UniCredit und Santander müssen ihre Fondsfusion begraben
Scheiterte am Widerstand der Regulierer - Nun wieder
Börsevariante für Pioneer im Gespräch - Insider: UniCredit
plant Kapitalerhöhung über 5 Mrd. Euro
Die Fusion der
Vermögensverwalter von UniCredit und Santander ist geplatzt. Die
italienische Großbank blies den geplanten Zusammenschluss ihrer
Fondsgesellschaft Pioneer mit der spanischen Santander Asset
Management am Mittwoch ab. Man habe in einer vertretbaren Zeit keine
machbare Lösung gefunden, die den Aufsichtsbehörden genehm gewesen
wäre, sagte der neue UniCredit-Chef Jean-Pierre Mustier.
Deshalb seien die Verhandlungen beendet worden. Das fusionierte
Unternehmen wäre mit einem verwalteten Vermögen von rund 400 Mrd.
Euro einer der zehn größten Fondsanbieter Europas geworden.
UniCredit prüfe nun Alternativen wie einen Börsengang für
Pioneer, hieß es weiter. Darin war vor zehn Jahren auch die
HVB-Fondsgesellschaft Activest aufgegangen.
Die Absage hatte sich angesichts der regulatorischen Hürden seit
Monaten abgezeichnet. Doch erst der neue Vorstandschef Mustier zog
endgültig die Reißleine. Der Franzose arbeitet seit seinem
Amtsantritt vor zwei Wochen fieberhaft daran, die dünne Kapitaldecke
der größten italienischen Bank aufzupolstern.
Dass er das Kapitalproblem schnell angehen will, hatte der
55-Jährige bereits gezeigt.
Die Italiener haben sich zuletzt bereits von einem Aktienpaket an
der polnischen Bank Pekao getrennt und so den Anteil von 50 auf rund
40 Prozent reduziert. Dieser ist an der Börse derzeit rund 2,8 Mrd.
Euro wert. Als möglicher Käufer könnte der polnische Staat in
Betracht kommen, da die dortige Regierung stärker Kontrolle über die
Wirtschaft erlangen will und aus diesem Grund auch Beteiligungen an
Banken erwägt.
Mit dem Verkauf von jeweils 10 Prozent an der zweitgrößten
polnischen Bank und am italienischen Online-Broker Finecobank hatte
die Mutter der österreichischen Bank Austria binnen 24 Stunden mehr
als eine Milliarde Euro erlöst und die harte Kernkapitalquote leicht
auf 10,7 Prozent aufgebessert. Das liegt aber noch immer nur 0,7
Prozentpunkte über der Mindestanforderung der Bankenaufseher für den
italienischen Branchenprimus.
Italiens Banken sitzen auf einem Berg fauler Kredite und stehen
deshalb beim Stresstest im Fokus. Experten erwarten nun eine
milliardenschwere Kapitalerhöhung. Nach einem Bericht der
Nachrichtenagentur Bloomberg erwägt Mustier, 5 Milliarden Euro bei
den Aktionären einzusammeln. Das drückte den Kurs der
UniCredit-Aktie am Mittwoch um 3,5 Prozent in die Tiefe.
Mustier will offenbar auch einen Großteil der faulen Kredite in
Italien verkaufen. Definitive Entscheidungen gebe es aber nicht. Die
Bank wollte sich nicht äußern.
In Österreich braucht die UniCredit auch noch das Okay der
Aufseher, um das derzeit in Wien angesiedelte Osteuropageschäft
direkt unter das Dach der UniCredit in Mailand zu verlegen. Die
europäischen und nationalen Bankenaufseher wollen der Abspaltung
kein bedingungsloses Okay geben. Es geht u.a. um eine ausreichende
Kapitalisierung der Wiener Bank auch nach der Ostabspaltung. In
Medien war von einer konzerninternen Kapitalumschichtung - etwa von
der HypoVereinsbank zur Bank Austria - die Rede.
Jüngst gab es aber auch Spekulationen, ob nicht die HVB überhaupt
wieder dienlich sein könnte, den Geldbedarf im Mailänder Konzern
großflächiger zu abdecken. In Finanzkrisen kursierten Ideen für
Teilverkauf oder erneuten Börsengang der HVB.
Bis Herbst will der neue Mailänder Konzernchef ein überarbeitetes
Strategiekonzept für die Gruppe vorlegen.
(Schluss) rf/kan
ISIN IT0004781412 ES0113900J37
WEB https://www.unicreditgroup.eu
http://www.santander.com/
http://www.bankaustria.at