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208308, Schwächstes Wachstum der Eurozone im Dezember seit über vier Jahren
Eingetragen von Warren Buffett, 06.1.19 09:45
Schwächstes Wachstum der Eurozone im Dezember seit über vier Jahren 

Mit aktuell 51,1 Punkten nach 52,7 im November sank der finale IHS Markit Eurozone Composite Index (PMI®) im Dezember auf den tiefsten Wert seit über vier Jahren. Die Vorabschätzung wurde um 0,2 Punkte unterschritten.

Mit ein Grund für die erneute Verlangsamung des Wachstums waren die Proteste der „Gelbwesten“ in Frankreich, wo die Wirtschaft erstmals seit zweieinhalb Jahren schrumpfte. Doch auch in den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern nahm die Dynamik ab, vor allem in Deutschland, wo die Wirtschaftskraft mit der niedrigsten Rate seit fünfeinhalb Jahren zulegte. 

Lediglich Italien stemmte sich gegen den Trend, wenngleich das Wirtschaftswachstum hier nach zweimonatigem Rückgang lediglich stagnierte.

Industrieproduktion und Geschäftswachstum im Servicesektor legten im Dezember mit ähnlich niedrigen Raten zu. Die Produktionsrate der Hersteller fiel zwar höher als im November, allerdings ging dies nicht auf eine Nachfragebelebung, sondern vielmehr auf die Abarbeitung der Auftragsbestände und den Aufbau der Fertigwarenlager zurück.

Der Auftragseingang wies in der Industrie das höchste Minus seit über vier Jahren aus. Und da auch die Dienstleister nur ein mäßiges Plus verbuchten, fiel der Gesamt-Auftragszuwachs im Dezember so schwach aus wie zuletzt Ende 2014.

Ungeachtet des weiter nachlassenden Wirtschaftsund Auftragswachstums blieb der 50. Stellenaufbau in Folge zwar solide, er verlangsamte sich jedoch und fiel so schwach aus wie zuletzt Anfang 2017.

Die meisten neuen Stellen wurden diesmal in Deutschland und Irland geschaffen. Die Auftragsbestände nahmen in der gesamten Eurozone erstmals seit Januar 2015 wieder ab.

Infolge des anhaltenden Lohndrucks blieb die Kostenbelastung zwar hoch, die Verbilligung mineralölbasierter Produkte – insbesondere in der Industrie – sorgte jedoch dafür, dass die Einkaufspreise mit der niedrigsten Rate seit August 2017 zulegten. Folglich wurden auch die Verkaufspreise mit der niedrigsten Rate seit 15 Monaten angehoben.

Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen im Dezember so wenig optimistisch aus wie zuletzt im Oktober 2014. Belastet wurde der Ausblick von der anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit hinsichtlich globaler Handelskonflikte und dem Brexit. Besonders gedämpft war die Stimmung in Deutschland, wo der entsprechende Index auf den tiefsten Wert seit Oktober 2014 fiel.

Servicesektor

Der finale IHS Markit Eurozone Service-Index gab im Dezember zum dritten Mal hintereinander nach und notierte mit 51,2 Punkten (53,4 November) auf dem tiefsten Wert seit über vier Jahren. 

Frankreichs Servicesektor vermeldete im Dezember wegen der Proteste der „Geldwesten“ erstmals seit Juni 2016 wieder Geschäftseinbußen. In Deutschland fiel das Wachstum so schwach aus wie zuletzt im September 2016, und Italiens Dienstleister verzeichneten nur ein Mini-Wachstum. Lediglich in Spanien liefen die Geschäfte der Dienstleister erneut prächtig.

Der Auftragseingang wies das niedrigste Plus seit vier Jahren aus. Der Jobaufbau blieb hingegen solide, was zur Folge hatte, dass die Auftragsbestände mit der niedrigsten Rate seit September 2016 zunahmen.

Ungeachtet der Verbilligung von Kraftstoffen und Energie blieb die Kostenbelastung im Dezember hoch, was die Unternehmen auf die gestiegenen Ausgaben für Löhne und Gehälter zurückführten. Die Angebotspreise wurden erneut kräftig angehoben, vor allem aufgrund hoher Steigerungsraten in Deutschland und Irland. In Italien wurden die Angebotspreise hingegen so stark reduziert wie zuletzt vor über zwei Jahren.

Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen im Berichtsmonat so wenig optimistisch aus wie seit vier Jahren nicht mehr, vor allem wegen des eingetrübten Ausblicks in Deutschland und Frankreich.

Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit, kommentiert den finalen Eurozone Composite-PMI:

„Nach dem fulminanten Jahresauftakt ist die Eurozone im Dezember wegen des nahezu stagnierenden Auftragseingangs so langsam gewachsen wie zuletzt Ende 2014 - die Auftragsbestände nahmen sogar erstmals seit fast vier Jahren wieder ab.

Unsere Umfragedaten deuten für das vierte Quartal 2018 auf ein BIP-Wachstum von knapp 0,3% hin, wobei es sich im Dezember auf 0,15% auf Quartalsbasis abgeschwächt haben dürfte.

Während für die Wachstumseinbußen in Frankreich teilweise die Proteste der „Gelbwesten“ verantwortlich gewesen sein dürften, fehlen derartige Bremsfaktoren in den übrigen Ländern – abgesehen vom hoffentlich nur kurzfristigen Rückschlag im schwächelnden Automobilsektor.

Von größerer Bedeutung ist vielmehr, dass die Geschäftserwartungen auf den tiefsten Wert seit vier Jahren gesunken sind und die Unternehmen nicht mit einer kurzfristigen Nachfragebelebung rechnen. Der Gegenwind kommt dabei aus vielen Richtungen – von Handelskonflikten, Brexit, gestiegener politischer Unsicherheit, Finanzmarktvolatilität und globaler Konjunkturabkühlung.

Der Beschäftigungsaufbau hat ebenfalls einen Knacks bekommen – er fiel im Dezember so schwach aus wie zuletzt vor zwei Jahren, da die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen vor dem Hintergrund des schwächelnden Auftragseingangs nachgelassen hat. Die einzige positive Nachricht kommt von der Preisfront. So stiegen die Einkaufspreise mit der niedrigsten Rate seit über zwei Jahren an, was der EZB etwas Luft bei der Überprüfung ihrer Geldpolitik liefern sollte.” 
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