Andreas Pfneiszl ist der erste familienfremde CEO
bei Rath. Bei der Profitabilität wurde bereits zur Benchmark RHI aufgeschlossen, jetzt sieht Pfneiszl die
Zeit für Zukäufe angebrochen.
BÖRSE EXPRESS: RHI und Rath sind im Feuerfestbereich tätig – was
ist der Unterschied, außer dass RHI in etwa um den Faktor 20 größer ist?
ANDREAS PFNEISZL: Der
größte Unterschied ist der Ausgangsstoff – Magnesit. Die RHI produziert und bietet im Wesentlichen die
Produkte auf Basis Magnesit an, während wir Feuerfest-Produkte ohne Magnesit produzieren und verkaufen.
Die RHI ist Weltmarktführer bei Zustellungen von Feuerfestauskleidungen auf magnesitischer Basis z.B. für
Hochöfen. Wir sind ebenfalls in der Stahlindustrie beheimatet, jedoch eher im Bereich
Schmiedöfen/Glühöfen, etc. In diesen Öfen wird mehr auf Wärmedämmung wertgelegt. Daher ist da auch unser
Produktportfolio gefragt – Feuerleichtsteine, Hochtemperaturwolle, feuerfeste Betone und/oder auch
feuerfeste Bauteile.
BÖRSE EXPRESS: Da die Familie Rath einen derart dominierenden Einfluss hat,
ist das Unternehmen eigentlich nur fünf Prozent von einem Squeeze-Out entfernt. Macht die Börsenotiz bei
Ihnen Sinn?
ANDREAS PFNEISZL: Darauf muss ich mit „Jein“ antworten. So, wie wir heute gelistet
sind, weit entfernt vom Prime Market, macht eine Notierung eigentlich wenig Sinn. Die Notierung kann auch
ein Anker nach unten bei Preisverhandlungen sein, wenn dein Gegenüber die Margen im Geschäftsbericht
sieht. Wer aber international reüssieren will, muss etwas darstellen. Einem an einer streng
reglementierten Börse gelisteten Unternehmen mit extern geprüften Bilanzen wird schneller Reputation
zugebilligt als einem Familienunternehmen ohne Einblick in die Zahlen. Da verbuche ich die Kosten für die
Börsennotierung gern unter Marketingausgaben. Aber zum Squeeze-out: Das kommt aus heutiger Sicht nicht in
Frage.
BÖRSE EXPRESS: Sie erwähnten zuvor Zukäufe: Da die Aktie deutlich unter Buchwert
notiert, muss es wohl per Fremdkapital passieren?
ANDREAS PFNEISZL: Leider ja. Rath ist ein in
allen Bereichen absolut unterbewertetes Unternehmen, nicht nur an der Börse.