Offizielle Eröffnung des AT&S-Werks am neuen Campus in Malaysia Die Eröffnungsfeier fand heute,
Mittwoch, statt. Erste Lieferungen hochwertiger IC-Substrate von AT&S Malaysia für Prozessoren für
Rechenzentren von AMD sollen noch 2024 erfolgen
AT&S Austria Technologie & Systemtechnik
(Malaysia) Sdn Bhd freut sich, die offizielle Eröffnung des Campus im Kulim Hi-Tech Park (KHTP) im
Bundesstaat Kedah bekanntzugeben. Die Eröffnungsfeierlichkeiten, die im neuen Verwaltungsgebäude des
Standorts stattfanden, standen im Zeichen der Fertigstellung der Hauptproduktionsstätte am Campus. Die
ersten Lieferungen hochwertiger IC-Substrate von AT&S Malaysia für Prozessoren für Rechenzentren von AMD
sollen gegen Jahresende erfolgen.
Der neue Campus in Kulim, rund 350 Kilometer nördlich der
malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur gelegen, wurde in Rekordzeit fertiggestellt: Die Bauzeit des neuen
AT&S Campus betrug nur knapp mehr als zwei Jahre. „Möglich gemacht haben diesen großartigen Erfolg unsere
Mitarbeiter:innen in Kulim. Heute ist Ihr Tag und auch ein historischer Tag für AT&S, den es zu feiern
gilt. Ich bin sehr stolz, dass es uns gelungen ist, diesen wichtigen Meilenstein zu erreichen. Vielen
Dank”, sagte AT&S CEO Andreas Gerstenmayer anlässlich seiner Rede bei der Eröffnungszeremonie. „Der
rasche Fortschritt wurde durch die enge Zusammenarbeit mit malaysischen Regierungsvertretern sowie
Behörden auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene ermöglicht. Die Behörden in Malaysia, insbesondere
MIDA und das Management des Kulim High-Tech Park (KHTP), haben uns ebenso wie Advantage Austria von der
Österreichischen Wirtschaftskammer tatkräftig unterstützt.“
Die Anlagen in Kulim wurden nach
den höchsten Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards, mit modernsten Maschinen, Recyclingsystemen sowie
einem Konzept für grüne Energie errichtet. „Mit der Eröffnung des beeindruckenden AT&S
Produktionsstandorts erreicht die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Österreich und Malaysia einen
historischen Höhepunkt“, sagte Österreichs Botschafter für Malaysia und Brunei, Andreas Launer. „Ich bin
zuversichtlich, dass die starke Präsenz des Unternehmens in Malaysia wichtige Impulse für unsere
bilateralen Beziehungen setzen und zahlreiche neue Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit auch in
anderen Bereichen wie etwa Hochschulbildung, Berufsausbildung oder der Entwicklung neuer Technologien
schaffen kann. Ich hoffe, dass diese Investition auch die Aufmerksamkeit malaysischer Unternehmen auf
Österreich als ausgezeichneten Wirtschaftsstandort und Technologiepartner im Herzen Europas lenkt.“
Mikrochips der nächsten Generation
Malaysia entwickelt sich dank seiner hervorragenden
Infrastruktur und seines Talentepools rasch zu einer internationalen Drehscheibe für die Elektronik- und
Halbleiterindustrie. „Unsere 2021 getroffene strategische Entscheidung, Malaysia als Standort für unser
erstes Werk in Südostasien zu wählen, war absolut richtig. Bisher haben wir knapp über 1 Mrd. € in
unseren AT&S Campus im Kulim High-Tech Park investiert. Wir profitieren von den ausgezeichneten
Bedingungen hier und Kedah als Technologie-Hotspot in dieser Region“, erklärt Ingolf Schröder, AT&S
Vorstandsmitglied und Executive Vice President der BU Microelectronics. „Mit der von AT&S in Malaysia
getätigten Investition schaffen wir Tausende Hightech-Arbeitsplätze in der Region, fast 2.500 allein bis
Endes des Jahres. Das trägt dazu bei, den Rahmen für künftiges Wachstum in Malaysia aufzubauen“, so
Schröder.
Mit dem AT&S Campus ist dem erfolgreichen Technologieunternehmen eine
Meisterleistung gelungen, obwohl das Marktumfeld in den vergangenen Monaten herausfordernd war. Analysten
rechnen ab Mitte des Jahres mit einer Erholung des Technologiesektors.
Heute
wurden in Kulim das Bürogebäude und Werk 1 eröffnet. Im Werk 1 wird AT&S für das globale
Halbleiterunternehmen AMD produzieren. Werk 2 ist wind- und wasserfest und sobald sich das Marktumfeld
für einen unserer Schlüsselkunden verbessert hat, wird auch dieses zweite Werk hochgefahren.
AT&S Malaysia wird zukunftsweisende IC-Substrate produzieren, die einen integralen Bestandteil von
Prozessoren für High-Performance-Computing, Rechenzentren und KI-Infrastruktur darstellen. „AT&S hat
seine Versprechen uns gegenüber stets eingehalten und pünktlich ein Werk fertiggestellt, das die
Erwartungen von AMD vollständig erfüllt. Wir sind überzeugt, dass AT&S eine perfekte zusätzliche
Bezugsquelle für hochwertige IC-Substrate für unsere Rechenzentren ist“, so Scott Aylor, Corporate Vice
President for Manufacturing bei AMD. Die Serienproduktion in Kulim wird im Laufe des Jahres starten.
Bereits am Vorabend lud CEO Andreas Gerstenmayer in George Town auf der Insel Penang zur Pressekonferenz
und zeigte sich nach der zuletzt gesunkenen Umsatzprognose zuversichtlich: Er erwarte ab Mitte 2024
wieder Wachstum und "in jeder Krise steckt eine Chance". Die neue Niederlassung im Hi-Tech-Park
Kulim im Bundesstaat Kedah umfasst eine Fläche von rund 200.000 Quadratmetern, auf die zwei mehrere
Geschoß hohe Produktionswerke und ein ebenfalls mehrgeschoßiges Bürogebäude gebaut wurden. Werk I sowie
das Bürogebäude wurden nun eröffnet und werden bezogen, Werk II ist noch nicht fertig. Etwa 100.000
Quadratmeter der Fläche werden als Reinräume ausgeführt. In ihnen sollen ab Ende 2024 hochwertige
IC-Substrate für Prozessoren von AMD hergestellt werden. Bis die Produktion voll anläuft werden noch
Samples generiert und die Feinabstimmung sämtlicher Herstellungsprozesse vorgenommen. Bisher floss rund
eine Milliarde Euro an Investitionsvolumen in den Bau der Niederlassung.
Da Künstliche
Intelligenz (KI) in der Zukunft in den meisten digitalen Anwendungen eine Rolle spielen werde, sieht sich
AT&S mit einem Vorsprung, "denn wir werden vor allem im und durch das Hochleistungs-Computing-Segment
wachsen", ist Gerstenmayer überzeugt. Werk II habe man zwar nicht wie zuerst geplant schon in Betrieb
nehmen können - dafür fehle derzeit das Marktumfeld. Doch sobald das Wachstum wieder anziehe, werde AT&S
unter den ersten sein, die Kapazität hochfahren können, sieht Gerstenmayer die "Chance in der Krise".
Die Leobener hatten schon vor Jahren auf einen Expansionskurs gesetzt, ein Teil davon ist der nun
eröffnete Campus in Malaysia. "Wir sind stolz darauf, dass wir in so kurzer Zeit und trotz all der
Herausforderungen wie etwa der Covid-Pandemie das wohl modernste IC-Substrate-Werk der Welt errichtet
haben und die benötigten Technologien und Kapazitäten zeitgerecht zur Verfügung stellen können, sobald
sich die Märkte wieder erholt haben", so der CEO. Baustart war im November 2021, die ersten Maschinen
wurden bereits im Februar 2023 ins Werk I eingebaut. Ende März 2024 werden nun auch die Büros bezogen.
Die Massenproduktion soll Ende 2024 starten - etwa 1.500 Menschen werden dann im Werk arbeiten, etwa 900
in den Büros, schilderte AT&S-Vorstandsmitglied Ingolf Schröder bei der Pressekonferenz.
Bisher findet die Serienproduktion von IC-Substraten des börsennotierten Konzerns mit Hauptsitz im
obersteirischen Leoben in den Chongqing-Werken I und III in China statt. Die IC-Substrate werden meist in
Notebooks, aber auch Servern und Hochleistungsrechnern als Schnittstelle zwischen Mikrochips und
Leiterplatten in Mikroprozessoren verwendet. Ein großer Kunde ist bereits im November bekannt geworden:
Die bisher zur Verfügung stehenden Kapazitäten des Werks I in Kulim werden ab dem vierten Quartal 2024
für den US-Chiphersteller AMD genutzt.
Scott Aylor von AMD nannte für die revolutionäre
Chiplets-Technologie der Amerikaner AT&S als verlässlichen Partner, der nicht nur die Dichte bei den
IC-Substraten bewältigen könne, sondern auch die zunehmende Komplexität. Um auch in Zukunft für die
Herausforderungen gewappnet zu sein, initiierte AT&S auch einen eigenen Lehrstuhl für IC-Substrate an
einer Universität in Malaysia, um dort die künftigen Ingenieure auszubilden. Ab Oktober 2024 starte der
Master-Studiengang: "Wir sind schon gespannt auf das Interesse der Studierenden", so Schröder. Er
betonte, dass AT&S als erstes Unternehmen die Technologie für High-Performance-IC-Substrate nach Malaysia
bringe.
AT&S hatte im ersten Halbjahr 2023/24 einen Umsatzeinbruch: Der Konzernumsatz
reduzierte sich von 1,07 Mrd. Euro in der Vergleichsperiode des Vorjahres auf 814 Mio. Euro (minus 24
Prozent). Begründet wurde das mit dem schwierigen Marktumfeld, das auch unterm Strich zu Einbußen führte:
Das Konzernergebnis verringerte sich von 224,4 Mio. um 78 Prozent auf 48,5 Mio. Euro, wurde im November
2023 veröffentlicht. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank - bedingt durch
den geringeren Konzernumsatz - von 315 Mio. Euro auf 217 Mio. Euro.
Neueste Daten zahlreicher
Marktanalysten würden nun die interne Einschätzung von AT&S bestätigen, wonach ab der zweiten Hälfte 2024
das Marktumfeld auf Erholung und Wachstumskurs einschwenken sollte. "Es ist nach wie vor unser klares
Ziel, dass AT&S unter den Top drei Unternehmen am globalen Markt positioniert ist. Unsere
Midtime-Guidance, 3,5 Milliarden Umsatz im Geschäftsjahr 26/27, bleibt aufrecht", so der CEO. Vergangene
Woche senkte AT&S die Umsatzprognose für 2023/24 von 1,7 bis 1,9 Mrd. Euro auf 1,6 Mrd. Euro.
AT&S ist bereits seit 1999 mit einem Produktionsstandort in Indien (Nanjangud) vertreten, es folgten
Werke in China (Shanghai und Chongqing) sowie Südkorea (Ansan) - nun Malaysia. Das südostasiatische Land
gilt als eines der führenden Halbleiterproduktionszentren der Welt. Die Elektro- und Elektronikindustrie
(E&E) ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor. Seit mittlerweile fünf Jahrzehnten werden Halbleiter in
Malaysia hergestellt, wobei alles in den 1970er-Jahren mit den sogenannten acht Samurais begonnen hatte.
Die acht Produktionsfirmen waren damals: Texas Instruments (damals National Semiconductor), Intel
Malaysia, Agilent (damals Hewlett-Packard), AMD, Bosch, Clarion, Osram (damals Litronix) und Renesas
(damals Hitachi).
Dem österreichischen Wirtschaftsdelegierten in Malaysia, Reinhart
Zimmermann, zufolge haben rund 50 österreichische Unternehmen Niederlassungen in Malaysia, noch viele
mehr sind über Vertriebspartner im Land aktiv. Knapp ein Dutzend der Firmen haben Produktionsstandorte:
"AT&S und die OMV sind aber in puncto Investment in Malaysia die mit Abstand größten Player aus
Österreich", so Zimmermann.
Er sieht in Malaysia mehrere Standortvorteile: "Günstige Energie,
günstiges Personal und überhaupt ein günstiges Land." Malaysia mit seinen rund 34 Mio. Einwohnern habe
das passende "Ökosystem" über Jahre aufgebaut und biete etwa auch Talente für die Arbeit in Reinräumen.
"Natürlich wären die Philippinen oder Indonesien noch günstiger, aber da fehlt dieses Ökosystem", sagte
der Wirtschaftsdelegierte. Zusätzlich werden staatliche Förderungen wie auch Steuerbefreiungen für jene
geboten, die viel Geld im Land investieren. Mit der Malaysian Investment Development Authority (MIDA)
biete der Staat sogar eine eigene Organisation für Auslandsinvestitionen, die als One-Stop-Shop für
ausländische Unternehmen umfangreiche Arbeit leiste.