Die Anfang September geäußerten Befürchtungen eines Schrumpfens bei der börsennotierten
Linz-Textil-Gruppe werden wahr: Das Unternehmen kündigte das Aus für seine Spinnerei in Linz am Mittwoch
an. Der Grund sei, dass die Lenzing AG 2016 das von ihr gelieferte Vorprodukt Zellwolle stark
zurückfahren wolle. Das gab die Linz Textil in einer Presseaussendung bekannt. Die Lenzing AG hatte
der Linz-Textil-Gruppe Ende August 2015 mitgeteilt, dass sie im Verlauf des ersten Halbjahres 2016 die
Textilfaser "Zellwolle glänzend" in Lenzing stark zurückfahren und das Linz-Textil-Volumen circa auf die
Hälfte reduzieren werde. Diese Faser ist das dominante Basismaterial für die Garnherstellungsaktivitäten
der Linz-Textil-Gruppe. Obendrein gab es erneut eine Preiserhöhung.
Seither liefen Gespräche
mit Lenzing, die aber nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt hätten, berichtete der für den
Finanzbereich zuständige Geschäftsführer der Linz Textil GmbH, Otmar Zeindlinger, auf APA-Nachfrage.
Deshalb werde mit Ende Juni kommenden Jahres die Garnproduktion in der Spinnerei Linz geschlossen und der
Produktionsbetrieb stillgelegt. 45 Mitarbeiter müssen gehen. Für sie werde in Abstimmung mit der
Belegschaftsvertretung ein Sozialplan erstellt. Der Anfang September als Folge einer Schrumpfung
formulierte Umsatzrückgang um bis zu 20 Prozent "kann durchaus sein", sagte Zeindlinger.
Ein
Teil der bestehenden bisherigen Produktionskapazität werde zum kroatischen Tochterunternehmen Predionica
Klanjec d.d.o. sowie möglicherweise zur Spinnerei Landeck verlagert. Die Bereiche Marketing und Vertrieb
sowie ein Großteil der Transport- und Lagerlogistik bleiben von der Produktionsverlagerung unberührt und
werden weiterhin am Unternehmensstandort in Linz zentral zusammengefasst sein. Die Spinnerei in Linz ist
ein Lieferant für die Weberei am Standort, wo auch andere Garne unter anderem aus Baumwolle verarbeitet
werden.
Diskussion um Villenkauf und -Verkauf bei der Linz Textil Anwalt von Minderheitsaktionären fordert
Sonderprüfung - Vorstand: Alles rechtens
Der Kauf einer Villa, deren Sanierung durch die
börsenotierte Linz Textil und der spätere Verkauf an die Familie des Vorstandsvorsitzenden Dionys Lehner
sorgt für Diskussionen. Der Anwalt von Minderheitsaktionären fordert eine Sonderprüfung des Geschäftes.
Der Vorstand kontert, alles sei rechtens. Das berichtet das "WirtschaftsBlatt" in seiner
Mittwoch-Ausgabe.
Der Wiener Anwalt Ingo Kapsch verweist im Namen seiner Mandanten, die mehr
als 5 Prozent des Grundkapitals besitzen, in einem Antrag auf Sonderprüfung an die Hauptversammlung am
11. Mai darauf, dass die Villa einer Pensionistin von der Linz Textil AG 2009 für 780.000 Euro abgekauft
worden sei. Danach habe das Unternehmen fast eine Mio. Euro in die Renovierung gesteckt. 2011 sei die
Liegenschaft um fast 990.000 Euro an die Frau von Lehner verkauft worden. Der Vorstandsdirektor habe sich
ein Wohnrecht in der Immobilie einräumen lassen, seine Kinder seien dem Kaufvertrag beigetreten. Daraus
ergebe sich ein rechnerischer Verlust für das Unternehmen von zumindest 790.000 Euro.
2012 kam
das Thema bei einer Hauptversammlung schon einmal aufs Tapet - damals sei nur kurz von einer
Dienstwohnung die Rede gewesen. Es bestehe laut Antrag der Verdacht, es könnte ein Verstoß gegen das
Verbot verdeckter Gewinnausschüttungen und Einlagenrückgewähr vorliegen. Kapsch hatte bereits im Vorjahr
Aktionäre der Linz Textil im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung um die Gewinnverwendung
beziehungsweise der Auszahlung einer hohen Dividende vertreten.
Lehner kündigte der Zeitung
an, er werde bei der Hauptversammlung alle Zusammenhänge aufklären, aus rechtlichen Gründen aber nicht
davor. Jedoch: "Wir begrüßen die Prüfung, weil dann ist die Diskussion endlich weg." An seinem oder dem
Vorgehen seiner Familie gebe es nichts zu kritisieren, der Geschäftsvorgang sei rechtens gewesen. Auf
ihrer Homepage stellt die Firma fest, der Liegenschaftsverkauf sei deshalb erfolgt, weil dies als die für
die Gesellschaft insgesamt vorteilhafteste Variante angesehen wurde. "Zur Ermittlung des Kaufpreises
wurden zwei unabhängige, externe Immobiliengutachter beauftragt, womit die Transaktion auch fremdüblich
durchgeführt wurde und von einem Verstoß gegen das Verbot der Einlagenrückgewähr ... schon deshalb keine
Rede sein kann."
>"Zur Ermittlung des Kaufpreises wurden zwei unabhängige, externe >Immobiliengutachter
beauftragt, womit die Transaktion auch fremdüblich >durchgeführt wurde und von einem Verstoß
gegen das Verbot der >Einlagenrückgewähr ... schon deshalb keine Rede sein kann."
Wenn der Verkaufspreis angemessen war, dann war eben der Kaufpreis oder der Renovierungsaufwand zu
hoch.
Linz Textil blieb im ersten Halbjahr in der Gewinnzone Restrukturierungsprogramm wurde wirksam
Die börsennotierte Linz-Textil-Gruppe ist im ersten Halbjahr in der Gewinnzone geblieben, in die
sie im vergangenen Jahr wieder zurückgekehrt war. Der Gewinn beträgt aktuell fast 3,7 Mio. Euro, nach
514.000 im Jahr 2015. Das gab das Unternehmen in einem Aktionärsbrief am Freitag bekannt. 2014 hatte das
Unternehmen erstmals seit 34 Jahren einen Verlust von 1,3 Mio. Euro hinnehmen müssen.
Die
verbesserte Ertragslage im ersten Halbjahr begründet die Linz Textil AG mit einer verbesserten
Kosteneffizienz in Verbindung mit der verstärkten Hinwendung zu ertragsreicheren Marktsegmenten. Somit
wurden die in den Vorquartalen eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen wirksam. Dazu zählen unter
anderem Investitionen in der Spinnerei in Landeck in Tirol und eine teilweise Erneuerung des
Maschinenparks in der Weberei in Linz. In der Spinnerei Klanjec wurden im ersten Halbjahr Maßnahmen zur
Kapazitätserweiterung eingeleitet.
Das Betriebsergebnis (EBIT) hat in den heurigen ersten
sechs Monaten gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 von minus 738.000 Euro auf fast plus 1,6 Mio. Euro
gedreht. Die Umsatzerlöse blieben mit 59,8 Mio. Euro nahezu gleich (1. HJ: 59,4). Das Ergebnis vor
Steuern (EBT), das in der Vergleichsperiode 2015 noch 928.000 Euro betragen hatte, erreichte nun 4,3 Mio.
Euro.
Die Bilanzsumme hat sich bis Ende Juni um rund 4 Prozent auf nunmehr 105,2 Mio. Euro
verringert. Diesen Rückgang führt die Linz Textil auf das Ausscheiden des Viskose-Tochterunternehmens in
Nanjing mit Ende Mai aus dem Konsolidierungskreis zurück. Es wurde an einen chinesischen Faserproduzenten
verkauft. Dabei wurden Währungsgewinne realisiert. Der Ertrag aus dem Verkauf entspreche in etwa den
rückläufigen Erträgen aus dem Wertpapierportfolio infolge einer gegenüber dem Vorjahr deutlichen
Reduktion des Wertpapierbestandes, heißt es in der Mitteilung der Firma. Die Eigenkapitalquote im
Berichtszeitraum beträgt 80,1 gegenüber zuvor 78,6 Prozent. Durch den Rückzug aus China sank die Zahl der
Mitarbeiter von 608 auf 566.
Das zweite Halbjahr wird vom Unternehmen "unverändert positiv
eingestuft, ohne erwarten zu können, dass das operative Ergebnis den gleichen Gewinn wie im ersten
Halbjahr ausweist". Tendenziell rechnet es mit einem leicht schwächeren Ebit im Segment der Textilien
Halbfabrikate und einem etwas positiveren Ergebnis im Segment der Fertigfabrikate.
Linz-Textil-Chef Dionys Lehner geht Ende 2016 nach 40 Jahren 73-Jähriger scheidet nach Jahrzehnten
der Leitung der Gruppe aus - Hermann Wiesinger ab Februar 2017 Vorstandssprecher, temporär rückt im
Jänner Otmar Zeindlinger ein
Linz-Textil-Chef Dr. Dionys Lehner (73) verlängert sein Ende 2016
auslaufendes Vorstandsmandat nicht und scheidet damit nach 40 Jahren der Leitung der Gruppe per 31.
Dezember aus dem Unternehmen.
Neu in den Vorstand der Linz Textil Holding AG kommt Hermann
Wiesinger (MMBA) als kaufmännischer Vorstand und Sprecher des Gremiums per 1. Februar 2017. Die
Vorstandsbestellung erfolgt bis 31. Dezember 2020. Wiesinger (geb. 1971) ist seit rund 20 Jahren bei
einer italienischen Maschinenbaufirma tätig und hat seit 2003 die Funktion des kaufmännischen Leiters
inne.
Die Lücke im Zweiervorstand der Linz Textil Holding AG im Jänner 2017 wird temporär Mag.
Otmar Zeindlinger schließen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Zeindlinger ist Geschäftsführer
der Linz Textil GmbH und Prokurist der Linz Textil Holding AG. Er ist verantwortlich für die Leitung des
Rechnungswesens der gesamten Gruppe.