Deutschland: Servicesektor mit höherer Geschäftstätigkeit zum Jahresanfang, aber Neuaufträge kurz vor
Stagnation
Die deutschen Dienstleistungsunternehmen konnten sich im ersten Monat des Jahres
über leichte Geschäftszuwächse freuen, wie die jüngsten Umfrageergebnisse zeigen. Zudem wurde auch der
Jahresausblick wieder etwas besser bewertet als noch im Dezember. Demgegenüber standen allerdings
schwächere Steigerungsraten bei den Neuaufträgen und der Beschäftigung. Außerdem erhöhten sich die Kosten
so deutlich wie seit nahezu acht Jahren nicht mehr.
Erstmals seit vier Monaten notierte der
saisonbereinigte IHS Markit Service-Index Geschäftstätigkeit im Januar höher als im Vormonat und
signalisierte wieder solides Wachstum.
Mit 53,0 Punkten nach 51,8 im Dezember war es
allerdings immer noch der zweittiefste Wert der vergangenen acht Monate, der zudem unter dem Durchschnitt
(54,2) der seit Mitte 2013 anhaltenden Wachstumsphase blieb.
Bei den Teilsektoren konnten die
Bereiche Finanzdienstleistungen, Post & Telekommunikation sowie Vermietung & Unternehmensnahe
Dienstleistungen Zuwächse verbuchen. Die Hotels & Gaststätten sowie die Bereiche Transport & Lagerhaltung
und Sonstige Dienstleistungen (Gesundheitswesen, Bildung, Freizeit) verzeichneten hingegen ein Minus.
Die Anzahl der Neuaufträge ging im Januar weiter zurück, wie der entsprechende Index mit einem
Wert nur noch knapp über Stagnationsniveau anzeigt. Das Plus bei der Binnennachfrage wurde dabei von
einem kräftigeren Rückgang der Auslandsnachfrage teilweise überkompensiert. Wobei das Minus im Export
oftmals der zunehmenden Unsicherheit unter den ausländischen Kunden zugeschrieben wurde.
Die
höhere Geschäftsaktivität bei geringerem Auftragseingang führte zur ersten aufeinanderfolgenden
Schrumpfung der Auftragsbestände seit Frühling 2017. Mehr noch, die Reduzierung fiel sogar so stark aus,
wie seit Mai 2016 nicht mehr.
Im Januar schwächte sich der Jobaufbau im Servicesektor zum
vierten Mal in Folge ab. Obgleich der dazugehörige Index auf den tiefsten Stand seit letztem Mai
notierte, war er historisch betrachtet immer noch robust. Mit der Ausnahme von Hotels & Gaststätten
verzeichneten alle Teilsektoren ein Plus bei der Beschäftigung.
Unterdessen wurde im
Berichtsmonat der kräftigste Anstieg der Angebotspreise seit drei Monaten verbucht. Insbesondere Firmen
des Transport & Lagerhaltungsgewerbes hatten aufgrund der gestiegenen Mautgebühren höhere Ausgaben.
Daneben sorgte vor allem der Druck auf Löhne und Gehälter dafür, dass die Kosten so deutlich zulegten,
wie seit März 2011 nicht mehr.
Der Blick in die Zukunft fiel zwar wieder positiver aus als im
Vormonat, der entsprechende Index notierte dennoch nur auf dem zweitniedrigsten Stand seit über zwei
Jahren. Sorgenfalten bereiteten den befragten Managern dabei unter anderem die schwächere Konjunktur, der
Brexit sowie der Fachkräftemangel.
Phil Smith, Principal Economist bei IHS Markit kommentiert
die aktuellen PMI Daten:
“Erstmals seit vier Monaten nahm das Wachstum im Servicesektor zum
Jahresauftakt wieder an Fahrt auf, wenngleich der nahezu stagnierende Auftragseingang einen Schatten auf
die Umfrageergebnisse warf. Ein deutlicher Rückgang der Neuaufträge aus dem Ausland zeugte von der
nachlassenden globalen Nachfrage, von der sowohl Hersteller als auch Dienstleister betroffen waren.
Die Service-Daten vom Januar zeigen, dass sich die Bedingungen auf Deutschlands Arbeitsmarkt
weiter verbesserten. Bei der Beschäftigung wurde erneut ein robustes Plus verbucht, und viele
Umfrageteilnehmer schrieben die höheren Kosten im Unternehmen den steigenden Gehältern zu. Allerdings
schwächte sich die Zuwachsrate beim Jobaufbau weiter ab, da der Druck auf die Kapazitäten allmählich
nachzulassen scheint, wie der zweite Rückgang der Auftragsbestände in Folge andeutet.
Trotz
der höheren Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor verbesserte sich der Composite-PMI nur leicht von
seinem 5,5-Jahrestief im Dezember, da sich die Industrieproduktion weiter abschwächte. Damit setzt die
deutsche Privatwirtschaft ihren moderaten Wachstumskurs zu Beginn des neuen Jahres fort."