Verbund-Prognose nach trockenem Sommer gesenkt - Ziele aber über 2017
Trotz "historisch niedriger
Wasserführung" im 3. Quartal lagen EBITDA und Nettogewinn nach 9 Monaten über Vorjahr - Weniger
Stromabsatz in Österreich, mehr in Deutschland - Aktie verliert
Wegen des geringen
Wasserangebots im dritten Quartal kürz der Verbund-Stromkonzern seine Jahresziele für 2018, die aber noch
immer über den Resultaten von 2017 liegen. Trotz historisch niedriger Wasserführung im dritten Quartal
verdiente der Konzern bis September operativ und unterm Strich mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Im dritten Quartal lag die Wasserführung mit einem Koeffizienten von 0,74 um 26 Prozent unter dem
langjährigen Schnitt. Laut Verbund zählten Juli, August und September zu den trockensten Monaten seit
Beginn der Aufzeichnung. Aufgrund des überdurchschnittlichen Wasserangebots bis Juni lag der
Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke in den neun Monaten zusammen aber mit 0,96 nur um 4
Prozent unter dem langjährigen Schnitt - und um 2 Prozentpunkte über dem Vergleichswert des Vorjahres.
Positiv auf die Ergebnisse wirkten sich heuer ein höherer Ergebnisbeitrag aus dem Segment Netz sowie die
Erfolge aus den Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogrammen der letzten Jahre aus. Gesunken sind
dagegen die Erlöse aus Flexibilitätsprodukten, nachdem das Jahr 2017 hier stark von positiven Effekten
geprägt war.
Die Verbund-Eigenerzeugung sank in den neun Monaten um 1,8 Prozent auf 24.347
Gigawattstunden (GWh). Dabei legte sie in der Wasserkraft um 2,0 Prozent auf 22.893 GWh zu, ging aber in
der Windkraft um 14,2 Prozent auf 584 GWh und in der Wärmekraft um 47,8 Prozent auf 870 GWh zurück. Das
Gas-Kombikraftwerk Mellach produzierte wegen geringeren Einsatzes fürs Engpassmanagement um 717 GWh
weniger, beim Kohlekraftwerk Mellach waren es 80 GWh weniger.
Die Gas-Kombi-Anlage Mellach
wird derzeit einzig zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit im Rahmen des Engpassmanagements
eingesetzt. Eine neue Kontrahierungs-Vereinbarung (die auch das Fernheizkraftwerk Mellach umfasst) wurde
erst kürzlich unter Ägide der E-Control für 1.10.2018 bis 30.9.2021 mit der Austrian Power Grid (APG)
fixiert. Heuer gab es in den ersten drei Quartalen in der Verbund-Bilanz keine Wertminderungen, nachdem
da 2017 im gleichen Zeitraum 15,0 Mio. Euro angefallen waren (mit 10,5 Mio. vor allem aus der
Wertminderung des FHKW Mellach). Wertaufholungen gab es heuer bisher 6,2 Mio. Euro, im Wesentlichen bei
den stillgelegten Kraftwerksanlagen in Dürnrohr und Korneuburg; die Wertaufholungen bis 30.9.2017 von
38,2 Mio. kamen zur Gänze aus der damaligen Wertaufholung des GKW Mellach.
Samt Fremdbezug in
Handel und Vertrieb (+5,5 Prozent auf 19.521 GWh) und Fremdbezug Verlust- und Regelenergie stieg die
gesamte Stromaufbringung des Verbund bis September um 0,5 Prozent auf 48.065 GWh. Um ebenfalls 0,5
Prozent - auf 44.365 GWh - wuchs der Stromabsatz des Konzerns; davon gingen 20.768 GWh (-2,5 Prozent) an
Weiterverteiler, 14.174 GWh (+1,6 Prozent) an Händler und 9.424 GWh (+6,0 Prozent) an Endkunden. Im
Privatkundenbereich zählte der Verbund per Ende September rund 464.000 Strom- und Gaskunden, geht aus dem
Quartalsbericht hervor.
Beim Stromabsatz wurde ein Rückgang im Inlandsgeschäft durch eine
deutliche Steigerung der Abgabe an Auslandskunden mehr als ausgeglichen, heißt es. In Österreich
verringerte sich der Stromabsatz um 16,6 Prozent auf 20.437 GWh, dafür legte er in Deutschland um 19,4
Prozent auf 20.644 GWh und in Frankreich um 21,6 Prozent auf 2.310 GWh zu.
Die Preise für
Strom-Future-Kontrakte (Frontyear-Base 2018, gehandelt 2017) lagen heuer mit durchschnittlich 32,4 Euro
pro Megawattstunde (MWh) um 21,8 Prozent über dem Durchschnittsniveau der gleichen Vorjahresperiode. Die
Spotmarktpreise (Base) stiegen im Berichtszeitraum um 20,7 Prozent auf 41,7 Euro/MWh.
Beim
3,7-prozentigen Umsatzrückgang bis September auf 2,081 Mrd. Euro sanken die Stromerlöse um 165,9 Mio. auf
1,614 Mrd. Euro. Stromerlösmindernd habe vor allem die (ergebnisneutrale) Erstanwendung von IFRS 15
bezüglich verrechneter Netzentgelte/Umlagen saldiert um Bezugsaufwendungen gewirkt. Die Netzerlöse
stiegen um 74,7 Mio. auf 371,7 Mio. Euro, maßgeblich durch höhere nationale Netzerlöse infolge
Tarifsteigerungen. Die sonstigen Erlöse wuchsen um 10,3 Mio. auf 95,2 Mio. Euro, vornehmlich durch mehr
Erlöse aus dem Verkauf von Grünstromzertifikaten und aus Fernwärmelieferungen. Die Aufwendungen für den
Strom-, Netz-, Gas- und Zertifikatebezug verringerten sich um 110,3 Mio. auf 984,9 Mio. Euro.
Bis September legte der Verbund beim operativen Ergebnis (EBITDA) um 2,3 Prozent auf 678,4 Mio. Euro zu
und verbesserte das berichtete Konzernergebnis um 4,9 Prozent auf 282,8 Mio. Euro, teilte der zu 51
Prozent republikseigene Konzern mit, der mit der geplanten Reform der Staatsholding ÖBIB als ÖBAG dieser
zugeordnet werden soll. Fürs Gesamtjahr erwartet der Verbund nun nur rund 870 Mio. Euro EBITDA - Ende
Juli, zum Halbjahresbericht, ging man noch von 950 Mio. Euro aus. Das Konzernergebnis sieht man nun 2018
bei rund 340 statt 370 Mio. Euro, auf Basis einer durchschnittlichen Wasser- und
Windkraft-Eigenerzeugung. 2017 betrug das EBITDA 922 Mio. Euro, das berichtete Konzernergebnis 301 Mio.
Euro.
Das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis, von dem dann 40 bis 45 Prozent als
Dividende ausgeschüttet werden sollen, soll nun im Gesamtjahr 2018 bei rund 335 Mio. Euro liegen, zuletzt
ging man noch von rund 365 Mio. Euro aus. Bis September erhöhte sich das bereinigte Konzernergebnis um
10,1 Prozent auf 277,6 Mio. Euro. Im Gesamtjahr 2017 hatte es 354,5 Mio. Euro ausgemacht, und die
Ausschüttungsquote betrug darauf bezogen 41,2 Prozent.
Der operative Cashflow legte heuer bis
September um 12,0 Prozent auf 542,1 Mio. Euro zu, der Free Cashflow vor Dividende um 21,5 Prozent auf
389,0 Mio. Euro, so der Verbund weiter. Die Nettoverschuldung wurde seit Ende 2017 um 7,4 Prozent auf
2,663 Mrd. Euro reduziert. Der Nettoverschuldungsgrad verminderte sich im Jahresabstand auf 46,3 (52,7)
Prozent. Die Cashflow-Verbesserung und Schulden-Abnahme würden die finanzielle Flexibilität erhöhen,
betont das Unternehmen.
Der Personalstand lag heuer in den drei Quartalen mit im Schnitt 2.739
um 3,2 Prozent tiefer als ein Jahr davor.
Die Verbund-Aktie war heuer im ATX mit plus 110
Prozent bis Ende September der Top-Performer - und auch der Best-Performer aller europäischen Utilities.
Aktuell liegen die Titel als Nr. 1 im ATX rund 79 Prozent über Jahresanfang. Am Mittwoch verloren sie im
frühen Handel teils heftig (bis zu 7 Prozent), zuletzt notierten sie mit 36,50 Euro um 1,78 Prozent unter
dem Vortagesschluss - der ATX lag zur gleichen Zeit bei plus 0,94 Prozent.