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ForennameÖsterreichische Aktien im In- und Ausland
Betreff des ThemasUnicredit-Kommentar
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59860, Unicredit-Kommentar
Eingetragen von Finanzer, 27.10.08 14:38
Guten Morgen an Alle und ein ganz herzliches „Moin Moin“ an diejenigen, die heute eine Stunde zu früh zur Arbeit erschienen sind – weil der Radiowecker noch auf Sommerzeit programmiert war. Sonntag früh haben wir die Uhren mal wieder um eine Stunde zurückgestellt. Wieso machen wir aus diesem Quatsch nicht einfach eine Tugend? Wieso stellen wir die Uhren nicht gleich um eine ganze Woche zurück? Vielleicht ließe sich damit die Erfahrung der vergangenen Börsenwoche ausradieren.
Aber wahrscheinlich würde uns auch das „Rettungspaket Zeitmaschine“ nicht vor einem weiteren Absturz an den Aktienhandelsplätzen dieser Welt retten. Heute früh geht es in Fernost da weiter, wo wir am Freitag aufgehört haben: Der Nikkei liegt mit über 6% zurück. Auch die US Aktienfutures liegen bereits jetzt mit 1,6% im Minus. Positive Nachrichten gibt es derzeit nicht. Im Gegenteil, in einigen Bereichen stehen wir erst am Beginn einer Anpassung – um nicht zu sagen Marktbereinigung. Nachfolgend eine Liste der Baustellen, welche sich neben dem allseits bekannten Bankenleiden unter den Überschriften „Finanzmarktkrise“ und „Rezessionsangst“ verbergen:
Emerging Markets: Ausländische Investoren ziehen ihre Anlagen ab. Fremdwährungsschulden können nicht prolongiert werden. Heimische Währungen stürzen ab. In vielen Ländern gibt es ein akutes Liquiditätsproblem. Der IWF schiebt Überstunden: Island bekommt einen $2 Mrd.-Kredit. Die Ukraine bekommt eine $16,5 Mrd.-Linie. Details zu einem Ungarn-Paket werden kurzfristig bekannt gegeben.
Hedge Funds: Investoren sind auf der Suche nach Liquidität. Sie lösen ihre Hedge Funds Anlagen auf. Die Hedge Funds sind in einem fallenden Markt zu Notverkäufen ihrer Anlagen gezwungen. Analystenkommentaren zufolge steht die Hedge Funds Industrie mit ihren 8.000 Funds und rd. $2.000 Mrd. Assets vor einer beispiellosen Bereinigung, sprich: Halbierung.
Fundingmärkte: Bei Geldmarktfonds sieht es ähnlich aus wie bei Hedge Funds: Anleger ziehen massenweise Einlagen ab. Damit fallen diese Fonds als Aufkäufer von kurzfristigen Unternehmensanleihen (Commercial Paper, Certificate of Deposits) aus. Dies wiederum trocknet den Refinanzierungsmarkt selbst für AAA-Emittenten wie General Electric aus. Und im Interbanken-Markt scheint der Rückgang der Libor- / Euribor-Sätze zum Stillstand gekommen zu sein.
Automobilhersteller: Diese leiden entweder unter Funding-Problemen (s.o.), unter Absatzeinbruch, oder unter beidem.
Kreditkarten: Die nächste Welle an Kreditausfällen und Wertberichtigungen rollt auf uns zu.
Währungsturbulenzen: Der japanische Yen erstarkt infolge der massenhaften Auflösung von Carry Trades. Die G-7 veröffentlichten am Wochenende ein außergewöhnliches Statement, in dem explizit die jüngste Stärke des Yen angeprangert wird – bislang ohne Erfolg.
Ölpreis: Trotz angekündigter Produktionskürzung – der Ölpreis fällt weiter. Schön zum Tanken, aber die Auswirkungen auf die Öl exportierenden Länder, deren Währungsreserven und deren Nachfrage nach z.B. deutschen Exportgütern könnten dramatisch sein. Außerdem häufen sich die Erwartungen einer Deflation im kommenden Jahr.
Was können wir in dieser Woche erwarten? Der Ifo Index wird heute das Rezessionsgefühl untermauern. Die US Notenbank wird (spätestens…) am Mittwoch den Leitzins auf 1,00% senken. EZB und Bank of England werden (spätestens…) nächste Woche folgen. Aber die Probleme in unserer Liste werden Zinssenkungen nicht beheben. Diese müssen wir einfach abarbeiten. Oder doch die Zeit zurückdrehen?
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