UNIQA plant auch für 2018 mehr Gewinn und höhere Dividende
"700 Mio. Euro Kriegskasse für
Wachstumsinvestments" - Prämienplus in allen Sparten - Niedrigzinsumfeld noch länger - Dennoch kein
Aufsprung auf Aktien-Zug - Irgendwann Rückzug bei Strabag
Der UNIQA-Versicherungskonzern
erwartet auch für 2018 einen Gewinnanstieg und will die progressive Dividendenpolitik fortsetzen. 700
Mio. Euro hat man für Wachstums-Investments zur Verfügung. Weiter stark setzt man auf Innovationen und
Digitalisierung, das allein brachte 130 neue Jobs. Das Kostenmanagement bleibt straff, etwas
konterkariert durch Regulierungskosten und Unwetter.
"Wir wollen das EGT 2018 nochmals klar
und spürbar verbessern", sagte CEO Andreas Brandstetter am Mittwoch vor Journalisten. Und man hoffe, die
Dividende für heuer zum siebenten Mal in Folge erhöhen zu können. Fürs Vorjahr soll diese von 49 auf 51
Cent je Aktie angehoben werden. Das Ergebnis vor Steuern (EGT) stieg um 7,4 Prozent auf 242 Mio. Euro,
das Konzernergebnis wuchs auf 161 (148) Mio. Euro; darin enthalten sind 33,1 Mio. Euro einmalige
Belastung aus dem Italien-Ausstieg. Das operative Ergebnis sank um 5,8 Prozent auf 300 Mio. Euro. UNIQA
Österreich steuerte unterm Strich rund 250 Mio. Euro zum operativen Ergebnis bei, so
UNIQA-Österreich-Chef und UNIQA-Konzern-Finanzvorstand Kurt Svoboda. Als Österreich-Chef ist Svoboda
Nachfolger des nunmehrigen Finanzministers Hartwig Löger.
Der UNIQA-Chef geht von 700 Mio.
Euro Überschusskapital aus, über die der Konzern verfügt. Diese "volle Kriegskasse" wolle man in Wachstum
stecken: "Wir wollen in den nächsten Jahren nachhaltig in profitables Wachstum investieren." Dabei sei an
Versicherungsunternehmen, Vertriebswege oder digitale Aktivitäten gedacht. Konkretes sei aber nicht in
der Pipeline. Im IT-Bereich beschäftige man sich auch mit den Themen Robotik (Testlauf in Kroatien),
Machine Learning sowie den Umgang mit Big Data. Zudem soll das Start-up-Engagement ausgeweitet werden,
sechs Investments wurden hier schon getätigt, ein Exit erfolgte mit einem Drittel Gewinn.
Ihre
Hausaufgaben habe die UNIQA gemacht, gab der CEO zu verstehen - diese sei auch voriges Jahr durch die
anhaltende Outperformance des Aktienkurses (+32 Prozent) im vergleich zum EuroStoxx Insurance Index (+18
Prozent) vom Markt goutiert worden. Man habe das kapitalintensive Geschäft und andere Risiken reduziert,
in Absprache mit der FMA ein internes Schaden/Unfall-Modell mit 260 Prozent Kapitalquote als Ergebnis
gefahren, und man bereite sich auf IFRS 9/17 sowie Regulatorien wie die Versicherungsvertriebsrichtlinie
IDD und die Datenschutz-Grundverordnung DSGVO vor. Die regulatorischen Zwänge sehe man als Chance, um
transparenter zu werden - das tue der Branche nach den Sünden der Vergangenheit gut. Allein UNIQA habe
Solvency II 25 Mio. Euro gekostet, IFRS 9/17 werde noch viel teurer.
Die verrechneten Prämien
(samt Sparanteilen) wuchsen 2017 um 4,9 Prozent auf 5,293 Mrd. Euro - für die Zeit bis 2020 wird im
Schnitt ein Prämienplus von 2 Prozent pro Jahr erwartet. Die Kostenquote wurde von 26,6 auf 25 Prozent
verbessert und die Combined Ratio (Schäden und Kosten gemessen an den Einnahmen) auf 97,5 (98,1) Prozent
gesenkt. Die Combined Ratio solle nachhaltig unter 95 Prozent kommen.
Das
Kapitalanlageergebnis sank 2017 wegen des Niedrigzinsumfelds - und rund 60 Mio. Euro negativer
Währungseffekte - um 4,7 Prozent auf 561 Mio. Euro. Für 2018 wird hier kein weiterer Rückgang erwartet.
Der Rückgang 2017 sei durch das starke Plus des versicherungstechnischen Ergebnisses (+43,8 Prozent)
überkompensiert worden.
Die in den verrechneten Prämien von 5,293 Mrd. Euro enthaltenen
laufenden Einnahmen stiegen um 3,3 Prozent auf 5,039 Mrd. Euro. Die abgegrenzten Konzernprämien (samt
Fonds- und Index-Sparanteilen) stiegen um 5,7 Prozent auf 5,104 Mrd. Euro. Das abgegrenzte Prämienvolumen
im Eigenbehalt (nach IFRS) wuchs um 4,2 Prozent auf 4,628 Mrd. Euro.
Alle drei Sparten wuchsen
2017, wobei die verrechneten Einnahmen in Schaden/Unfall um 4,8 Prozent auf 2,640 Mrd. Euro zulegten, in
der Krankenversicherung um 3,8 Prozent auf 1,042 Mrd. Euro und in der Lebensversicherung (samt Fonds- und
Index-Sparanteile) um 5,6 Prozent auf 1,612 Mrd. Euro, getrieben durch mehr Einmalerläge in Polen, die
man künftig jedoch eindämmen möchte.
Im Gesundheitsbereich plant die UNIQA über ihre fünf
Privatkliniken hinaus - drei in Wien, je eine in Salzburg und Graz - erst einmal keine zusätzlichen
Spitäler mehr, nachdem es zuletzt vor zwei Jahren beim Einstieg beim Goldenen Kreuz schon Widerstand aus
der Ärztevertretung sowie kartellrechtliche Fragen gegeben hatte. Mit 47 Prozent Marktanteil ist die
UNIQA der größte Privatkrankenversicherer. Das hauseigene Call-Center mit derzeit 15 Ärzten will man
ausbauen, ebenso Zusatzprodukte im Gesundheitsbereich (z.B. Akutversorgung in der Nacht).
In
Schaden/Unfall war man 2017 mit den höchsten Unwetter-Schäden seit sieben Jahren konfrontiert - 120 Mio.
Euro statt der sonst meist üblichen rund 70 Mio. Euro. Und erwartet wird, dass sich dieses höhere
Schadensausmaß künftig fortsetzt, wie Svoboda sagte. Den Anteil des klassischen, sehr preissensitiven
Kfz-Geschäfts hat man - positiv - von früher 80 auf unter 70 Prozent zurückgefahren. Im S/U-Geschäft will
man wie 2017 auch 2018 durch die in Österreich und CEE gute Konjunktur und die stabile Währungssituation
profitieren.
International wuchsen die verrechneten Prämien um 14,9 Prozent auf 1,609 Mrd.
Euro, in Österreich um 0,7 Prozent auf 3,657 Mrd. Euro. Die Versicherungsleistungen im Eigenbehalt
stiegen um 5,1 Prozent auf 3,559 Mrd. Euro. Die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb (ohne
Rückversicherungs-Provisionen und -Gewinnanteile) sanken um 0,8 Prozent auf 1,276 Mrd. Euro, die
Aufwendungen für den Versicherungsabschluss um 1,6 Prozent auf 856 Mio. Euro. Der Mitarbeiterstand der
UNIQA Group erhöhte sich voriges Jahr leicht auf 12.969 (12.855).
Der Kapitalanlagebestand
(samt Finanzinvestment-Immobilien, equity-bilanzierte Finanzanlagen und sonstige Kapitalanlagen) ging um
147 Mio. auf 19,878 Mrd. Euro zurück. Die Rendite der Kapitalanlagen ging zwar leicht von 2,9 auf 2,7
Prozent zurück, nun hofft man hier auf eine Stabilisierung bei 2,7 bis 2,5 Prozent. Das (Zins-)Umfeld
werde wohl noch zumindest drei Jahre lang anhalten. Auf den Aktien-Zug will man auch nicht angesichts
vermeintlicher Rallyes aufspringen; als Beimischung seien sie gut, aber über 5 Prozent wären zu volatil,
so Svoboda.
Für den Verkauf ihres 11,4-prozentigen Casinos-Austria-Anteil an die tschechische
Sazka-Gruppe 56,8 Mio. Euro hat die UNIQA erhalten. Da das Paket mit 9,3 Mio. Euro in der Bilanz stand,
erzielt die UNIQA 47,5 Mio. Euro außerordentlichen Ertrag, der im ersten Quartal 2018 ausgewiesen werden
soll.
Die UNIQA ist nicht in einen Plan zum Erwerb eines Anteils am Stromkonzern Verbund
involviert, stellte Brandstetter klar: "Es gibt keine derartigen Projekte." Ja, Infrastruktur-Investments
würden die UNIQA sehr wohl beschäftigen, aber in anderen Bereichen wie Autobahnen, Airports oder
Windparks. Der knapp 14-prozentige Anteil der UNIQA am Strabag-Baukonzern ist dem Versicherungskonzern
"zu hoch", den wolle man mittelfristig entweder großteils oder zur Gänze abbauen. Verkaufsdruck gebe es
keinen, die Beteiligung sei "gut".