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233648, RE: Gewinn von EUR 1,4 Milliarden im Jahr 2021, über Vor-Pandemie-Niveau
Eingetragen von Warren Buffett, 02.2.22 14:31
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Während die Omikronwelle noch in vollem Gange ist hat die Raiffeisen Bank International (RBI) die Krise bereits hinter sich gelassen. Im Geschäftsjahr 2021 überstieg der Gewinn der Bank wieder das Vorkrisenniveau. Grund dafür ist die wirtschaftlich starke Entwicklung in der CEE-Region, wo die RBI in vielen Ländern tätig ist. Auch ein starkes Kreditwachstum und sinkende Risikokosten - trotz neuer Vorsorgen im Zuge des Russland-Ukraine-Konflikts - verhalfen zu mehr Gewinn.



"Wir haben sehr erfolgreich gearbeitet", sagte Bankchef Johann Strobl am Mittwoch bei einer Pressekonferenz zu den vorläufigen Jahreszahlen. Die Ergebnisse zeigten auch, dass man gelernt habe, mit den Einschränkungen der Pandemie umzugehen. Unterm Strich blieb bei der Bank 2021 ein Gewinn 1,37 Mrd. Euro übrig, das waren mehr als vor der Coronakrise. 2019 hatte die Bank ein Konzernergebnis von 1,23 Mrd. Euro erzielt. Auch zum Vorjahr 2020 (804 Mio. Euro) verzeichnete die RBI ein klares Gewinnplus von 70 Prozent. Im vierten Quartal alleine lag das Konzernergebnis bei 317 Mio. Euro, das war weniger als im Quartal davor (443 Mio. Euro).

Im vierten Quartal 2021 wurden für Risikokosten (Wertminderungen auf finanzielle Vermögenswerte) 150 Mio. Euro zurückgelegt. Das waren deutlich mehr als im Vorquartal mit 44 Mio. Euro. Im Jahresvergleich haben sich die Risikokosten jedoch deutlich verringert. Ende 2021 lagen sie bei 295 Mio. Euro, nach knapp 600 Mio. (598) zum Jahresende 2020.

115 Millionen hat die Bank für ein etwaiges Sanktionsrisiko rund um den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zurückgelegt. Die RBI beobachte die angespannte geopolitische Situation derzeit sehr genau. Generell seien die dortigen Institute der RBI aber gut aufgestellt und das Geschäft laufe derzeit normal, der Marktanteil sei überdies gering. Über einen Rückzug denke man derzeit nicht nach. "Wir stellen derzeit keine derartigen Überlegungen an", sagte Strobl.



Aus Bulgarien wird sich die RBI dagegen zurückziehen. "Das war für uns emotional keine einfache Entscheidung", so der Bank-CEO. Die dortige Banktochter sei sehr erfolgreich und man habe gut mit den dortigen Kollegen zusammengearbeitet. Der Rückzug sei aber wegen des "enormen Konsolidierungsgeschehens im bulgarischen Markt" der richtige Schritt gewesen, sagte der Bankchef. Die Raiffeisenbank (Bulgaria) EAD geht um 1,015 Mrd. Euro an die belgische Bankengruppe KBC. Das daraus gewonnene Kapital soll für weiteres Wachstum genutzt werden. Man wachse derzeit vor allem in Tschechien und der Slowakei stark, dort könnte das Kapital dann unter Umständen wieder eingesetzt werden.

Zukäufe tätigte die Bank dagegen zuletzt in Tschechien (Equa Bank) und Serbien (Credit Agricole Srbija). Aus diesen Akquisitionen entstehen der Bank heuer einmalige Integrationskosten, gerechnet wird mit rund 100 Mio. Euro. Zudem erwartet das Management eine Erhöhung der Verwaltungskosten "im oberen einstelligen Prozentbereich".

Man spüre aufgrund der steigenden Inflation einen Lohndruck in allen Regionen, in denen die RBI tätig ist. Das betreffe vor allem den IT-Bereich, wo die Nachfrage nach Mitarbeitern, aber auch der Konkurrenzdruck hoch sei. Man müsse ein "enormes Potenzial an guten und klugen Mitarbeitern mit viel mehr Mitbewerbern teilen" als angenommen, so Strobl weiter. Aufgrund der Digitalisierung werde sich die Mitarbeiterstruktur in der Bank in den kommenden Jahren stark ändern. Ein Paket, um Kosten einzusparen werde aber nicht geschnürt, sagte der Bankchef.



Die Ertragslage entwickelte sich im Vorjahr gut und auch für heuer werden weitere Steigerungen erwartet. Dank höherer Kreditvolumina und höherer Leitzinsen in einigen Ländern Osteuropas stieg der Zinsüberschuss um 7 Prozent 3,33 Mrd. Euro. Der Provisionsüberschuss legte von um 18 Prozent auf 1,99 Mrd. Euro zu. Das Kundenkreditvolumen zog um 15 Prozent an und lag zum Jahresende bei 100,83 Mrd. Euro. Die Kostenquote - das Verhältnis zwischen Kosten und Einnahmen der Bank - stand bei 53,5 Prozent. Für 2022 rechnet die RBI mit einem weiteren Kreditwachstum von 7 bis 9 Prozent und einer Kostenquote von 55 Prozent - allerdings ohne Berücksichtigung der Integrationskosten.

Die Aktionäre sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr 1,15 Euro je Aktie bekommen, schlägt das Management vor. Für das Geschäftsjahr 2020 wurden in zwei Tranchen insgesamt 1,23 Euro je Titel ausgeschüttet. Im April wurden 48 Cent je Aktie ausgeschüttet, im November - nach Ablauf der Empfehlung der Europäischen Zentralbank, die Dividenden massiv einzuschränken - gab es dann eine zusätzliche Dividende von 75 Cent je Titel für die Aktionäre.

Stolz ist die RBI auf ihr Engagement rund um die Emission grüner Anleihen. In Osteuropa sei man die Nummer eins beim Arrangieren von nachhaltigen Anleihen. 2021 habe die RBI mit insgesamt 18 Emissionen rund 1,8 Mrd. Euro auf den Markt gebracht. Die Bank habe damit einen Marktanteil von rund 13 Prozent.

Die heute in der EU gefallene Taxonomie-Entscheidung, mit der Atomkraft und Gas als nachhaltige Brückentechnologien für Finanzinvestitionen klassifiziert werden, beeinträchtige für Strobl das weitere Vorgehen der Bank in puncto nachhaltige Finanzierung nicht. "Damit wir Atomkraft finanzieren, müsste sehr, sehr viel passieren", sagte Strobl. Auch eine verlorene Klage hierzu vor einem EU-Gericht reiche für Strobl nicht, um den Standpunkt der RBI zu ändern. Man halte sich an den aktuellen österreichischen Zugang zur Atomkraft, solange dieser nicht überarbeitet und das Thema politisch völlig neu bewertet werde, bleibe man dabei, Atomkraft nicht in die Emissionen zu inkludieren.
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