Türkei-Tochter der Post will Anteile zurückkaufen - harsche Kritik
Aras Kargo: Österreichischer Post fehlt es an Vision und
Wachstumswillen
Die österreichische Post hat 2013 25 Prozent am
türkischen Paketdienst Aras Kargo übernommen und zugleich eine
Option auf weitere 50 Prozent gewährt bekommen. Seit einem Jahr wird
über die Ausübung der Option vergeblich verhandelt. Die Familie
Aras, der die restlichen 75 Prozent gehören, lehnt dies nun ganz ab
und will stattdessen der Post ihre 25 Prozent wieder abkaufen.
Evrim Aras und Meral Aras, Mehrheitseigentümerinnen an der Aras
Kargo, sehen nun die Mehrheitsübernahme der Post als "Schritt, der
das Potenzial des Unternehmens beeinträchtige und große Risiken für
die Anleger mit sich bringe" heißt es in einer Pressemitteilung vom
Sonntagabend. Zugleich spart Evrim Aras nicht mit Kritik an der
österreichischen Post. Diese habe "mit der Vision einer globalen
Marke nicht Schritt halten können". Die Familie Aras habe das
Unternehmen zu einer globalen Marke entwickeln wollen. Darum habe
man sich einen internationalen Partner gesucht und mit diesem 2013
"einen auf Transformation ausgerichteten Geschäftsplan" entwickelt.
Dabei seien die nötigen Investitionen festgelegt worden. "Die
Österreichische Post verfügt leider nicht über die gleiche
Flexibilität und das gleiche Wachstumspotenzial wie wir und konnte
mit den Gegebenheiten der Türkei nicht Schritt halten", kritisiert
Aras.
Investitionen von 150 Mio. Lira (nach aktuellen Kurs 46,86 Mio.
Euro) seien vereinbart worden, unter anderem, um alle
Umschlagzentren zu automatisieren, ausgegeben wurden aber nur 50
Mio. TL. "Diese Investitionen waren sehr kritisch und sollten auch
nicht nur von unserem ausländischen Partner finanziert werden. Diese
Technologie-Investitionen hätten von Aras Kargo getätigt werden
sollen, um das Wachstum und die Optimierung des Potenzials zu
gewährleisten, jedoch hat die Leitung der Österreichischen Post
sowohl die Umsetzung dieser Schritte verhindert als auch nicht zum
richtigen Zeitpunkt die notwendige Courage gezeigt", heißt es in der
Aussendung.
Dennoch sei Aras Kargo "derzeit eine der wertvollsten Marken der
Türkei, Pionier des 5 Milliarden TL umfassenden Paketdienstsektors
und dessen am raschesten wachsender Akteur". Dadurch habe Aras Kargo
die besten Chancen, Branchenführer in der Region zu werden. "Aber
leider hat sich herausgestellt, dass der von uns gezeigte gute Wille
und unsere großen Bemühungen von der Gegenseite nicht gewürdigt
wurden. Die Manager der Österreichischen Post haben diese für alle
Beteiligten wertvolle Gelegenheit verpasst. Zu Beginn der
Partnerschaft ahnten wir nicht, dass wir auf einen derartigen
Investor treffen werden."
Aus Sicht von Evrim Aras "verfügt die gegenwärtige Leitung der
Österreichischen Post nicht über die kulturelle Vielseitigkeit,
technologische Innovationskraft, Vision und Leidenschaft, um ein
großes Unternehmen wie Aras Kargo führen zu können". Es fehlten dem
Post-Management auch "die globale Perspektive und Vision, um mit der
Struktur und Arbeitsweise in der Türkei mithalten zu können".
Grundsätzlich habe man "begriffen, dass diese Eigenschaften von
einem europäischen Unternehmen nicht richtig interpretiert werden
können." Man habe zwar "großen Respekt vor dem österreichischen Volk
und dem etablierten Unternehmen Österreichische Post, das
mehrheitlich dem Volk gehört. Dies war auch einer der Hauptgründe,
weshalb wir im Jahr 2013 einer Partnerschaft gegenüber positiv
eingestellt waren, jedoch hat das Kompetenzgerangel sowohl der
Geschäftsführung der Österreichischen Post als auch der von ihr in
unseren Vorstand in der Türkei entsandten Führungskräfte Aras Kargo
sehr geschadet."
"Wir als Familie Aras werden es nicht zulassen, dass Aras Kargo
an Markenwert verliert", heißt es in der Aussendung. Die Familie
Aras habe in der Verhandlungen "stets eine transparente und
professionelle Haltung gewahrt. Leider konnten wir während dieses
Prozesses bei der Gegenpartei nicht dieselbe Haltung erkennen". Man
müsse zur Kenntnis nehmen, "manchmal kann das Vorhandensein eines
ausländischen Partners auch dem türkischen Unternehmen schaden".
Daher "lehnen wir die Kaufoption unseres österreichischen Partners
ab und verkünden, dass wir den Anteil von 25 Prozent Aktien, den
dieser an Aras Kargo, einer Marke der Türkei, halten, zurückkaufen
wollen."
(Schluss) tsk/vos
ISIN AT0000APOST4
WEB http://www.post.at