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ForennameÖsterreichische Aktien im In- und Ausland
Betreff des ThemasUnicredit-Kommentar
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59473, Unicredit-Kommentar
Eingetragen von Finanzer, 24.10.08 10:46
Die Bayerische Landesbank ist bislang das einzige Institut in Deutschland, welches eine Kapitalspritze aus dem €500 Mrd.-Rettungspaket beantragt hat. Eine Ablösung des gesamten Vorstandes wird weiter diskutiert. Mit einer Elke Heidenreich an der Spitze der Bank wäre diese Diskussion bereits beendet. Übersetzt in die Bankenwelt lautet ihr via Klatschzeitschrift kommuniziertes Kündigungsschreiben an ihren Arbeitgeber, das Zweite Deutsche Fernsehen: „Wie jämmerlich unsere Bank ist, wie arm, wie verblödet, wie kulturlos, wie lächerlich. Man schämt sich, in so einem Institut überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetzt raus, ich bin des Kampfes eh müde!“ Vielleicht heuert „Lesen“ Elke jetzt bei den gesetzlichen Rentenversicherern an. Auch die sind nämlich von der Lehman-Pleite erfasst und benötigen dringend jemanden, der ihnen die Leviten liest.
An den globalen Finanzmärkten beobachten wir derzeit eine Furcht erregende Wirkungskette: Etliche Emerging Markets beklagen Kollateralschäden aufgrund der Bankenkrise: Die Finanzierungsströme aus dem Ausland versiegen, ihre Währungen schmieren ab, dies wiederum erhöht die Auslandsverbindlichkeiten, die Ratingagenturen kommen mit Downgrades, im Markt erreichen die in Credit Default Swaps gehandelten Pleitewahrscheinlichkeiten Schwindel erregende Höhen – und am Ende steht der Gang zum Internationalen Währungsfonds (IWF). Pakistan und die Ukraine haben bereits eine Kreditzusage. Mit Ungarn, Island und Weißrussland laufen bereits Verhandlungen. Und zahllose IWF-Delegationen schwärmen derzeit in ebenso zahllose Länder aus, um vor Ort die aufkeimenden Probleme zu diskutieren. Der IWF stehe nach eigenen Aussagen bereit, im Handumdrehen ein Milliarden schweres Rettungsprogramm für die Emerging Markets aufzulegen. Das gestern im Markt kolportierte Volumen von 1.000 Mrd. Dollar wurde jedoch bestritten.
Einen weiteren Kollateralschaden beobachten wir am langen Ende der Zinskurven: der 30jährige Swapsatz fiel gestern um rund 30 Basispunkte. Die Wirkungskette hier: Die Aktienkursverluste drücken auf die Bewertung holländischer Pensionsfonds. Deren sog. Deckungsrate fällt unter die gesetzlichen Vorgaben. Als Rettungsanker empfehlen sich 30J Empfängerpositionen. Sobald der Markt davon Wind bekommt, wird der 30J Swapsatz runtergeprügelt. Der 10J-30J Spread wird negativ. Damit setzt sog. Exotic Hedging ein, was den Trend weiter verstärkt.
Die zuletzt eigentlich einzig positive Entwicklung beobachteten wir am Geldmarkt: fallende Libor- / Euribor-Fixings und zaghafte Signale aufkeimenden Handels. Gestern nun stoppte der Rückgang im 3-Monats USD Libor. In Fernost steigen die Libor-Sätze bereits wieder an. Es ist Quasi die „Rache“ der Emerging Markets: Zunehmende Unsicherheiten hier schlagen zurück auf das Vertrauen der Spieler in den Hauptmärkten –wer weiß denn schon genau, welches Institut in welchem Ausmaß in welchem Land und in welcher Währung investiert ist…
Der Euro kann von den Problemen im Rest der Welt nicht profitieren. Frankreich gründet nun tatsächlich einen Staatsfonds, um heimische „Schlüsselindustrien“ vor ausländischen Übernahmen zu schützen. Italien äußert sich genau entgegengesetzt. Und in Deutschland ist vor 2015 nicht mit einer einheitlichen Meinung zu rechnen. Eine so deutlich nach Außen getragene Geschlossenheit erfreut die internationalen Anleger natürlich riesig, weshalb EUR-USD heute seine Talfahrt fortsetzt (1,2780).
Falls noch einer auf Konjunkturdaten schaut: Heute gibt’s die PMIs für die EWU-Länder und die Verkäufe bestehender Eigenheime in den USA. Beachtung findet auch das OPEC-Treffen, auf dem zur Stützung des kollabierenden Ölpreises vermutlich eine Drosselung der Produktion vereinbart wird. In der Öffentlichkeit dürfte diese Maßnahme als jämmerlich, kulturlos und lächerlich dargestellt werden…
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