2017 gab es gehäuft Stresssituationen im Netz: An
301 Tagen musste stabilisierend eingegriffen werden.
Auch die Kosten für dieses Redispatch
waren 2017 so hoch wie nie zuvor. In Summe fielen dafür 300 Mio. Euro an, sagte APG-Chefin Ulrike
Baumgartner-Gabitzer am Donnerstag vor Journalisten. Davon mussten nach dem Verursacherprinzip 100 Mio.
Euro von "österreichischen Zahlern" getragen werden
In zwölf Jahren nur grüner Strom: Aus jetziger Sicht eine Utopie
Alles Öko: Kein Gramm CO2
soll in zwölf Jahren mehr bei der Stromproduktion in Österreich entstehen. Die gesamte elektrische
Energie soll 2030 ausschließlich aus Wasserkraft, Wind und Sonne stammen. So lautet der Wunsch der
Regierung, der demnächst in der heimischen Energiestrategie ihren Niederschlag finden soll.
Der Weg dorthin wird nicht nur "Öko" sein: Es muss gebaut werden, und zwar viel. "Das wird das größte
Kraftwerksbau-Programm der Geschichte", sagt Leonhard Schitter, Präsident von Österreichs Energie. Wer A
wie Ausbau sage, müsse auch i wie investieren sagen, so Schitter. 50 Milliarden Euro müsse die heimische
E-Wirtschaft dafür in die Hand nehmen, hat Österreichs Energie errechnet. Und dabei gehen die
Stromversorger noch gar nicht von 100 Prozent erneuerbar im Jahr 2030 aus. Ihre Schätzungen beziehen sich
auf einen Öko-Anteil von 85 Prozent in zwölf Jahren.
RH-Kritik an Verbund-Sonderdividende nach Türkei-Ausstieg 2013 Bewertungen bei Anteilstausch mit
E.ON als nachvollziehbar beurteilt - Corporate-Governance-Mängel im Aufsichtsrat - Neue zeitgemäße
Satzung empfohlen
Der Rechnungshof hat den im Zuge des Türkei-Ausstiegs des Verbund erfolgten
Anteilstausch mit der deutschen E.ON im Jahr 2013 geprüft. Die Bewertungen werden als nachvollziehbar
beurteilt. Kritisiert werden die negativen Auswirkungen der Sonderdividende auf Verschuldung und liquide
Mittel.
Unter die Lupe genommen wurden auch Corporate-Governance-Mängel im Aufsichtsrat
bezüglich der Mitgliedschaft von Organen von konkurrierenden Unternehmen. Empfohlen wird eine Neufassung
der Satzung.
Der Verbund-Einstieg in den türkischen Markt war 2007 über ein Joint Venture mit
der Sabanci-Holding erfolgt. 2013 tauschte der Verbund diese Beteiligung im Rahmen eines Asset-Swaps mit
der deutschen E.ON gegen deren Anteile an Innkraftwerken in Bayern mit Tauschwerten von je rund 1,9 Mrd.
Euro. Die Unternehmensbewertungen sowie die Werthaltigkeit der erworbenen Kraftwerke beurteilte der
Rechnungshof in seinem am Freitag veröffentlichten Bericht für den Prüfzeitraum 2012 bis 2016 als
nachvollziehbar. Im Licht der strategischen Entwicklung des Verbund seit 2009 sei der Asset Swap
plausibel und schlüssig.
Bemängelt wird, dass der Verbund auf eine verkäuferseitige
Due-Diligence-Prüfung der türkischen Beteiligung verzichtet habe. Empfohlen wird, bei künftigen Verkäufen
in ähnlicher Größenordnung eine solche Prüfung zu veranlassen. Der Verbund erklärte laut Bericht in
seiner Stellungnahme, dies bei zukünftigen Verkäufen in ähnlicher Größenordnung zu berücksichtigen.
Der Verkaufspreis für die Türkei-Beteiligung lag bei 1,94 Mrd. Euro. Der Preis für die deutschen
Vermögenswerte betrug 1,54 Mrd. Euro, zudem erhielt der Verbund 405 Mio. Euro. Davon dienten 331 Mio.
Euro zur Abgeltung von Kapitalerhöhungen der Gesellschaft in der Türkei. Nach Abzug der
Transaktionskosten sei dem Verbund ein liquiditätswirksamer Überschuss von rund 21 Mio. Euro verblieben.
Für das Konzernergebnis 2013 sei ein buchwertmäßiger Effekt von rund 1,3 Mrd. Euro entstanden, ohne den
der Verbund 2013 anstelle eines Konzerngewinns von 580 Mio. Euro einen Verlust von rund 740 Mio. Euro
ausgewiesen hätte. Infolge des Asset-Swaps habe der Verbund für das Geschäftsjahr 2013 eine
Sonderdividende von insgesamt 156,34 Mio. Euro ausgeschüttet. Dies habe sich negativ auf den
Verschuldungsgrad und die liquiden Mittel ausgewirkt.
Der Rechnungshof empfahl dem Verbund,
"Ausschüttungen nur in jener Höhe zu tätigen, für die auch eine ausreichende finanzielle Grundlage
vorliegt". Auch sollte eine Verschlechterung der Finanzlage insbesondere des Verschuldungsgrades und der
Liquidität durch Ausschüttungen vermieden werden. Laut Verbund-Stellungnahme könne die vom RH
festgestellte Verschlechterung des Konzernverschuldungsgrades 2014 nicht ausschließlich auf die
Ausschüttungspolitik zurückgeführt werden. Der Verbund verwies auch darauf, dass mit dem Ziel der Senkung
der Verschuldung im Zuge der Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme auch die
Ausschüttungsquote gesunken sei. "Die Maßnahmen zur Senkung der Verschuldung im Zuge von Kostensenkungs-
und Effizienzsteigerungsprogrammen sowie durch die Reduktion der Ausschüttungsquoten 2016 und 2017 nahm
der RH positiv zur Kenntnis", heißt es im Bericht. Der Verbund erklärte dazu in seiner Stellungnahme, im
Jahr 2013 sei es Ziel des Vorstands gewesen, auch die Verbund-Aktionäre am erfolgreich abgeschlossenen
Asset Swap partizipieren zu lassen.
Kritisiert wird weiters vom RH, dass die Anforderungen des
Corporate Governance Kodex, wonach Aufsichtsratsmitglieder keine Organfunktionen in Konkurrenzunternehmen
ausüben durften, im Verbund-Kontrollgremium nur zum Teil erfüllt waren. Der Verbund steht zu 51 Prozent
im Eigentum der Republik Österreich, zusammen mehr als 25 Prozent halten EVN und Wiener Stadtwerke. Im
Überprüfungszeitraum 2012 bis 2016 hätten zwei der zehn von der Hauptversammlung gewählten AR-Mitglieder
dieser Regel nicht entsprochen und Leitungs- bzw. Aufsichtsfunktionen in Energieunternehmen gehabt. Ein
Aufsichtsratsmitglied sei Vorstandsmitglied der EVN gewesen, der andere Aufsichtsratschef der Wien
Energie und Vorstand der Wiener Stadtwerke.
Empfohlen wird, dass die gebotene
Berichterstattung sowie Strategie-Abstimmung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat sicherzustellen wäre,
wobei das Sitzungs- und Informationsregime des Aufsichtsrats den Schutz des Unternehmensinteresses zu
gewährleisten hätte. Die Problematik der Rollen- und Interessenkonflikte bei Doppelmandaten in
konkurrierenden Unternehmen solle auch an die Verbund-Eigentümer herangetragen werden, um eine dem Ziel
und der Intention der C-Regel 45 des Österreichischen Corporate Governance Kodex (ÖCGK) angemessene Regel
auch in der Praxis sicherzustellen sowie allfällige Sorgfaltsverstöße nach dem Aktiengesetz oder nach dem
Wettbewerbs- bzw. Kartellrecht zu vermeiden.
Empfohlen wird weiters, dass die Bemühungen um
eine zeitgemäße Neufassung der Satzung fortgesetzt werden. Diese sei - 16 Jahre nach der
Strommarktliberalisierung - noch nicht vollständig an geltendes europäisches und nationales Recht
angepasst. Eine Aktualisierung scheitere seit Jahren an der fehlenden Einigung zwischen dem
Mehrheitseigentümer Bund und den maßgeblichen Minderheitsaktionären. Das damals zuständige
Wirtschaftsministerium - der Verbund ressortiert nun zum Finanzministerium - betonte in seiner
Stellungnahme, dass alle Eigentümer seit längerem im Gespräch seien, um eine zeitgemäße Neufassung zu
beschließen.
RCB hebt Kursziel von 16,5 auf 19,5 Euro Votum bleibt "Reduce"
Die Wertpapierexperten
der Raiffeisen Centrobank (RBC) haben ihr Kursziel für die Aktien des Verbund von 16,5 auf 19,5 Euro
angehoben. Das Anlagevotum blieb unverändert bei "Reduce".
Die Analystin Teresa Schinwald
verweist zur Begründung der Kurszielerhöhung auf starke Strompreise. Für die, kommende Woche zur
Veröffentlichung anstehenden, Viertquartalszahlen werden indessen keine substanziellen Überraschungen
erwartet.
Verbund-Gewinn 2017 nach Einmaleffekten gesunken, mehr Dividende Konzerngewinn um 29 Prozent auf
301,4 Mio. Euro gefallen - Bereinigtes Ergebnis um 8,8 Prozent auf 354,5 Mio. Euro erhöht - Dividende
soll von 0,29 auf 0,42 Euro angehoben werden - BILD GRAFIK
Der Verbund hat 2017 aufgrund von
Einmaleffekten weniger Gewinn ausgewiesen. Eine gute operative Ergebnisentwicklung und eine erfolgreiche
Entschuldung schafften die Basis für eine höhere Dividende, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Vorgeschlagen wird eine Anhebung der Dividende auf 0,42 Euro je Aktie, nach 0,29 Euro je Aktie 2016.
Das berichtete Konzernergebnis sank um 29 Prozent auf 301,4 Mio. Euro. Das EBITDA (Ergebnis vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ging um 11,7 Prozent auf 922,3 Mio. Euro zurück. Diese Effekte
resultierten vor allem aus Wertminderungen bzw. Wertaufholungen im Kraftwerksbereich, aus dem Verkauf von
Anteilen an der E-Mobilitätstochter Smatrics GmbH & Co KG sowie der Bewertung einer
Anteilsrückgabeverpflichtung für das Kraftwerk Jochenstein. Im EBITDA wurden 2017 positive Einmaleffekte
von 22,7 Mio. Euro verzeichnet, nach 149,7 Mio. Euro 2016. Im Konzernergebnis gab es negative
Einmaleffekte von 53,1 Mio. Euro, nach positiven von 98,5 Mio. Euro 2016.
Bereinigt um die
Einmaleffekte stieg das EBITDA um 0,6 Prozent auf 899,7 Mio. Euro, das bereinigte Konzernergebnis erhöhte
sich um 8,8 Prozent auf 354,5 Mio. Euro. Ausgewirkt hätten sich vor allem deutlich höhere Erlöse aus
Flexibilitätsprodukten (vorwiegend aus dem Engpassmanagement), die thermische Restrukturierung und die
Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme der vergangene Jahre. Negative Effekte kamen von der
Wasserführung, den etwas niedrigeren Absatzpreisen bei der Wasserkraft-Eigenerzeugung sowie einem
deutlich niedrigeren Ergebnis aus dem Netz. Der Erzeugungskoeffizient von 0,99 war gegenüber 2016 (1,00)
stabil.
Die Ausschüttungsquote bezogen auf das berichtete Konzernergebnis beträgt 48,4
Prozent, bezogen auf das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis 41,2 Prozent.
Für das
laufende Geschäftsjahr 2018 erwartet der Verbund auf Basis einer durchschnittlichen Wasserkrafterzeugung
ein EBITDA von rund 850 Mio. Euro und ein Konzernergebnis von rund 300 Mio. Euro. Die Ausschüttungsquote
sei zwischen 40 und 45 Prozent bezogen auf das bereinigte Konzernergebnis geplant, teilte der Verbund im
Vorfeld der Bilanzpressekonferenz mit.
Verbund erzeugte 2017 mehr Strom, Wasserkraft leicht rückläufig Kräftiges Plus bei thermischer
Erzeugung wegen mehr Engpassmanagement - Umsatz um 4,2 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro gestiegen
Der Verbund hat im Vorjahr mehr Strom erzeugt. Einer leicht rückläufigen Produktion aus Wasserkraft
standen dabei ein kräftiger Zuwachs der thermischen Erzeugung im Gaskraftwerk Mellach sowie ein Plus bei
der Windkraft gegenüber, geht aus dem Geschäftsbericht hervor. Grund für die höhere Wärmekrafterzeugung
war der verstärkte Kraftwerkseinsatz für das Engpassmanagement zur Stromnetz-Stabilisierung.
Der Umsatz des zu 51 Prozent staatlichen Verbund legte im Vorjahr um 4,2 Prozent auf 2,913 Mrd. Euro
zu.
Erneute Zuwächse gab es bei den Privatkunden. Die Zahl der Strom- und Gaskunden im Bereich
Haushalte, Landwirtschaft und Gewerbe stieg um 55.000 auf 447.000.
Die Eigenerzeugung erhöhte
sich um 2,7 Prozent auf 32.866 Gigawattstunden (GWh). Dabei ging die Erzeugung aus Wasserkraft um 0,4
Prozent auf rund 29.700 GWh zurück. Der Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke lag mit 0,99
Prozent um 1 Prozent unter dem Vergleichswert 2016 und unter dem langjährigen Durchschnitt. Die
Stromproduktion aus Windkraft legte um 14 Prozent auf 952 GWh zu.
Bei der Wärmekrafterzeugung
gab es einen deutlichen Zuwachs um 64,8 Prozent auf 2.227 GWh. Dabei stieg die Erzeugung
Gas-Kombikraftwerk Mellach in der Steiermark - bedingt durch den im Vergleich zum Vorjahr erhöhten
Einsatz für das Engpassmanagement - um 130 Prozent 1.465 GWh. Im Steinkohlekraftwerk Mellach, das vor der
Schließung steht, stieg die Produktion um 7,2 Prozent auf 761 GWh Strom. Die Fernwärmeerzeugung stieg um
3,7 Prozent auf 943 GWh.
Den Stromabsatz erhöhte der Verbund um 6,0 Prozent auf mehr als
58.500 GWh. Die durchschnittlich erzielten Absatzpreise im Bereich der Eigenerzeugung lagen im Vorjahr
mit 30,4 Euro pro Megawattstunde (MWh) etwas unter dem Wert von 2016 mit 31,0 Euro/MWh.
Der
durchschnittliche betriebswirtschaftliche Personalstand des Verbund betrug 2.819, nach 2.923
Mitarbeitern. Die Nettoverschuldung sank von 3,2 auf 2,8 Mrd. Euro, der Nettoverschuldungsgrad von 58,3
auf 50,0 Prozent.
Effekte auf das Ergebnis hatten Wertminderungen und Wertaufholungen bei den
Kraftwerken. Die Wertminderungen betrugen 2017 259,1 Mio. Euro (2016: 90,8 Mio. Euro), vor allem wegen
der Wertminderung des Firmenwerts der Kraftwerksgruppe Inn (153,8 Mio. Euro), der Kraftwerksgruppe
Grenzkraftwerke (57,7 Mio. Euro), der Kraftwerksgruppe Mittlere Salzach (21,4 Mio. Euro) und des
Fernheizkraftwerks Mellach (10,5 Mio. Euro). Im Geschäftsjahr 2016 hatte es Wertminderungen im
Wesentlichen bei Windparks in Rumänien, den Laufwasserkraftwerken Gössendorf und Kalsdorf sowie beim
Gas-Kombikraftwerk Mellach gegeben, das 2017 aber wieder aufgewertet wurde. " Die Wertaufholungen in Höhe
von 78,2 Mio. Euro (2016: 1,0 Mio. Euro) resultierten zur Gänze aus der Wertaufholung des
Gas-Kombikraftwerks Mellach", heißt es im Geschäftsbericht.
Verbund will sich bei neuen Vorstandsposten noch nicht festlegen Die Verträge aller vier
Verbund-Vorstände laufen heuer aus. Ende April soll es eine so genannte offene Ausschreibung geben.
...
Dass Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber bleibt, gilt mittlerweile als
wahrscheinlich.
Mellach spielte mehr Geld ein, Bilanz-Aufwertung
- Aus für Preiszone mit Deutschland verteuert Strom bei uns - Wasserkraft-Ertüchtigung - Kälte/Wärme
braucht noch mehr Strom als E-Mobilität - BILD GRAFIK
Der Verbund, Österreichs größter
Stromkonzern, sieht nach längerer Zeit der Abwärtsbewegung eine gewisse Erholung und Trendwende bei den
Strom-Großhandelspreisen. 2018 will man ebenso viel Nettogewinn einfahren wie 2017. Das Vorjahr sei
"trotz aller Schwierigkeiten und Verwerfungen am Markt ein gutes Jahr" gewesen, sagte
Verbund-Generaldirektor Wolfgang Anzengruber am Mittwoch vor Journalisten.
Bei 4,2 Prozent
Umsatzplus auf 2,913 Mrd. Euro und 301,4 Mio. Euro Konzerngewinn (-29 Prozent) erhöht man die Dividende
kräftig auf 0,42 (nach 0,29) Euro je Aktie, weil das um Einmaleffekte bereinigte Ergebnis um 9 Prozent
auf 355 Mio. Euro stieg. Der Konzern sei widerstandsfähiger geworden, betonte Finanzvorstand Peter F.
Kollmann. Den Zinsaufwand habe man reduzieren können - nämlich um einen massiven Schuldenabbau um 1 Mrd.
Euro binnen drei bzw. um 1,5 Mrd. Euro binnen fünf Jahren, und dies bei sinkendem Strompreis, "das ist
eine enorme Leistung". Zudem habe man Kosten weiter gesenkt und Effizienz weiter erhöht. Im Schnitt
zählte der Verbund voriges Jahr 2.819 Mitarbeiter, nach 2.923 davor.
Den - bereinigt - etwas
höheren Konzerngewinn erklärte der CFO, trotz geringerer Preise und Mengenstagnation, primär mit den
unerwarteten Zusatzerlösen aus Flexi-Produkten, etwa dem Engpassmanagement. Mit 200 Mio. Euro lukrierte
der Verbund hier um fast 70 Mio. Euro oder 56 Prozent mehr als 2016. Im Sommer hatte man nur 166 Mio.
Euro erwartet, für 2018 nun 130 Mio. Euro. Und in der Bilanz konnte das dafür eingesetzte
Gas-Kombikraftwerk Mellach um 78 Mio. auf 95 Mio. Euro aufgewertet werden.
Für diese
840-MW-Anlage, "eine Feuerwehr zur Stabilisierung", wünscht sich der CEO eine
5-Jahres-Kontrahierungsvereinbarung. Die Gasanlage Mellach erzeugte 2017 mit 1,47 TWh um 130 Prozent mehr
Strom. Insgesamt seien in Österreich wohl 3.000 MW an derartigen Anlagen zur Netzstabilisierung nötig.
Die gesamte thermische Produktion des Verbund legte 2017 um 64 Prozent von 1,35 auf 2,23 TWh zu und
verschlechterte damit die CO2-Bilanz des Konzerns bezogen auf die Gesamterzeugung von 96 auf 93
Prozent.
Die Verbund-Eigenerzeugung wuchs um 2,7 Prozent auf 32,9 TWh. Dabei sank die
Erzeugung aus Wasserkraft um 0,4 Prozent auf rund 29,7 TWh zurück. Der Erzeugungskoeffizient der
Laufwasserkraftwerke lag mit 0,99 um ein Prozent unter dem Vergleichswert 2016 und unter dem langjährigen
Durchschnitt (1,00). Die Windstromproduktion legte um 14 Prozent auf 952 GWh zu, davon die Hälfte in
Rumänien, je ein Viertel in Deutschland und Österreich. Der Stromabsatz stieg um 6,0 Prozent auf über
58,5 TWh. Die Zahl der Strom- und Gaskunden im Bereich Haushalte, Landwirtschaft und Gewerbe stieg um
55.000 auf 447.000.
Die Absatzpreise in der Eigenerzeugung sanken voriges Jahr weiter - im
Schnitt von 31,0 auf 30,4 Euro je Megawattstunde (MWh), doch sehe man nun für heuer eine gewisse
Trendwende, nämlichen einen Stopp der Abwärtsbewegung, und für 2019 sogar "potenziell signifikant höhere
Strompreise", so Kollmann. Zwar gebe es bei den schon gehedgten drei Viertel des Gesamtabsatzes von heuer
einen weiteren Preisrückgang von 30,4 auf 26,9 Euro/MWh, die noch offene Menge sehe man aber bei 29,4
Euro, also "nur" um einen Euro/MWh tiefer, "eine gewisse Trendwende." Bei den schon bepreisten Mengen für
2019 - 44 Prozent des Gesamtvolumens - sehe man jetzt schon 29,6 Euro/MWh, gegenüber den 26,9 Euro
erzieltem Preis für 2018. Jeder Euro/MWh mehr bei Erneurbarer Erzeugung kann das Konzernergebnis um 3,9
Mio. Euro erhöhen, jedes Prozent mehr Wasserkrafterzeugung um 5,8 Mio. Euro. Sehr stark, zu 90 Prozent,
hänge der Strompreis vom Kohlepreis ab - der habe sich vor allem durch China wieder stabilisiert, so
Kollmann.
Mit der geplanten Auftrennung der gemeinsam deutsch-österreichischen Strompreiszone
- des größten liquiden Markts in Europa - mit 1. Oktober d.J. will sich der Verbund weiter nicht
abfinden, obwohl er sie nicht verhindern kann. In Kraft tritt dann eine "Grenzbewirtschaftung", eine
künstliche Kapazitätsverknappung von 10.700 MW auf 4.900 MW. Diese Grenzkapazitäten würden versteigert,
müssten also gekauft werden - mehr werde, ungeachtet der technischen Möglichkeiten, nicht zugelassen, so
Anzengruber. Doch auch bisher liege das Volumen nur an 20 Prozent der Tage über 4.900 MW, an 80 Prozent
darunter, relativierte Kollmann.
In Österreich werde der Strom durch die künstliche
Verknappung an der Grenze teurer, das sei schon jetzt an den Börsen absehbar, so Anzengruber. Für 2019/20
sehe man für Österreich einen um drei Euro je MWh höheren Strompreis als in Deutschland. Bei 35 Euro
aktuellem Großhandelsniveau entspreche das den 7 bis 8 Prozent Erhöhung, von denen am Montag auch der
Regulator E-Control gesprochen hatte. "Es wird der Konsument zahlen", meinte der Verbund-Chef, über die
Energiepreise. Freilich mache die Energiekomponente nur ein Drittel des Gesamtpreises aus. Doch auch die
Netze würden erhebliche Investitionen erfordern, nicht nur im Übertragungs-, sondern auch im
Verteilbereich. Der Netzentwicklungsplan 2017 sehe für die nächsten 10 Jahre 2,5 Mrd. Euro Investitionen
vor. Für die nächsten drei Jahre plane der Verbund Investitionen von 1,1 Mrd. Euro, sagte Kollmann, v.a.
in Erzeugung (Wasserkraft), aber auch Netz. 2017 wurden 231 (255) Mio. Euro investiert. Bei der
Wasserkraft gehe es primär um die Erzeugung steigernde Maßnahmen, wie man etwa im Donaukraftwerk
Ybbs-Persenbeug durch neue Maschinen um 77 GWh mehr heraushole.
Die E-Mobilität werde der
Verbund mitbewältigen können. "Das ist machbar", selbst bei 100 Prozent elektrisch betriebenen Pkw in
einigen Jahrzehnten werde der Strombedarf auf heutiger Basis lediglich um 13 Prozent zulegen, meinte
Anzengruber. Die Dekarbonisierungsbemühungen für den Kälte- und Wärmebereich würden vergleichsweise "noch
viel viel mehr Strom benötigen" als die E-Mobilität, sodass in Summe mit 30 bis 35 Prozent
Strombedarfsanstieg zu rechnen sei.
Ob er sich neuerlich für eine Vorstandsfunktion bewerben
werde - alle Verbund-Vorstandsverträge laufen Ende 2018 aus -, wollte Anzengruber am Mittwoch nicht
sagen. Nur so viel: Das Unternehmen Verbund sei ein tolles Unternehmen, und es sei immer interessant, für
so ein Unternehmen zu arbeiten. Ende April solle die Ausschreibung für die Chefetage des 51 Prozent der
Republik Österreich gehörenden Konzerns in die Wege geleitet werden, das sei das Ergebnis der AR-Sitzung
von Dienstag, so "Die Presse" online am Mittwoch; bei der konstituierenden AR-Sitzung nach der HV am 23.
April solle die Ausschreibung beschlossen werden.
Durch die Neuordnung der deutschen
Energieriesen E.ON und RWE sehe man erst einmal in einer ersten Phase keine Auswirkungen für Österreich,
meinte Anzengruber, der von einer "organisatorischen Neuordnung", einer "Art Konsolidierung am deutschen
Markt" sprach. Die beiden Konzerne würden eine Zeit lang jetzt einmal mit sich selbst beschäftigt
sein.