Mellach brachte Verbund viel Geld, aber auch schlechtere CO2-Bilanz Gaskraftwerk erzeugte zur
Netzstabilisierung deutlich mehr Strom, in Bilanz auf 95 Mio. Euro aufgewertet - Engpassmanagement etc.
brachte 200 Mio. - 5-Jahres-Kontrahierungs-Lösung angepeilt
Ein kräftiger Zuwachs der
kalorischen Stromerzeugung aus dem steirischen Gas-Kombi-Kraftwerk Mellach hat dem Verbund voriges Jahr
viel Geld gebracht, aber auch die CO2-Bilanz des größten heimischen Stromkonzerns verschlechtert. Zur
Absicherung der Versorgung wurde Mellach mehr als doppelt so stark eingesetzt. Die
Verbund-Jahresergebnisse wurden aufgefettet und Mellach in der Bilanz aufgewertet.
Das
840-MW-Gaskraftwerk Mellach erzeugte voriges Jahr 1,47 TWh Strom, 2,3-mal so viel wie 2016 bzw. mehr als
2015 und 2016 zusammen. Grund war der deutlich höhere Einsatz für das Engpassmanagement, für das - ebenso
wie für andere Netzstabilisierungsmaßnahmen - im Vorjahr mehr getan werden musste. "Wir werden
hochflexible Gaskraftwerke weiter brauchen", betonte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber am Mittwoch im
Bilanzpressegespräch. Insgesamt werde man in ganz Österreich rund 3.000 MW installierte Leistung als
"vernünftige langfristige langfristige" Netzreserve" benötigen, nach dem Muster des
"Feuerwehr-Kraftwerks" Mellach. Zudem stünden für die Versorgungssicherheit noch die
Pumpspeicherkraftwerke zur Verfügung, die binnen Minuten zuschaltbar seien. Der Verbund verfügt über 22
(Pump-) Speicherwerke mit 3.785 MW Leistung.
Aus Flexibilitätsprodukten, vor allem dem
Engpassmanagement, lukrierte der Verbund 2017 mit 200 Mio. Euro um fast 70 Mio. Euro oder 56 Prozent mehr
als 2016 - "ein signifikanter Beitrag zu unserem Ergebnis", sagte Finanzvorstand Peter F. Kollmann. Im
Sommer hatte der Verbund fürs Gesamtjahr lediglich mit 166 Mio. Euro Beitrag aus flexiblen Produkten
gerechnet. Für 2018 senkte man die Erwartung auf 130 Mio. Euro - ein normales Ausmaß, vor allem was das
Engpassmanagement betreffe.
In der Verbund-Bilanz 2017 konnte das Gaskraftwerk Mellach durch
den Mehreinsatz spürbar aufgewertet werden, laut Kollmann um 29 Mio. Euro im dritten und um 30 Mio. Euro
im vierten Quartal. Damit habe sich der Buchwert auf 95 Mio. Euro erhöht. Auf den Tag genau vor einem
Jahr hatte der Verbund entschieden, Mellach nicht zu verkaufen, sondern selbst weiterzubetreiben. So
stehe Mellach nun als "eine Feuerwehr zur Stabilisierung" zur Verfügung, sagte Generaldirektor
Anzengruber, lebe von den Engpass-Abrufen und sei nicht in der Grundlast enthalten, obwohl ursprünglich
für die Grundversorgung gebaut.
Für das Gaskraftwerk Mellach wünscht sich Anzengruber schon
lange mehrjährige Kontrahierungs-Vereinbarungen - sonst würden kalorische Blöcke geschlossen, hatte er im
November gewarnt. Die jetzige Mellach-Kontrahierung läuft noch bis April, für den Sommer 2018 sei man
gerade dabei, eine Lösung zu finden. Eine "Minimalperspektive" aus Sicht Anzengrubers wäre es aber, ein
System gleich für fünf Jahre zu schaffen: "Wir müssen ja auch betriebswirtschaftlich rechnen", etwa was
den Gaseinkauf betreffe.
Insgesamt kletterte die thermische Eigenstromerzeugung des Verbund
voriges Jahr von 1,35 auf 2,23 Terawattstunden (TWh), bezieht man auch das mit Steinkohle betriebene
Fernheizkraftwerk Mellach mit ein, dessen Stromerzeugung um 7,2 Prozent von 710 auf 761 GWh zulegte. Die
Fernwärmeproduktion wuchs 2017 um 3,7 Prozent auf 943 GWh. Vertraglich liefert der Verbund der
Steirischen Gas-Wärme GmbH Fernwärme für den Großraum Graz. Die durchschnittliche zeitliche Verfügbarkeit
der beiden Mellach-Kraftwerke (Gas und Kohle) stieg im Mittel auf 89,0 Prozent, nach 86,5 Prozent
2016.
Die CO2-Bilanz des Verbund hat sich 2017 durch den vermehrten thermischen
Kraftwerkseinsatz um drei Prozentpunkte von 96 auf 93 Prozent verschlechtert, bezogen auf die gesamte
Stromerzeugung. Das sei aber "kein Sündenfall", wie Anzengruber betonte, sondern vielmehr dem Bedarf für
die Versorgungssicherheit geschuldet.
Verbund holt sich mit Schuldschein 100 Mio. Euro für Netzausbau in OÖ 220-kV-Netz im Abschnitt St.
Peter am Hart bis Ernsthofen wird bis 2021 erneuert - Emissionskosten sollen durch neue digitale
Plattform deutlich sinken
Der börsennotierte Verbund-Konzern will die Erneuerung eines
Hochspannungsnetzes im Oberösterreich durch seine Netztochter APG mit einem 100-Mio.-Euro-Schuldschein
finanzieren. Die Emission soll erstmals über eine digitale Plattform abgewickelt werden. "Die
Kostenersparnis für uns liegt bei ungefähr 40 Prozent", sagte Verbund-Finanzchef Peter Kollmann am Montag
bei einem Pressegespräch in Wien.
Das Transaktionsvolumen beträgt 100 Mio. Euro bei einer
Laufzeit von zehn Jahren. Die Verzinsung sei Teil des Preisbildungsprozesses, der nach Ostern über die
Emissionsplattform stattfinden werde, erklärte Kollmann.
Die Mittel aus dem Schuldschein
sollen für die Erneuerung der "Donauschiene" eingesetzt werden, also des 220-kV-Hochspannungsnetzes für
den Abschnitt St. Peter am Hart nach Ernsthofen in Oberösterreich. In diesem Abschnitt von rund 110 km
Länge wird vor allem Strom vom Donaukraftwerk Aschach und mehreren Windkraftanlagen eingespeist, der an
rund 250.000 Haushalte und 50.000 Unternehmen verteilt wird. Durch die Erneuerung der vor rund 80 Jahren
erbauten Hochspannungsleitung sollen die Netzverluste um rund 70 Prozent reduziert werden. Die geplante
Bauzeit beträgt vier Jahre, von 2018 bis 2021.
Die Abwicklung der Schuldschein-Finanzierung
erfolgt gemeinsam mit der Helaba, der Landesbank Hessen-Thüringen, über die digitale Plattform "vc trade"
des IT-Unternehmens value concepts. "Der Schuldschein richtet sich erstmal an institutionelle Kunden,
also große Versicherungen, Fonds und Finanzinstitute", sagte Andreas Petrie, Leiter des
Primärmarktgeschäfts bei der Helaba. "Wir werden jetzt eine überschaubare Anzahl von Investoren
ansprechen und werden diese Investoren auf vc trade freischalten." Ziel sei es, auch andere Emittenten
auf die neue Plattform zu bringen, "das kann europaweit sein".
Die Emission über die neue
Plattform sei "ein Meilenstein für uns, aber gleichzeitig auch ein Katalysator nicht nur für den
europäischen Markt, sondern für den globalen Bondmarkt", sagte Kollmann.
Der Verbund werde
2019 eine größere Refinanzierung haben. "Wir können uns durchaus vorstellen, dass wir nächstes Jahr eine
größere Bond-Emission tätigen."
Credit Suisse erhöht Kursziel von 14,0 auf 21,1 Euro Empfehlung bleibt bei "Underperform"
Die Wertpapierexperten der Credit Suisse haben ihr Kursziel für die Papiere des Verbund von 14,0 Euro
auf 21,1 Euro angehoben. Das Anlagevotum lautet indessen weiterhin "Underperform".
Aufgrund
der Annahme höherer Strompreise hat das Analystenteam rund um Vincent Gilles seine Schätzungen für das
operative Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) für die Jahres 2018 bis 2020 angehoben. Allerdings rechnen
die Experten damit, dass sich die positiven Auswirkungen eines höheren Strompreises nicht vor 2019 im
Ergebnis des Verbund niederschlagen werden.
Zudem treibt Optimismus bezüglich der Entwicklung
der Kohlepreise den Verbund-Aktienkurs nach oben, heißt es in der Studie. Die Credit-Suisse-Experten
sehen zwar auch die Möglichkeit, dass die Kohlepreise steigen könnten, rechnen jedoch auch mit einer
anhaltenden Überversorgung am Kohlemarkt für die kommenden Jahre. Der Strompreis hängt sehr stark vom
Kohlepreis ab, erklärte jüngst Verbund-Finanzvorstand Peter F. Kollmann vor Journalisten.
Beim
Gewinn je Aktie erwarten die Credit-Suisse-Analysten 0,88 Euro für 2018, sowie 1,10 bzw. 1,11 Euro für
die beiden Folgejahre. Ihre Dividendenschätzung je Titel beläuft sich auf 0,38 Euro für 2018, sowie
jeweils 0,47 Euro für 2018 bzw. 2019.