| Zurück zum vorherigen Thema
ForennameÖsterreichische Aktien im In- und Ausland
Betreff des Themas
URL des Themashttps://aktien-portal.at/forum/../forum/boerse-aktien.php?az=show_topic&forum=124&topic_id=220938&mesg_id=228024
228024, Beschleunigtes Eurozone-Wirtschaftswachstum dank stärkstem Nachfrageschub seit 15 Jahren
Eingetragen von Warren Buffett, 25.5.21 12:12
Beschleunigtes Eurozone-Wirtschaftswachstum dank stärkstem Nachfrageschub seit 15 Jahren

Dank der Erholung infolge der zunehmenden Lockerungen der Corona-Restriktionen sowie des kräftigsten Auftragszuwachses seit knapp 15 Jahren verzeichnete die Eurozone im Mai das stärkste Wirtschaftswachstum seit über drei Jahren. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist erreichten wieder einmal einen neuen Höchststand, doch auch die Einkaufspreise legten rasant zu, da die Nachfrage für zahlreiche Güter und Dienstleistungen das Angebot übertraf. In der Industrie erreichte der Preisanstieg sogar ein neues Allzeithoch.

Der IHS Markit Flash Eurozone Composite Index Produktion stieg binnen Monatsfrist um 3,1 Punkte auf 56,9 und erreichte damit den höchsten Wert seit Februar 2018. Seit drei Monaten signalisiert der Index nun bereits Wachstum. Die Vorabschätzung basiert auf rund 85% der regulären Umfragerückmeldungen.

Der Auftragseingang wies das höchste Plus seit Juni 2006 aus, womit die Produktionssteigerungsrate so deutlich übertroffen wurde wie nie zuvor in der 23- jährigen Umfragegeschichte. Der Auftragsbestand nahm in nie dagewesenem Tempo seit Beginn der Erhebung dieser Daten im November 2002 zu, was verdeutlicht, dass die Produktion der Nachfrage in zunehmendem Ausmaß hinterherhinkte.




Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen im Mai so optimistisch aus wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung dieser Daten im Jahr 2012.

Ausschlaggebend hierfür war, dass die erfolgreichen Impfkampagnen in den nächsten Monaten weitere Lockerungen der Corona-Restriktionen ermöglichen.

Die anziehende Nachfrage und die gestiegene Zuversicht sorgen dafür, dass die Beschäftigtenzahlen zum vierten Mal in Folge zulegten, diesmal mit der zweithöchsten Rate seit knapp zwei Jahren.

Dass sich der Stellenaufbau gegenüber April leicht verlangsamte, lag daran, dass die Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten hatten, offene Stellen zu besetzen.

Nach Sektoren war die Industrie weiter führend, hier fiel das elfte Produktionswachstum in Folge nur etwas schwächer aus als im Rekordmonat März.




Hier fiel auch das Auftragsplus zum zweiten Mal hintereinander niedriger aus als im Vormonat, es blieb aber das dritthöchste in der bisherigen Umfragegeschichte und stark genug, beim Auftragsbestand den dritten Monat in Folge für neue Höchststände zu sorgen. Die Bestände an Fertigwaren nahmen so rasant ab wie zuletzt 2009, da die Unternehmen die Nachfrage in zunehmendem Maße direkt aus den Lagerbeständen bedienten.

Die Tatsache, dass die Unternehmen nicht in der Lage waren, die Neuaufträge abzuarbeiten, lag nicht zuletzt an der Rekordverlängerung der Lieferzeiten.

Während die Industrie beim Wachstum weiter führend blieb, sorgte diesmal der Servicesektor dafür, dass sich das Wirtschaftswachstum insgesamt weiter beschleunigte. So liefen die Geschäfte hier im Mai – nach dem ersten Mini-Plus im April seit acht Monaten - so gut wie zuletzt im Juni 2018, was auf die Lockerungen der Corona-Beschränkungen und die anziehende Nachfrage zurückzuführen war. Das erste Auftragsplus bei den Dienstleistern seit letztem Juli fiel so hoch aus wie seit Januar 2018 nicht mehr.

Und die unerledigten Aufträge legten hier so rasant zu wie zuletzt vor über drei Jahren, was auf kurzfristige Kapazitätsengpässe bei vielen Unternehmen hindeutet.

Da die Nachfrage nach zahlreichen Gütern und Dienstleistungen das Angebot erneut übertraf, nahm der Inflationsdruck im Mai weiter zu.

Die durchschnittlichen Einkaufspreise stiegen so stark wie seit März 2011 nicht mehr, angeführt vom kräftigsten Anstieg der Industrie-Einkaufspreise in der 24-jährigen Umfragegeschichte. Im Servicesektor legten die Einkaufspreise so stark zu wie seit November 2018 nicht mehr.

Die durchschnittlichen Verkaufs- bzw. Angebotspreise für Güter und Dienstleistungen stiegen so drastisch wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung dieser Daten im Jahr 2002, auch hier angeheizt von der Rekordanhebung der Verkaufspreise in der Industrie. Vergleichsweise moderat fiel die Erhöhung bei den Dienstleistern aus, doch auch hier kletterte der entsprechende Index auf den höchsten Wert seit über zwei Jahren.




Auf Länderebene beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum in Frankreich besonders stark und fiel so kräftig aus wie zuletzt im Juli 2020.

Ausschlaggebend hierfür waren das höchste Produktionsplus in der Industrie seit Januar 2018 und das stärkste Geschäftswachstum des Servicesektors seit Juli 2020.

Auch in Deutschland legte die Wirtschaftsleistung mit beschleunigter Rate zu, hier wurde die zweithöchste Wachstumsrate seit Februar 2018 verzeichnet. Im Servicesektor liefen die Geschäfte so gut wie seit letztem Juli nicht mehr, in der Industrie verlangsamte sich das Produktionswachstum gegenüber dem jüngsten Rekordtempo hingegen, hauptsächlich aufgrund von Lieferengpässen.

Diesmal waren es jedoch die übrigen von der Umfrage erfassten Länder, die das stärkste Wirtschaftswachstum vermeldeten. So legte die Wirtschaftskraft außerhalb Frankreichs und Deutschlands so kräftig zu wie seit Anfang 2018 nicht mehr, was auf die Rekordsteigerungsrate der Industrieproduktion und das kräftigste Geschäftswachstum des Servicesektors seit Februar 2018 zurückzuführen war.

Chris Williamson, Chief Business Economist bei IHS Markit, kommentiert den aktuellen Eurozone Flash-PMI:

“Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen stieg in der Eurozone so stark wie seit 15 Jahren nicht mehr, da sich die Region von den Virusbedingten Einschränkungen erholt.

Diese wurden im Mai auf das Niveau von letztem Oktober gelockert, was einen besonders deutlichen Aufschwung im Dienstleistungssektor ermöglichte, der von einer abermals rekordnahen Expansion des Industriesektors begleitet wurde.

Das Wachstum wäre sogar noch stärker ausgefallen, wenn es nicht zu einer Rekordverlängerung der Lieferzeiten und zu Schwierigkeiten dabei gekommen wäre, den Unternehmen einen schnellen Neustart zu ermöglichen, um die Nachfrage zu befriedigen, vor allem im Hinblick auf die Wiedereinstellung von Mitarbeitern. Der Produktionsrückstand im Verhältnis zur Nachfrage ist momentan so hoch wie noch nie in der 23-jährigen Umfragegeschichte.

Dieses Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage hat den Preisdruck weiter verstärkt. Wie lange dieser Inflationsdruck anhält, hängt davon ab, wie schnell das Angebot wieder mit der Nachfrage in Einklang gebracht wird. Im Moment verschlechtert sich das Ungleichgewicht allerdings, was nicht nur die Einkaufspreise für Waren auf neue Umfrage-Höchststände treibt, sondern auch zu steigenden Preisen für Dienstleistungen führt."
0