Frequentis verbucht steigende Aufträge Behörden bestellen weiter - Geld bei Commerzialbank
abgeschrieben, Klage läuft - Commerzialbank wegen konservativem Geschäftsmodell und positiven Testaten
ausgesucht
Die börsennotierte Wiener Technologiefirma Frequentis verbuchte im ersten Halbjahr
ein Plus von 30 Prozent bei den Auftragseingängen und läuft auf Volllast. Unbeeinflusst von der
Coronapandemie sei Kurzarbeit derzeit kein Thema. Die 30,9 Mio. Euro, die bei der von einem Betrugsfall
gebeutelten Commerzialbank Mattersburg lagen, sind abgeschrieben, eine Klage läuft, sagte Frequentis-Chef
Norbert Haslacher in Gesprächen mit "Kurier" und "Kleine Zeitung". Das Geld sei der Maximalbetrag
gewesen, den die internen Vorgaben zugelassen hätten. Die höheren Zinsen seien dabei nicht entscheidend
gewesen. "Wir haben kein Risiko gesehen. Die Bank wurde ausgewählt, weil sie ein konservatives
Geschäftsmodell hatte", so Haslacher im "Kurier". Es habe nie Auffälligkeiten gegeben und Frequentis habe
sich auf die uneingeschränkten Testate der Wirtschaftsprüfer verlassen. "Wir hatten zu keinem Zeitpunkt
das Gefühl, dass da etwas nicht stimmen könnte."
Der Betrag war knapp ein Drittel des
Cashbestandes. Personelle Konsequenzen werde es nicht geben, insbesondere der Finanzvorständin Sylvia
Bardach "kann man die wenigsten Vorwürfe machen und man darf nicht vergessen, sie ist ja auch
Eigentümerin. 20 der 30,9 Millionen entfallen ja auf die Familie Bardach", so Haslacher. Die Investoren
hätten den Verlust abgehakt und seien froh, dass das laufende Geschäft nicht betroffen ist. "Und wir
haben noch immer 51 Millionen Cash."
Auch im Fluggeschäft verbuchte Frequentis im ersten
Halbjahr mehr Auftragseingang. Die Kunden hätten aus den Anschlägen in New York 2011 (9/11) gelernt:
Damals wurden Projekte gestoppt, bis zum Wiederhochfahren sind dann aber zwei Jahre verloren gegangen.
Außerdem hätten in der Coronakrise viele Mitarbeiter Zeit für neue Projekte.
Ein Risiko für
Frequentis wäre es, wenn Behörden wegen der Milliardenausgaben wegen Corona Aufträge kürzen. "Wir
beobachten aber die Budgets der Kunden drei bis fünf Jahre in die Zukunft, und da sehen wir momentan
keinen Rückgang bei Budgets oder Auftragsvergaben", so Haslacher in der "Kleinen Zeitung".