesen. "Der Auftragseingang ist zufriedenstellend, auch wenn er rückläufig ist",
so Schönbeck. Im Bereich Pulp&Paper habe es "auf der Investitionsseite eine deutliche Zurückhaltung
unserer Kunden am Markt" gegeben. In diesem Bereich verringerte sich der Ordereingang um über 27 Prozent
von 4,3 auf 3,1 Mrd. Euro massiv. Der Auftragsbestand ging per Jahresultimo um 1 Prozent auf 9,9 Mrd.
Euro zurück.
Deutlich ins Minus zeigte auch der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit, der sich
von 710,8 auf 375 Mio. Euro fast halbierte. Das Investitionsvolumen erhöhte sich um knapp 23 Prozent auf
226,2 Mio. Euro.
Langfristig profitables Wachstum verspricht sich Andritz aus den Trendthemen
Dekarbonisierung, Digitalisierung und Kundendienst. "Wir wollen den Umsatz steigern, wir wollen die
Profitabilität steigern und wir wollen das Servicegeschäft steigern", sagte Schönbeck. Gelingen soll das
unter anderem mit den hohen Umweltzielen in Europa. Den Kunden soll mit wirtschaftlich sinnvollen
Schlüsseltechnologien geholfen, die grüne Transformation zu schaffen, also den Ausstoß von Kohlendioxid
zu reduzieren. "Wir bieten Lösungen an - wir werden nicht in die Produktion von grünem Wasserstoff gehen,
sondern lediglich die Technologie dafür anbieten", betonte der CEO.
"Mit Wasserkraft und
Biomasse haben wir ein relativ stabiles Geschäft, aber wir haben auch neue Technologien", betonte der
Konzernchef und verwies auf Lösungen für CO2-Abscheidung, für die Produktion von grünem Wasserstoff, für
die Herstellung erneuerbarer Kraftstoffe, für die Batterieproduktion für E-Mobilität sowie für
Textilrecycling.
Bei Letzterem erwartet der Andritz-Chef ein deutliches Nachfrageplus, da die
EU ab 2025 keinen Textilmüll mehr haben möchte. "Dann stehen wir vor einem Berg von 12,6 Mio. Tonnen
Textilabfällen pro Jahr", so Schönbeck. Andritz habe eine Pilotanlage entwickelt, "um das Recycling
wirtschaftlich sinnvoll gestalten zu können". Das Sortieren nach Farbe und Sortenreinheit bei den Fasern
sei damit möglich. "Nicht textile Verunreinigungen wie Reißverschlüsse und Knöpfe können heraussortiert
werden", berichtete der Manager. Durch sortenreines Recyclen könne das Material für gute neue Kleidung
verwendet werden. Die Sortieranlage habe am Markt "großes Hallen hervorgerufen".
"Wir glauben,
das ist erst der Anfang - im Textilrecycling wird sich das wiederholen, was wir in den 70er-Jahren beim
Papierrecycling gesehen haben", erwartet Schönbeck einen deutlichen Aufbau der Kapazitäten. "Wir haben
gute Anfragen für diese Pilotanlage." Man könne damit "alles wiederverwerten". "Wir kriegen im ersten
Ansatz 85 bis 95 Prozent Farben- und Sortenreinheit hin, sodass wir in sehr gute ökonomische Kennzahlen
kommen können." Die Voraussetzungen für eine komplette Kreislaufwirtschaft seien gegeben. Derzeit erfolge
die Sortierarbeit noch überwiegend händisch.