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235815, Anhaltend starkes Eurozone-Wirtschaftswachstum im März - Rekordanstieg der Einkaufspreise
Eingetragen von Warren Buffett, 11.4.22 15:28
Anhaltend starkes Eurozone-Wirtschaftswachstum im März - Rekordanstieg der Einkaufspreise

Dank der weiteren Corona-Lockerungen verzeichnete die Eurozone im März anhaltend starkes Wachstum, die Steigerungsrate schwächte sich gegenüber dem Fünf-Monatshoch von Februar nur leicht ab. Die Hauptwachstumsimpulse gingen vom Servicesektor aus, wo die Geschäfte etwas besser liefen als im Februar, während sich die Produktionssteigerungsrate in der Industrie verlangsamte. Das Auftragsplus fiel ebenfalls erneut kräftig aus, obwohl beim Exportneugeschäft wegen der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf den grenzüberschreitenden Handel ein Minus zu Buche schlug.




Gleichzeitig sackten die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist wegen der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der galoppierenden Inflation auf ein 17- Monatstief ab. Infolge explodierender Preise für Energie, Kraftstoffe und Rohstoffe beschleunigte sich der Anstieg der Einkaufspreise auf ein neues Rekordhoch. Und um die Gewinnmargen zu sichern, hoben die Unternehmen ihre Verkaufs- bzw. Angebotspreise für Güter und Dienstleistungen mit neuer Rekordrate an.

Der finale S&P Global Eurozone Composite PMI® gab gegenüber Februar um 0,6 Punkte auf 54,9 nach und signalisierte damit anhaltend kräftiges Wachstum.

Ausschlaggebend hierfür waren laut Befragten die weiteren Lockerungen der Corona-Restriktionen, wodurch die Geschäfte der Kunden angekurbelt wurden und die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen stieg. Im Servicesektor beschleunigte sich der Aufschwung gegenüber Februar leicht, die Industrieproduktion wurde hingegen mit der niedrigsten Rate seit Beginn des Aufschwungs vor 21 Monaten gesteigert.

Mit einem Fünf-Monatshoch des Composite PMI-Indexes war Irland diesmal Spitzenreiter in der Rangliste, gefolgt von Frankreich, wo das Wirtschaftswachstum ebenfalls an Fahrt gewann. Zu einer Abkühlung kam es hingegen in Deutschland, Spanien und Italien.

Rangliste Composite PMIs: März

Irland 61,0 5-Monatshoch
Frankreich 56,3 (Flash: 56,2) 8-Monatshoch
Deutschland 55,1 (Flash: 54,6) 2-Monatstief
Spanien 53,1 2-Monatstief
Italien 52,1 2-Monatstief

Wegen des günstigen Nachfrageumfelds legte der Auftragseingang im März zwar weiter zu, das Plus fiel jedoch niedriger aus als im Vormonat, da beim Exportneugeschäft erstmals seit November 2020 ein Minus zu Buche schlug. In der Industrie fiel das Gesamt-Auftragsplus besonders schwach aus, was auf den Krieg in der Ukraine, das Wiederaufflammen der Lieferkettenengpässe und die galoppierenden Einkaufspreise zurückzuführen war. Der Servicesektor schnitt beim Neugeschäft zwar besser ab, doch auch hier verringerte sich der Zuwachs gegenüber Februar.

Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist brachen im März auf ein 17-Monatstief ein. In beiden Sektoren sank der Optimismus deutlich, besonders stark in der Industrie.




Ungeachtet dessen beschleunigte sich der Stellenaufbau in der Eurozone gegenüber den drei Vormonaten, nicht zuletzt wegen der 13. Zunahme des Auftragsbestands in Folge.

Nicht nur die Einkaufspreise legten im März mit neuer Rekordrate zu, sondern auch die Verkaufspreise, da die Unternehmen den Kostenanstieg teilweise an ihre Kunden weitergaben.

Der finale S&P Global Eurozone Services-Index stieg binnen Monatsfrist minimal um 0,1 Punkte auf ein Vier-Monatshoch von 55,6 und signalisierte damit anhaltend starkes Wachstum des Eurozone-Servicesektors im März.

Der Auftragseingang wies erneut einen kräftigen Zuwachs aus, wenngleich er sich gegenüber Februar leicht abschwächte. Dies lag nicht zuletzt am Exportneugeschäft, wo zum dritten Mal innerhalb der letzten vier Monate ein Minus zu Buche schlug.




Ungeachtet dessen fiel der 14. Stellenaufbau in Folge stärker aus als in den drei Vormonaten, und auch der Auftragsbestand legte abermals kräftig zu.

Neue Rekordraten wurden sowohl bei den Einkaufs- als auch bei den Angebotspreisen verzeichnet. Die bisherigen Allzeithochs von Februar wurden in beiden Fällen nochmals deutlich übertroffen.

Chris Williamson, Chief Business Economist bei S&P Global kommentiert den finalen Eurozone Composite PMI:

"Die anhaltende Konjunkturerholung in der Eurozone inmitten der abklingenden Omikron-Welle hat dem Wirtschaftswachstum im März erfreulichen Rückenwind verliehen und dazu beigetragen, dass sich die zu Jahresbeginn verzeichnete Verlangsamung in solides Wachstum verwandelt hat.

Die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft wird jedoch in den kommenden Monaten durch Gegenwind hart auf die Probe gestellt werden. Dazu gehören ein weiterer Anstieg der Energiekosten und anderer Rohstoffpreise infolge des russischen Einmarsches in die Ukraine, sich verschärfende Probleme in der Lieferkette infolge des Krieges und eine deutliche Verschlechterung der Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist.

Die Exporte sind bereits wieder rückläufig, da sich der Krieg direkt auf den Reise- und Transportsektor ausgewirkt hat, und der eingetrübte Ausblick deutet darauf hin, dass die Inlandsnachfrage in der gesamten Eurozone ebenfalls unter Druck geraten könnte - vor allem bei den Verbrauchern durch die steigenden Lebenshaltungskosten - während die Unternehmen gleichzeitig mit einem Mangel an Materialien zu kämpfen haben.

Folglich verschlechterten sich die Wachstumsaussichten und der Inflationsausblick zum gleichen Zeitpunkt. Eine Rezession ist keineswegs sicher, denn das Ausmaß, in dem die Wirtschaft in den kommenden Monaten leiden könnte, hängt von der Dauer des Krieges und etwaigen Änderungen der Steuer- und Geldpolitik ab. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass sich das solide März-Wachstum als schwer haltbar erweisen wird, und das Risiko ist eindeutig gestiegen, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal 2022 ins Stocken gerät oder schrumpft."
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