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Betreff des ThemasBank Aval in Ukraine: Vom Krisenmanagement zum leichten Wachstum
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202739, Bank Aval in Ukraine: Vom Krisenmanagement zum leichten Wachstum
Eingetragen von Warren Buffett, 26.10.17 17:07
Bank Aval in Ukraine: Vom Krisenmanagement zum leichten Wachstum
Banken-Vorstand erkennt enormes Potenzial - Österreichische Firmenpartner hätten hohen Stellenwert in Ukraine

Ausländische Unternehmen in der Ukraine bewegen sich in einem Umfeld, das von Krise und Korruption gekennzeichnet ist. Dennoch birgt das Land ein enormes Potenzial, wie Gerhard Bösch, Vorsitzender der ukrainischen Tochter der RBI, Raiffeisen Bank Aval, bei einer vom IDM (Institut für den Donauraum und Mitteleuropa) organisierten Veranstaltung in Lwiw (Lemberg) dieser Tage betont.

In diesem und auch vergangenen Jahr war die Aval Bösch zufolge die ertragreichste Bank in der Ukraine und gemessen an den Kennzahlen im Bankenwesen die effizienteste der Raiffeisen Gruppe. Mit rund 8.000 Mitarbeitern, 500 Filialen und über 2,5 Millionen Kunden ist die Bank Aval laut Bösch die größte nicht staatliche Bank in der Ukraine. Gemessen an ihrer Bilanzsumme von nur zwei Milliarden Euro aber auch die kleinste Bank der Raiffeisen Group. Während die Bank in den letzten neun Jahren in lokaler Währung gewachsen ist, schrumpfte sie in Dollar oder Euro gemessen von rund 10 Milliarden auf 2 Milliarden, wie Bösch berichtet.

Die ukrainische Bank hat eine radikale Redimensionierung und Umstrukturierung hinter sich. In den vergangenen Jahren "blieb kein Stein auf dem anderen", wie Bösch sagt, auch war es ein "schmerzhafter" Prozess für Mitarbeiter und Eigentümer. Die Zahl der Mitarbeiter sank binnen Jahresfrist von 9.600 auf etwas über 8.000. Profitiert habe man von dem Rückzug von Mitbewerbern, wie etwa von drei russischen Staatsbanken seit 2014.

Die Krise im Osten hat die Bankenbranche schwer getroffen, resümiert Bösch die letzten neun Jahre. "Zirka 70 bis 80 Prozent dieser Periode waren Krisenmanagement, 2014 war pures Überlebensmanagement". Während 1994 noch 195 Banken im Land aktiv waren, sind es Bösch zufolge jetzt nur noch 95.

Von den Erfahrungen in der Krisenzeit, die Bösch, wie er sagt, "keineswegs missen möchte, aber auch keineswegs wiederholen würde", konnte er einiges mitnehmen. Etwa, dass es in einem Land wie der Ukraine nicht möglich ist präzise zu planen. "Alle Mehrjahresbudgets musste man jedes Mal durch laufende Ereignisse über Bord zu werfen". An ausländische Investoren verweist er, sich lokale Manager und Mitarbeiter zu suchen, die kompetent und vor allem "sauber" sind; die weder bestechen, noch sich bestechen lassen, "das ist nicht immer einfach in einem Umfeld wie diesem", so Bösch.

In den letzten drei Jahren Reformregierung erkennt Bösch, dass sich "deutlich mehr zum Positiven gewendet hat als er erwartet hätte". Ein Fortschritt, der allerdings nicht symmetrisch ist, wie er hinzufügt. Noch sei nicht genug passiert, um das Land auf einen Entwicklungspfad zu bringen, "die berühmte Konvergenz zu Europa", die Polen oder die Slowakei Mitte der 90er-Jahre mit intensiven Reformen geschafft haben. Aber: "Es gebe zum ersten Mal eine realistische Chance", so Bösch.

Eine positive Entwicklung sieht Bösch in der Banken- und Währungspolitikreform der ukrainischen Nationalbank. Diese hat die Bankenlandschaft "aufgeräumt" und ging dabei auch gegen "oligarche Banken" vor. Dieser Prozess ist Bösch zufolge von allen Reformvorhaben am weitesten fortgeschritten.

Die Reformen hätten dazu beigetragen, dass sich die Wirtschaft in der vergangenen eineinhalb Jahren stabilisiert hat. Kunden hätten wieder mehr Zuversicht, es gebe eine höhere Kreditanfrage. Gleichzeitig bremst Bösch Erwartungen: "Es ist noch zu früh von einem Aufschwung zu sprechen. 2,3 Prozent Wachstum ist noch nicht genug nach einer Rezession von 17 Prozent".

Bei über 40 Millionen Einwohnern gebe es ein großes Potenzial in der Ukraine, aber einen gigantischen Nachholbedarf, etwa im Bereich der Privatisierung und der Korruptionsbekämpfung, wie Bösch betont. Gleichzeitig gebe es in der Ukraine alle Voraussetzungen, um ein Wirtschaftswachstum von vier bis fünf Prozent zu erreichen. "Wenn die jetzige Regierung und der Präsident den Willen haben, könnte die Ukraine in den nächsten drei Jahren die größte positive Überraschung werden".

Auch die österreichischen Wurzeln würden sich positiv auf das Geschäft auswirken. "Wien hat - auch historisch gesehen - als Partner einen höheren Stellenwert für kulturellen als auch geschäftlichen Austausch als Mailand, Madrid, Lissabon oder auch Paris", so Bösch.

Die ukrainische Aval hat das Jahr 2016 mit einem Gewinn von rund 135 Mio. Euro abgeschlossen, wie die Bank im März bekannt gab. Im Jahr davor stand unter dem Strich noch ein Verlust von 85 Mio. Euro. Hier sind die in den Vorjahren umfangreichen Kreditwertberichtigungen stark zurückgegangen. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) ist seit zwei Jahren an Bord und hält 30 Prozent der Aktien.
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