Kräftige Konjunkturerholung bei gleichzeitig hoher Unsicherheit über Effekte der Omikron-Mutante auf die
Wirtschaft
Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich 2021 bis 2024
Mit dem
Einsetzen der vierten COVID-19-Welle erfährt die Erholung der österreichischen Wirtschaft zum
Jahreswechsel 2021/2022 erneut einen Dämpfer. Trotzdem erwartet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB)
in ihrer heute veröffentlichten gesamtwirtschaftlichen Prognose für Österreich ein BIP-Wachstum im Jahr
2021 von kräftigen 4,9 Prozent. Mit dem Auslaufen der negativen Effekte der vierten COVID-19-Welle und
der Auflösung der globalen Lieferengpässe wird sich die Wirtschaft wieder rasch erholen und im Jahr 2022
um 4,3 Prozent wachsen (2023: 2,6 Prozent, 2024: 1,8 Prozent). Die Arbeitslosenquote laut AMS sinkt von
10,1 Prozent im Jahr 2021 bis zum Jahr 2024 auf 6,0 Prozent. Die HVPI-Inflationsrate ist aufgrund von
Energiepreisanstiegen und globalen Lieferengpässen im Jahr 2021 auf 2,7 Prozent gestiegen. Im Jahr 2022
werden Energiepreise, die Einführung der CO2-Steuer per 1. Juli sowie Teuerungen bei nichtenergetischen
Rohstoffen zu einem weiteren Anstieg auf 3,2 Prozent führen. In den Jahren 2023 und 2024 wird mit einem
Rückgang der Inflation auf 2,3 Prozent und 2,0 Prozent gerechnet. Das Budgetdefizit verbessert sich 2021
deutlich auf 5,9 Prozent des BIP. Mit der weiteren Erholung und dem Auslaufen der diskretionären
COVID-19-Maßnahmen sinkt das Defizit im Jahr 2022 trotz der Steuerreform auf 2,1 Prozent. Die
Staatschuldenquote wird vom historischen Höchststand von 83,2 Prozent des BIP im Jahr 2020 bis zum Jahr
2024 auf 75,5 Prozent des BIP sinken.
COVID-19-Pandemie bestimmt die Konjunkturentwicklung zum
Jahreswechsel 2021/2022
Mit dem Einbruch der kalten Jahreszeit hat die vierte Welle der
Pandemie erneut zu Eindämmungsmaßnahmen geführt, die die wirtschaftliche Aktivität zum Jahreswechsel
2021/2022 dämpfen. Mögliche negative Effekte der erst kürzlich entdeckten Omikron-Mutante sind in der
Prognose nicht berücksichtigt, stellen jedoch ein bedeutendes Abwärtsrisiko dar.
Teilentfall
der Wintersaison 2021/2022 und Auflösung der Lieferengpässe bestimmen Exportverlauf
Die
österreichischen Güterexporte übertrafen bereits zur Jahresmitte 2021 das Vorkrisenniveau deutlich,
wurden im zweiten Halbjahr jedoch durch die globalen Lieferengpässe gedämpft. Die vierte COVID-19-Welle
und die deutschen Reisewarnungen belasten den österreichischen Tourismus in der Wintersaison 2021/2022
erneut schwer. Nach einem Wachstum der Exporte von Gütern und Dienstleistungen von 10,5 Prozent im Jahr
2021 wird für die Jahre 2022 bis 2024 mit Wachstumsraten von 3,2 Prozent, 4,8 Prozent und 2,5 Prozent
gerechnet.
Lockdown verschiebt Aufholprozess im privaten Konsum
Mit einem Wachstum
von 1,8 Prozent kann der private Konsum im Jahr 2021 den Einbruch des Jahres 2020 nur teilweise
kompensieren. Nach einem Rückgang aufgrund des vierten bundesweiten Lockdowns gegen Jahresende 2021 wird
der Konsum im Jahr 2022 mit einem Plus von 5,7 Prozent zur Stütze der heimischen Konjunktur. Neben
Nachholeffekten spielen der Abbau von während der Pandemie angehäuften Überschussersparnissen und die
Steuerreform eine wichtige Rolle. In den Jahren 2023 und 2024 bleibt das Konsumwachstum mit 3,4 Prozent
und 2,4 Prozent weiterhin kräftig.
Kaum negative Effekte des vierten Lockdowns auf den
Arbeitsmarkt
Das Jahr 2021 war durch einen starken Beschäftigungsaufbau bei gleichzeitigem
Fachkräftemangel und einer Rekordzahl an offenen Stellen geprägt. Der vierte allgemeine Lockdown hat
wegen seiner kurzen Dauer keine nennenswerten Effekte auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. Nach einem
Anstieg auf 10,1 Prozent im Vorjahr sinkt die Arbeitslosenquote laut AMS 2021 wieder auf 8,2 Prozent. Bis
zum Jahr 2024 wird mit einem Rückgang auf 6,0 Prozent und damit deutlich unter das Vorkrisenniveau (2019:
7,4 Prozent) gerechnet.
Löhne steigen im Einklang mit Inflation und Produktivität
Die starke wirtschaftliche Erholung zur Jahresmitte 2021 und die in der zweiten Jahreshälfte gestiegene
Inflation führten im Herbst 2021 zu höheren Lohnabschlüssen für das Jahr 2022 in der Höhe von
durchschnittlich 3,2 Prozent. Für die Jahre 2023 und 2024 wird mit einer nur geringfügigen Abschwächung
des Wachstums der Kollektivvertragslöhne auf 3,1 Prozent und 2,7 Prozent gerechnet. Das kumulierte
Lohnwachstum der Jahre 2021 bis 2024 entspricht dabei der Summe aus kumuliertem Produktivitätswachstum
und kumulierter Inflation. Daher geht vom Lohnwachstum im Prognosezeitraum kein zusätzlicher Preisdruck
aus.
Energiepreisbedingter Inflationsdruck lässt Ende 2022 nach
Die Inflation hat
sich energiepreisbedingt und aufgrund der globalen Lieferengpässe im Verlauf des Jahres 2021 deutlich
beschleunigt. Für das Gesamtjahr 2021 wird die HVPI-Inflationsrate bei 2,7 Prozent zu liegen kommen. Im
Jahr 2022 werden die Weitergabe der gestiegenen Großhandelspreise von Gas und Strom auf die
Endverbraucher, die Einführung der CO2-Steuer per 1. Juli sowie Teuerungen bei nichtenergetischen
Rohstoffen zu einem weiteren Anstieg auf 3,2 Prozent führen. In den Jahren 2023 und 2024 führen das
Auflösen der angebotsseitigen Engpässe gemeinsam mit sinkenden Energiepreisen zu einem Rückgang der
Inflation auf 2,3 Prozent und 2,0 Prozent.
Budgetdefizit liegt bereits 2022 wieder unter 3
Prozent des BIP
Das Budgetdefizit verbessert sich 2021 dank der konjunkturellen Erholung
deutlich auf 5,9 Prozent des BIP. Mit der weiteren Erholung und dem Auslaufen der diskretionären
COVID-19-Maßnahmen sinkt das Defizit im Jahr 2022 trotz der ökosozialen Steuerreform weiter auf 2,1
Prozent. Aufgrund des hohen Wirtschaftswachstums wird auch die Staatschuldenquote vom historischen
Höchststand von 83,2 Prozent des BIP im Jahr 2020 bereits 2021 geringfügig zurückgehen. Über den
Prognosehorizont sinkt die Staatschuldenquote dann kontinuierlich bis auf 75,5 Prozent des BIP im Jahr
2024.