WIFO: Konjunkturabschwung in Österreich noch verhalten
Der Handelskonflikt zwischen den USA
und China belastet zunehmend die Weltwirtschaft. In den USA dämpfte der Verwaltungsstillstand den
Optimismus der privaten Haushalte. Die deutsche Wirtschaft leidet noch unter den Verwerfungen in der
Autobranche. Angesichts der weltweiten Belastungen erweist sich die österreichische Konjunktur als
robust. Die Indikatoren weisen aber auch hier mehrheitlich auf einen Abschwung hin.
Die
Weltwirtschaft büßte zuletzt an Schwung ein. Nachdem die chinesische Wirtschaft impulsgebend für den
weltweiten Aufschwung gewesen war, bildet sie nun die zentrale Schwachstelle der Weltwirtschaft. Der
Handelsstreit zwischen den USA und China, der sich 2018 erst auf die Finanzmärkte ausgewirkt hatte,
schlägt mehr und mehr auf die Realwirtschaft durch. Wie Umfrageergebnisse zeigen, werden sich diese
negativen Konjunkturimpulse in den kommenden Monaten weiter verstärken. In den USA dämpfte zuletzt der
erzwungene Verwaltungsstillstand die Konsumentenstimmung. Ein direkter BIP-Effekt bleibt aber aus, da die
Gehälter der Zwangsbeurlaubten nachgezahlt werden. Insgesamt haben sich die Konjunkturaussichten der USA
eingetrübt, die Zentralbank wird auf weitere Zinsschritte einstweilen verzichten.
Das
Nachlassen der Welthandelsaktivitäten schwächt auch die Wirtschaft in der EU. Zudem hat sich die deutsche
Autobranche noch nicht von den Verwerfungen erholt, die durch die ungenügende Vorbereitung auf neue
Methoden der Abgasmessung entstanden waren. Günstiger entwickelte sich die Wirtschaft zuletzt in
Frankreich und Spanien, aber auch in Österreich. Die Konjunkturdynamik ließ hier bisher nur mäßig nach,
die Kapazitätsauslastung ist noch überdurchschnittlich hoch. Ähnlich wie in Deutschland sind die
heimischen Industrieunternehmen aber kaum mehr zuversichtlich für die kommenden Monate. Der Rückgang der
Arbeitslosigkeit geriet Anfang 2019 ins Stocken, und zwar gerade unter Risikogruppen wie z. B. Älteren,
die ohnehin erst spät vom Wirtschaftsaufschwung profitiert hatten. Umgekehrt nahm die Zahl der offenen
Stellen, üblicherweise ein Frühindikator für den Konjunkturverlauf, wieder kräftig zu. Die
Konjunktursignale sind demnach gemischt, deuten aber mehrheitlich auf einen Abschwung hin. Unterdessen
hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass die in Österreich bestehende konfessionsspezifische
Arbeitszeitregelung zum Karfreitag diskriminierend und daher nichtig ist. Handelt das Parlament nicht,
dann ist der Karfreitag künftig kein Arbeitstag mehr. Der Effekt auf die Wertschöpfung ist
konjunktur‑, saison- und branchenabhängig; im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt und bei
Normalauslastung beträgt er rund ‑0,1%. Für heuer rechnet das WIFO mit einer Dämpfung des BIP und
in der Folge der Unternehmensgewinne um rund 400 bis 600 Mio. €. Das entspricht 10% bis 15% der Kosten
der Pro-Kopf-Lohnerhöhungen 2018.
Das ifo Weltwirtschaftsklima ist das
vierte Mal in Folge gefallen. Der Indikator sank im ersten Quartal von -2,2 auf -13,1 Punkte.
Lagebeurteilung und Erwartungen verschlechterten sich deutlich. Die Experten schätzen die Lage aber immer
noch knapp positiv ein. Die Weltkonjunktur schwächt sich zunehmend ab.
Das Wirtschaftsklima
verschlechterte sich insbesondere in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Dabei stachen insbesondere
die USA heraus mit einem Einbruch der Erwartungen und der Lagebeurteilung. Aber auch für die Europäische
Union revidierten die Experten ihre Einschätzungen deutlich nach unten. Dagegen blieb das
Wirtschaftsklima in den Schwellen- und Entwicklungsländern weitgehend unverändert, nachdem es in den zwei
Quartalen zuvor jeweils stark rückläufig war. Im Nahen Osten und in Nordafrika kühlte sich das Klima
deutlich ab.
Die Experten erwarten ein schwächeres Wachstum des privaten Konsums, der
Investitionen und des Welthandels. Zwar geht weiterhin ein größerer Teil der Befragten von einem Anstieg
der kurz- und langfristigen Zinsen aus, deren Anteil ist aber stark zurückgegangen. Sie rechnen mit einer
weltweiten Abwertung des US-Dollars.