>Die Arbeiterkammer kritisiert die hohen Dividenden
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Den gesamten AK Dividenden.Report.2021 finden Sie unter www.arbeiterkammer.at/dividendenreport
AK Dividendenreport: Es fließt
schon wieder
Ausschüttungen könnten erneut die 3-Milliarden-Grenze sprengen
Wien (OTS) - In
zwei Wochen sperrt ein großer Teil von Österreichs Wirtschaft wieder auf. Damit wird vor allem für viele
Betriebe in der Gastronomie und Hotellerie aber auch in der Kultur ein monatelanger Lockdown beendet. Die
wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise werden aber erst in den kommenden Monaten sichtbar werden.
„Ökonomisch sinnvoll wäre es, erwirtschaftete Gewinne in Beschäftigte und Sachanlagen zu investieren, um
für die Zukunft gerüstet zu sein und die Liquidität zu erhalten“, sagt AK Präsidentin Renate Anderl. Doch
wie der AK.Dividenden.Report.2021 zeigt, dürfen sich die AktionärInnen der ATX Konzerne bereits wieder
über hohe Dividenden freuen.
Insgesamt 17 der 20 Unternehmen, die im Leitindex ATX der Wiener
Börse gelistet sind, haben bereits ihre Dividendenzahlungen auf Basis der 2020 erzielten Gewinne publik
gemacht. „Lediglich zwei Unternehmen – SBO und Lenzing – verzichten auf Ausschüttungen, die S Immo legt
sich noch nicht fest, sieben erhöhen kräftig, weitere vier behalten das Niveau aus 2020 bei und drei
Konzerne – die Post, Vienna Insurance und EVN – kürzen ihre Dividende“, fasst Markus Oberrauter,
Studienautor und Betriebswirt in der AK Wien, das Ergebnis zusammen. Dabei ist das den AktionärInnen
zurechenbare Ergebnis dieser 17 Unternehmen im Vergleich zu 2019 um fast 39 Prozent auf 4,9 Milliarden
Euro gesunken. Die Ausschüttungen belaufen sich insgesamt auf bis zu 3,2 Milliarden Euro – nach Corona
bedingten 1,6 Milliarden Euro im Vorjahr.
Banken in Startposition
In den 3,2
Milliarden Euro sind bereits die Ankündigungen der Banken enthalten, im vierten Quartal kräftig
auszuschütten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte bekanntermaßen für das Geschäftsjahr 2019
empfohlen, von Dividendenzahlungen Abstand zu nehmen, um durch die Stärkung des Kapitals die Rolle der
Kreditinstitute als Kreditgeber sowie die Finanzmarktstabilität sicherzustellen. Deshalb flossen 2020
keine Dividenden. Im Dezember 2020 forderte die EZB die Banken erneut auf, bis Ende September 2021 auf
Ausschüttungen zu verzichten bzw. diese zu begrenzen. Alle drei im ATX notierten österreichischen
Finanzinstitute – Bawag, Erste Group und RBI – haben für das vierte Quartal, also nach Ablauf der Frist
mit Ende September, zusätzliche Dividendenzahlungen angekündigt. „Kommen diese Ausschüttungen zur
Anwendung, belaufen sich die Dividendenzahlungen der drei Banken allein auf 1,6 Milliarden Euro“, rechnet
Oberrauter vor. Und weiter: „Dabei wäre es angesichts möglicher nicht einbringlicher Kredite, verursacht
durch die Folgen der Coronakrise, wirtschaftlich sinnvoller, das Geld in den Banken zu halten.“
Dividendenkaiser ist der Mineralölkonzern OMV, der bei einem um 25 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro
gesunkenem Gewinn 605 Millionen Euro an die AnteilseignerInnen austeilt – übrigens die höchste
Dividendenzahlung in den vergangenen zehn Jahren.