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ForennameÖsterreichische Aktien im In- und Ausland
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121712, Sanochemia: Der Freefloat steigt, die Übernahme-Fantasie nicht
Eingetragen von semmler, 01.4.11 08:51
WirtschaftsBlatt lesen hat sich wieder einmal ausgezahlt. Nachdem Sanochemia am 21. Februar 2011 überraschend eine Kapitalerhöhung bekannt gab, rieten wir an dieser Stelle zur Gewinnmitnahme. Immerhin hatte die Aktie seit unseren vorangegangenen Kaufempfehlungen deutlich zugelegt. Am 21. Februar notierte die Aktie im Frankfurter Xetra-Handel bei 3,85 €, heute ist sie um 3,20 € zu haben. Wir unterstellten, dass der Ausgabekurs der neuen Aktien deutlich unter diesem Niveau liegen wird und eine Zeichnung der neuen Aktien daher attraktiver erscheint, als vorhandene "Alt-Aktien" im Depot zu belassen. Noch dazu, wo man auf Spekulationsfristen seit Jahresbeginn nur mehr wenig Rücksicht nehmen braucht. Mittlerweile steht fest, dass der Ausgabepreis dem Durchschnittskurs der vergangenen 15 Tage, minus einem Abschlag von zehn Prozent entspricht. Das sind 3,20 € und damit deutlich weniger als die 3,85 € vom Februar, bzw. die 3,60 €, die noch vor 15 Tagen für das Papier bezahlt werden mussten. Mittlerweile ist die Aktie an der Börse -je nach Handelsplatz -in etwa gleich teuer als die neuen Aktien. Da die Zeichnungsfrist von 1. bis 15. April läuft, eignet sich das Papier bis dahin auf jeden Fall noch vorzüglich für den Arbitrage-Handel. Die Frage, die wir an dieser Stelle aber primär beantworten wollen, ist die, was die Aktie mittel- bis langfristig taugt.

Freefloat. Der Umstand, dass einige Börsianer zuletzt ihr Spielchen mit der Aktie trieben, um Kursdifferenzen auszunützen, mag zwar nicht jedem passen, hat aber den Effekt, dass der auch im Wiener Midmarket gelisteten Aktie mehr Aufmerksamkeit zuteil wird als sonst. Und das Interesse dürfte nach der Kapitalerhöhung sogar noch steigen, denn dem Vernehmen nach wird Großaktionär Sanochemia Ltd. (70,64 Prozent) bei der Kapitalerhöhung nicht bzw. nur in geringem Umfang mitziehen. Nach unseren Berechnungen wird der Streubesitz dadurch auf bis zu rund 52,64 Prozent steigen. Derzeit unterteilt sich das Kapital in rund 10,16 Millionen Aktien (s. Grafik). Wenn das geplante Volumen von fünf Millionen Aktien platziert werden kann, werden es danach 15,16 Millionen Stück sein. Eine höhere Liquidität bei der Aktie erhöht nicht nur die Chancen für einen Aufstieg in eine höhere Börsenliga, sondern auch die Wahrscheinlichkeit eines Engagements von Fonds und anderen institutionellen Anlegern, die um illiquide Aktien mit bestimmendem Großaktionär meist einen Bogen machen. Dem Vernehmen nach sollen Biotech- und Pharmafonds im Vorfeld der Kapitalmaßnahme bereits Interesse bekundet haben. Ebenfalls ein Schattendasein fristet die Aktie bisher punkto Covering durch Analysten. Wie wir in Erfahrung bringen konnten, wird es auch in dieser Hinsicht bald Abhilfe geben. Positiv ist auch, dass die Aktie sowohl in Österreich als auch in Deutschland zur Zeichnung angeboten wird. Bestehende Aktionäre können für jeweils zwei gehaltene Aktien eine neue bevorzugt zeichnen.

Nachfolger. Begleitet wird die Emission von keiner Großbank, sondern von kleineren Häusern wie Lang & Schwarz. Das spart zwar Kosten, erhöht aber nicht gerade die Aufmerksamkeit. Von den erwarteten Einnahmen in Höhe von 16 Millionen € dürften so aber rund 15 Millionen € übrig bleiben. Verwendungszwecke dafür gibt es genug (s. Seite 2). Ein Schwerpunkt ist etwa die Vorfinanzierung von Großaufträgen im Radiologiebereich. Im Vorfeld der Kapitalerhöhung hatte es dazu gleich drei Erfolgsmeldungen gegeben, die Russland, Lateinamerika und den Iran betrafen -und einer erfolgreichen Platzierung nicht abträglich sein dürften. Die Gefahr, dass das Newsflow-Pulver jetzt verschossen ist, besteht dennoch nicht. Die Schwerpunktlegung auf wenig gesättigte "Pharmerging Markets" entspricht der Langfriststrategie von CEO Werner Frantsits, der seit seinem Comeback an der Spitze die Serie an Negativmeldungen der Vergangenheit sehr gut in den Griff bekommen hat. Fraglich ist jedoch, ob der 65-Jährige sein bis Jahresende befristetes Vorstandmandat verlängern lässt oder ob Unsicherheit einkehrt. Vorsorglich wurde bereits begonnen, zwei Prokuristen als mögliche Nachfolger aufzu bauen.

Fazit. Positiv ist, dass die Nettoerlöse zur Gänze in die Firmenkassa fließen und nicht dem Exit von Altaktionären dienen. Finanziert werden soll etwa die Studie mit dem Blasenkrebs-Diagnostikum Vidon, das zwar gewaltiges Marktpotenzial verspricht, doch der Finanzierungsbedarf bis zur Marktreife ist ebenfalls noch gewaltig. Sanochemia dürfte daher früher oder später nicht herumkommen, einen Partner für Vidon an Bord zu holen. Hier gilt: Je weiter der Studienfortschritt, desto mehr kann Sanochemia lukrieren. Eine feindliche Übernahme scheint trotz Freefloat von mehr als 50 Prozent in Zukunft weiter schwer mögich, denn wenn Frantsits, wie berichtet, seine Veterinärmedizin-Firma Alvetra an Sanochemia veräußert, wird er sich den Kaufpreis mit Sanochemia-Aktien abgelten lassen. Er wird wissen, warum. Oder wie er es ausdrückt: "Wir haben in den letzten 2,5 Jahre intensivst gearbeitet. Vorerst ernten wir die Frühkartoffeln, doch in den nächsten Jahren werden wir eine Ernte nach der anderen einfahren." Die Story dahinter klingt derzeit tatsächlich plausibel.

© Wirtschaftsblatt, Manfred Haider, 1.4.2011
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