Verbund-Gewinnrückgang durch schlechtere Wasserführung im 1. Quartal
Stromerlöse durch
Bewertungseffekte fast halbiert - 14 Prozent weniger Stromabsatz und gut 16 Prozent weniger
Eigenproduktion - Mellach seltener im Einsatz - Gewinnausblick leicht angepasst
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Details aus dem Quartalsbericht ---------------------------------------------------------------------
Eine schlechtere Wasserführung hat dem Verbund-Stromkonzern im ersten Quartal einen Gewinnrückgang
beschert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank im Jahresabstand um 8,6
Prozent auf 302,7 Mio. Euro und der Nettogewinn um 7,6 Prozent auf 144,7 Mio. Euro. Der starke Rückgang
beim Umsatz, fast eine Halbierung, resultierte hauptsächlich aus Bewertungseffekten. Das Closing für den
Erwerb der Gas-Connect-Mehrheit wird noch im zweiten Quartal erwartet.
Der
Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke betrug im Zeitraum Jänner bis März wie von Analysten
erwartet 0,99 und lag damit um 1 Prozentpunkt unter dem langjährigen Schnitt und 10 Prozentpunkte unter
dem Vergleichswert des Vorjahres (1,09), erklärte der Konzern am Mittwoch. Auch bei den Neuen
Erneuerbaren verschlechterte sich der Erzeugungskoeffizient, von 1,07 auf 0,86.
Die
Umsatzerlöse verringerten sich um 46,4 Prozent von 1,257 Mrd. auf 674,1 Mio. Euro. Dabei sanken die
Stromerlöse binnen Jahresfrist um 563,6 Mio. auf 496,5 Mio. Euro. Deutlich negativ auf die Stromerlöse
wirkte laut Verbund die erfolgswirksam erfasste Bewertung der Stromderivate von diesmal -136,5 Mio. Euro
(nach +316,2 Mio. Euro im ersten Quartal 2020). Dieser Effekt resultierte im Wesentlichen aus dem Anstieg
der Strompreise für die der Bewertung zugrunde liegenden, noch nicht gelieferten Verkaufskontrakte im
ersten Quartal und hatte zur Folge, dass negative (erlösmindernde) Bewertungsergebnisse erfasst
wurden.
Zusätzlich sei der Stromabsatz gegenüber der Vorjahresperiode um 2.098 Gigawattstunden
(GWh) bzw. um 13,8 Prozent auf 13.078 GWh gesunken, wurde vom Verbund im Quartalsbericht erläutert. Der
im Schnitt erzielte Absatzpreis der Eigenerzeugung aus Wasserkraft stieg um 1,7 Euro pro Megawattstunde
(MWh) auf 47,6 Euro/MWh. Das Plus resultierte aus den deutlich gestiegenen Spotmarktpreisen am
Großhandelsmarkt für Strom. Die Terminmarktpreise waren im relevanten Betrachtungszeitraum dagegen
rückläufig gewesen.
Vor allem beim Stromabsatz an Händler gab es mit -26,4 Prozent auf 3.539
GWh einen starken Rückgang, bei der Abgabe an Weiterverteiler betrug das Minus 12,0 Prozent auf 6.025
GWh. Gegenüber Endkunden blieb der Stromabsatz mit 3.515 GWh (-0,2 Prozent) fast gleich, per Ende März
hatte man rund 517.000 Strom- und Gaskunden. Nach Ländern sank der Stromabsatz am stärksten in
Deutschland (-18,5 Prozent), wohin etwa ein Drittel verkauft wird (4.748 GWh); in Österreich betrug das
Minus 12,7 Prozent auf 7.053 GWh.
Bei der Stromerzeugung verzeichnete der Verbund-Konzern bei
der Wasserkraft einen Rückgang um 11,2 Prozent auf 6.015 GWh, während die gesamte Eigenerzeugung um 16,5
Prozent auf 6.400 GWh zurückging. Strom aus Windkraft gab es mit 253 GWh um 19,7 Prozent weniger, aus
Wärmekraft wurden mit 131 GWh um 77,2 Prozent (oder um 444 GWh) weniger erzeugt. Das Gas-Kombi-Kraftwerk
Mellach bei Graz produzierte wegen eines deutlich geringeren Einsatzes für das Engpassmanagement um 113
GWh weniger Strom, und das Fernheizwerk Mellach kam gar nicht zum Einsatz, wodurch die Produktion im
Vergleich um 332 GWh sank. Die gesamte Stromaufbringung (samt Fremdbezug) schrumpfte um 14,5 Prozent auf
13.917 GWh.
Die Netzerlöse sanken um 3,6 Mio. auf 139,1 Mio. Euro, die sonstigen Erlöse um
16,0 Mio. auf 38,5 Mio. Euro, u.a. fehlten Fernwärmeerlöse durch das Aus der langjährigen Lieferungen an
die Stadt Graz Mitte 2020. Die Aufwendungen für Strom-, Netz-, Gas- und Zertifikatebezug sanken um 532,2
Mio. auf 226,9 Mio. Euro. Deutlich aufwandsmindernd wirkte die erfolgswirksam erfasste Bewertung der
Stromderivate von +136,7 Mio. Euro (nach -321,8 Mio. Euro), praktisch die Kehrseite der Bewertungseffekte
bei den Stromerlösen.
Den Ergebnisausblick für das Gesamtjahr 2021 hat der Stromkonzern etwas
nach oben hin eingeengt. Das EBITDA wird nun auf Basis einer durchschnittlichen Wasser- und
Windkraft-Erzeugung sowie Chancen- und Risikolage zwischen 1,13 und 1,30 Mrd. Euro erwartet - zuletzt
lautete die Prognose 1,08 Mrd. bis 1,30 Mrd. -, beim Konzernergebnis sind es nun zwischen 480 und 590
Mio. Euro (bisher 450 bis 590 Mio. Euro).
Das Closing für den Erwerb der 51-Prozent-Mehrheit
am Gasübertragungsnetzbetreiber Gas Connect Austria (GCA) von der OMV erwartet der Verbund-Konzern noch
für das zweite Quartal. Die kartellrechtliche Genehmigung sei schon eingeholt worden. Ausständig sei noch
die Zertifizierung der Gas Connect Austria als Independent Transmission Operator (ITO). Finanzielle
Auswirkungen aus dem geplanten Erwerb des 51-Prozent-Anteils seien in der Jahres-Ergebnisprognose nicht
berücksichtigt.
Der Verbund-Personalstand lag mit im Schnitt 2.949 (2.819) um 4,6 Prozent
höher als ein Jahr davor.