Analysten rechnen im Halbjahr mit weniger Umsatz und Gewinn Geringe Wassermengen und niedrige
Energiepreise werden belastend erwartet
Der Energiekonzern Verbund wird übermorgen Donnerstag
seine Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2017 präsentieren. Die Wertpapierexperten der Erste Group,
der Raiffeisen Centrobank (RCB) und der Deutschen Bank rechnen dabei im Vergleich zur Vorjahresperiode
durchschnittlich mit einem rückläufigen Umsatz und einem niedrigeren Nettogewinn.
Der Konsens
aus den drei Schätzungen ergibt für den Umsatz ein Minus von 1,9 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum
des Vorjahres. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) rechnen die Analysten im
Schnitt mit einem Rückgang von 5 Prozent. Beim operativen Ergebnis wird hingegen ein sattes Plus von
etwas mehr als 32 Prozent für möglich gehalten. Den bereinigten Nettogewinn nach Minderheiten wiederum
sehen Erste, RCB und Deutsche Bank mit einem durchschnittlichen Minus von 5,9 Prozent niedriger.
Den Analysten zufolge machen dem Verbund vor allem die schlechten Bedingungen im Hydro-Bereich und die
niedrigen Energiepreise in Zentraleuropa zu schaffen: "Während die Windmengen aufgrund der schlechten
Verhältnisse im Vorjahr in Rumänien steigen dürften, denken wir, dass das geringe Hydro-Volumen in
Österreich und die anhaltend niedrigen Energiepreise im zweiten Quartal dies mehr als aufwiegen werden",
schreibt Martin Brough von der Deutschen Bank in seiner Prognose für die Halbjahreszahlen des
Verbunds.
Verbund will Dividende heuer deutlich erhöhen Ausschüttungsquote soll von 30,9 auf 40 bis 45 Prozent
des um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnisses steigen - Basis dafür heuer bei 300 Mio Euro nach 326
Mio Euro im Vorjahr erwartet
Der österreichische Stromkonzern Verbund plant für heuer eine
deutlich höhere Dividende für die Aktionäre. Die Ausschüttungsquote soll, gemessen an dem um
Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnis, auf 40 bis 45 Prozent für 2017 steigen, für 2016 waren es 30,9
Prozent bezogen auf 325,9 Mio. Euro gewesen. Dies teilte der Verbund am Dienstag mit.
Auf
Basis einer durchschnittlichen Eigenerzeugung aus Wasser- und Windkraft im zweiten Halbjahr d. J. werde
für 2017 unverändert ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von rund 830 Mio. Euro
und ein Konzernergebnis von rund 300 Mio. Euro erwartet. Das bereinigte Konzernergebnis werde ebenfalls
rund 300 Mio. Euro betragen, hieß es in einer Aussendung.
Verbund bis Juni trotz Niedrigwasser mit konstantem Gewinn und Umsatz EBIT wuchs um ein Viertel,
EBITDA etwas tiefer: Beide Kenngrößen aber unter Prognosen - Bis Juni elf Prozent weniger Wasserführung
als im langjährigen Schnitt
Trotz einer deutlich unterdurchschnittlichen Wasserführung hat der
Verbund-Stromkonzern im ersten Halbjahr Gewinn und Umsatz konstant gehalten. Das Nettoergebnis legte um
0,4 Prozent auf 154,5 Mio. Euro zu, und die Erlöse wuchsen um 1,1 Prozent auf 1,476 Mrd. Euro. EBITDA und
EBIT blieben jedoch hinter den Analystenerwartungen zurück.
Das operative Ergebnis (EBIT)
erhöhte sich im Jahresabstand um 27,5 Prozent auf 243,3 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen (EBITDA) sank um 7,6 Prozent auf 415,9 Mio. Euro, gab der Verbund am Donnerstag bekannt.
Der Nettoverschuldungsgrad (Gearing) wurde binnen Jahresfrist von 64,2 auf 54,7 Prozent reduziert.
Dass für das Gesamtjahr unverändert rund 830 Mio. EBITDA und rund 300 Mio. Euro Konzernergebnis
erwartet werden - falls Wasserführung und Windangebot im Durchschnitt liegen werden -, hat der Verbund
bereits vorab am Dienstag mitgeteilt. Da hat der führende heimische Stromkonzern auch erklärt, für 2017
die Ausschüttungsquote gemessen an dem um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnis auf 40 bis 45 Prozent
anheben zu wollen, das bei rund 300 Mio. Euro erwartet wird. Bei der Dividende für 2016 waren es 30,9
Prozent bezogen auf 325,9 Mio. Euro gewesen.
Die Wasserführung der Flüsse lag heuer bis Juni
mit einem Erzeugungskoeffizienten von 0,89 um 10 Prozentpunkte tiefer als im gleichen Vorjahreszeitraum
bzw. um 11 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Daher sei die Erzeugung aus Wasserkraft um 1.477
GWh gefallen, so der Verbund am Donnerstag. Insgesamt war die Eigenerzeugung des Konzerns im Halbjahr mit
15.132 GWh um 4,7 Prozent niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Auch die deutlich
gestiegene thermische Erzeugung sowie die Mehrproduktion aus neuen erneuerbaren Energiequellen hätten die
niedrige Wasserführung nicht kompensieren können, heißt es. Belastend habe sich ferner ein geringeres
Netz-Ergebnis ausgewirkt. Positiv für die Ergebnisentwicklung seien dagegen insbesondere die höheren
Erlöse aus Flexibilitätsprodukten, vor allem aus dem Engpassmanagement, sowie die thermische
Restrukturierung gewesen.
Mehr Stromaufbringung, weniger Eigenerzeugung Mellach-Anlagen produzierten mehr - Schon 419.000
Strom- und Gas-Privatkunden - Future-Preise 14 Prozent unter Vorjahr, Spot Day-Ahead in Euro bei Kälte
dreistellig
Die gesamte Stromaufbringung des Verbund-Konzerns lag im Halbjahr mit 31.032 GWh
um 3,6 Prozent über dem Vorjahresvergleich. Die Eigenerzeugung sank aber um 4,7 Prozent auf 15.132 GWh,
vor allem weil die Stromproduktion aus Wasserkraft wegen der deutlich geringeren Wasserführung um 9,9
Prozent auf 13.369 GWh sank (samt Bezugsrechten), geht aus dem Halbjahres-Zwischenbericht von Donnerstag
hervor.
Wind/Sonne lieferten mit 484 GWh um 10,4 Prozent mehr - in erster Linie wegen eines
höheren Windaufkommens in Rumänien -, die Wärmekraft mit 1.279 GWh mehr als doppelt so viel (+113
Prozent) wie ein Jahr davor.
Das Gas-Kombikraftwerk Mellach in der Steiermark produzierte
heuer - durch einen erhöhten Einsatz für Engpassmanagement - um 632 GWh mehr Strom. Das Kohlekraftwerk
Mellach erzeugte um 46 GWh mehr. Der Bezug von Fremdstrom für den Handel und Vertrieb stieg um 630 GWh
oder 5,0 Prozent auf 13.126 GWh, der Fremdbezug von Strom für Verlust- und Regelenergie wuchs um 1.194
GWh oder 75,6 Prozent auf 2.774 GWh.
Der Stromabsatz des Verbund lag heuer bis Juni mit 28.415
GWh fast punktgenau auf Vorjahresvergleichshöhe. Der Absatz an Endkunden legte um 4,5 Prozent auf 5.853
GWh zu; dabei sei ein leichter Rückgang im Auslandsgeschäft durch eine deutliche Steigerung der Abgabe an
Inlandskunden mehr als ausgeglichen worden. Im Privatkundenbereich belief sich der Kundenstock Ende Juni
auf rund 419.000 Strom- und Gasabnehmer.
Der Absatz an Weiterverteiler wuchs wegen deutlich
gestiegener Engpassmanagement-Lieferungen des Höchstspannungsnetzbetreibers APG um 4,0 Prozent auf 13.628
GWh. Der Absatz an Händler sank dagegen um 7,9 Prozent auf 8.934 GWh - wobei das Minus einzig aus
Frankreich resultierte, wo der Marktzugang für die beiden schon länger verkauften Gaskraftwerke
Pont-Sur-Sambre (PSS) und Toul weggefallen ist.
Die für das Geschäftsjahr 2017 maßgeblichen
Preise für Strom-Future-Kontrakte (Front-Year-Base 2017, gehandelt 2016) lagen mit durchschnittlich 26,6
Euro/MWh um 14,2 Prozent unter dem durchschnittlichen Niveau des Vorjahres. "Hier spiegeln sich die
Erwartungen eines fortgesetzten Zubaus erneuerbarer Energien und eines weiterhin günstigen Preisniveaus
auf den Primärenergie- und CO2-Märkten wider", so der Verbund.
Durch die Kälteperiode Anfang
2017 stiegen die Spotmarktpreise (Base) in der Berichtsperiode um 41,8 Prozent auf 35,5 Euro/MWh. Der
Day-Ahead sei in der zweiten Jänner-Hälfte in den dreistelligen Euro-Bereich vorgestoßen, auch Anfang
Februar habe es anhaltend feste Notierungen gegeben (wenig Wind und Kälte).
Die Stromerlöse
des Verbund stiegen im Halbjahr um 31,2 Mio. Euro auf 1,200 Mrd. Euro. Bei gleicher Absatzmenge wirkten
vor allem die deutlich höheren Spotmarktpreise positiv. Die Netzerlöse wuchsen um 11,7 Mio. auf 210,7
Mio. Euro, im Wesentlichen durch gestiegene internationale Netzerlöse aus Versteigerungen von
Grenzkapazitäten sowie durch höhere Erlöse im Zusammenhang mit Regelenergie, wie erklärt wird.
Wertminderungen bei Kraftwerken waren heuer keine zu verzeichnen, geht es dem Halbjahresbericht hervor.
2016 hatte es in den ersten beiden Quartalen Wertminderungen von 90,4 Mio. Euro gegeben, die resultierten
damals u.a. aus den Windparks in Rumänien (57,2 Mio. Euro), den Laufwasserkraftwerken Gössendorf und
Kalsdorf (16,5 Mio. Euro) sowie dem Gas-Kombikraftwerk Mellach (15,5 Mio. Euro).
Der
Personalaufwand sank heuer im Halbjahr (trotz einer KV-Erhöhung um 1,55 Prozent) um 1,7 Mio. auf 161,5
Mio. Euro "aufgrund der konsequenten Umsetzung der Maßnahmen im Rahmen der Kostensenkungs- und
Effizienzsteigerungsprogramme", wie erklärt wird. Der durchschnittliche betriebswirtschaftliche
Personalstand sank im Jahresabstand um 3,3 Prozent von 2.940 auf 2.843.
Um Einmaleffekte
bereinigt lag das Verbund-Konzernergebnis heuer im ersten Halbjahr mit den 154,5 Mio. Euro um 11,2
Prozent tiefer, da diesem Vergleich eine mit 173,9 Mio. Euro höhere Basis aus dem Vorjahr zugrunde liegt,
gegenüber den unbereinigt 153,9 Mio. Euro, die es von Jänner bis Juni 2016 gegeben hatte.
Je
Aktie blieb das Ergebnis bei 0,44 Euro, die EBIT-Marge verbesserte sich auf 16,5 (13,1) Prozent, die
EBITDA-Marge sank auf 28,2 (30,8) Prozent. Das Eigenkapital per 30.6. ist mit 5,626 Mrd. Euro
ausgewiesen, um 1,7 Prozent mehr als die 5,530 Mrd. Euro Ende 2016 - die Eigenkapitalquote stieg damit
bereinigt von 50,0 auf 52,0 Prozent. Die Nettoschulden sanken zugleich um 4,6 Prozent von 3,222 Mrd. auf
3,075 Mrd. Euro, der Nettoverschuldungsgrad verringerte in diesen sechs Monaten von 58,3 auf 54,7
Prozent.