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ForennameÖsterreichische Aktien im In- und Ausland
Betreff des ThemasMiba AG scheint sehr attraktiv ...
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80125, Miba AG scheint sehr attraktiv ...
Eingetragen von patbull7, 16.7.14 12:47
Nachdem ich zuletzt fast keine Unternehmen mehr mit vertrauenswürdigem Management und Bewertung mit deutlichem Abschlag zum Liquidationswert finde (bzw. wie bei ECO Business ohnehin schon über beide Ohren investiert bin) – wird wieder Zeit mich auf die Jagd nach Unternehmen mit günstiger Bewertung auf Basis des Ertragswerts zu machen.


Q1-BERICHT

Diese Woche wurde ich beim Nebenwert Miba fündig. Im eben veröffentlichten Quartalsbericht meldet die oberösterreichische Gruppe für das 1. Quartal (per 30.04.) ein Umsatzminus von 27,3 Prozent. Dazu beigetragen hat vor allem das Segment Miba Sinter Group, in dem sich die Automobilabsatz-Flaute bemerkbar macht.
Nichtsdestotrotz konnte im 1. Quartal ein operativ positives Ergebnis erreicht werden (EBITDA 9,0 Mil., EBIT 1,2 Mil.), was auf frühzeitige Anpassungen der Produktionskapazitäten zurückzuführen ist.
Positiv fällt auch der Cash Flow aus dem operativen Bereich mit 10,9 Mil. aus, während die Investitionen auf 4,9 Mil. zurückgefahren wurden. In Folge konnten die Nettofinanzverbindlichkeiten auf 13,3 Mil. reduziert werden, und die Eigenkapitalquote stieg weiter auf 58,2 Prozent an.


10-JAHRES-DATEN

Da sich diese Zahlen für ein zyklisches Unternehmen mit hohem Umsatzanteil in der Automobil-Industrie in diesem Umfeld ganz vernünftig anhörten, habe ich mir die Bilanzen der letzten Jahre angesehen. Da das Geschäftsjahr 2008/09 (Achtung – das Geschäftsjahresende bei Miba ist der 31.01.) mit einem Rekordergebnis für die Bestimmung der Ertragskraft wohl nicht ganz repräsentativ ist, nehme ich mir gleich die letzten 10 Jahre vor.

Also sehe ich mir den 10-Jahres-Zeitraum an und finde
- eine stabile Umsatzentwicklung mit leichtem Wachstum (rund 4% p.a.)
- EBITDA-Margen im Bereich von 13 bis 20 Prozent, der Mittelwert liegt bei 16,5 Prozent
- Nettogewinn-Margen im Bereich 3 bis 9 Prozent (auch beim letzten Konjunktureinbruch 2001/02 blieb das Unternehmen profitabel) – der Mittelwert liegt bei 5,6%
- Im Schnitt hohe Free Cash Flows - das macht sich auch in der Steigerung der Eigenkapitalquote von 51% auf 58% innerhalb der letzten fünf Jahre bemerkbar

Derzeit bewerte ich Unternehmen gerne auf Basis der langfristig-historischen Erträge, weil die Gewinnvisibilität für die nächsten 12-24 Monate sehr gering ist. Dabei gehe ich davon aus, dass Unternehmen nach „der Krise“ wieder zu normalisierten Ertragsgrößen zurückkehren werden.


BEWERTUNG

Beim aktuellen Kurs von € 76,5 beträgt die Marktkapitalisierung 94,4 Mil., beim Enterprise Value errechne ich 108,0 Mil. Wenn ich das ins Verhältnis zu den durchschnittlichen Ertragsgrößen der letzten 10 Jahre setze (also zB der Mittelwert des Nettogewinns der letzten 10 Jahre), erhalte ich folgende Bewertungskennzahlen:

P/E: 4,5
EV/EBITDA: 1,7
FCF-YIELD: 10,5%
P/B: 0,48 (auf Basis Eigenkapital per 30.04.2009)


WAS MIR SONST NOCH GEFÄLLT

1)
Im GJ 2008/09 wurden € 6,8 Mil. für Aktienrückkäufe aufgewendet, zudem wurden € 4,2 Mil. an Dividenden ausgeschüttet. Somit sind in Summe € 11 Mil. an Aktionäre geflossen – entspricht 11,7 % des derzeitigen Marktwerts des Unternehmens. Diese Zahlungen sind Ausdruck der hohen Free Cash Flows, die ich oben schon erwähnt habe. Bei der HV dieses Monat steht wieder die Genehmigung eines Aktienrückkauf-Programms auf der Tagesordnung.
Für das letzte Geschäftsjahr wurde übrigens eine Dividende von €3 je Aktie vorgeschlagen, Ex-Tag ist der 29. Juni.

2)
Das Unternehmen ist solide finanziert, die Eigenkapitalquote wurde auf über 58 Prozent gesteigert und die Nettofinanzverbindlichkeiten betragen nur 13,3 Mil. Refinanzierungsprobleme wird Miba somit mit ziemlicher Sicherheit nicht haben.

3)
Bei Miba handelt es sich um ein Eigentümer-Geführtes Unternehmen, Hauptaktionär mit 76,9% ist die Mitterbauer Beteiligungs AG. Nachteil daraus ist der geringe Freefloat von 18,0%, die restlichen 5,1% sind eigene Aktien (durch Aktienrückkäufe). Außerdem haben die Minderheitsaktionäre kein Stimmrecht, da nur Vorzugsaktien börsennotiert sind.


RESUME

Ich kann mir nicht helfen, aber Miba scheint bei Kursen um € 76,5 krass unterbewertet zu sein.

Wenn ich wieder zu meinen Bewertungs-Kennzahlen zurückkehre und mir sinnvolle Ziel-Multiples überlege, würde ich den fairen Wert je Aktie auf € 120 bis € 140 schätzen.

Allerdings kann es bei so illiquiden Aktien schon einige Zeit dauern, bis sie sich zum fairen Wert bewegen. Andererseits ist aber das Kurspotential mit 70% schon groß genug, dass man auch 2 Jahre warten kann und trotzdem einen schönen annualisierten Ertrag erzielen kann, und ein positiver Wirtschaftsblatt-Artikel wäre genug um die Aktie innerhalb einer Woche auf über € 100 zu treiben.



(Damit ich nicht wie bei meinem ersten BDI Biodiesel-Beitrag als Pusher hingestellt werde will diesen Text ausdrücklich nicht als Kauf-Empfehlung verstanden wissen. Selbstverständlich habe ich vor diesem Beitrag einen für mich großen Betrag in Aktien der Miba investiert, weil ich an meine oben angeführten Argumente glaube. Ich weiß wie lange ich oft suche bis ich eine interessante Investitionsgelegenheit finde – genau dafür ist dieser Beitrag auch hier – um eine Idee und einen Anreiz zu liefern sich selbst ein paar Stunden hinzusetzen und Research zu machen und sich schließlich selbst eine Meinung zu bilden!)
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