Differenzierter Aufschwung in CEE gewinnt 2012 an Breite
CEE mit realem BIP-Wachstum 2011 von
3,8 Prozent „Kauf“-Empfehlung für CEE-Aktienmärkte Für 2011 aggregiertes Gewinnwachstum von
31,8 Prozent für ATX-Unternehmen prognostiziert
Empfehlungen: OMV, conwert, Semperit, CEZ,
Magyar Telekom „Griechenland und die Staatsschuldenkrise sind zwar allgegenwärtig, doch die
Schwerpunkte in Zentral- und Osteuropa liegen anderswo“, meint Peter Brezinschek, Leiter von Raiffeisen
Research, einer Einheit der Raiffeisen Bank International AG (RBI). Der Chefanalyst hat begründete
Hoffnung, dass sich der heterogene Aufschwung des Vorjahres nach dem Übergangsjahr 2011 auf die gesamte
Region ausdehnen wird.
„Bisher haben jene CEE-Länder mit einer konkurrenzfähigen
Exportwirtschaft ganz offensichtlich die Nase vorn gehabt“, erläutert Brezinschek. „Länder mit enger
Verflechtung zu Deutschland und insbesondere zu deutschen Unternehmen dürfen sich über ein dynamisches
Wachstum freuen, was den Volkswirtschaften in Polen und der Slowakei bereits geholfen hat, ihr
Wachstumspotenzial auszuschöpfen.“ Brezinschek erwartet für 2011 ein BIP-Wachstum von 3,3 Prozent in
Zentraleuropa (CE). Dagegen konnten die Länder in Südosteuropa (SEE) im ersten Halbjahr 2011 nur geringe
Fortschritte erzielen, woraus sich eine Wachstumsprognose von 1,9 Prozent für das ganze Jahr ergibt.
Brezinschek führt die unterschiedlichen Wachstumsraten auf den Umstand zurück, dass sich die inländische
Endnachfrage erst noch erholen muss. Er rechnet für 2011 mit Verbesserungen und erwartet, dass die
Exporte im kommenden Jahr als Wachstumstreiber ausgedient haben dürften, nachdem sie sich angesichts der
eher moderaten europäischen Konjunktur abschwächen werden. Vor diesem Hintergrund und unter der Annahme
eines BIP-Wachstums von 4,5 Prozent für 2011 in den GUS-Staaten sieht Brezinschek seine Prognose für
Zentral- und Osteuropa (CEE) von 3,8 Prozent für das Jahr 2011 klar unterstützt. Mit Blick auf das Jahr
2012 könnte es aber zu einer Überzeichnung der Binnenkonjunktur kommen.
Für Österreich
erwarten die Experten von Raiffeisen Research 2011 ein reales BIP-Wachstum von 3,3 Prozent und somit eine
der stärksten Wachstumsraten innerhalb der Eurozone. Allerdings wird angesichts nachlassender
Exportaktivitäten und sich nur langsam normalisierender Konsumausgaben das Wachstum 2012 die
2-Prozent-Schwelle knapp erreichen.
Mehrere CEE-Zentralbanken heben Zinssätze an
Da ab der zweiten Jahreshälfte 2011 und bis Mitte 2012 mit einem Rückgang der Inflationsraten in der
gesamten Region gerechnet wird, geht Brezinschek davon aus, dass nur jene Zentralbanken in CEE die Zinsen
anheben werden, die sich an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) orientieren. „Wir sind der
Meinung, dass vor allem in Polen und in der Tschechischen Republik Handlungsbedarf besteht, während
Russland im zweiten Halbjahr mit 8,5 Prozent wahrscheinlich den Zinsgipfel erreicht haben wird“, sagt
Brezinschek. Seiner Ansicht nach können Länder wie Ungarn und Rumänien, die wegen Basiseffekten deutlich
niedrigere Inflationsraten erwarten, die Leitzinsen aus Währungsgründen bis zum Jahresende konstant
halten.
CEE-Währungen zeigen überwiegend Stärke
Basierend auf der Annahme, dass
sich die griechische Situation kurzfristig beruhigen wird, rechnet Brezinschek mit einer etwas stärkeren
Entwicklung der meisten CEE-Währungen, in Verbindung mit einer Aufwertung des Euro. „Doch die
verringerten Renditeunterschiede im Vergleich zur Eurozone lassen uns von einer klaren „Kauf“-Empfehlung
für Anleihen Abstand nehmen. Das gilt sowohl für Eurobonds von CEE-Emittenten als auch für lokale
Staatsanleihen", erklärt er.
CEE-Aktienmärkte: „Kauf“-Empfehlungen und Übergewichtung für
Russland
„Auf das an den CEE-Börsen – mit Ausnahme von Wien und Moskau – ermutigende erste
Halbjahr sollten günstige Trends in der zweiten Jahreshälfte folgen. Das sich abzeichnende
Konjunkturmomentum begünstigt die Gewinnwachstumsraten der Region, die überwiegend deutlich im
zweistelligen Bereich angesiedelt sind", prognostiziert der Analyst von Raiffeisen Research. Neben
Russland zählen auch die SEE-Länder zu seinen Favoriten, profitieren sie doch von den niedrigen
Basiseffekten infolge der Rezession. Eine provisorische Lösung des Griechenlandproblems sollte aber allen
Börsen einen gewissen Spielraum verschaffen und für Kursgewinne zwischen 7 und 10 Prozent sorgen.
Österreichisches Wachstumsmomentum intakt
Österreich gehört innerhalb der Eurozone zu
den Ländern mit einem besonders robusten Wachstum, wobei sich Exporte und Investitionen als solide
Treiber der Wirtschaftsaktivität erweisen. Voraussichtlich wird Österreich erneut stärker wachsen als die
gesamte Eurozone (plus 2,0 Prozent) und ein reales BIP-Wachstum von 3,3 Prozent erzielen. „Auch wenn die
öffentliche Verschuldung bislang ein dominierendes Thema war, sollten im weiteren Jahresverlauf die guten
Konjunktur- und Unternehmensnachrichten vermehrt in den Vordergrund treten“, erklärt Birgit Kuras,
Chefanalystin der Raiffeisen Centrobank AG. Vor allem aber wird für die CEE-Region insgesamt in diesem
Jahr ein Wirtschaftswachstum von bemerkenswerten 3,8 Prozent prognostiziert. Dieser positive Trend
bedeutet anhaltende Unterstützung für den österreichischen Markt.
Leicht positive Bedingungen
für den ATX
Im vergangenen Quartal verzeichnete der österreichische Aktienmarkt eine
unterdurchschnittliche Performance. Neben den allgemeinen Stolpersteinen wie der Staatsschuldenkrise und
den Sorgen über die Wirtschaftsaktivität verbreiteten auch lokale Probleme schlechte Stimmung unter den
Anlegern. So blieben beispielsweise Ängste rund um Kapitalerhöhungen bei dem einen oder anderen
Schwergewicht des Index nicht ohne Folgen für die Kursentwicklung. Außerdem wird immer klarer, dass sich
die neue Kapitalertragssteuer negativ auf den Aktienhandel auswirkt und offensichtlich im letzten Jahr zu
einem erheblichen Vorziehen von Käufen geführt hat. „Am auffälligsten ist jedoch die Tatsache, dass die
Handelsvolumina an der Wiener Börse in den vergangenen zwei Monaten drastisch zurückgegangen sind“,
betont Kuras. Für dieses Jahr wird ein solider Anstieg des Gewinnwachstums erwartet. Während
Schätzungen für den EuroStoxx 50 nur etwa 9,9 Prozent ausmachen, prognostiziert Kuras bezüglich der
ATX-Unternehmen ein aggregiertes Wachstum von 31,8 Prozent für 2011 und von 20,9 Prozent für 2012. Mit
einem KGV von 12,0 für 2011 und von 9,9 für 2012 ist der österreichische Markt auch nicht übertrieben
teuer. Kuras erwartet, dass der ATX bis Ende September 2.850 Punkte erreichen und bis Ende Dezember 2011
die 3.000-Punkte-Schwelle überschreiten wird.
Aktienempfehlungen: OMV, conwert, Semperit,
CEZ, Magyar Telekom
Während die Bewertungsniveaus im Verhältnis zu den historischen Niveaus
die Aktienmärkte ganz klar unterstützen, werden die oben erwähnten makroökonomischen Risiken
offensichtlich erhalten bleiben. Die Raiffeisen Centrobank favorisiert daher keinen bestimmten Sektor,
sondern folgt eher einer „Stock-Picking“ Strategie.
"Die zunehmende Nachfrage aus
Emerging-Markets, die politische Krise in der Region Nordafrika und Naher Osten und steigende
Förderkosten sind die Gründe, warum wir den zukünftigen Ölpreis jenseits der USD 100/bbl-Marke sehen.
Daher setzen wir nach wie vor auf Upstream-Unternehmen sowie auf integrierte Gesellschaften, während wir
Unternehmen, die hauptsächlich im Downsteam-Geschäft tätig sind, mit Vorsicht betrachten“, bestätigt
Stefan Maxian, der Leiter des Company Research der Raiffeisen Centrobank AG. Bevorzugt wird daher
weiterhin OMV, weil hier nach der jüngsten Kapitalerhöhung und der Platzierung der Hybridanleihe
Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Finanzierungsstruktur ausgeräumt werden konnten. Eine weitere
Kaufempfehlung gilt LUKOil aufgrund der Unternehmensbewertung sowie des hohen Upstream-Exposures.
Finanzen Die Performance der Banken wird im dritten Quartal unter dem Einfluss der
Ergebnisse der europäischen Stress-Tests, der Basel III-Kriterien, der anhaltenden Diskussionen über die
Schuldenprobleme an der Euro-Peripherie und der wiederkehrenden Debatte über Bankensteuern in einigen
Ländern stehen. Die Erholung der Immobilienmärkte in CE/SEE zeigt weiterhin divergierende Länder-Trends.
Ungeachtet dessen nehmen die Investmentaktivitäten zu, wobei auch schwache Märkte wie Ungarn und Rumänien
erste Anzeichen eines gesteigerten Anlegerinteresses und höherer Liquidität zeigen. Österreichische
Immobilienaktien werden wie bisher mit einem erheblichen Abschlag gegenüber den ausgewiesenen
Nettovermögenswerten (Net Asset Value) gehandelt. „Wir empfehlen weiterhin conwert wegen des eher
defensiven Profils und der Präsenz am starken deutschen Markt, setzen aber wegen des anhaltenden und
erfolgreichen Optimierungsprozesses auch auf Immofinanz“, erklärt Maxian.
Telekommunikation
Die Telekombetreiber in CEE operieren wie schon bisher in einem schwierigen Umfeld. So fiel mit
Ausnahme der Magyar Telekom die Berichtssaison für das erste Quartal 2011 überwiegend enttäuschend aus.
Dies ist auf den rauen Wettbewerb, die Substitution der Festnetzanschlüsse durch Mobiltelefonie sowie auf
regulatorische Änderungen wie die Senkung der MTR-Tarife und Obergrenzen für Roaming-Tarife
zurückzuführen. Eine mögliche Verbesserung im zweiten Halbjahr 2011 wird durch ein erwartetes günstigeres
wirtschaftliches Umfeld in CEE bestimmt sein, das sich beispielsweise in niedrigeren Arbeitslosenzahlen
äußern sollte. Aufgrund einer besseren Quartalsperformance empfehlen wir Magyar Telekom. Im Fall einer
Abschaffung der ungarischen Krisensteuer könnte die Gesellschaft ihre Dividende ab 2013 anheben.
Versorgerunternehmen Obwohl die Aktien von Versorgerunternehmen, vor allem polnische, im
zweiten Quartal eine bessere Performance zeigten, als der Markt, rechnet die Raiffeisen Centrobank nun
mit einem schwierigeren Quartal, weil niedrige Wasserstände und Unsicherheiten rund um die neue
EU-Klimaschutzpolitik und um die Gratiszuteilung von CO2-Zertifikaten bestehen bleiben. Nur in der
Tschechischen Republik liegt bereits ein Gesetzesentwurf vor, der Unsicherheiten betreffend
CO2-Zertifikate reduziert. Aufgrund der dadurch gegebenen höheren Planungssicherheit und der Möglichkeit
nach Deutschland zu exportieren, bestätigen wird die „Kauf“-Empfehlung für CEZ bestätigt.
Industrie Viele Industriebetriebe meldeten zuletzt gute Auftragsbestände, so dass die Analysten
der Raiffeisen Centrobank auch für das zweite Quartal eine solide, durch ungebrochen starke Umsätze
geprägte Berichtssaison vorhersagen. Allerdings gilt es den drohenden Margendruck infolge steigender
Rohstoffkosten zu berücksichtigen. Nach den letzten Aktienkurskorrekturen sieht Maxian ein
Aufwärtspotenzial für RHI und Semperit und erachtet auch AMAG aufgrund ihrer Nischenstrategie als
attraktiv bewertet.