Fusion RHI Magnesita - CEO: Werke in Österreich auf der Gewinnerseite R&D in Leoben wird gestärkt,
Produktion in Veitsch und Trieben bereits ausgeweitet - Konzern schloss 2017 noch mit Nettoverlust von
knapp 13 Mio. Euro ab
Die Ehe des österreichischen Feuerfestprodukte-Herstellers RHI mit der
brasilianischen Magnesita ist noch jung - die Fusion wurde per 1. November vollzogen. 2017 brachte der
Zusammenschluss infolge der damit verbundenen Kosten noch einen Nettoverlust von knapp 13 Mio. Euro. Die
Restrukturierung läuft. "Österreich wird einer der Gewinner dieser Fusion sein", sagte Konzernchef Stefan
Borgas in Wien.
Das weltweite Forschungszentrum des Rohstoffkonzerns im steirischen Leoben
"wird von diesem Zusammenschluss sicherlich profitieren", betonte der CEO heute, Mittwoch, in einem
Pressegespräch. "Wir werden es weiterhin stärken." Das Team dort werde internationaler, um auch
wissenschaftliche Impulse von Außen reinzubringen. So sollen etwa auch Experten aus den USA und Brasilien
in Leoben arbeiten. RHI Magnesita gebe jährlich 37 Mio. Euro für Forschung und Entwicklung (F&E) aus.
Innerhalb des Konzerns läuft derzeit ein massives Sparprogramm. In Österreich sei das Personal
aber sogar um 50 bis 60 Mitarbeiter aufgestockt worden. So wurde etwa die Produktion in Veitsch und in
Trieben (beide in der Steiermark) ausgeweitet. In Radenthein (Kärnten) laufe ein
Automatisierungsprogramm.
"Der Personalabbau erfolgte hauptsächlich außerhalb Österreichs", so
Borgas. Beim Zusammenschluss wurde für die österreichischen Standorte und Mitarbeiter eine "Standort- und
Beschäftigungsgarantie" bis Ende 2020 abgegeben. "Natürlich werden keine Werke in Österreich geschlossen
- in den nächsten drei Jahren passiert da gar nichts", so der Konzernchef.
Weltweit stehen
jedenfalls alle Standorte auf dem Prüfstand. "Starke Werke werden gestärkt, die schwachen geschlossen."
Die Werke in Österreich seien dabei auf der Gewinnerseite. Veitsch beispielsweise sei ein starker
Standort, wo die Produktion erheblich ausgeweitet wurde; Trieben ebenfalls. "Im Einzelfall sind das harte
Entscheidungen - auch hier", betonte Borgas. "Es gibt viel nachzuinvestieren - es herrscht guter
Kampfgeist, aber auch Leistung."
Hierzulande betreibt der Rohstoffkonzern insgesamt fünf Werke
- drei in der Steiermark (Veitsch, Trieben, Breitenau), eines in Kärnten (Radenthein) und eines in Tirol
(Hochfilzen). Hinzu kommen der seit 120 Jahren bestehende Forschungscluster in Leoben sowie der
Firmensitz in Wien. Weltweit ist RHI Magnesita an 35 Hauptproduktionsstätten und 70 Vertriebsstandorten
aktiv. "Nicht alle davon sind stark", sagte der Konzernchef. RHI Magnesita beschäftigt insgesamt rund
14.500 Mitarbeiter, davon etwa 1.900 in Österreich.
RHI Magnesita rechnet früher mit Synergien aus Fusion Heuer bereits Kostenersparnis von 40 Mio. Euro
erwartet - 2019 sollen es weitere 70 Mio. Euro sein - Einmalkosten für Zusammenschluss belaufen sich auf
rund 245 Mio. Euro
Die Verschmelzung der beiden Feuerfestkonzerne RHI und Magnesita per 1.
November 2017 soll bereits heuer erste Früchte tragen. "Mit dem bisherigen Integrationsprozess sind wir
sehr zufrieden - heuer erwarten wir bereits Synergien in Höhe von 40 Mio. Euro und bis Ende 2019 von
weiteren 70 Mio. Euro", sagte Konzernchef Stefan Borgas heute, Mittwoch, vor Journalisten in Wien.
"Die ersten Synergien beginnen heuer zu greifen - das ist definitiv früher als wir das bei der
Hochzeit versprochen haben", so Borgas. 2017 gab es naturgemäß "noch keine Vorteile aus der Fusion". Die
operative Geschäftsentwicklung sei aber stark - ebenso die Kapitalstruktur.
Die Rentabilität
soll nun durch eine Verringerung der Fixkosten und "Kostendisziplin", also Sparmaßnahmen, erhöht werden.
Das abgelaufene Geschäftsjahr, in das der brasilianische Magnesita-Konzern mit nur zwei Monaten
einfließt, schloss RHI Magnesita noch mit einem Nettoverlust von 12,9 Mio. Euro ab, wie Finanzvorstand
Octavio Lopes auf Anfrage der APA sagte. Die Einmalkosten ("one-time adjustments") im Zuge des
Zusammenschlusses bezifferte Borgas mit 245,3 Mio. Euro.
"Der Cashflow ist viel stärker als
früher", betonte der CEO. Das rechtfertige auch den Vorschlag, eine Dividende auf Vorjahreshöhe (75 Cent
je Aktie) auszuschütten.
Der Free Cashflow aus der operativen Tätigkeit legte den
Konzernangaben zufolge 2017 gegenüber dem Jahr davor um 36 Prozent von 162,7 auf 221,6 Mio. Euro zu. Der
Cashflow aus der Investitionstätigkeit habe sich auf 33,3 Mio. Euro belaufen, was vor allem auf
Nettozuflüsse in Höhe von 45,1 Mio. Euro von erworbenen Unternehmen zurückzuführen sei. Doch auch der
Verkauf von Unternehmen haben mit Erlösen im Volumen von 30,6 Mio. Euro zu dem positiven Cashflow
beigetragen. Der Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit habe 16,4 Mio. Euro betragen und sei aus der
Finanzierung für die Akquisition von Magnesita resultiert. Insgesamt habe RHI Magnesita 2017 Cash im
Volumen von 271,3 Mio. Euro generiert.
Die Nettoverschuldung erhöhte sich im Fusionsjahr per
31. Dezember 2017 gegenüber dem Vorjahresstichtag von 298,8 auf 750,8 Mio. Euro. Darin enthalten seien
auch die an die kontrollierenden Aktionäre von Magnesita geleisteten Zahlungen im Oktober 2017 sowie im
November 2017 eingegangene Erlöse aus Verkäufen im Zusammenhang mit der Verschmelzung.
US-Strafzölle beeinträchtigen das Geschäft nicht CEO: Wir sind global differenziert genug
aufgestellt - Unter einem weltweiten Handelskrieg würde der Konzern aber sehr wohl leiden - Zwei Drittel
des Umsatzes kommen aus der Stahlindustrie
Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten
Stahlzölle beeinträchtigen die Geschäfte des österreichisch-brasilianischen Rohstoffkonzerns RHI
Magnesita nicht weiters. "Wir leiden darunter überhaupt nicht, denn wir sind wirklich global
aufgestellt", sagte Konzernchef Stefan Borgas heute, Mittwoch, vor Journalisten in Wien. "Wenn allerdings
ein Handelskrieg ausbricht, dann leiden wir wie alle."
Viele Ökonomen befürchten, dass nach
Trumps Schritt zahlreiche weitere Länder Importzölle auf bestimmte Warengruppen einführen und das
weltweite Handelsvolumen letztlich sinkt. "Einen Handelskrieg sehen wir zumindest 2018 noch nicht, doch
wenn dieser global ausbricht, reduziert das den Welthandel und trifft auch uns", so Borgas. Regional
könne der Konzern ausweichen und seine Produkte anderswo auf der Welt verkaufen. Etwa zwei Drittel seiner
Umsätze macht RHI Magnesita mit Stahlkonzernen, die hitzebeständige Verkleidungen für ihre Hochöfen
brauchen.
"Das größte Risiko für uns ist die Entwicklung in China", betonte der CEO. Im
vergangenen Jahr waren die Feuerfestrohstoffmärkte dem Konzern zufolge mit dramatischen Änderungen
konfrontiert, nachdem die chinesische Regierung strengere Umweltauflagen in Kraft gesetzt hatte. "Die
strikten Umweltstandards werden nun umgesetzt", berichtete Borgas. Viele Rohstoffminen seien geschlossen
worden.
Es kam laut RHI Magnesita zu einem spürbaren Ungleichgewicht zwischen Angebot und
Nachfrage, in weiterer Folge dann zu "dramatischen Preisanstiegen bei Rohstoffen aus China". Die Preise
der beiden Hauptrohstoffe Sintermagnesia und Schmelzmagnesia hätten sich im Jahresverlauf verdoppelt -
eine Herausforderung für die gesamte Feuerfestbranche.
In Süd- und in Nordamerika sowie in
Europa hat RHI Magnesita Borgas zufolge eine starke Marktposition. Schwach sei diese noch in Russland und
Asien, vor allem in China und Indien. "Wir werden uns auf die Märkte konzentrieren, auf denen wir bereits
tätig sind", so der Konzernchef.