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201452, RBI erwartet mehr Wirtschaftswachstum in Österreich und Osteuropa
Eingetragen von Warren Buffett, 28.6.17 14:14
RBI erwartet mehr Wirtschaftswachstum in Österreich und Osteuropa
Österreich-Prognose für 2017 von 1,7 auf 2,2 Prozent angehoben - Wiener Börse zurück im Fokus, profitiert vom Aufschwung im Osten

Die Raiffeisenbank International (RBI) sieht Konjunktur und Finanzmärkte in guter Verfassung und erwartet mehr Wachstum in Österreich und Mittel- und Osteuropa. Die Wachstumsprognosen wurden zum Teil deutlich erhöht. Die Wiener Börse wird zurück im Fokus gesehen, sie profitiert auch vom anhaltenden Aufschwung in Osteuropa.

Man habe seit dem Startschuss zum Brexit paradoxerweise einen neuen Optimismus auf den Finanzmärkten und in der Wirtschaft gesehen, sagte RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Das sei zwar nicht die Ursache, man sehe aber, dass sich die Schwarzmalereien über unmittelbare Brexit-Auswirkungen nicht bewahrheitet hätten. Von den USA über Europa bis zu den Emerging Markets gebe es im ersten Halbjahr die besten Stimmungsindikatoren seit 2011. Das zeige, dass man sich in einem globalen Zyklus befinde, der sich 2017 offensichtlich auf seinem Höhepunkt befinde, 2018 aber nicht unbedingt abreißen müsse.

Für Österreich haben die RBI-Experten ihre Wachstumsprognose für heuer von 1,7 auf 2,2 Prozent erhöht. Damit würde das stärkste Wirtschaftswachstum seit 2011 erreicht. Für das kommende Jahr sehen die Experten nun einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,7 Prozent (zuletzt: 1,5 Prozent). Der private Konsum sollte heuer erneut um 1,5 Prozent zulegen. Das Jammern über die Investitionen hält Brezinschek für unbegründet. Im Vorjahr seien die Ausrüstungsinvestitionen um mehr als 7 Prozent gestiegen. Für heuer wird bei den Bruttoanlageninvestitionen ein Anstieg um 2,2 Prozent erwartet, nach plus 3,4 Prozent 2016.

Neben der Inlandsnachfrage wird die Wirtschaftsentwicklung auch stark vom Außenhandel getragen. "Den Vogel schießt nach wie vor der Export ab", so der RBI-Chefanalyst. Im ersten Quartal sind die Warenexporte laut zu Wochenbeginn von der Wirtschaftskammer bekannt gegebenen Zahlen um mehr als 10 Prozent gestiegen. Die USA hätten sich als Nummer zwei schon deutlich von Italien abgesetzt. In Zeiten von US-Präsident Donald Trump seien die Exportaussichten Österreichs durchaus intakt, so Brezinschek. Bei der Inflation erwartet die RBI nach dem Anstieg zu Jahresbeginn keine weitere Beschleunigung im Jahresverlauf. Für das Gesamtjahr wird eine durchschnittliche Teuerungsrate von 2,0 Prozent prognostiziert. Mit einem moderaten Preisdruck sei von der Kerninflationsrate her zu rechnen. Die Arbeitslosenrate wird heuer mit 5,6 Prozent (EU-Definition) niedriger gesehen als im Vorjahr (6,0) Prozent.

In Zentraleuropa (Tschechien, Polen, Slowakei, Slowenien und Ungarn) sei der Aufschwung generell breit aufgestellt, getragen durch den inländischen Privatkonsum, zum Teil den Bruttonanlageinvestitionen und auch die Exporte. Die Wachstumsprognose für die Region wurde für heuer von 3,1 auf 3,6 Prozent angehoben. Der Arbeitsmarkt entwickle sich gut. Beschäftigungszuwachs, Lohnsteigerungen und relativ moderate Inflationsraten würden auch den privaten Konsum anschieben.

Für Südosteuropa erwartet die RBI nun für heuer ein Wachstum von 4,1 Prozent (zuletzt 3,7 Prozent). In der größten Volkswirtschaft der Region, in Rumänien, sollte die Wirtschaft heuer um 4,9 Prozent wachsen - zuvor war mit einem Wachstum von 4,2 Prozent gerechnet worden. Für Kroatien wird dagegen wegen der Agrokor-Krise die Wachstumsprognose für heuer und das kommende Jahr um je 0,5 Prozentpunkte gesenkt. In Russland rechnet die Bank unverändert mit einem BIP-Anstieg von 1 Prozent für 2017.

Die Wiener Börse profitiert von der guten Konjunktur in Osteuropa. Österreichische Aktien seien zurück im Fokus, mit einer zunehmenden Dynamik seit Mitte des Vorjahres, so Bernd Maurer, Chefanalyst der Raiffeisen Centrobank. Der österreichische Aktienmarkt werde stark hinsichtlich seiner Osteuropa-Komponente wahrgenommen - vor allem Banken, Versicherungen, Immobilien- und Bauwerte. Ein weiterer Grund für die gute Performance des ATX seien die verbesserten Aussichten für Finanzwerte - Banken und Versicherungen - , die in der ATX-Gewichtung eine große Rolle spielen. Gut entwickelt hätten sich auch andere ATX-Schwergewichte wie voestalpine oder OMV. Zudem zeige sich oft in fortgeschrittenen Aufschwungphasen an den Märkten, dass sich Randmärkte wie etwa Österreich stärker entwickelten als die Leitbörsen, die am Anfang sehr stark seien.

Die Bewertungen seien in Österreich angemessener als an globalen Leitbörsen. Aktuell sei der ATX mit einem KGV von 13,6 für 2017 und von 12,7 für 2018 bewertet, was die RBI für angemessen hält und im Vergleich zum breiten europäischen Markt einem Abschlag von mehr als 10 Prozent entspricht.

Für den Wiener Leitindex sieht die RBI nach einem möglichen Rückgang über die Sommermonate bis Jahresende ein leichtes Aufwärtspotenzial. Zum Jahresende wird der ATX bei 3.250 Punkten gesehen, zum September bei 3.000 Punkten. Gestern, Dienstag, schloss der ATX mit 3.096,85 Punkten.

An den Finanzmärkten sieht die RBI angesichts der guten Konjunktur generell keine Trendwende, wenngleich in den kommenden Monaten ein Rückschlagpotenzial als möglich erachtet wird. Eher unterbewerten würde man etwa Technologie und zyklische Konsumwerte, während sich Industrie, Energie und Grundstoffe besser verhalten. Beim Brent-Ölpreis wird für die zweite Jahreshälfte eine Bandbreite von 54 und 62 Dollar je Fass erwartet. Den Euro/Dollar-Kurs sehen die Experten bis Dezember bei 1,07. Mit einer Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank wird gegen Ende 2018 gerechnet.
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