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Eurozone-Industrie gewinnt im Juni an
Dynamik, PMI erreicht 74- Monatshoch
Der Eurozone-Industriesektor ist im Juni so stark
gewachsen wie seit über sechs Jahren nicht mehr. Ausschlaggebend hierfür waren die beschleunigten
Wachstumsraten in Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Irland, Griechenland und
Österreich. Da der Auftragseingang ebenfalls zulegte, fiel der Stellenaufbau fast genauso kräftig aus wie
im Rekordmonat Mai.
Der finale IHS Markit Eurozone Einkaufsmanager Index (PMI) kletterte
binnen Monatsfrist um 0.4 Punkte auf 57.4 und übertraf damit auch die Vorabschätzung um 0.1 Punkte. Seit
genau vier Jahren notiert der Index nun bereits ununterbrochen über der Marke von 50 Punkten, ab der
Wachstum angezeigt wird. Überdies fällt der Durchschnittswert für das zweite Quartal 2017 mit 57.0 so gut
aus wie zuletzt im ersten Quartal 2011.
Mit einem 76-Monatshoch des PMI war Österreich
diesmal Spitzenreiter, gefolgt von Deutschland und den Niederlanden (mit jeweils 74-Monatshochs). Irland
vermeldete ein annäherndes Zwei-Jahres-hoch, und auch in Frankreich und Italien gewannen die
Industriesektoren an Dynamik. Griechenland verzeichnete erstmals seit August 2016 wieder Wachstum, hier
stieg der PMI auf ein 37- Monatshoch. Lediglich in Spanien beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum
gegenüber Mai nicht, wenngleich die Steigerungsrate hier abermals überdurchschnittlich hoch ausfiel.
Unterstützt durch die robuste Binnen- und Exportnachfrage, verzeichneten die
Eurozone-Industrieunternehmen bei Produktion und Beschäftigung die stärksten Zuwächse seit der ersten
Jahreshälfte 2011. Dass dadurch die Auftragsbestände mit einer der höchsten Raten seit Umfragebeginn
zunahmen, zeigt, dass der Kapazitätsdruck weiter stieg.
Aufgrund der verstärkten Zuwächse bei
Auftragseingang und Auftragsbeständen fiel der Jobaufbau fast genauso kräftig aus wie im Rekordmonat Mai.
Beschleunigt hat sich der Stellenaufbau in Frankreich, den Niederlanden, Österreich und Griechenland,
während er sich in Deutschland, Italien, Spanien und Irland verlangsamte.
Die
Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen im Juni so optimistisch aus wie nie seit Beginn der
Erhebung dieser Daten Mitte 2012. Frankreich vermeldete beim Ausblick ein neues Allzeithoch, in
Deutschland, den Niederlanden und Österreich notierten die Indizes nur knapp unter ihren jeweiligen
Höchstwerten.
Da die Unternehmen in den kommenden Monaten mit einer weiter anziehenden
Nachfrage rechnen und um den Lagerabbau bei Vormaterialien zu bremsen, wurde die Einkaufsmenge im
Berichtsmonat so stark ausgeweitet wie zuletzt vor über sechs Jahren.
Der Kostendruck ließ im
Juni weiter nach. Die Einkaufspreise stiegen mit der niedrigsten Rate seit acht Monaten, die
Verkaufspreise mit der zweitniedrigsten Rate seit Januar. Beide Indizes notieren aktuell jedoch noch
immer über ihren jeweiligen Langzeit-Durchschnittswerten.
Dass der Kostendruck nachließ, war
den Befragten zufolge in erster Linie auf die Verbilligung zahlreicher Rohstoffe, vor allem Öl,
zurückzuführen. Die Inflationsrate blieb jedoch weiterhin hoch, wobei auch die Lieferzeiten eine Rolle
spielten, welche sich so stark verlängerten wie zuletzt im April 2011.
Chris Williamson,
Chef-Ökonom bei IHS Markit, kommentiert den finalen Markit Eurozone PMI:
“Dank der im Juni
nochmals beschleunigten Dynamik verzeichnete der Eurozone-Industrie-sektor im zweiten Quartal 2017 das
stärkste Geschäftswachstum seit über sechs Jahren. Der aktuelle PMI deutet überdies darauf hin, dass die
Produktionssteigerungsrate auf Jahresbasis bei circa 5% liegen dürfte, womit die Industrie einen
maßgeblichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum in Q2 beitragen dürfte.
Die Exporte, die ja in
den letzten Monaten nicht zuletzt dank des schwachen Euro so stark zugelegt haben wie seit sechs Jahren
nicht mehr, liefern nach wie vor wichtige Wachstumsimpulse. Allerdings profitieren die Unternehmen
momentan auch von der anhaltend starken Verbraucher-nachfrage in den jeweiligen Binnenmärkten.
Trotz deutlicher Abschwächung seit Jahresbeginn ist der Kostendruck weiter hoch, was die Verkaufspreise
weiter kräftig in die Höhe getrieben hat. Die immer drastischeren Lieferschwierigkeiten stärken letztlich
die Preismacht der Unternehmen, was darauf hindeutet, dass die Kerninflationsrate wieder steigen
dürfte.
Es gibt jedenfalls keinerlei Anzeichen dafür, dass die beeindruckende
Industriekonjunktur nur von kurzer Dauer sein könnte. Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist sind auf
einem Fünf-Jahreshoch, die Auftragsbestände nehmen so stark zu wie seit über sieben Jahren nicht mehr,
und die Beschäftigung legt vor dem Hintergrund der robusten Nachfrage in rekordverdächtigem Tempo zu.
Alles in allem bleibt der Industriesektor klar auf Wachstumskurs und dürfte auch in den kommenden Monaten
robuste Steigerungsraten verzeichnen.